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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 5. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0511

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Erſchelut taglich, Sonntags ausge»

nommen. Preis monatlich 20 Pfg.

mit dem Illuſtrierten Uuterhaltungs-

blatt 32 Pfg ˖· — Wird in der ganzen

Stabt]verteilt und an den Straßen-
ecken angeſchlagen.





Alle Zuſendungen werden frants
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beftimmt vorgeſchriebenen Tagen

wird keine Verautwortlichlelt über»
nommien.

Nr. 172.
Generalfechtschule Lahr,

Verband Heidelbers.

Heute abend 129 Uhr im
Nebenzimmer der „Brauerei
Engel-

Fechtmeister-

Sitzung.
Tagesordnung: Sommerfeft.

N Der Vorſtand.

Crnfral-Kranken-und Sterbekaffe
der Shuhmader, E, D.

Heute abend 8 Uhr Erhebung der Bei-
träge, Berteilung der Protokolle, wozu ſamt-
liche Mitglieder zu erſcheinen haben.

Der Bevollniächtigte.

Pfänder⸗Verſteigerung.
Mittwoch, 29. Juli I. J.,
nachmittags 2 Uhr,
werden im ftaͤdtiſchen Leihhaus dahier die
bis dahin weder ausgelbsten noch erneuerten
Pfander vom Monat Oktober und vom 1. bis
8. Rovember 1884, von Nr. 22 190 bis
Nr. 23,244 öffentlich gegen Barzahlung

verſteigert.

Aın Verſteigerungstage bleibt die Anſtalt
vormittags geſchloſſen.

Heidelberg, den 23. Juli 1885.

Stüdt. Leihhaus⸗ erualkung.
kiegenſthafts⸗Verſteigerung.

Auf Antrag der Beteiligten wird am
Montag, den 10. Auguſt d. J.,
nachmittags 2 Uhr
auf dem Rathaus dahier das zum Nachlaß
der gatharina geb. Lay, geſchiedene
Chefrau des verſtorbenen Schuſters Phil.
®ießler dahier gehörige, in Stadt und
Gemarfung Heidelberg gelegene Wohnhaus
Öffentlich zu Eigentum verſteigert und der Zu-
ſchlag endgiltig erteilt, wenn der Schaͤtzungs-

preis oder mehr geboten wird:

79 qm. Flaͤchenraum an der Semmels-
gaſſe, worauf, mit Nr. 12 bezeichnet ein
Wohnhaus, vorn 3, hinten 2 Stock hoch
mit gewölbtem Keller und Dachzimmern,
bon Steinriegel erbaut iſt; begrenzt: ein-
ſeits ®g. Giliard Witwe, jebt geehelichte
Örimm, anderſeits ein Winkel und Georg
Veck und Kinder, dann, wie auch hinten
Karl Frey, vorn die Semmelgaſſẽ.

Tar 7000 Me.

Nähere Beſchreibung und Bedingungen


eingeſehen werden.
Heidelberg, den 25. Juli 1885.
Großh Notar:

A. Starck.

Fahrnis Verſteigerung

Die Verſteigerung der zum Nachlaſſe
der derſt. Matharina Giefiter geb. Lay,


Dienstag, den 28. Juli d. J.,
. nachmittag 2 Uhr
beginnend fortgefeßt.
Heidelberg, den 27. Yuli 1885.

A. W. Helwerth,
Waiſenrichter.

iiftnuten: Uunethuuf

Lamnerie- und Kleiderbürfen,
Wids: und Hanarbürfen

zu Fabrikpreiſen bei

Aug. Gschwindt,
184 Hauptſtraße 184.

Das Dottorhaus.

Roman von Adolf Nützelburg.
(48. Fortſetzung)

Es war noch nicht neun Uhr. Paul konnte
Alfo recht gut noch einen Befuch bei Rodolfsberg
So ging er denn mit leichtem Schritt das
hal entlang, bis er die Schornfteine des Hütten-
&fes rauchen Jah. Dort begegnete er dem „Eijen-
üron,“ den die Ungeduld trieb, den Freund auf-
luchen, um etwas8 Näheres über das nächtliche
entener zu erfahren, denn mit Fritz wollte und
Urfte er ja nicht darüber reden.
. Auch er erriet ſchon aus der Miene Pauls
* AuS der ſtummen Umarmung, mit der ihn der
Teund an ſein Herz ſchloß, daß der Ausgang ein
friedigender gewefen.
Nr Alles gut,“ jagte er leijfe. „Ih darf nichts
eg‘uf)egeä mitteilen, lieber Rodolfsberg, ſo gerne ich
N Möchte — denn es iſt nicht mein Geheimnis
fin, Yır ſo viel kann ich Ihnen Jagen, Manefeld’s
m'lttetrmigen waren falſch abfichtlich gefälidht, um
8 zu Hintergehen, I bin das rechte Kind braver
— und vor Allem einer vortrefflichen Mutter.
ebr Ffann ich nicht fagen. D, icdh bin fo glüdlich,
2 Freund Wenn doch aus Ihren Augen erſt
® böfe Schatten verfhwunden wäre,“
wi Auch mir wird vielleicht eine Genugthuung,
* ſie Ihnen in dieſer Nacht zu Teil geworden,“
Widerte der Baron und drilkte Herzlih Paul’s
mflnb.' „Der glüdlidhe Fund, den Sie gemacht, ſoll
W ein gutes Omen fein. Alſo jeder Zweifel i{ft
n Ihnen genommen ?“ ;
4 „Seder,“ rief aul mit leuchtenden Augen „Ich
Ihnen jebßt Tag und Stunde meiner Gebuͤrt
* Vorund Zuname meiner Cltern angeben, wenn
*O nicht Mücficht auf Andere hände.“
en 30 Will nichts wifjen,“ Tief der Baron ab-
bäf)fenb. „Sh bin ſchon zufrieden, daß Ihre Aus
Wr von Erfolg geweſen iſt. Oft madte id) mir



Montag, den 27, Juli

Heidelberg, den 26. Juli 1885.



Anfang 8 Uhr.








1885.

Jean Wendel.:



Bauarbeiten.

Der Umbau eines Rindvieh⸗ und Pferde-
ſtalles auf dem Hegenich-Hof bei Kirchheim
ſoll im Submiſfionswege im Ganzen an
einen Bauunternehmer vergeben werden

und zwar: Voran{chlag :

1. Maurer⸗Arbeiten Mk. 4560,48
2. Bimmer= „ %„ 18978,72
3. Schreiner= , * 102,74
4. Glaſer⸗ 5 * 140,—
5. Schlofjer: „ 7 552,—
6. Blechner= „ n 168,—
7. Wagner= „ * 70,—
8. Pflaͤſterer⸗/ n 393,90
9. Tuͤncher⸗ 230,05

Wif. 7590,89
Die erforderlichen Hauſteine, Eiſenteile,
Cement und Thonroͤhren werden dem neber-
nehmer von Seite der Verwaltung auf die
Bauſtelle geliefert

Bauplaͤne, Koſtenuberſchlag, Baubedin-
gungen liegen vom 15, Juli 18835 bis
1, Auauſi 1885 bei dem Hofgutspaͤchter
W. Weiß auf dem Hegenich⸗Hof und bon
dieſem Tage an bei unterzeichneter Ver-
waltung zur Einſicht offen.

Die Augebote ſind bis 15. Auguſt
1885 ſchriftlich bei diesſeitiger Ver-
waltung einzureichen.

Welnheim̃, am 6. Juli 1885,
Freiherrlich von Berckheim ſche Verwaltung:

Forſchner.
Ziegenfehatts - Verfltigerung.

Donnerstag, 30. Iult 1885,
mittags 2 Uhr
wird im Hiefigen Rathaus dahier die zur
Konkursmaſſe des flüchtigen Bäckers Fried-
rich Walter von hier gehörige Liegen-

jhaft: ‚
Im Stadtbezirk:
1 Ar 23 qm. R.-Maß Flächenraum in
der Steingaſſe, worauf mit Nr. 18 be-
zeichnet, ein Wohnhaus von Steinriegel,
vorn 2, hinten 3 Stock hoch mit ge-
wölbtem Keller und Dacdhzimmern und
einem Ausbau errichtet iſt, einſeits Fr.
Aug. Klar Wwe., j;Bt geehel. A. Beiler,
anderſ Friedr. Loy, hinten S. J. Wagner
und Kinder mit Winkel, vorn die Stein-

gaſſe,
— verſteigert und endgiltig zuge-
ſchlagen, wenn der Schätzungspreis von
Mt. 24000
erreicht oder überboten wird.
Heidelberg, 25. Juli 1885,
Winter/
Waiſenrichter.

Dankſagung.

Wir erlauben uns Hiermit auf dleſem Wege
dem wohllöbhl. C. C, der Suebia, ſowie den verehrl.
Corpoſtudenden und Freunden und Bekannten für
die ehrenvolle Leichenbegleitung und Bluwenſpenden
unſern herzlichſten Dank auszuſprechen.

Die tieftrauernde Sattin :
Roſa Bauer und Kinder.

Heidelberg/ im Juli 1885.

Getragene Herren- und Fraueutteider
werden angelauft, Lauerfirake 20.

Krebſe.

Tafel- wie Suppen - Krebse

billtaft.

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Robert Krautk.,

Wegen Geſchüfts Aufgabe

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Preiſen.
Aug Gſchwindt,

Hauptſtraße 184

im Innern Vorwürfe darüber — oder vielmehr eS
ihat mir leid! daß ich eS gewejen, der Sie durch
ein Zeitungsblatt auf eine Spur geleitet, die Sie
nad) meiner Anficht ſchwerlich zu einem erwünſchten
Biele führen fonnte. Um ſo beffer nun. Was be-
ginnen Sie heute ?“

Ich will nach zehn Uhr eine Stunde in das
Schloß gehen, um die Gallerie zu befichtigen.“

„Und dann ?“

„Dann werde ich verfuchen, einige Stunden
bis zu Tiſch zu fchlafen; ich fühle mich doch etwas
ermuͤdet nach der Aufregung der Nacht.“

„Dann fehen wir unS alfo bald nach Tiſch —
hier bei mir, oder in Goldenburg?“

„Ia, fommen Sie zu mir,“ fagte Paul. „Sie
ſollen auch nicht immer über Ihren Büchern ſitzen
oder in den rauchigen Werkftätten herumkriechen
Kommen Sie und laͤſſen Sie uns plaudern.“

„Sut, ih komnie zu Ihnen,“ entgegnete der
Baron. ‘ „Ih habe auch keine Ruhe zum Arbeiten.
Die Heute Morgen eingetroſfenen Naͤchrichten ſind.
jehr ernft, lieber Aıno. Ih Halte den Krieg flr
unbvermeidlich. Es ift gar keine Frage, daß Louis
ihn will — und was ift dagegen zu machen?
Vielleicht kommen im Laufe des Tages beftimmte
Nachrichten. In Goldenburg können wir fie zuerft
in Empfang nehmen,“

„Aljo abgemacht,“ ſagte Paul und kehrte nach
Soldenburg zurück, um fih nach dem Schloffe zu
hegeben.

Der Kaſtellan empfing den Künfiler, der ge-
wiſſermaßen zu den Berühmitheiten von Goldenburs
gehörte, mit ausgeſuchter Höflichkeit und erbot fich,
ihm Alles zu zeigen, was er nur zu ſehen wünſche.
Paul antwortete ihın, daß ihn die älteren und neue-
ren Bilder fürs erſte am meiſten intereſſierten und
daß cr den Waffenfaal ſpaͤter einmal beſuchen wolle

Der Kaſtellan ging voran und ſo betrat Paul
zum erſten Male, wie er ſich mit einem eigentüm-
lichen Gefühle von Wehmut, Senugthuung und

Selbſtbewußtſein fagte, die Stätte feiner Seburt,
das Schloß ſeiner Väter? Bald haͤtte er auch

ſchönen Frau, mit langen blonden Loden, wie man
fie in den dreißiger Jahren trug, mit ſanften, ſchwer-
mütigen Zügen und tiefblickenden, dunkelblauen Augen
das Werk eines Münchener Meiſters jener Zeit
und von hohem Kunſtwert! Es hing neben dem
Portrait des gürſten zu dem Paul nur aufzublicken
hHatte, um ſich felbſt mit kanm merklichen Abwei-
chungen wiederzuerkennen.

Was Paul empfand, als das Mutterauge auf
ihn blickte, wenn auch nur in der ſchönen Täuſchung
welche die Kunſt hervorzuzaubern vermag, das läßt
ſich wohl eher nachfühlen als ſchildern! Dieſes
Antlitz alfo, voller Adel und Traurigkeit, dieſe Augen,
ſo innig blickend und ſo verſchleiert, als ob ihnen
Thränen nicht fern ſeien — fie hatten ſich über ihn
gebeugt, auf ihn geblickt, als er noch kaum zu lächeln
vermochte, dieſe zarten Lippen hHatten ihn geflißt,
dieſe kleine Hand, die ein einfaches Feldblümchen,
eine Glockenblume, hielt, hatte ihn geliebfoft. Wie
gebannt hingen ſeine Augen an dem Bilde, Es
bedurfte der Worte des Kaftellans, um ihn daran
zu erinnern, daß er ſich nicht verraten dürfe.

Ein ſchönes Bild, nicht wahr?“ ſagte dieſer.

Sie haben dieſe Dame gefannt, Herr Kaͤſtellan?!

Ei gewiß/ ich bin über ſechzig Jahre alt und
ſeit meinem zwölften Jahre im Schloß! Ich habe
die hochſelige Fürſtin kommen und leider auch bald
wieder hinaustragen fehen.“

Sie ſtarb bald nach der Geburt des jungen
Fürſten ?“ fragte Paul.

Id ungefähr drei Monate darauf, an einem
Bruftleiden. Andere ſagen, ſie hätte ſich gegrämit,
weil ſie früher eine Liebe gehabt, die fie Hätte auf-
geben müſſen. Ich glaube nicht daran. Ich kann
mir nicht denken, daß ſie den Grafen Manefeld auf-
richtig geliebt hat!

Wie Manefeld 7“ rief Paul überraſcht! Dieſe.
unerwartete Mitteilung warf für ihn ein ganz neues
Licht auf diejenigen Punkte der Vergangenheit, die
ihm noch dunfel waren.

„Kieber Sott, man ſagte ſo und es iſt ja jetzt



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der Kapelle des





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arimftrake Nr. 8,

— —


erwiderte der Kaftellan. „Aber ich glaube es nicht
Der Graf war ſtets ein Kalter, berechnender Mann.
Ich kann nicht glauben, daß ihm die Gräftn Marie
von Edeloberg von ganzem Herzen zugethan war
und ſich darüber gehärmt, daß ſie die Hand unſeres
ſeligen Herrn annehmen mußte. Nein, fie war bruſt-
franf, weiter nichts.“

Alſo Rache für ein zerriſſenes Liebesband, dachte
Paul Rache für die getäuſchten Hoffnungen, Dazu
der alte Haß der beiden Geſchlechter Jetzt begann
er zu ahnen, was den Grafen zu dem wahnwitzigen
Verbrechen getrieben.

Ober wohl erlaubt werden würde, dieſes Bild
* * das des Herrn Fürſten zu copieren,‘“ fragte

aul.

Bis jeßt iſt dieſer Fall noch nicht dagewefen,“
antwortete der Kajftellan. „Sie müſſen einmal bei
Durchlaucht anfragen. Warum nicht, da Sie Maler
ſind und ſchöne Bilder lieben. Ich will es fürs Erſte
dem Lorenz ſagen, der kann es Durchlaucht ſo ge-
legentlich beibringen. Warten Sie einen Augenblick,
mein Herr, der Lorenz iſt ganz in der Nähe.“

Cr ging nach der Thür und ließ ſie offen.
Paul ſchaute wieder zu dem Bilde hinauf und faltete
die Hände.

Meine liebe, liebe theure Mutter,“ flüfterte
er. „Sieh ſtets freundlich auf mich herab und laß
mich des Edelſinnes würdig ſein, der gus Deinen
Augen, aus Deinem geliebten Antlitz blickt?

Schon hörte er wieder Schritte draußen auf
dem Korridor und gleich darauf kehrte der Kaſtellan
zurüd, Er lächelte eigen vor ſich hin.

„Wenn man vom Wolf ſpricht, iſt er nicht
weit,“ ſagte er leiſe. „ hörte eben, daß Graf
Manefeld bei Durchlaucht fei. Na, das hätte ich
mir früher auch nicht träumen laſſen, daß ein Graf
Maͤnefeld je Schloß Goldenburg betreten würde
Und am Ende giebts noch gar eine Heirat.“

Meinen Sie?” fragte Paul aufmerkſam.

„Offen gefagt, nein, eigentlich meine ich nicht,“
antwortete der Kaftellan, der den Maler wie einen

au zu
ihm ſchon die Gerüchte über Pauls Abkunft gedrungen,
„Der Fürft hat daran gedacht, das ift ficher. Aber
die Andere — die Künftlerin — hat eS iın angethan.
Und er iſt ein zu braver Mann, er wiX nicht heiraten, /
wo er nicht von ganzem Herzen lKiebt.“ .

„Das ift recht,“ rief Paul unwilfürlich.

Ja, er hat das Herz auf dem rechten Fleck
Nun aljo, Lorenz wird es Durhlaucht fagen, {obald
der Raubgraf fort ift. Wir Fönnen ja inzwijchen
einige andere Teile des Schloſſes befehen.“

Eriſtieren die Zimmer von der verſtarbenen
Frau Fürftin noch? fragte Paul und ſeine Stimme
debte ein wenig.

Ei freiliG,“ antwortete der Kaſtellan dienſt-
fertig. „Die ſind noch ganz, ganz genau in dem
Zuftande, in welchem die hochſelige Frau fie in ihrer
Sterbeftunde gefehen. Fürſt Eperhard hat nichts
daran ändern laſſen und Durchlaucht halten auch
darauf, daß Alles ſo bleibe, wie e& anno 35 gewefen.
Die Zimmer follen zwar Fremden nicht gezeigt werden,
aber Sie ſind ja eigentlich kein Fremder. Durchlaucht
hat gefagt, wenn Sie einmal Fämen, das Schloß zu
bejehen, {o ſolle Ihnen Alles gezeigt werden, was
Sie nur zu fehen wünſchten. (S‚rlgubelt Sie, daß
ich voran gehe, E3 find nur wenige Schritte,”

Nach einigen Minuten ſtand Paul in den Zim-
mern, die feine Mutter bewohnt Hatte, Er war ſo
bewegt, daß er auf der Schwelle ſtillſtehen mußte.

In der That die Zimmer waren faſt bürgerlich
einfach. Nirgends Sold, Silber, Bronze. Möbel,
Tapeten, Teppiche im Geſchriack jener Zeit, ungefähr,
wie man e8 heute noch bei einem wohlhabenden
Landedelmann findet, der ſich vor etwa bierzig Jahren
ſeine Häuslichfeit eingerichtet und ſie beibehalten hHat.

Iber welche Bedeutung haͤtie das Alles fülr
Paul? Er wagte nicht zu ſprechen aus Beforgnis,
daß feine zitternde Stimme ihn verrate, Cr ließ
den Kaſtellan reden und hörte nicht, oder doch nur
wie im Traum.

Gortſebung folgt.)

Vielleicht waren
 
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