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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0311

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Lindert wcrdcii könnte; die Utbcrciiikunft
sei ein vcrtragsincißigcö Gesep, ändere daö
Evikt von 1807 ab, und diescsckönnc nicht
ini Vcrordniingswege gcschchen. Dcr An-
irag-der Koiilniissioii greife nicht in die
Nechte der Krone, das köiine er init vollcin
Bewußtsein sagcn, und schon eine derar-
tige Absicht der Kanimer nnterznsteUen,
koiiilnc ihni sondcrbar vor. Er stiininc niit
voller Ucberzeuglliig fnr den Koiniiiissions-
aiurag. Bär 'v. K. beurthcilt die Ucber-
einkuiift voni gesnnden Mcnschenvcrstande
aus, nnd gclangr :n sciner Darlcgnng zn
dcin Anssprnchc, daß 'die großh. Negie-
rung zniii Abschlnsse deö Vcrtrags berech-
tigt war. Bcide Konträhcntcn scicn vcr-
pflichter, dcnselben so wcit möglich zn voll-
ziehen. Wcgen dcr Wichtigkeic dcö Ge-
genständcs köime er Fischlei'8 Antrag nicht
beitreten. Mit dcin Ankragc der Mchr-
hcii könnc cr nicht gehcn, bcnn er zweifle
an cincin Ersolg, selbst wcnn ein Wechsel
in dcr Pcrson dcr Minifter siattfinden
sollce. In bcr Aiinahinc dcr Adressc er-
blickc cr das Wicdcranftauchen des Kirchen-
streics, inan sol'le' darnin init der Negie-
rung cinig gchcn, weshalb cr dcn Anrrag
stcllc, dic' Ucbcrcinkunfl nicht zur Gese^-
gcbuiigznrcklainircn, sondern 1) cinc nncer-
thänigste Adresse an Se. Kön. Hohcit dcn
Großherzog zn bcschließcik', worin Aller-
höchstocrselbc uin Voölagc dcrjenigrn Gc-
se^e gebcren wcrde, wclche durch die Ueber-
einkniist nothwendig bcdingt seicn, 2Pdaß
dic Kaminer ihrc Ansicht über die ans dcin
Vccordnuilgswege zu > crlajlenven Bcstini-
nuuigcn ausspreche und daß deingcmäß
3) dcr Gegenstand in die jkvmmission znc
Berachnng uach dieser Nichluiig znrück-
gewicscn und dicsc nm cinige Mitgliedcr
verstärkc werde. Noßhirt dnrchgeht die
Enrwickluilg der kirchlichcn Zustände bis
ans die jehigc Zcic, cr weisr nach, daß
dic großh. Negierung-bis znm Iahre,1853
dic kirchlichen Aiigclegeiihcitcn selbst ge-
orduct, nnd geht dann anf Widerlegnng
einzelucr allgemeiner Punktc des Kom-
niissionsberichtcs über.

Dic Ucbcreinkunft werde in cincm zn
Hohen Lichrc bctrachtet; er könne ihr dicse
hohe Lragweitc nicht zollcn, da cr. sic
nnr fur einen Fricdensschlnß, ein Abkom-
inen haltc. Ein Staalsvertrag habe kcine
Gcltnng, bevor cr znr Darnachachtnng
bckannt gemacht wvrden sei. Alles, waö
in der Ucbereinkiinft stchc, könnc nicht ohne
ständische Mitwirknng cingeführt werden,
und es sei die Formnliriing von Verträ-
gen sehr schwer, wo es sich um Prinzi-
picn handle. Uebereinstlinincnd mit der in
Baden herrschsnden Prariö, sci cr dcr
Ansicht, daß das Konstitnlionscdikt von
1807 nicht in allcn scinen Theilcn cin
Gcsetz sci, er beweise dieses durch eine
Vcrvrdiiiing von 1826, wodnrch ei'ne cin-
zelne Bestimmung des Edikts aufgehobcn
worden. Hierauf geht der Redner auf

cinc spezielle Wivcrlegnng des Komniis-
sionsbcrichts ein, gclangt am-Schlnsse
noch auf dic staatsrcchtlichc Scite der
Uebercinkunft, init dcr Schlußbchauptnng,
daß dic Kronc znni Abschlnsse dcr Ucbcr-
cinknnst bercchtigt gewescn sei, und nii-
terstützt sobann Fischlers Antrag. Da
sich noch 1y Redner znm Wort gcmeldct
haben, wird dic SiPniig Abcnds 6 Uhr
geschlossen und vic Fortsclzung auf morgeii
anbcranmt.

/X Mannheim, 27. März. Wcnn
anch in dicscn Blättern dcr Fortbcstand
des Großhcrzoglichen Mädchcninstituts, dcs
sog. v.'Graimbcrg'schen Pciisionatcs, als
nicht nnr'gefäh'rdct, sondcrn sogar höchst
iiiiwahrschciiilich dargestcllt wird, so wird
nicht nur diese Anssassnng in wohl untcr-
richtetcn Kreisen lebhaft bcstcittcn, son-
dcrn niaii will sogar wisseii, daß gcradc
in ncnestcr Zcit der Forchestand dcs Pcn-
sionatcs in der bishcrigen Weise anßer
Frage sei.

Uiiabhäugig abcr von diescr Fragc kann
nnd soll dic Verhandlnng übcr Errichtnng
ciner höhcrcn Töchterschnlc fortgeführt wer-
den. Gcradc der Umstand, daß ein solches
Institiit — natürlich mit AuSnahme der
unter die Uiitcrrichtsgcgenstäiidc eingcreih-
tcn Ncligiottsnnterweisung ---- in seincr
Lcituiig kcinen koufessioiiellen Charaktcr
trägt, hat in knrzcx Zeit bewirkt, daß
dasselbe sich alS den Hcrzcnswunsch der
hiesigcn Bevölkerung mehr nnd inchr knnd-
gibt.

Neben eincr solchen Erziehiings-
a n st a l t in gcistiger nnd körpcrlichcr
Rücksicht wärc für die bisherigen hie-
sigcn Mädchcniiistitnte l'mmerhin noch
Naum genug, an dcm Erzichiliigswcscn
Theil zn iichmen. Es würdc dieses dnrch
ihre Bcschränkiing auf dic Stcllnng als
Pensionate zn gcschehen haben, da voraus-
sichtlich cinc Bethciligiing dcr Umgegend
in größerem Kreisc an ver Schule zn er-
wartcn wäre.

In dem hcntc Abcnd stattfiiidenden Kon-
zcrtc zweier hiesigcr Männcrgesangvcrcine
znm Bestcn des Ärndt'schcn Dcnkmals sind
so viele.Kartcn schon znm Vorans gelöst,
daß voraussichtlich dcr großc Konzertsaal
dcs Thcatcrgebändcs übcrfüllt scin wird.

Nächster Tage wird in den Nännilich-
kciten dcs Kunstvercins 'Stciiihäuscrs eine
nach Bremen bcstimmte Statne „Mign'on"
ausgestellt sein, woranf ich dic Kiinst-
frcundc in'Jhrcr Stadt besonders anf-
merksam 'inacheii möchte.

.Mannheim, 29. März- Die ver-
gangcne Nacht 12 Uhr wnrde daS Urtheil
des hicsigen Schwurgerichtshoss in der
Auklagcsache gegen Franz Carl Müllcr
don hier wegen Wcchsclfälschnug nnd
gcgen Llidwig Franz Werlc von Wicn
wcgcn Beihilfc zn diesem Verbrechen vcr-
küildct. Auf Grnnd deö Wahrspruchü dcr
Geschworenen, welche bezüglich des Ersteren

35 an sie gestelkte Fragen.theils bejahtcn
thcis vcrneinteil uiib bezüglich dcs Zwei-
ten pon sieben Fragen eine dcrsclben be-
jahten, 6 dagegen vcriici'ntcn, vcrnrtheiltc
dor Schwnrgerichtshof dcn Franz Karl
Mnllcr von Mannhcim wegen der. aus
Geivi'nnsucht vcrübten Fälschung von
Wechsclii zu cincr Zuchihaiisstrafe von
10 Iahrcii, odc.r 6 Jahrcn Einzelhaft
nnd 1 Iahr gewöhnliches Zuchthaus, und
zu riner Gcldstrafe von 1000 fl., welche
i'm Fallc ihrer Unbeibringlichkeit in eine
wcitcrc Zuchthausstrafe von 14 Iahr
limgewaildelt' wird, so wie sämmt-
lichc Kosten des Versahrens. Lndwig
Franz Werlc wurdc dcr Beihilfc zu ge-
iianiltcm Berbrechen fr.eigcsprochen und
mit allcn Kvsten verschont. Letzterer '
wnrde sogleich seincr Hast entlassen.

Frankfurt, 23. März. Die Nach-
richl, baß die ÄO Millionen Nationalan-
lcihe, welchc die Regierung an Zahlniig
nimmt, verbrannt werden, blicb ohne
Wirkung auf dic Börsc. Von verschie-
dcncn Piinktett Oestrrreichs wird'gcmcl-
vet, dciß man bei dem Nationalanlchen
dnrch moralischen Zwang Zcichiluilgen er-
halten wcrdc. Im Ausland ist anf gar
keine Betheiligung zn rcchnen; da hi'er
bas Anlchen heutc 3 pCt. uiitcr dcm
EmissionSrursc vergcblich angcbotcn wird,
so kaun sich Jedermann bie Mühc dcs
Zcichnens ersparen.

Wien, 29. März. Die Landesstatnte
sind abgcsch'lossen und kaiserlicher Sanc-
tiou unterbreitet. Samstag werdcn 140
Millionen Staatsschuldenverschreibnngcn
des Tilgungsfonds verbrannt.

S ch w e i z.

Zürich, 27. März. So viel man
vernimmt, geht der Antrag des Bnndes-
raths dahin, die ncutralisirteii Provinzen
Savopcns mit 50,000 Mann zn bcsetzen.
Wird'Enropa, wird Dcntschlaiid mit sei-
ncr Politik so weit hcriincergekommen sein,
ni» dic kleinc Schweiz gegen den schmäh-
lichsten Gcwaltstreich im Stiche zn lassen?

Äern, 28. Mäiz. 8 Uhr 30. Minuten
Abends. F rank r e i ch übcrgab he.ute eine
süße, ossenbar auf Spaltnng der Bundes-
versammlung bcrechncte Verbalnotc.
Die Abtretung L>avopenö, sagt. die-
selbe,. crfolge ja nur im Einverständiiiß
mit der Schwciz nnd den Mächten, nnd
Frankrcich besi!)c nicht.mehr, als Sardinien
bcsessen; der Bnndesrath möge daher die
yitstandeiie Aiifrcguiig beschwichtigen. Un-
möglich! Alles Vertrauen ist dahin.

t a l i e tt.

Chnnrbery, 28. März. Zwei Kom-
pagnicn deö französischen' 80. Linienregi-
mentS sind heiite'Vormiktag in Chamberp
eingcrückt; sie wnrden mit Riifcn empfan-
gen: „Es lebe Frankrrich! Es. lebc dcr
Kaiser!" Die Nationalgarde hat die fran-
,zösische Kokarde angelegt.
 
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