Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

DOI issue:
Nr. 161 - Nr. 170 (14. Juli - 24. Juli)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0491

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8

Erſchelut täglih, Sonntags ausge-

nommen. Preis monatlich 20 YMg.,

auutt dem Illuſtrlerten Unterhaltungs-

blatt 32 Bfg. — Wird In der ganzen

Stabt verteilt und an den Straßen-
ecken angeſchlagen.


Alle Zuſendungen werden frantde
erbeten.

Für die Aufnahnie von Anzeigen

an beftimmt vorgeſchriebenen Ta gen

wird keine Verautwortlichleit über»
nouimen.


At. 164.


Freitag, den 17,, 9 Uhr

Monats-Versammlung.

Central-Kranken-und Sterbekaffe
der Cifdler tic. (E, D.)

Samstag, den 18. Juli d. J./
abends halb 9 uhr

in der Hormuthei Mitglieder-Berfammlung,

Beitragerhebung, Abrechnungsvorlage, Be-

kanntmachung der neuen Statuten. Zu

dieſer Verſammlung haben alle Mitglieder

zu erſcheinen.

Die Ortsverwaltung.
Verſteigerung.

nachmittags 5 Uhr

werden die zum Nachlaſſe der verſt. Gaſt-
wirtes Wilhelm Buſſemer, Haupt-
ſtraße Nr. 127 hier gehoͤrigen


und 2 Einlegſchweine
Öffentlich gegen gleich bare Zahlung ver-
ſteigert.
Heidelberg, den 16. Juli 1885.
A. W. Helwerth,
Waiſenrichter.


Dieustag, den 21. Juli,
mitiags 2 Uhr
werden im Silberuen Auker über der
alten Bruͤcke, im 2 Stock, wegen Wegzug


gut erhaltene Fahrniſſe, als:
LKanapee, Schreibtiſch, Chiffonnier,
Lovaler Tiſch, 2 Amerikaner Seſſel,
1 Kommode,/ Rohrſtlhle, Waſchſchrant,
Nachttiſch/ 1 2thüriger Schrant, 1 großer
@nlbraf)menipieg;[‚ 1 Conjol, eine franzbſ.
Bettlade mit Roſt, Roßhaarmatraͤtze,
Plumeaux, Couverten, Borhänge, Rou-
leaux, Vorlagen, Tiſchdecken, Weiszeug,
feines Glas und Porzellan 2C.

gegen Barzahlung verſteigert.

Gg · Kayßer, Tarator,
Burgweg 5.

Neftaurafion
zum baneriſchen Hof.
ı/ Morgen Samstag wird
geſchlachtet.

E⏑ Turft mit neuem Sauertraut.

Brauerei Schlüfel,
Morgen Samstag wird
gerfi[uditet.

Fr. Schroedl""

Bierbrauerei

empfiehlt :

feinstes Lagerbier

in Flaschen,

Heidelberger Bier
!ı Flaschen, per Dutzend Mk. 2.40
Ya » » > —

Pilsener Brauart

!ı Flaschen, per Dutzend Mk. 3.—

2 » » > » 1.56
exel. Flaschen frei ins Haus geliefert.

Verkaufsstellen bei
C. Maehler, Rohrbacherstrasse 16,
Gg. Hofmann, Bergheimerstrasse 15.
A, Becker, Mittelbadgasse 1.

Das Doktorhaus.
Roman von Adolf Mügelburg,
(45. Fortſetzung)
Ich erinnere mich noch des ſentimentalen Be-
Weggrundes — ich wollte die Fürflin gern noch
Anmal wiederfehen. Ihr Arzt hHatte mir gefagt,

@ß fie täglich dahinjhwinden fönne wie ein Hauch.
$br Hauptleiden fei freilich ein unheilbares förper-
— aber e8 werde verfchlimmert durch Gemütsleiden,
Stgend Jemand hHabe ihr hinterbracht, daß ihr Gemahl
3U derfelben Zeit, in welcher die VBermählung ftatt-
Befunden, oder kurz nachher ein ſehr intimes Berhältnis
Mit einem ſchönen Kammermäbchen eingegangen, das
ün den Amts{chreiber Schmitt verheiratet worden,
Mit Namen Katharine Baer, Diefes Verhältnis
Tet ebenfalls nicht ohne Folgen geblieben, der legitinie
Und der illegitime Sprößling des Füriten feien in
derſelben Woͤche geboren und Frau Schmidt ſei
Ur Amme des jungen Prinzen auserfehen worden.

a& Dber Arzt mir mitteilte, war ganz richtig.
an ſprach in unſeren Kreiſen darüber als von
iner belanuten Sache.

„ 3u Anfang Juni ſtarb die Fürftin. Und nun
Veifte in meinem Geiſte ein Blan, den i nicht aus
hHätte, ſo lange die Fürftin gelebt denn ich
lebte ſie noch immer und hätte ihr Fein Leides anthun
Mögen. Jetzt Iag die Sache anders. ‚Ich fonnte den
wenn auch nicht tötlich, aber doch tief, ſehr
5 und ſchmerzlich an einer Stelle treffen und ich
ſchloß eS bei der näcften Gelegenheit zu thun
$ Auf meinem Spazierritten hatte ich bemerkt,
üß die Amme gewöhnlich bei qutem Wetter Vor-
Mittags in den Park ging. Sie fuhr dann den
leinen Prinzen in einem Wägelhen, das zugleich
glg Wiege dienen Fonnte, hinunter nach der Golda,
'Drt, wo die Bank mit dem Kreuze {teht. — ein ganz
Änfacher, nur felten befuchter Plag. Sie ftillte dann
0S Rind, legte e8 in das Wägelchen, Wiegte eS ein
Und eilte darauf nach dem Städtchen, um ihr eigenes
‘ ind zu befuchen, das ſich bei ihrer Mutter ober

Freitag, den 17. Iuli



Heidelberger Militär-Verein.
Mts., in der 7 2 2 Hofes

Waldfest. M


Abgang mittags? Uhr mit Muſil vom Wredeplatz.

Verelnszeichen ſind anzulegen. Dor I. Vorstand.

Berger Geſellſchaft.

Sonntag, den 19. Juli

Waldfest

an den Steinbrüchen, oberhalb der Molkenkur,
wozu wir unjere verehrlichen Mitglieder freundlichſt einladen. Für gute Speiſen
und Getränfe iſt gelorgt.
Abgaug 2 Ahr vom Zokal Diemerei).
Bei unguͤnſtiger Witterung 8 Tage ſpaͤter. Der Vorstand.

Sonntag/ den 19. 28.

Danksagung.

Für die vielen Beweise der aufrichtigen Teilnahme
während der schweren Krankheit unserer unvergesslichen
Mutter

Frau Prof. Katharina bauritlel,

sowie für die reiche Blumenspende, sprechen wir unsern
wärmsten Dank aus.

Die trauernden Hinterbliebenen.

Tapeten und deren Dekorationen.
Ginem verehrlichen hiefigen und auzwärtigen Publikum hlermit die ergebenfte Anzeige, daß
unſere neuen, fehr überfichtlih geordneten Mufterkarten, auZgeftattet mit den neueften, gefhmacvollften
und originelliten Tapeten von 15 Pfg, an bi8 zu den hHomfeinften Artikeln und deren Dekorationen
bet nacdhbenannten Herren, ſowie auch In unjerem Geſchaͤfte felbjt zur gefl. Benützuns aufliegen,
Eruft Litzler, Tapezier, Nedarmünzgaffe 8, hier.
Wilh. Ruͤck, Eigarrengeſchaͤft, Ludwigsplas 12,
Martin Burckhardt, Tapezier, Ingrimſtraße S,
R. Synatzſchty/ Tapezier, Hauplftraße 44,






Fauler Pelz.

Meinen werten Guͤſten iſt mein Garten Samstag abend und Sonntag
vormittag zur Verfuͤgung geſtellt, da meine Halle anderweitig vergeben iſt.

Cafe-Restaurant Stadtgarten

empfiehlt täglich diverſe Erfriſchungen, als: Gefrorenes, Limonade,

Eis, Kaffee re.
Pilſener Bier aus dem bürgerlichen Bräuhaus Pilſen. Münchener

Zacherl⸗Bräu, prima Stoff.

Ansverkauf von Ueißnuren

Haupkſtraje 190, am Markf.

Samstag abend Schluss des Ausverkaufs.
Nontag und Dienstag, den 20. und 21. Juli,
morgens 9 und nachmittags? Uhr
anfangend, werden die noch übrig gebliebenen Waren zu jedem

Angebot meiſtbietend gegen Barzahlung verſteigert.

Das Lager beſteht noch in diverſen Größen Brüſſeler
Bodenteppichen und Bettvorlagen, Steppdecken, Frauen-
hemden, Jacken und Hoſen, Vorhangſtoffen, Socken und
Strümpfen, Kinderhütchen und⸗Kleidchen, Herrenkragen
und Manſchetten, Damen⸗ und Kinder⸗Kragen, Hand-
tüchern, Tiſchtüchern und Servietten 2ꝛc. ꝛe.

in allen Preislagen empfiehlt zu Fabrikpreiſen

Süddeutſche Fabrik⸗Niederlage

Georg Kaysser, Taxator.

Nax

Himon,

Ahorn &

Hochachtungsvollſt



Italieniſche

Die Preiſe verſtehen

1881 Pomino , 7 . s
1876 Barolo, feiner Tiſchwein
Vermouth di Torino (weiß)

+

4

Fruchtbranntwein und
Nordhäuſer

zum Anſetzen billigſt.
Reutier, Großes Faß.

Eine Frau nimmt noch Kunden an im Bügeln
und auch m Waſchen Brunnergaffe 14, HinterhonsS,
in Pflege befand. €$ waren ihr derartige Ent-
fernungen auf das ſtrengſte verboten, aber Frauen
und namentlih Mütter, mmern fich doch nun einmal
um kein SGebot. Auf dieſe Pflihtvergefjenheit baute
ich meinen Plan. Ih wollte den Sohn meines
Feindes rauben, entfernen, irgend wohin ſchicken von
wo er nie zurücfehrte, Niemand follte wiffen, wo
er geblieben {jei.. Dann traf ich den Fürften ſchwer;
er verlor feinen Erben und Fonnte nicht Leicht eine neute
{tandesgemäße Berbindung eingehen. Ein verſchollener
Prinz kann jeden Augenblik wieder aufgefunden
werden und zurückehren. Dann war er der Erft-
geborene, der echte Erbe und jeder Andere mußte
zurücktreten. Welcher Vater hHätte dem Fürſten bei [ol-
cher Möglichkeit ſeine Tochter zur Gemahlin gegeben ?

Wer ſeine Tochter an einen Fürſten verheiratet,
will doch auch, daß der Sohn dieſer Zochter einft
Fürſt und Erbe fei und nicht eines ſchönen Lages,
wenn der Verſchwundene zurückehrt, ſich als zweiter
Sohn ſich mit einer Apanage begnügen miüjje. Ich
hHatte genug über den Fürften erfahren, um zu wifjen,
daß ein foldher Schlag ihn ſehr ſchwer treffen werde. “
— Manefeld machte eine furze Pauſe und huſtete.
Er hatte bei feiner Erzählung den Fürften, der immer
aufmerffamer wurde, nur jelten angeblickt, e& war
beinahe, als ſpraͤche er zu ſich felbit.

„Und Sie dachten nicht an das Schicklal das Sie
dem Kinde bereiteten, an das Clend, dem Sie es über-
gaben?“ fragte der Fürft mit ſchverer Stimme, Die
Worte famen nur langfam uͤber die trodenen Lippen.

„O, i dachte wohl daran,“ antwortete Manefelb,
„aber e& mußte ja nicht gerade Elend fein, in welches
ich den Sohn meines Feindes ftürzte, ich konnte ja
für ihn forgen, fonnte ihn im Auge behalten, mög-
ſicherweiſe ihn auffinden — genug, das Alles Kam
erft in zweiter Sinie, in erfter ſtand meine Rache-
— Nun hören Sie weiter. Ich habe nur noch ſchr
WenigeS zu fagen. In der zweiten Hälfte des Juni
erjchien, wie faͤſt immer um Ddieje Jahreszeit, eine
große Zigeunerbande in unferer Gegend. Sie blieb
gewöhnlich einige Tage und zog langlam das Golda-

Aner Berwandten, das weiß ich nicht mehr genau


hal hinauf, der Grenze zu,. Darauf baute ich meinen


r Rotweine




ſich ab Heidelberg.
mit Glas I.Iv

1,35

1.50

2 —

*
” n

. e .&

.
2 ”




Gaßhans zum fhwarzen büren.

Kortwährend feines Lagerbier, direlt vom
Har ohue Preijfion, . Waguer,

ſchon bejahrten Mann auf, der mit ſich reden ließ,
wie mir ſchien. -

Dennoch wollte er zuerſt nicht auf meine Vor-
ſchläge eingehen, auch die Zigeuner find vorſichtig
geworden. Erſt; als ich ihm Mar machte, daß er nicht
ein Kind ſtehlen ſolle fondern daß ich ſelhſt ihm
ein Kind überbringen würde damit er es in ſeine
Obhut nähme und als ich ihm einen ganzen Beutel
voll oͤſterreichiſcher Dukaten zeigte, die ich zufällig
bejaß, — da ging er auf meinen Plan ein und
verſprach! mich an einer beftimmten Stelle des Waldes
Tag für Tag zu erwarten. Vorher mußte die Bande
über die Grenze gezogen fein, ſo daß eine Verfolgung
ſchwieriger wurde. Auch ſollte mein Zigeuner nicht
bhei ſeiner Bande bleiben, ſondern ſeinen eigenen
Weg einſchlagen und erſt ſpäter zu der Bande ſtoßen
Ich verabredete alles Andere mit ihın. Sr jollte
das Kind mit Milch nähren — die Zigeuner verſtehen
ſich auf ſolche Sachen — follte mir, ſo oft er in
diẽſe Gegend fomme, Nachricht geben — genug, ich
ſorgte für alle Fälle. Die Zigeuner zogen ab und
bald erhielt idh die Nacdhricht, daß fie Ddie Grenze
überfchritten hätten.

Ich hatte mir zu meinem Vorhaben eine Livree
der Goldenburger Schloßdiener zu verſchaffen gewußt
und dieſelbe in einer verfallenen Mooshütte, ganz
in der Nähe des Parkes, verborgen. Schon am
erſten Tage, als ich mich auf die Lauer begab —
der Zigeuner erwartete mich an dem beftimmten Orte
— gelang mein Unternehmen, Die Schmidt kam
mit dem Kinde in den Garten hinab, ſtillte es,
wiegte e8 in den Schlaf und ging dann zu ihren
Verwandten, deren Wohnung etwas abgelegen vom
Staͤdtchen lag. Ich hatte berelts meine Livree angelegt,
eilte über die Meine Brüce in den Park, entkeidete
das Kind, das Taum erwachte, widelte e& in die
wollene Decke die ich mitgebracht und ging mit ihm
davon! Es gehörte der Mut der Jugend dazıu, um
ſo etwas zu vollbringen, — dabei lächelle er ſarkaftiſch
faſt Höhnifch, Ich weiß nicht mehr, ob mir das
Herz geflopft hat, Senug, ich uͤbergab dem Zigeuner





Möbel

wirklich auffallend billigen Preiſen unter Garantte



Julius

Oelieioſes Tafelgetraut;
von I, meb. Autoritäten au bei

Ländern iu *2 7* Bouteillen an. Preiß der
2



Otto, Hauptſtraße 90.



ganzen Flaſche SO . unbd der halben 20 e
2— in Wadem _

£ 8
75

4
7
*




Vopp TraenNkle.

in guterhaltener zweithühriger Mleiders
fdywerfaltfßn. Laueritroß- Nr. 6,

Mltes Zinn Fanft zum Höchiten Preis
Meiler, Sandgaſſe 6,

das Kind, er verfprach mir, alle meine Anweijungen
genau zu erfüllen und verſchwand im Walde, Ich
jabe ihn erſt vor furzem, alſo nach mehr als dreißig
Sahren, zufällig wiedergefehen.“

Cr hielt inne und richtete zum erfien Male ſeinen
Blick [Harf und durchdringend auf den Fürften, Dieſer
ſchien nicht zu wifjen, was er von alledem halten
joWe. Er blickte ftarr, mit dem Ausdruck des Wider-
willens und geheimer Furcht, auf den Srafen.

Ja was ſoll das Alles? fragte er und ſeine
Bruſt hob ſich ſchwer! Weßhalb beichten Sie mir
eine hat, die — — „“

„Noch einen Moment, Durchlaucht, dann bin
ich zu Ende,“ ſagte Manefeld. „Ih verbarg die
alte Livree, die ihre Dienſte gethan hHatte, wieder in
der Mooshltte, die inzwiſchen abgeriſſen worden
iſt und kehrte nach Haufe zurück Ich war begierig
auf das Eintreffen der Nachricht daß der junge
Prinz von Goldenburg von Zigennern geftohlen,
uberhaupt verſchwunden ſei! Denken Sie ſich Durch-
Yaucht, dieſe Nachricht fam . nicht. Niemand erzählte
mir etwas Außergewoͤhnliches Sollte denn den
ganzen Tag uͤber kein Menſch von Goldenburg nach
Manefeld heruͤbergekommen ſein? Solche Gerüchte
fliegen doch ſonſt wie der Wind durch die Welt.
un meine Ungeduld zu beſchwichtigen ritt ich ſelbſt
gegen Abend hinuber nach Soldenburg. Dort fand
ſch allerdingS einige Aufregung. Man erzählte ſich-
daß das Kind der Amtsjchreiberin Schmidt der
Amme des Prinzen, verſchwunden fei, wahrſcheinlich
hätten es Zigeuner geraubt, als e8, von Nieman
bewacht, auf dem Hofe im Sonnenſchein in ſeiner
Wiege lag. Ih war wie niedergeſchmettert von
diefer Nachricht. Mein ganzer Plan war vereitelt.
Das ſchlaue courageufe Weib Hatte, fobald fie den
Raub bemerkt, einen ſchnellen Entſchluß gefaßt, ihr
eigene8 Kind geholt, mit dem Hemdchen und Roͤckchen
des Prinzen bekleidet und in die Wiege gelegt. Die
Aehnlichkeit war ſo groß, daß kein Menſch — vielleicht
die Mutter ausgenommen, die ja tot war — die
Verwechſelung Hätte bemerken fönnen, Sie ſpielte

übrigens ihre Rolle gut, ſchrie und jammerte zum

Gotterbarmen, KMagte jih an, daß fie nicht bei ihrem
eignen Kinde geblieben und ein anderes genährt, wenn
es auch ein Prinz fei — — doch, was iſt Ihnen,
Durchlaucht/ wird Ihnen unwohl?”

Der Fürft, deffen Finger ſchon ſeit einigen Minu-
ten krampfhaft die Jammetne Lehne des Seſſels umfaßt
hielten, war blaß geworden wie eine Leiche Was
er hörte, mußte ihın wie Wahnſinn erſcheinen
ſo unerhört, ſo unglaublich wares Es ſchien wirklich,
als wolle er die Augen ſchließen und in Ohnmacht
finfen. Sraf Manefeld [prang auf.

„Soll ich Ihren Diener rufen?“ fragte er und
feine Miene verlor keinen Augenblick ihren boshaften,
hämiſchen Ausdruck.

Mit furchtbarer Gewalt ſchuellte der Fürft aus
ſeinem Seſſel empor. Einige Sekunden ſchwankte
er, dann ſtand er feſt.

„Manefeld,“ ſtieß er kaum hörbar aus, Sie
ſind ein Schurke voder ein Lligner!“ — Er legte
die Hände vor die Stirn.

„Schurke? Vielleicht — in den Augen der blöden
Welt,“ antwortete Manefeld gelaffen. „LCügner?
Nein. Ich habe die Wahrheit erzählt. Sollten Sie
mir böfje fein, daß ich Sie zum Fürfien von Golden
burg gemacht, wenn aud) wider meinen Willen ?
Ich denfe Kaum. Jener Andere, den ich befeitigt,
hätte ein Recht, mich anzuklagen. Sie dürfen das
nicht. Beruhigen Sie fih. VBerföhnen Sie ſich mit
diefer Entdekung, die Ihnen allerdings überrajhend
fein muß, die aber gar nichts ändert; denn Ihren


nehmen. Wer will denn bheweifen, was ich weiß?
Und wer will mich anklagen? Das fogenannte
Verbrechen iſt ja längſt verjährt. Noch einer hat
davon erfahren, der Doktor Engelmann. Das alberne
Weib — verzeihen Sie, Durchlaucht, Ihre Mutter
ſccheint in der Todesangſt noch gebeichtet zu haben.
Aber der Doktor iſt tot und wenn er etwas aufge-
ſchrieben, ſo wird ſich das vernichten Iaffen. Das
nehme ich auf midh. Ich wiederhole! Durchlaucht,
e8 thut mir leid, daß ich gezwungen war, “ —

Gortſebung folgt)
 
Annotationen