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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 251 - Nr. 260 (27. Oktober - 6. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0747

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‚„ Lalich/ Sountags außge»

(1 Breiß wonatlich 20 Bfg.,

An SUlujirterten Unterhaltungse
k Big, — Wicd In der ganzen

Merteilt und an den Strabens
ecken angeſchlagen.

— — 0



Alle Zuſendungen werden frante
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beftimmt vorgeſchriebenen Tagen

wird keine Verautwortlichkelt übers
nomwen.

—>





Samstag, den 31. Oktober





fertige

chwarzen Balin,




_ 1885.

Kapitalien

Erreren und kleineren Beträgen
erſtes unterpfand in Liegen-
Elten verden fortwährend aus-
n von der Spartaſſe für
udgemeinden in Heidelberg,
——— 41 umd wollen Verlag-

e dafelbft eingereicht werden.

hjanbett&}erfletgerung.
ttwoch, 4. November 1, I.,
d nachmittags 2 Uhr,

Ha im ſtaͤdtiſchen Leihhaus dahier die
8 in weder ausgeldsten noch erneuerten
}, er vom 1. biß 13. Febr. 1885 von
%29‚150 dis Nr. 30,052 dffentlich gegen
— derſteigert.

28* VerfteigerungStag: bleibt die Anſtalt

ütags gefloflen.
Veidelherg, 28 Oktober 1885.

— — Lihhaus vtrnultuug.
— —

nnerstag, den 5. November,
* mittags 2 Uhr

chten

*
8

— eixca 44 Ar großes

Öridelberg, den 30. Oktoder 1885.

eisser Bock.
“alienischen Rotwein

'ehlt in ganzen u. nalben Flaschen

— Lonis Schaall.

— Salken,
diltr. 204 (Marktplaß)
NeageOi! guten Mittagstilg zu civulen
anh Reftauration & la carte zu
&N

erwagen,

d
% Fräulein von Birkenweiler.

Roman von A. Lütet3burg.

\ S (12. Fortſetzung.)

* 8* hatte e8 in diefer Stunde auf dem Schooß
M Ulter gejefjen, das Köpfchen an deren treue
änrge\flefä)miegt und war fo eingefchlafen. Am
ü“tq)e‘ fand fie ſich dann in dem weichen, warmen
dey S und das Antliß der Mutter bereit8 wieder

jeder Tageszeit.

aut erhalten, zu verlaufen,
Hauvtſtrabe 110.

8 gebeugt.

ad ran dachte fie und dann ſchloß ſie unwill-
f die Augen. Doch plöglih fuhr fie wieder
Bdne € hatte eine ſchrille zornige Stimme gehört,
‘“ken_u“b Laute, wie nie dergleichen ihr Ohr erreicht

d g_}gnmögrw‚x in Komödiantenkind! Es ſollte
\ QlethOt erzogen werden — mit meinem Kinde
08 3 1De Quft athınen? MNMie — nie werde ich
Ällgeßm.„

6la ſich um ihre kleine Perfon Handelte und
ä‘)t fd)? Komödiaͤntenkind! gewiß etwas ſehr,
£htes {et — das Wort war mit dem hoͤchften
it 6 Verachtung ausgeſprochen. Sie horchte
* Sinnen
* %S0 fürchte, Dı wirft in dieſem Fale gezwungen
* * Abneigung zu Üüberwinden,“ entgeqnete
* It minder jharfe Stimme, bift ja
ſte
der 4 Wenn Du willit, wird Niemand ahnen,
e * Heine Perſon ift, die ich unſerem Kinde
p „ Ulhaft mitgebracht habe Tante Caroline

* 8 * ein Rind von Paul eriftiert. und wenn
San die Sröffnung des zweiten Teftamentes Berzicht
in 10 nicht allein nußlos ſein würde ſondern
N zweifelhaftes Lidht auf den Namen von
N Sler werfen wuͤrde und du weißt, daß
{ onurolme wenigſtens die Manie beſitzt denſelben
* , IO Hoffe, die ganze Angelegenheit wird
uns mo günftig erledigen.“








31. Oktober :
7. November:
14. November:
21. November :

Samstag,
Samstag,
Samstag,
Samstag,

Samstag,
Samstag, 5. Dezember:

wigsplatz) zu haben.











empfehle reiche Auswahl in

2

Sandgaſſe 4.

Mit November beginnt der Curſus für
Studierende, Privat-Unterricht zu jeder Zeit.

Ludwig Zimmer,
Großh. Hof⸗ und akademijcher Tanzlehrer.

Vorzügliche

Honig-Brust-Bonbons

empfi.hit






"C"anz-Institut
von

Karl Hitfler.

Anmeldungen zu den Tanzkurſen werden
jederzeit entgegengenommen, Lauerſtraße 5,
2. Etock. Hochachtungsvoll

Karl Bittler,
akademiſcher Tanzlehrer.
Jür

Raucher.




Die Balldireſetion.

A haus zum Neifarthal eine

ſtatt, wozu ſämtliche Mitglieder
A freundlichſt eiladet

„Und würde Advocat Reinking mir in dieſem
Falle die Sorge für das Kind überlaſſen hHaben ?
Nur durch den Schein von Wohlwollen und Uneigen-
nützigkeit konnte ich ſein Vertrauen gewinnen.“
Dagegen ließ ſich nun wohl nichts einwenden,
denn e& wurde plöblich drinnen ſtill! wenngleich
Helene noch eifrig ſprechende Stimmen hörte Die
Angſt des Kindes Hatte ihren Höhegrad erreicht und
e8 brac in ein krampfhaftes Schluchzen aus Wenige
Minuten ſpäter wurde die Seitenthlir des Vorzimmers
aufgeriſſen und eine hohe Frauengeſtalt erſchien auf
der Schwelle. Ihre blitzenden Augen krafen das
Kind und einen Lugenblick machte ſie eine Bewegung,
{ al8 wolle ſie zurückweichen

Das war Pauls Kind, des Mannes, den dieſe
falte, hartherzige Frau einzig und allein, aber mit
der verzehrendſten Leidenſchaft geliebt Hatte. Und
als diefe Liebe verſchmäht in den Staub getreten
‘ war, da fand ſich nichis als ein ausgebrannter Bulfan,
auf welchem keine edlere Regung gedeihen konnte.

Dennoch glimmte wohl ein Fünklein unter der
Aſche und wer weiß, wenn des Kindes Augen und
' Haar oder auch nur ein Zug des ſüßen Geſichtchens
an den Vater erinnert Hätte, ob es nicht imftande
geweſen märe, eine neue, edlere Gluth zu entfachen.
Aber nicht eine Aehnlichkeit mit ſeinem verſtorbenen
Vater Hatte das Kind gemein, weder die Augen,
noch das blonde Haar erinnerten an ihn, ſie waren
en Erbteil ſeiner ſchönen Mutter, der Frau, die
Melanie von Birkenweiler um alles das betrogen
Hatte, was ihr vielleicht begehrens= und ſchätzenswert
in der Welt erfchienen waͤre.

Hoch Ioderte der Zorn in der ſtolzen hochmütigen
Yrau auf, in ihren Augen glühte‘ e& unheimlich,
Nun war die weiche Regung vorbei, denn ſie gedachte
der bitterſten Stunde ihres Lebens, wo ſie hatte

erkennen müſſen, daß eine Komödiantin ſie beſiegt

in das bleiche, derweinte Geſichtchen blickte lachte
ſie ſpöttiſch auf und blickte den Gatten an, der noch
auf der Schwelle ſtand.

„Das Ding ſcheint ſehr verwöhnt Franz und
ich glaube, es iſt eine ſchwere Laft, die Du mir
aufgebürdet hHaft. Aber ich will mich meiner Auf-
gabe nach beſten Kräften zu entledigen ſüchen —
ich will nur Hoffen, daß das Kind ſich nicht wider-
ſpenſtig zeigt und mir dieſelbe erſchwert Die Ankunft
dieſes unwillkommenen Gaſtes wird eine gänzliche Re-
volution in unſern ftillen, geregelten Haushalt bringen,
wenn ſich nicht ein anderer Ausweg finden läßt.“

Die Freiherrin klingelte ihrer Kammerfrau

Lotta Du wirſt ſo gut ſein und Dich dieſes
Kindes annehmen,“ ſagte die Freiherrin, ſich zu einem
freundlichen Lächeln zwingend.Es ſoll eine Spiel
kamerädin unſerer Margot werden, wenn es ſich
als ein geſittetes, wohlerzogenes Kind ausweiſt. Vor-
läufig möchte ich indeſſen nicht, daß das kleine Geſchöpf
mit Margot das Schlafzimmer teilt und da es zu
klein iſt, um die Nacht allein zu bleiben, ſo wirſt
Du ein Bett in Deinem Schlafzimmer aufſchlagen
laſſen müſſen! Komm, nimm das Kind mit Dir
und gieb ihm zu eſſen.“

Lotta nahm, nicht ſonderlich über die voraus-
ſichtliche Störung ihrer Nachtruhe erbaut, Helene
bei der Hand und zog ſie nicht gerade freundlich
mit fort. Traußen brummte ſie etwas über die
Anmaßung ihrer Gnädigen, da ſie ſich doch keines-
wegs als Kindermädchen vermietet habe. Als ſie
aber das leiſe, unterdrückte Schluchzen hörte, beugte
ſie ſich zu demſelben nieder und nahm es auf den
Arm, indem ſie es mitleidig ſtreichelte und in ihr
Schlafzimmer trug.

Biſt Du hungrig/ Schaͤtzchen?? fragte fie,
indem ſie das Kind auf ein niederes, ſehr ſauber
mit buntem Kattun bezogenes Sofa niederließ

Die freundliche Sprache ſchien das Kind zu
beleben, Im Nu war der Thränenquell verſiegt







und deren Familienangehoͤrigen
Der Vorſtand.










@
&

Schellfiſche.

reſtauriexten Zimmer.



H. Wächter.



5. Zeinhard. Flaſchner.

Zu verkaufen
wegen Wegzug ein gut erhaltenes Tafelttavier,
ein großer Füiegenſchrant und ein noch junger,
ſehr waͤchſamer HofFhunD im Brüdenkopf in
Neuenheim.

Ankauf.
Getragene Herren- und Arauentieider,
Schuhe, Stiefel, Betten, Mobel und Weiß«

zeug kauft
Suaelhorn, Heiſtagetſttirche 22.


gegeffen.“

„So, ja, bas fieht ihın ähnlidh,“ murmelte fie
zwiſchen den Zähnen. Sie wollte dann noch weiter
fragen, beſannn ſich aber, daß das Kind zunächſt
vor allen Dingen geſtärkt werden müſſe und bat
dasſelbe ſich einige Augenblicke zu gedulden.

Helene nickte mit dem Kopfe und ſchon erhellte
ein freundliches Lächeln das liebliche Geſicht. Lotta
fand das Kind entzuͤckend und nahm es zärtlich in
ihre Arme, indem fie einen herzhaften Kuß auf den
kieinen Mund drütckte.

Als Lotta gegangen war, kletterte Helene von
dem Sofa herunter und begann ſich in dem kleinen
Raume umzuſehen. Es gefiel ihr hier bei Weitem
beſſer, als in den großen Gemächern, wo ſie die
häßliche große Frau gejehen, deren Stimme ihrem
Herzchen ſo weh gethan. Als Lotta mit einem Glaſe
mwarmer Milch und mit einigen zierlich geſchnittenen
und appetitlich ausſehenden Butterbroͤdchen zurück
kehrte, langte das Kind tapfer zu und aß, bis es
voͤllig gefättig war, wobei Lotta ihm mit großem
Vergnilgen zuſchaute.

Ich möchte ſchlafen, ſagte das Kind alsdann,
„aber, nidht wahr, ich darf bei Dir bleiben? Du
wirſt mich nicht wieder zu der großen böſen Frau
bringen?“

Lotta lächelte ſtill für ſich hin, es machte ihr
großes Vergnuͤgen daß dieſes kleine vielleicht acht-
jährige Ding auf den erſten Blick eine ſolche Abnei-
gung gegen ihre Herrin fühlte, welche dieſe ohne
Zweifel verdiente.

Nein, Du ſollſt bei mir ſchlafen, entgegnete
Lotta beruhigend. „Komm, laß Dich ausziehen.“

Helene war gleich bereit, aber ſie fragte nach
ihrem Nachtkleide Lotta meinte, e& würde noch
nicht ausgepackt ſein und ſie wolie ſie vorläufig in
ein Tuch huͤllen. Auch damit war das Kind zufrieden.

Als es nun in dem Bette lag, ſagte es:

„Soll ich bei Dir beten?“

„Beten?“ fragte Lotta verwundert/ beinahe

noch niemals die Rede gewejen. „Ia, bete nur
— iich will zuhören.“

Das Kind ſprach ein kleines Gebet, aber die
letzten Worte waren nicht mehr Mar und deutlich
und mit dem „Amen“ war Helene in das Reich
der Träume hinüber geſchlummert. Lotta ſaß noch
eine Weile ſtill und naͤchdenklich T3 iſt doch etwas
Wunderbares um den heiligen Frieden, welcher auf
dem Antlitze eines ſchlafenden Kindes ruht.

Dann erhoh ſich die Kammerfrau und begann
die Kleider zu ordnen, welche ſie nur raſch abgeſtreift
hatte! Indem ſie Stück für Stück zuſammenlegte,
mußte fie jedes einzelne erſt bewundern. Solche
Stickereien und Spitzen haite ja ſelbſt die kleine
Margot nicht. Wer mochte das Kind ſein und
woher fam es? Und doch war es ihr, als habe
die Freiherrin in wegwerfendem Tone von dem
kleinen Geſchöpf geſprochen — hier mußte irgend
etwas Geheimnis volles ſein

Und waährend Lotta hier ihre Betrachtungen
anſtellte, war die Freiherrin von Birkenweiler eifrig
damit beſchaͤftigt, Helenens Koffer, den die alte Trude
mit bitterem Herzeleid gepackt, zu durchſtobern. Ieder
Gegenſtand/ den ſie Hervorzog, erfüllte ſie mit Neid
und Zorn. Sie hHatte geglaubt, ihre Margot wie
eine Prinzeſſin gekleidet zu haben und doch was
war all der Lurus im Vergleich zu dieſer koſtbaren
Einfachheit? — nichts.

„Sin Komödiantenkind! kam es in zornigen
Hohn von ihren blutloſen Lippen. „Ift e& nicht
lächerlich?“

Und weiter und weiter wuͤhlte ſie in dem wert-
vollen Inhalt und überall ſah ſie das gekrönte
Monogramm H. v, B. Wütend warf ſie endlich den
Deckel zu. Sie wollte nichts mehr von all den
Dingen fehen, die fie in einen ſchwer zu beſchrei
benden Zuſland von Aufregung verfebten. Es erinneret
ſie an die eigene Schmach und Schande der Inhalt
gemahnte ſie an das, was ſie zu ihun beabſichtigte
— fie wolite ein wehrloſes Kind aus ſeinen Rechlen
verdrängen und ſich das aneignen, was dieſem

erſchreclt. Vom Beten war auf Schloß Birkenweiler

gebührte, Fortſetzung folgt)
 
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