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Die Gartenkunst — 1.1899

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Klawun, Paul: Süddeutsche Streifzüge
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https://doi.org/10.11588/diglit.20975#0195

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DIE GARTENKUNST

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dessen gefällige Kaskaden- und Treppcnanlagen von dem tische Gefühl befriedigende Vormittelung geschaffen ist.
hochgelegenen Eugensplatz hinabführen zu den tiefergolego- So hat man an der quer den Platz durchschneidenden
nen Strafsen am Schlofsgarten. Die Plastik und Architektur Prannerstrafse auf einer Erhöhung das Liebigdenkmal auf-
sind Schöpfungen des durch seine phantasiereichen Archi- gestellt, während vor diesem die Strafsongrenzen durch
tekturskizzen bekannten Professors Otto Rieth. Kalksteinbalustraden einen architektonischen Abschlufs ge-
Auf meinen Wanderungen habe ich häufig die Wahr- funden haben. Die halbkreisförmig ausgebuchteto Mitte
nehmung gemacht, dafs die künstlerische Haltung des der beiden Balustraden ist von den Freitreppen unter-
Blumenschmuckes, der Teppichbeete im besonderen, einen brochen, welche die höher gelegenen Platzteile mit dem
beachtenswerten Prüfstein giebt, wie sich in dem betreffen- Strafsenniveau verbinden. Seitlich von diesen Freitreppen
den Orte der gärtnerische Geschmack entwickelt hat. und sind dio freigobliebenen Nischen mit Rasen geschmückt,
was von ihm Gutes oder Böses bei eingehenderer Besieh- auf denen einfach rote Geraniumbänder ein herrliches De-
tigung zu orwarten sei. Am meisten bestärkt in dieser korationsmotiv zu den grauen Steinbalustradon abgeben.

Der Wittelsbacher Brunnen auf dem Maximilians-Platz in München.

Annahme hat mich München. Sobald man vom Bahnhof
aus am prächtigen neuen Justizpalast vorbeigoschritten und
hier die ersten Blumenarrangements überblickt hat, ge-
winnt man den angenehmen Eindruck, dafs der hier sofort
erkennbare vornehm künstlerische Geschmack, dieses feine
dezente Empfinden für Farben und Formen vorbildlich,
bleiben müsse auch für die weiteren gartenkünstlerischen
Schöpfungen dieser Stadt. In wenigen Schritten ist der
grofse langgestreckte Maximiliansplatz erreicht, jene aus-
gezeichnete Arbeit des verstorbenen Hofgartendirektors
Carl von Effner, dem man hier auch ein würdiges Denk-
mal errichtet hat. Dieser Platz giebt den Beweis, welche
Wirkungen sich mit rein landschaftlichen Gruppierungen
im streng regelmäfsigen Strafsenbilde erzielen lassen,
wenn, wie es hier geschehen ist, an den überführten Strafsen-
grenzen durch regelmäfsige Arrangements eine das ästhe-

An der vorderen Schmalseite dieses Platzes hat man neuer-
dings den grofsartigen Wittelsbachbrunnen aufgestellt,
welchen die Stadt München aus Anlafs ihrer vollendeten Ge-
birgswasserleitung stiftete (s. obige Abbild.). So wunderbar
diese Schöpfung als Plastik und Wasserkunst ist, so verblüffend
wirkt hier die Harmonie, mit der Gartenkünstler und Bildhauer
Hand in Hand gearbeitet haben, um ein Werk zu schaffen,
das kaum seinesgleichen finden dürfte. Dieses herrliche
Ergebnis gemeinsamer Arbeit zweier so grundverschiede-
ner Künste zu beschreiben, bliebe verfehltes Beginnen. Er-
wähnen möchte ich nur, dafs hier der Gartenkünstler mit
glücklicher Hand das Einfachste und Nächstliegende ge-
nommen hat, um solche Wirkung zu erzielen. Man hat
für die breit hingelagerte Plastik einen Gehölzhintergrund
geschaffen, dem schlank aufragende italienische Pappeln
eine ganz eigenartig reizvolle Silhouette verleihen. In
 
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