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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 261 - Nr. 270 (7. November - 18. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0775

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— —
Bach-Verein.

Die dieswöchentliche Gesamt-Chor-
probe muss wegen des Museumsballs
von Donnerstag auf Freitag, den 13. No-
vember, abends 8 Uhr verlegt werden.

B GHefielbacher 5 Uhr. B
Edangeliſcher Kirchenchor.

Heute 49 Uhr Geſamt⸗Probe. Vollzähliges Er-
ſcheinen dringend

Chriffl KMleinkinder- Vflege,

“Blödftrake 47, evangel. NMapele,
Die Schule begiunnt wieder Donners-
tag, den 12, Nov,, vorm. 8 Uhr,

Der Vorstand.

Steigerungs-Aukündigung.
Der Erbieilung wegen werden am
Donnerstag/ den 26. d. Mts./
nachuiittags 3 Uhr
auf meinem Amtszimmer (Hauptitraße 87)
folgende, zur Verlaffenſchaft der Johann
Martin Ueberle Witwe gehoͤrigen,
Liegenſchaften oͤffentlich zu Eigentum ver-
fteigert, wobei der Zuſchlag erfolgt, auch
wenn der Schaͤtzungspreis nicht geboten wird.

1. 14 Mr 10 qm. Ader,
39 „ Weg,
14 Yr 49 qm. im Mittelfeld in
der Spitzgewann; Tax 770 ME.

2. 8 Ar 22 qm. Acker im Unterfeld
in der Neckarſpitz; Tax 600 Martk.
Die Steigerungsbedingungen fönnen bei

Heidelberg, den 9. Rovember 1885.
Großh. Notar: Hagenunger.

Goldener Hirſch.
Raa Geute Miliwoch wird
gelOladhtet. —

Prinz Mar.

Heute Mittwoch vird

— 4 4 —
Goldenes

äſchen.

ai.

fag wird
geſchlachtet.

erbichetue

— Morgen Donnerstag

wird gefehladtet,


treffen hente ein bei

_ Carl Will, FijOmarkt_4.
Has beliebte Schwabenbrof, ſowie
Hasſer Letfierſy

in anerfannt feiner Ware, empfiehlt
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27 Hauptftraße 2

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&Leinemantelgaffe 21, 4. Stock.
— — — —

Das Frauleiu von Birkenweiller.
Roman von A, Lütet3burg.

(15., Fortſetzung)

Lotta’3 angefirengtefte Nachforſchungen erwieſen
ſich al8 rejultatlo3. Na einigen weiteren Tagen
Eſchien Helene volftändig verändert, fo daß jelbft
der Freiherr von diefer Umgeftaltung ganz betroffen
war, aber- keinen Widerſpruch wagte. Die taube
Dore hHatte ihr Meifterfiück geliefert und nichtS konnte
mehr an die Helene erinnern, welche noch vor wenigen
Tagen in diejem Schloſſe wie eine Prinzejfin gekleidet,
ihren Cinzug gehalten hHatte. Das Kind ſchlief nach
wie vor bei Lotta und verbrachte auch einen großen
Teil des Tages in deren Schlafzimmer, um mit
den alten Reften von Spielzeug zu fpielen, welche
Margot übrig gelaffen. Selten und immer feltener
verlangte die Freiherrin Helene zu Margots SGejell-
ſchaft und fo war bas Kind, befonders zu den Zeiten,
wenn der Freiherr von Schloß Birkenweiler entfernt
war, vollftändig auf ſich felbſt angewiefen.

Außer Latta gab e8 aber nochH Jemand auf
Birkenweiler, der ſich um das Kind ümmerte und dies
war NMiemand anderer als der Neffe der Freiherrin,
Arthur Wildeck.

Der junge Arthur Wildeck hette das Kind an
dem Abend gefehen, wo e& nach Birkenweiler kam,
diefes reizende Blondköpfhen mit den iIraurigen,
großen Augenfiernen und dem meloncholiſchen Lächeln
um bden HNeinen roten Mund. Er glaubte nie etwas
Cntzüdendere8 gefehen zu hHaben, als dieſes kleine
Geſchöpf und freute fich wie ein Kind darauf, mit
ihm {pielen und die tranrigen Augen erhellen zu
können.

Am anderen Tage hatte er mit der Tante von
bem reizenden Kinde deſprochen und gefagt, daß er
ſich freue, daß Margot eine ſo allerliebſte Kameradin
bekommen.

Arthur hatte die Worte arglos aus ſeinem


Mittwoch, den

11, November

1885.

ff. Bienen-Honig,
ber Pfd. 1 ML,

Rakım- Caramellen, Eihiſch-
Carameſſen, Gummi - Bonbons,
Pralines efc.

empfiehlt

J. Burgweger,
Konditor.

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„ Malaga-Trauben,
„ Prinzess-Mandeln,
„ Tafelfeigen,
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mehrere Säulen-Defen , «in- und zwelarmige
Gastampen, ſowie einige gebraucte Fenfter

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Dreikönigſtraße.

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5 Kopf-Shawls

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Ecke der
Dreikönigſtraße.

ihn die anfbraufende Heftigkeit der Tante befremden
Cr fannte fie zwar als eine jähzornige Frau, aber
in dieſem Falle erſchien iHm ihr Zorn fo durchaus
unmotiviert, daß er fie erſtaunt anblidte,

„G8 ift eine wunderlidhe Marotte des Onfkel8,
dieſes Kind mitzubringen, von deſſen Zujammenfein
mit Margot ich mir nidhts weiter verfpreche, A1S
daß dieſelbe alle nur erdenklichen üblen Angewohn-
heilen von ihm annehmen wird. I0O will, Daß das
Kind fo lange gänzlich ignoriert wird, biS ich die
Neberzeugung gemwonnen habe daß ihm nicht8 mehr
von feiner Vergangenheit anfklebt, E$ iftein Komb-
diantenkfind, nichts weiter und wenn Ou das in Er-
wägung ziehft, wirft Du einigermaßen begreifen,
wie {Omwer es mir wird, meinem Kinde eine ſolche
Kamerabin zu geben.“

Arthur mwar im erfien Augenblid von dieſer
Auseinanderfegung [o überrafdht, daß cr nicht gleich
Worte zu einer Entgegnung fand. Aber er war
empört, über das Harte Urteil der Zante und fonnte
ſich nicht enthalten, wenigltensS dAwaS zu äußern.
Cr wußte, daß man auc für die [Höne, liebreizende
Frau Paul’s von Birkenweiler nur die Bezeichnuns
„Kombdiantin“ gehabt hatte,

„Tante, aber ich bitte Tidh, — das Kind fieht
ja fo unſchuldvoll aus, wie ein Meiner Engel. u
willft es doch nicht etma verbammen, weil ſen Bater
oder ſeine Mutter vielleicht Schauſpieler oder etwas
Derartiges geweſen find ?“

„Allerding8 will ich das, mein Lert Nefle
und i möchte Dih dringend bitten, Did jedes
weiteren Urteil8 über meine Anfichten zu enthalten.
Mix ftehen mancherlei Crfahrungen zur Ceite, die
Dir fehlen, und {o wirſt Ou nıir erlauben, ein für
alle Mal eine Unterhaltung über einen Punkt abzu-
brechen, über den ©n nicht urteilen Fannft.“

Dagegen ließ ſich nun allerbingS nichtS lagen
und Arthur machte aug in Zufunft der Tante
gegenüber feine Nenßerung, die auf die kleine Helene
Bezug Hatte, Nichisdeſtoweniger bewahrte er ihr
da8 regite Interefje und gewiß war Lotta nicht auf-

vollen/ warmen Herzen geſprochen; um ſo mehr mußte











statt. Karten zum Abendessen zu

Mk, 2.— werden bis nachmittags


Die

Vergnügungs-Kommission,


vorzuzeigen,

Die Direktion.





Näheres die

FProgramm.®e.

Großt friſchgeſchoſſeut Hafen

incl. Fell ä 3 ME., heute und morgen

Aax Himon.


von A 1,90 au
3.30
0 30
0. 80
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Umfektüder

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Gefridte Socken

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Korfelts .
Gefütterte Damen
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1.40
0.90 ,
1.05 ,

Ferner:

n

Steihwolle, per




Aax Himon.


moglich war, mußte er der Kleinen etwos zuzuſtecken
and mandhes Epielzeug, von jeinem Faſchengelde
erfanft, wanderte in Helenen8 Heine Hände, die in
glüclicher Unwiffenheit über die wahren Berhältniffe
allgemach anfıng, fich mit dem Schickfale auszujöhnen,
wenngleich fie ihrer toten Mamna und der alten
Tınde noch immer mit leidenſchaftlicher Zärtlich-
keit gebachte.

Wührend des WinterE und auchH noch im Laufe
des FrühlingS Hatte c8 der Freiherrin nicht befondere
Echwierigkelten gemacht, Margot und Helene von
einander getrennt zu hHalten. Aber al8 die Zage
Jänger murden, als die CSonne ihre CStirahlen auf
die Erde niederſar dte und Margot einen großen
Teil des Tage8 im Garten und Parfk verbrachte,
führte au Cotta die Meine Helene Hinaus, feft
ent{lofjen, fih gegen eine andere Meinung ihrer
Henuin zu vertheidigen. Helene, ohnehin Außerft
zart und HMein für ihr Alter, fah bleich und von
der andanernden Stubenluft angefränfelt auS, Das
Kind ſchien Überhanpt jeinen Jahren vorangeeilt,
in dıem Sefichtchen desſeiben ag ein Ausdruck von
oͤrnſt und Nad denfen, wie man ihn bei einem acht-
jährigen Kinde nicht findet und Lotta hielt e8 not-
wendig, Helene zu erheitern und zu zerſtreuen

Rwildhen Schloß Birfkenweiler und der Klauſe
war {eit Langem jeder Verkehr vollfiändig abge-
brochen. Die Dienerſchaft hHatte bei Strafe der Ent-
laffüng Anweijung erhalten, nidht einmal nach der
andern Ceite des Parkes zu gehen und noch weniger
mit irgendb Jemanden, der in der Klauſe verkehrte,
zu {prechen. Der Zufiand des alten FJräulein8
hHatte fich im Lanfe des Winters wieder wefentlich
ver[Olimmert, die heftigen ıheumatifhen € Hmerzen
feffelten fie abermals an ihr Häuschen und ihr Ruhe-
bhett und nur bisweilen Famen Tage, wo fie noch
einmal in& Freie hinausging.

Tante Karoline empfand einen Schmerz darliber,
daß ihr Neffe felten und immer feltener lam Wie
fie feit vielen Jahren fern von der Welt und getrennt

gebrachter über die mulwillige Verſchändung des





von den wenſchen gelebt Hatte, die ihr naturgemäß

Billig zu verkaufen

eine Dreh-Orgel, ſchr paſſend für ein Weih-


{trake 5, porterre

Ecke der
Dreilbnigſtraße.

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mit D

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gualitit

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Hauptſtraße 167,
Ecke der
Dreikönigſtraße.

follen, ſo hatte ſie auch jeßt
fein Bedürfnis, wieder mit ihnen in Berfehr zu
freten, aber e8 famen jeßt doch Tage wo fie ſich
jehr einfamı fühlte, wenn heſtige COmerzen ihr
keinen Augenblik geftatteten, fidh von ihrem Lager
zu erheben

Dennoch ertrug fie die Schmerzen wie eine
echte Kreuzträgerin mit SGeduld. Keine Klage am
über ihre Lippeu und wenn e8 dennoch einmal der
Sal war, fo gefdah e8 nur, weil Jie Jich vöNig
außer Stand {ühlte, ihren Werken der Mildthätigkeit
und des Erbarmen8, die ihr feither ſo manche Freude
gewährt, fo mandjen Troſt bereitet, nacdhzugehen.
Shre Ruhe und SGeduld fand aber doch endlich
ihren Lohn.

Nachdem der lange harte Winter wieder voruben-
gegangen war und die Sonne wieder warm durch
das füblihe Fenſter der Klauſe fchien, Famen Tage,
wo fie wieder das Beit und ſpäter auch ihre Behauſung
verlaſſen konnte.

Sie Hatte früher nie das Bedlirfnis gehabt,
auch nur einen Spaziergang durch den Park zu
machen und e8 war beinahe ſeltſain, daß fie jebt
das Verlangen fühlte, wieder wie einft durch Wald
und Flur zu fireifen. Freilidh reichten dazu die Kräfte
nicht aus, aber die erhHöhte Freude, welche fie na
der laͤngen Kranfheit wieder im Meiche der Natur
jand, iricb fie doch bisweilen an, ihre Kräfte zu
erproben und man fah ſie dann und wann den einfamen
Weg entlang gehen, der zu ihHıer Klaufe führte,

Schucll genug kamen die Hochjommertage die
iroß bder Bollfraft ihrer SOHönheit nicht mehr das
ruhige Genießen geftatten. Selbſtverſtaͤndlich fann
die Natur nidht lange auf dieſem Höhepunkt ver
harren, fondern e& muß wieder bergab gehen und
der Gebanfe daran ftört die Ruhe der beſchaulichen
Sidherheit. Das alte Fräulein wollte die Kurze
Eponne Zeit noch recht genießen und dehnte ihre
ESpoziergänge jegt bisweilen bis in die Nähe des
Schloſſes aus.

@8 war ſchon gegen Abend. Die Sonne ſtand
nur noch zur Hälfte über dem gegenüberliegenden

— Hätten jein
 
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