Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Juni
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0541

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hndelberger TaMatt.

13S.


Sonntag, 10. Znni


Telegraphische Depesche.

Paris, 7. Zimi'. Di'c „Pcitri'c" incl-
dct aiis Ncapcl, di'e Capitiilciti'vii sci iioch
ni'cht luitcrzcichiict; Gciri'bcildl' hcibc ein
Mliil'stcriiiiii cscbildct uiid cine cinßcr-
ordeiitlichc Aiiehcbiiiist bcfohlcn; die Jn-
siirrcrtioii hcibe zn Girgciili obgcsicgt.

D e n tsch l a n d.

Karlöruhe, 6. Julii. - Es crschriiit
nns als cin etivaö gcwissrnloscs Untcr-
sangrn, ivelches grgcnwärtig nn't dcn
Adressen der Landcapitcl an dcn
Hcrrn Erzbischvf getrirbcn wird. Wcnn
inan in dcnselbcn cincin schll'ninirn -Sinn
sindcn. wlll, so kann inan daraus lescn,
daß dic Unterzcichner nur anf rincn Anf-
rnf znr Untreue gegen ihren erlauchten
Fürsten nnd die Gesctze ihrcs Däterlandrs
warten,'nin sofort sich zu rinpvrcn. Der
lopalc Schciii, nnter dcni dies g.eschicht,
h'at dabei chcr etwas Bele.idigendes, als
ekwas s.'opales an sich. Man ist ver-
sncht, Dcnen, wclche diese Agftätion lei-
tcn, dcn Nalh zu gcbcn, ihrc niöglichcn
Folgen zu bcdenkrn. Dic Bedeutnng dicscr
Adresscn ist selbst für die Partci, welchc
dieselbcn veranlaßt, zu gering, nm die
Einbuße an dei» sitllichen Vertrancn zn
rrsetzen, welchc auf diesrni Wcge ziiin
Nachtheil dcr Gcistlichkcit geinacht wird,
und zngleich die Vcraiitwortiichkcit für dic
Folgen auszngleichcn, wclche bei allcr
Nachsicht der Negierung doch inöglicher
Weise cin fvrtgcsrtzlcs' Grbahrrn dieser
Art hcrbeiführe» könntc. Dcr Entwnrf des
Geschcs übcr die Bcstrafmig von Anits-
iiiißbräiichcii dcr Geisilichcn crrcgt Miß->
beßagen bei Aiclcn drrselbcn. Jst cs nicht
unklug, iin jchigcn Augciiblick die Dcwcise
sclbst zu liefern, daß. dersclbc sogar in
seincir strengsicn Bcstiiiluiuiig'cn eine Bcrcch-
tigung in Anspruch iichnicn faiin?

Kcrrlöruhe, 6. In»i. Achnlich, wir
in Würtcnibcrg, schcint anch in unscrrni
Lande das scit ctwa drci Wochcn aufge-
Ic'gtc päpstlichc Aiilchcii kcincn Ankläng
finden zu wollrii. Wrnigstens hat dcr
zunächst bctbciligte Thcil dcr Prcsse, von
'eincni günstigcn Erfolge noch nichls zu
bcrichien .gcwiißt.

Aus Bwdcn, 6. Jlini'. Dcm Vcr-
nchnicn nach beabsichtigt dcr Hcrr Mi'ni-
ster dcs Iiinern, Geh. Nath Lanicp, dic

in dcr Erössnnng an die Ständevrrsainni-
lung voni 2. April angcdrutcte ncue
Organisation dcrVcrwaltung bald ins Le-
bcn lrctcn zn lasscn. Lb übrigcns »och anf
diescni Landtag, wcnn die Stände wie-
dcr zusaninicntretcn, die Erledignng dic-
scr Sache zu crwarlcn ist, rnöchtc bc-
zwrifr.lt wrrdcn. Dicsc Organisati'on soll
alsdann dahin grhcn, daß an die Stclle
der Krcisrcgicriingcn nnd BczirkSänitcr
sog. Krcisänitcr tretcn, dcnen die Mit-
wirknng cincs bürgcrlichcn >Elcuicnts
dnrch rinc Krcisvcrsaninilnng u»d einen
Kreisansschriß bcigefügt wird.

Aus Badcn, 7. Inni. Dic zwcitc
Tnrlacher Confcrcnz, dic hcnte iin Nalhr
haussaalc'lagte, war, wic sich erwarten
licß, von .Gristlichcn und Laien aus allcn
Thcilcn dcs Landcs, naincntlich'von Mann-
hcirn, Hcidclbrrg, Pforzhrini, Karlsrnhc,
Lahr n. s. w., zahlrcich bcsucht. Die Vcr-
sainniliing mag iin Ganzcn 600 bis 700
Pcrsonen. stark gewesen sein. Die Ver-
handlnngcii brgannen nni Uhr nnd
dauertcn bis 2 Uhr. Nachdcm Hr. Dür-
germcistcr Wahrer die Versaniinl'ung be-
grüßt iliid Stadtpfarrcr Dr. Zittcl gc-
dankt hatt'c, schlug dcr.Lctztcrc Hcrrn I)i'.
Pagcnstcch er znni Präsidentcn vor, dcr
in bcdelitlingsvoller Ncdc dse Dedentsain.-
kcit drr Vcrsaniuilniig, wie dcs r.cligiöscn
Factors ini Volkslcben übcrhaupt hcrvor-
hob, an dcin Dcispicl Frankrci'chs zcigte,
wi'c ohnr währhafte, Ncligiosität jedcs
Strebrn nach politischcr Frcihrit vcr-
gcblich sci, nnd nach cinrni Nückblick auf
die Erfolge der Confercnz voui 28. Nov. v. I.
uii't cinem von donncrndcr Ziisiinininiiq
der Vcrsaiiimliing gctragcncn Hvch auf
dcn .Großhcrzog Fi icdrich scinc Ncdc schlic-
ßcnd, den Vvrsitz. übcrnahi». Hierauf br-
trat Herr Ctadtpfarrcr vr. Zittel die
Ncdnerbühnr, iim Naniciis drs Cvinitcs
B c r i ch t übcr dic A n s fü h r u i, g dcr B e sch l ü ss
dcr lctztc» Confcrcnz zu.rrstattcn nnd dcn'
Zwcck und die Ziisani»lcl.igrhörigkcit dcr
folgcndcn Vory'äge zn brgründcn. Dcr
durch Klarhcit und ächt christliche Tolcraiiz
hrrvoilcnchtcnde Vortrag wnide inii, un-
g c t h c il t e r A nsm c rksa m k c it u nd B r fr icdig n ng
vtrnoinincn. Drr Grund dcr cv. Kirchc
sci Christns, el'ncn andcrn keiinc die Vcr-
sainlnlnng nicht; die Grnndlagc jcdcr Dcr-
fassnngsdiirchsicht sci dic Uiiioiisiirkniidc
iind dic Btdlngnng cincs gcdcihlichcn Zu-
standcö dic glriche'Bcrcchtignng allcr ge-

schichtlich zur Geltunq gclangten kirchli'chkn
Nichtungcn/soweit sie nicht dein Katho-
licisinnö odcr.Frelgclneindenthllin zngc-
wendet nnd dadurch ihres evangel. Haus-
rcchtcs vcrlnstig geworden seien. Hieranf
besprach Profcssor vr. Jollp von Hei«
delbcrg dic nene Stelliing der cv. Kirche
ziiin Staat nnd wünschte hinsichtlich dev
iiklien Gcsetzcsvorlagen nur zwci Znsätze,
bczichungsweise Verbessernngcn, hinsicht-
lich der Vcrwaltnng des Kl'rchenverinögens
nnd der Strafgesctze gegen die Geistlichen.
Im Ucbrigen fordcrtc er die Dersaiiiinlllng.
anf, ihre volle Znstinilnling zn di'esen Vor-
lagcn ausziisprechen, was denn anch aui
Schlusse der Versainnilnng er'iistilnmig ge-
schah. Hcrr Kirchenrath "vr. S ch en he l
bcgründcte sodann in eincr von Beifall-
ofl iintcrbrochcncn Ncde 10 Thescn über
die' evangcl. Kirchenverfassnng uiid' wnßte'
in würdiger Weisc dabei den. berechtigten
Tadcl gegen ansschlicßliche Nichtnngcn und
Körpcrschaftcn zn uliigehen. Hieranf zeigte
Profcssor 1)r. Hausser dcn Weg, deo
von dcni Coii'.itc als der eiiizige gefctzliche
nnd doch ziim Ziele fiihrende erkaniit wor-
dcn sei, nnd der init dein von eiiiein in
Frciburg erschicncnen Flugblatt angcgebenen
vollkoninien zllsanimenfalle. Er sei lang-
sam, selbst zwkifclhaft — aber er sci dcr
gcsttzliche iind das niüsse cntscheiden. Man
konnie leicht erkcnnen, daß der größere
Thcil dcr Vcrsaininlimg ciitschi'edeiicreVor-
schläge gcwüuscht nnd erwartct hatte, wie
sich anch spätcr viclfach vernchnicn ließ;
aber die meistcrhafte Ncde dcs Hrn. Prof.
Hänsscr bcsänftigte auch die eifrigsten Ver-
trctcr eincr -wciter gehcnhcii Ansicht, so
daß dicsclbcn sich dcm Gewicht der vor-
gebrachten Gründc grrnc bengten und ihre
Ziistiininnli.a zn dcii'Aiiträgeir frendig ans-
sprachcn. Das lhat znnächst iin Auftrag
scincr anwcscndcii Mitbürger Herr Stadt-
piarrcr Schellenbcrg von Mannheiin,
dcr in anfprcchende» Wort.n seinoFrcilde
anssprach, daß anch niuer Männcrn
wicdir eiiic so cifrige Theiliiahine an rc-
ligiöscn Dingen sich zcige, nnd Bükger-
mcistcr Zcrrcnner von Pforzheiin, dcr
,'in Naincn vielcr Pforzheiincr seinc Zu-
siiininnng zu säinnitlichcn Anträgen aus-
sprach. Anch Herr Kärl Wintcr von
Hcidclberg stimnue nnter dcin Dorbchalt,
daß die Versainnilnng dcn Wunsch aus-
sprcche, cs mvqc iininer iin Ange behalten
l werdcn, daß die Einheit der cvang. Kircht
 
Annotationen