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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 51 - Nr. 60 (2. März - 12. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0147

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Vr. 52,

Dienstag,

den 3, März

1885.

inladung

zur

öffentlichen Sitzung des Bürgerausſchuſſes
der Stadtgemeinde Heidelberg

auf
Miltwod, den 11. März 1885, undmittngs 4 Ihr.
Tages deduuug:

Die Erhebung der Gemeindeumlagen.
Den Beitrag der ſtaͤdtiſchen Sparkaſſe aus ihren Ertragsüberſchüſſen von 1883 zu
den Gemeindebeduͤrfniſſen für 1885 und deſſen Verwendung.
Aenderung des 8 3 der Satzungen der ſtaͤdiiſchen Sparkaſſe.
Den Ankaͤuf des Karl Quaft ſchen Grundſtückes zur Erweiterung des Friedhofes.
Feſtſetzung der Gebühren für den Verkauf von Holz, Heu und Stroh in hiefiger Stadt.
Die Waſſergewinnungs⸗Anlage in Schlierbach
Anlaze der Sekundaͤrbahn zwijchen Heidelberg und Schriesheim in hieſiger Stadt.
Regelung der Penſtonsverhaͤltaiſſe des Herxn Oberbürgermeiſters Dr. Wilckens betr.

Die Akten ꝛc. über dieſe Gegenſtaͤnde liegen inzwiſchen auf dem Rathaus —
Zimmer Nr. 8 — zur Eiuſicht der Mitglieder offen; auch wird den Letzteren bei der
44 Einladuͤng ein Exeniplar der gedruckten Vorlagen ad. 6 und 7 zugeſtellt
werden.
Heidelberg, den 2. März 1885.

Der Oberbürgermeiſter:

Dr. Wildens.

Schul ⸗Auzeige.
Die I, Erhardt'ſche Schule — Vorſchule für Mädchen und Knaben, Alter
6—9 3. — bhöh. Mädchenſchule von 9—16 I. — Seminar von 16—18 I. er-
offuet ihr Sowmerſemeſter am 14, April. (Charwoche und Oſterwoche Ferien)

— D

. Anmeldungen werden täͤalich

entaegengenommen: Theaterſtr. 7,

Berger-Gesellschaf.

Heute abend halb 9 Uhr ?ßm.
Um vollzähliges Erſcheinen wird ge-
beten Der Vorſtaud.

hau Atbtiten· Lergebung.

Vorbehaltlich der Genehmigung durch den
Bürgerausſchuß werden nachbenannte, zum
Bau eines Waſſerhebewerkes in Schlierbach
erforderlichen Arbeiten und Lieferungen in
Submiſſion vergeben:

für ca, M
1) Erd= und Maurer-Arbeiten 6000.—

2) Steinhauer-Arbeiten . ‚ 900.
3) Zimmer=-Arbeiten . 2700.—
4) Schreiner⸗Arbeiten 500.—
Glaſer Arbeiten 200.—
6) Schloſſer⸗Arbeiten 550.—
7) Spengler⸗Arbeiten 240.—
8) Daͤchdecker/ Axbeiten 350 —

O Tuͤncher⸗Axbeiten .. 500.—
10) Lieferung eines Blitzableiters 120.—
Die Zeichnungen, Maſſenberechnungen
und Bedingungen koͤnnen waͤhrend der
Bureauſtunden bei uns eingeſehen werden
und wollen gefl. Offerten ſpaͤteſtens bis
zum 12. ds. Monats der unterzeichneten
Direklion eingereicht werden.
Heidelberg, den 3. März 1885.
Die Direktion der 8* Gas⸗ und Waſſer-
werke:

Fr. Eitner.

Dankſagung.
Fuͤr die vielen Beweiſt herzlicher Teilnahme
der Freunde und Bekannten unſerer geliebten,
unbergeßlichen Großmutter

Katharina Bückle
* wir allen unfern aufrichtigiten, tiefgefühlteſten
anl
SIn Namen der trauernden Hinterbliebenen:

Schweidardt, Kutſcher.


laufen Schiffacfie 13.

Das Doktorhaus.

Koman von Adolf Müßgelburg.
(6. Fortſetzung).

Doch fort mit dieſen aufregenden, verwirrenden
Soffnungen, Zweifeln, Bermutungen, die Yın um
einer unbeftimmten, dunklen Zukunft wilen die Ruhe
der Gegenwart raubten. G3 war ihm lieb/ als die
MWirtstochter mit ſeinem Abendeſſen erfchten. Sr
nahmi ſich vor, es ſich möglichft gut ſchmecken zulaſſen-
um ſich für die Entbehtungen des Tages zu ent-
ſchaͤdigen. Das gelang ihui auch, zum Teil wenig-
ſtens und er fühlte ſich bald wohler, als es in den
Tegten vlerundzwanzig Stunden der Fall geweſen.
Der Wein mundete ihm wieder, ſelbſt eine Cigarre
zündete er ſich an! Aber leider wuͤrde er auch
munterer, als ihHır lich war! Sr haͤtte gehofft, die
Nacht durchſchlaͤfen zu können, da er ſich fehr er-
müb.t fühlte, Aber mit dem koͤrberlichen Wohl-
behagen, das ihn nach einig:n Gläſern des uner-
wartet guten und Fräftigen eines erfüllte, verlor
ſich deſe Mübdigkeit. Paul offnete das Feniter und
iich die tuͤhler gewordbene Luft einftrömen; aber da
Schwagen der Zigeuner unter dem Fenfter war auch
nicht geeignet feine Gedanken, zu befänftigen. ZU
biel Erinnerungen ſtiegen bet diejen bekannten
Klängen in ihn auf. Wie mande3 dieſer fremden
Worte war ihm noch verſtaͤndlich.

Cr {Hloß dann jeinen Koffer auf und nahm
ſein Stzzenbuch, um die Scene, die er unten auf
dem Hausflur gefehen — Ddie Zigeuner, woie fie fich
um den behäbigen, ſeine Pofition leſt vertuidigenden
MWirt dbrängten — mit ein‘gen Nüchtigen Umrifjen
feftzuhalten, Aber auch daz machte irn nicht ruhiger.

SIm Haufe war e& noch ungemein IeDhaft, Wahr-
ſcheulich wegen des hohen Beſuch. Man Hörte
fajt unaufhörith Schritte auf den Treppen und
bem Rorridor, Bisher war c3 in dem Zimmer,
daz an dasjenige Paul8 ftieß, ſtill gewefen, Aber
auch hier wurde e& nun lebendig und es begann ein

Oerffentlidhe Yerfeigerung,
Mittwoch, den 4, März d. J.
nachmittags 2 uhr
werde ich im Pfandlokal — Rathaus — dahier:

Klavier, 1 Sekretär, 2 Chiffonntere, 2 Kanapee,
1 Schreibtijch, 2 vollſtändige Betten, Wafjch-
Tommode, verſchiedene NachttijHe, Spiegel und
Bilder/ eine Nähmaſchine und verſchiedenes andere
Hausgeräte
gegen Barzahlung im Vollſtreckungswege öffentlich
verſteigern
Heidelberg, den * März 1885,
Köberlin,
Gerichtzvollzieher.

Oeffenlliche hetſteigerung.

Sonunerstaa, den 5. März,
nachmiitags 2 uhr
werde ich im Hauſe Nr. 21 in der Kettengaſſe

circa 9000 Centner Eis

gegen bare Zahlung im Vollſtreckungswege öffent-
ſich verſteigern.
Heidelberg, den — 1885.

Güde/
Cerichtsvollzicher

Holl. Schelljiiche,

Cabeljan, Foles, Zandet,
helhtt, Rhein-Salın

friſch eingetroffen.
Oſtender Auſtern
per Dtzd. 2 Mk.

fommen heute abend wieder an bei
Hauptstrasse

Georg Groebe, S



S Pramatischer Vortrag
des Herrn Professor Strakosch.

Scenen aus Shakespeare’s Julius Caesar und Schiller’s Wilhelm Tell.
Reiche Mann zu Cöln, Heine’s Wallfahrt nach Kevelaer.

Die Müglieder der Gesellschaft haben freien Aulritt.
Billets für Nichtmitglieder: Saal ä Mk. 2.—, Gallerie à Mk. 1.—
bei den HH. Eugen Pfeiffer und Bangel & Schmitt (Otto Petters)

und abends an der Kasse,
Die Direktion.

Zither-Verein. 2

Konzert

am Samstag, den 14. März, abends 8 Uhr
im „FP’rinz Max“.

Nãheres mit Programm.
Der Vorſtand.

Dei Heinrich Holda,

Hauptſtraße 26 hier

ſind noch vorrätig und dem Ausverkauf zu Fabrikpreiſen unterworfen:

silberne und versilberte Tafelgeräte;

ferner in hübſcher Auswahl

Gold- & Silberschmuck,

als: Medaillons, Kreuze, Ringe, Brochen und Ohrringe, Arm-
bänder, Taſchenuhren und Ketten 20., ſowie

Korallen- und Granatwaren.

Heidelberg, den 2. März 1885.
W intor, Waisenrichter.

Fauler Pelz. —

Heute Dienstag, den 3. März

Grosses Konzert und Vorstellung
der beliebten bayeriſchen Volksſänger- und Komiker-Geſellſchaft

J. ’ WV eiss.
Auftreten des J. Weiß 'ſchen komiſchen Original⸗Tanz Trio.
Anfaug 7 Uhr. Eutree frei.

Geibel’s

. Donnerstag, den 5. März -
Zweite Vorſtellung in den Bier Jahreszeiten.
Die Direktion.

© afé. Wachter.
Framiskaner-Brün, *.50

— Wenn mir gereinigte Flaſchen wit Kork zugeſchickt werden berechne 30 Pfg, für die Fülung.

Faͤſſer in allen
Größen.

— Ein Kinderbettlädgen
zu kaufen gefucht/ Q'berencctaritrage Nr. 24,
Zunge Sichtenbänme
', ©chloßberg 22,

kauf erg

Ü

hören Konnte, ja hoͤren mußte, entnahm er, daß
zwei Diener daz Schlafzimmer ihres Herrn, de8
Srafen, in Ordnung brachten, Als ſie damit fertig
waren, wurde es wieder ganz ſtill im Neb.nzimmer,
Auch im Hauſe ließ das unruhige Hin- und Her-
ſchreiten naͤch. Paul fühlte ſich jebt etwas mübde,
Er wollte einen Verſuch zum Schlafen machen
und entkleidete ſich {AHnell. Er ſchlief auch faſt
ſofort ein.

Als er erwachte/ war Alles um ihn her dunkel
und nächtlich ſtill. Paul hatte gehofft, ſchon irgend
etwa® von dem grauenden Morgen zu entdecken
vergeblich. Der matte Schein vom Fenfter her
deutete nodh auf tiefe Nacht, Srmuntert und eranickt
fuͤhlte ſich Paul nicht; in Segenteil, der Kopf war
ihm ſchwer und er richtete ſich auf, um ein Glas
Waſffer zu trinken, das auf feinem Nachttiſch ſtand.

Da hörte er ein leiſes Knarren und Kniſtern.
Es tam vom Nebenzimmer her. Paul achtete nicht
weiter darauf/ ſondern trank ſein Glad Waſſer aus
und überlegte, ob er Licht anzunden ſolle/ um nach-
zujehen, was die Uhr fei, Da hoͤrte er, daß im
Nebenzimmer geſprochen wurde und zwar mit ge-
dämpfter Stimme, Der Ton der einen Stimme
— Baul konnte ihn in der Nacht ganz deutlich ver-
nehinen — Hang ſo eigen; dieſe tiefen Kehltöne
mußte Paul ſchon gehoͤrt haben. Daß es die Stimme
eine8 Zigeuner8 {jet, war für ein kundiges Ohr
unzmweifelhaft, Aber es ſchlen Baul, als ſei es auch
die Stimme eines bekannten Zigenner8, Dennoch
wollte aul ſich erh:ben und bei dieſer Gelegenheit,
wie e8 rückſichtsvolle und geſittete Leute zu thun
pflegen, durch irgend ein abfichtlich:3 Geräufch die
Berfonen im Nebenzimmer auf die Nähe eines
Lan]dher8 wider Willen aufmerkjant macdhen — —
al3 plöglidh ein Wort, cin Name an ſein Ohr Hang,
der ſein Herz zuerft {tillftehen, daun pISElichH laut
und ſchnell Mopfen liek — ein Namen, den er ſeit
jeinen Kinderjahren niht vernommen und auf den
er ſich vielleicht noch beſonnen hätte.

gewaltige® Ruljhen und Schieben, Aus bem

Tſchiriklo Parna!


Kanarienvögel, Zu verkaufen
Zu verkaufen ein Bekociped, 3O Mk., ein Dienftbotenkoffer

6 Mark, Stühle, Tiſche, Petroleumherd,
ein ſehr gut erhaltener, ſchwarzer Nok, Neugaffe | MohHlenbügeleifen und bverjhiedenes Andere,
Nr. 11, parterre. Anzuſehen des Nachmittags.

wegen Qßegug‚birfcbftra%e 1, 4. Stod,
Das war der Name gewejen, den man ihn aul verftand die Längit vergefjenen Worter
unter den Zigeunern und Landſtreichern gegeben.

die Gold und Silber bedeuleten In dem Augen-
Lag hier ein Zufall vor? Sprach man von einer blicke der gewaltigen Erregung ſcheſen Erinnerungen
Berfon, w:Ihe denfelben Namen führte ? Oder war | wie Raketen in ihur auf, Sin Gedanke durchzucte
von ihm die Rede, hier, nur wenige Stunden von ſihn. Geräufchlo® lteß er fich von jeinem Sager
dem Orte entfernt, den er nach den letzten Entdeck-

aleiten, fuͤchte nach ſeinem Mantel und warf ihn
ungen für feine Heintath halten mußte $ Klang ihın ſich um. . .

8 * die liſe tiefe Stimme des Sprechenden Im Nebenzimmer wars ſtill geworden; nur
bekannt

ein leiſes Alingen, wie von Gold und Silber, drang
Das Erſchrecken Pauls — den ein Erſchrecken

heruͤber.
war es — währte nur wenige Secunden, dann Das iſt das legte Mal, ich Hoffe Dih nicht
richtete er fich auf und lehnte fein Ohr gegen die | wiederzufehen, fagte dann die Hıllere Stimme,
Thür, SIegt war er kein unberufener Lauſcher mehr. O© danke, danke, antwortete die tiefe Stimme.
Handelte e8 fich um {hn, ſo war e8 feine Pflicht, zu Armer alter Manır, ſehr alt, hald tot. Danke, danke,
hören was gefprochen wurde. Sr Hatte ein Recht,

So geh’, geh’, . . . leife, daß Niemand Dich
zu wiffen, wa einft mit iHın gejchehen, zu ergründen, | Hört, Du kennſt mid) nicht. Wenn Du ſagſt/ daß
was ihn betraf. Jedes Mittel war ihm erlaubt, das Du mich Fennft, laſſe ich Dich * 2
Dunk I zu lichten, das über feiner Herkunft ſchwebte. Nie — nie! Kenne Raja nicht, habe NRaja ſeit.
Gr laufhte mit verhaltenem Atem, Aber nur | langer Zeit nicht gefehen, habe Niemand nix gejagt,
wenige Worte verftand er. Er mußte verfuchen, | werde Raja nicht wiederſehen.
ſich den Sinn zuſammenzuſetzen. Die Unterredung ſchieu beendet, War von Paul

Tot, tot! wiederholte mehrmal8 die tiefe Stimme, | die Rede gewejen? Er mußte es faſt glauben, denn
Sehr krauk dort geblieben, geſtorben.

e8 war von einem Knaben geſprochen werden Mehr
Keine Sicherheit! fagte die andere Stimme,

Zeit zur Neberlegung hatte er nicht. Ein EntfOluß
offenbar ehenfalls die Stimme eines älteren Mannes
Wo war das? Unter welchem Namen habt Ihr
ihn zurücdgelafjen
Sar kein Name, Raja — ſehr krauk — Fteber
geſtorben.
3 trat eine Pauſe ein.
Gleichviel/ ſagte dann der Mann mit der helleren

war ſchnel in ihHın gereift; er oͤffuele leife Jeine Zhir

i%raufien auf demt breiten Korridor deS Gaft-
hauſes brannte eine Zampe, welche den Sang und
die Treppe ziemlih hell erleuchtete, Durch die nur
wenig geöffnete Thiür jah Paul die gefrünmte, in
einen Mantel gehuͤllte Geſtalt eine® Manne8, Ddie
fich der Treppe zu bewegte. SIm Augenblick war

Stimme — Raul vermutete, Schultern,
da ion der Bigenner mit Gerr oder Fürft (Naja)|hob ihn empor und irg ihn in fein Zimmer, YAlS
anredete — Du Kannft den Ort nidt nennen? er ihn dort aus den Hünden Vieß, glitt der Alte,

der nur einen {hwachen Schrei auZgeftoßen hatte
und halb bemnigzlgß voͤr Schreck ſein mochte, auf
oden nieder.
2 * fchioß die Thür und verriegelte fie; e8
war ihır glethgiltig, weldhe Folgen jeine verwegene
Handlungsweije nad) ſich ziehen könne! Handelte
e3 fih um ſein Geheimni3 und tqufste dieſer Alte
davon, fjo wollte er um jeden Preis erfahren, wa

Keinen Ort wiſſen keinen Namen, Raja,

Und was willſt Du von mir ?

OD armer, alter, armer Mann! Ich habe Raja
wiedergeſehen! Raja reich, ich arın ! Raja hat viel
rotes Sold und blanles Silber, Raja weiß, groß
Unrecht gethan, muß ſterben, wenn die Männer mit
7 Schwertern e& erfahren, bitte um Sonnat oder


 
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