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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 141 - Nr. 150 (20. Juni - 1. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0423

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Erſchelut täglih, Sonutags außges

nonimen. Preis wonatlich 20 Pfg.,

Mit dem Illuſtrlerten Unterhaltungs-

Slatt 32 Pfa — Wird In der ganzen

Sitabt verteilt und an den Straßen-
ecken angeſchlagen.





Alle Zuſenbungen werden franıs
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beftimmt vorgeſchriebenen Tagen

wird leine Verautwortlichleit übers
nonnuen

Wir. 141.

D Zur heutigen Nummer
ein Beiblatt. “
A.

&.

Heute 7 Uhr Klingenthor,
‘ Uhr Neuhof.

Alpen⸗Verein.

Sonntag/ 21. Juni Spaziergang durch den Heidel«

erger Wald mit auzmwärtigen Sectionen, 8 Uhr

bom Hauptbahnhof ab. Unt 5 Uhr Eſſen auf
dem Speyerer Hof.

Kunst-Verein,

Neu : Delgemälde von A. Bolkert, 4 Delgemälde
bon Mannheim, Profeſſor &. Holtz/ Ritter, Exter,
Eiſermann



Diejenigen Schuͤtzen, die das
Z „Difenbacher Fejft“ beſuchen,

7 werden gebeten, zur naͤheren
Beſprechung Sonntag, den
21. d. Mis., mittags auf
aus zu erſcheinen.

Der Vorſtand.
Concordia.

Sängerfahrt nach Siushetm betr.

Den verehrlichen paſſiven Mitgliedern
Ur Nachricht, daß der Abmarſch nach
Bammenihal morgen fruͤh punkt 7 Uhr
bom Metz· Denkmal aus ftaitfindet. Bei
Ungünftigem Wetter mit Zug 10°° vom

2
—⏑ Der Vorstand.
Cäcilia.

Morgen Sonntag, 21. Juni wird eine
Welt-Berfamnmlung des Bezirks-
Lacilien⸗Bereins der bad. Pfalz
(untere Hälfte) in Mannheim ſtattfinden.
DornittagS 2210 uhr Gochamt in der
Sefuitenkirdhe.

Nachmiſtags 123 Uhr ebendaſelbſt Auf-
fahrung von 9 Gejamt-Chören, vorgetragen
bon den Vereinen: Edingen, Leutershauſen
Mannheim, Neckarau Neckarhauſen. Wall-
ſtadi Weinheim, zufamuien 243 Sänger.

Nach Schluß derſelben geſell. Unter-

altung im „Badener Hof.

Indem wir hiezu einladend obiges
Unfern verehrl. Mitgliedern zur Henntnis
briugen, maͤchen gleichjeitig darauf auf-
mexkfam, daß der Zug morgens 8°° Uhr
und nachmittags 2 Uhr paſſend ſein duͤrfte.

Der Vorſtand.

2 *
Pfaͤnder Verſteigerung.
Mittwoch, 24. Juni I. J.,
nachniittags 2 Uhr,
Ferden im ſraͤdtiſchen Leihhaus dahier die
18 dahin weder auZgeldsten noch erneuerten
Pfander vom Monat September 1884
bon Nr. 19,348 dis Rr. 20,414 dffentlich

gegen Barzahlung verfteigert.

Am Berfteigerungstage bleibt die Anſtalt
vormittags geſchloſſen.

Heidelberg, den 17. Juni 1885.

__ Stödt. Seihhaus-Yerwaltung.
Staͤdliſche Freibant.

Morgen und uͤbermorgen friſches
— —

ud
ſtinſte Maties-Heringe

Wieder friſch eingetroffen. und empfiehlt zu ermäßig-

ten Preifen
Popp-Traenlele.
Das Dotktorhaus.

KRoman von Adolf Mügßelburg.
(37. Fortfegung).

N Paul wußte nicht, ob er wadhe oder träume.
eä‘)f)gt wußte der Alte dies Alles? Unfinn war
N niht — im, Segenteil, e& ftimmte ja ANes mit
* Wirklichkeit, ſoweit Paul ſie kannte Unmöglich
eünten dies bloße Vermutungen des Alten ſein.
* war e8 möglich, daß er/ nach Art diefer Leut
— — und hHorchend, etwas aufgeſchnayſt
yöite, das ihır veranlaßte, ſich die Sadhe ganz richtig
jeinem fonjt {o blöden Kopf zurecht zu legen.
4 zweifelte daran, daß dieſer Menich bloͤdſinnig
. Er macdhte eher den Eindruck eines geiſtig und
— bis zum Stumpffinn herabgekommenen
ü en{dhen, der aber immer nochH imftande ift, bei
r“fiemrbeutlicf)en Ankäffen, vielleicht großen Auf-
ifßungen, {eine Gedanfen zu Jammeln, Erinnerungen
* fih wadhzurufen und ſelbſt Vermutungen aufs
Öftelen. aul beſchloß auf feine Gedanken einzu-
vielleicht war dies der beſte Weg, noch mehr
erfahren.
f „ SS ift wirflidh [Hade, daß man nicht hinein
é“h‚ Mlter,“ fagte er. „Du meinft wirklich, Doktor
b.“aelmamx hHabe das Alies aufgefchrieben, was ihm
le Fra Schmidt geſagt?“
8 Der Alte nicktẽ mehrmals mit dem Kopfe. Er
len zu überlegen
M „Sa, ja, ja, das weiß ich nit,“ antwortete der
4 lachend. „War nit dabei, aber ’3 wird ſchon
R 8 Drin {tehen. Da YHat fie gebeichtet und der
Anbgraf ift doch betrogen, hHe, he, he.”
6 Der Raubgraf — das wußte Panl — war
e af Manefeld. In den unteren Ständen wurde
4 Allgemein ſo genannt, weil er geizig und hart gegen
Ne Untergebenen war und fo mandhen Rachbar,
ST ihın nicht behagte, aus feinem Beſtktum hHinaus-
Ü03eifirt Hatte, um e8 dann anzukaufen,
Was follte das nun wieder heißen? Der Alte

Samstag, den 20, Juni



Saale statt.












Musikalische



Unterhaltung.


ſchaft und Neſtauratien einen

Qagerbier . .
Erportbier
Ueber die Straße .






7 Big., ver Liter.
8
6

n 2

2

Achtullgsvoll


ſamſter Bedienung.




Hochachtungsvoll
Wilhelm Blum,

berg bei den Herren:

Keflauration. Sörfer,

zum Ausſchank kommt.

NB. Laut einer chemiſchen Analyſe, nach

— —

Laͤchen und brach dann in einen ſo Heftigen Huſten
auS, daß er faſt erftict wäre. Was bedeuteten dieſe
rätſelhaften Worte! „Der Ranbgraf ift doch De-
trogen !”

Der Huſtenanfall des Alten dauerte Länger als
fünf Minuten und nach demſelben Fnicte der blöde
Veit zufamımen, als fei er vollftändig erfchöpft und
entfräftet, Paul fah wohl ein, daß er ſich noch
einige Zeit gedulden müſſe ehe er eine Yrage an
den Alten rtichten fönne AuchH Hatte er hier kein
Mittel, Bier oder etwas Aehnliches zur Hand, um
Den alten Mann frijcher zu macdhen, Sr begnügte
ſich alſo damit, ihn anzubliden und zu überlegen,
welder Sinn wohl in den Worten des ſeltſamen
Meniſchen liegen Fönne. Als dieler aber noch länger
in ſeiner, Schweigſanikeit verblieb, den Kopf tief auf
die Bruſt geſenkt und ſchwer athmend, fragte er
endlich?

Wer iſt der Raubgraf, von dem Du ſprichſt?“

Der Alte ſtreckte die Hand von ſich — offenbar
ein Zeichen des Haͤſſes oder des Abſcheues — und
ſtieß einen unartifulierten, tieriſch klingenden Ton
au8. Eine Antwort aber gab er nicht.

Weshalb iſt er denn betrogen ?” fragte Paul

Werden s ſchon Hören, wenn der da drinnen
{pricht,“ antmwortete der Alte mit kaum hörbarer-
heiſerer Stimme,

Aber der Mann kann doch nicht fprechen,“
rief Paul.

„Bapier kann {prechen,“ lautete die dumpfe
Antwort.

Aber wie lange ſoll ich darauf warten ?“ rief
der junge Mann faſt erregt. „Wenn Du etwas
weißt, 10 ſage e& mir. Ich will Dir lohnen, Beit.
Du follft gute Tage haben,“

Der Alte erhob den Kopf ein wenig und nickte
Jangjam, al8 wolle er damit fagen, er glaube das.

Nichts Sichere8,“ Jagte er, wie vor ſich hin.
„Denke mir wohl Manches — iHft auch [o. Sehen
Sie doch hinein, ſehen Sie nach.

„Das darfid ja nicht,“ antwortete Paul ſchnell.









welcher unſer Bier als aͤcht und rein be-


hiermit auf’8 beſte.
„Die Zimmer des Doktors find verfiegelt. &S darf
kein Fremder fie betreten.“

Der bföde Veit nickte und e& ging wieder das
verſchmitzte Laͤcheln uͤber ſein Seficht, das Paul ſchon
früher bemerkt.

„D, man kann ſchon hinein, da liegen keine
Siegel davyor,” ſagte er.

„Man fann Ghinein?“ rief Paul Überrafcht,
„Wo fann man hinein? Höre, Veit, ſprich deutlich
zu mir. Sch meine e& gut und ein reicher Lohn
joll Dir nicht fehlen. Wie kannn man hinein in
das Haus und in das Zinmmer des Doktors, ohne
die Siegel zu verlegen ?“

Der Alte kicherte uud blieb eine Zeit lang in
GSedanken verfunkfen. Dabei hHatte er aber den Kopf
aufgerichtet und fah unvdermandt auf ein kleines
Häuschen, das ſich den Beiden faſt unmittelbar
gegenitber befand. ©3 war ein kleines Sarten:
hHäuschen, das auf der niedrigen Mauer ſtand, welche
einen Teil des Gaͤrtens des Doktorhaufes, eine Ecke-
umf{Ohloß — eine8 jener kleinen Häuschen, die mMan
Häufig in Mitteldeutſchland und namentlidh in den
GSegenden findet, wo Wein gebaut wird. E3 dient
zum Teil der Aufbewahrung von SGartengerät|chaften,
zuweilen auch al Pavilon, in weldhem man des
Nachnıittag3 Kaffee trinkt, um doch einmal wo anders
zu fein, al8 im Hanfe. Manche dieſer Häuschen
enthalten auch ein Zimmer, das einfach eingerichtet iſt
und in welchem auch ein Fremder wohnen kann, wenn
vielleicht die Räumlichfeiten des Hauſes überfüllt find.

Dies Häusdhen nun ſah ziemlich verfallen und
verwittert aus. Doch Hatte e& nach der Landjtraße
zu ein große8 Fenſter mit Scheiben, die freilich jebt
in allen Farben des RegenbogenS ſpielten und ſeit
langer Zelt nicht gereinigt [Hienen,. &3 war ge-
räumiger, al8 die meiften ähnliden Häuschen diejer
Art, die Paul in Soldenburg bemerkt hHatte, Das
Doktorhaus Hatte, wie man dem jungen Manne
erzählt, früher zu dem Schloffe gehört und war
eine Zeit lang eine Art Afyl für alte Frauen ge-

wejen, die im Dienfte des Fürften ſchwach und hinz











onzert

uhr






Hierzu laden freundlichſt ein
Cilbert.





Handſchuhsheim.

M. Zeise.

Freundlichſt ladet ein








R. Brauer.






Grüner Hof,

ladet ergebenſt ein

Handſchuhsheim.



Joh. Leidis.

ffaͤllig geworden, De:
was zu ihnt in Beziehung ftand, den Stempel einer
gewiffen täumlidhen Behaͤbigkeit.

„Bon da fann man hinein,“ Jagte der Alte
und ftrecte die Hand nach dem Häuschen aus.

„Bon da? Was heißt das?“ rief Paul, den
der SGedanke, unbemerft in das Haus gelangen 3zU
fönnen — ein SGedanke, dem er täglih naͤchhing
— Yeftig erregte.

„War Maurer,“ ſagte der blöde Veit und be-
rührte mit dem Zeigefinger der rechten Hand ſeine
Brauft, um anzudenten, daß er von ſich ſpreche
„War Maurer. Habe früher da drinnen Manches
gearbeitet. Weiß genau Befjcheid, weiß auch, wo
der geheime Schrank ift kleiner Schrank in der
Mauer — fo hoch über dem Fußboden, — er erhob
die Hand ungefähr bis zur haͤlben Manneshöhe —
in dem Schlafzimmer, da, wo die blauen Gardinen
find, an dem Fenſter vechts — *

Der Alte blickte zu dem Doktorhaus hinüber

Faͤul Iaufchte mit verhaltenem Athem und maß-
[ofem Erfiaunen. Waren das Phantafieen des Alten?
Wohl Fauım. Was Iag denn Wunderbares in dieſen
Mitteilungen? Derartige Gänge gab e8 ja Überall,
namentlidh in Schloͤffern oder Gebäuden, die zU
einem Hofhalt gehörten. Neberall fanden ſich ja
Qeute, die den geraden Weg bei Tage nicht gern
gingen und geheime Wege wählten, Vielleicht wurde
e8 Rauk durch dieſe ganz unerwartete Auskunft
möglich, feinen gweck zu erreichen, undbemerft in das
Doktorhaus zu gelangen und dort Einſicht von dem




Schriftitic zu nehmen, das ſeht für ihn den SInhalt
ſeines Daſeins bildete.

„Und das foW ich glauben ?“ fragte er mit
zitternder Stimme, „Du erzählft mir ja Wunder:
gefhichten.“ . .

Iſt Alles fo,“ antmwortete BVeit ganz tuhig,
jogar mit einem gewiſſen Srnft, „Der Sang ift
hoch und breit, bequent, Juftig. Man fann aufrecht
darin gehen. Verſuchen es DurdHlaucht. Da Hört
und fieht Sie kein Menfch.“ .

„Barum nennft Du mich DurHlaucht, Veit??
fragte Paul, feine Erregung verbergend, ſo ruhig
es ihm möglih war. —

Cin rauhes Kichern des Alten war die einzige
Antwort, Dann nicte er wieder vor fih Hin und
ließ den Kopf auf die Bruft finfen. Diejes Mal
ſchien er in der That ſehr erſchöpft zu Tein, Vielleicht
haͤtte die gewaltſame Anſtrengung ſeiner Gedanken
ihn angegriffen.

Biel mehr war von dem wunderlichen Menichen
Heute wohl nicht mehr zu erfahren, das begriff Kaul
und er Fonnte ja ohnehin mit dem Reſultat feiner
Fragen zufrieden fein. VBor ihm Iag eine verlockende
MNuzficht. Er griff in ſeine Teſche Zuerſt wollte
er dem Alten Sold geben, aber er überleste daß
e8 verdächtig ſein fönnte, wenn man Sold in den
Händen Ddiejes Mannes fehe. Cr nehm aljo ales
Silber aus f{einem Portemonnaie und überreichte e&
dem blöden Beit.

„Nimm, Alter,“ ſagte er, „Trinke auf meine
SejundhHeit.“ *

Für den Klang des Silber8 ſchien Veit ein [0
feines Ohr zu haben wie nur ein Zigeuner, Sein
Seficht nahın einen lebhafteren Ausdruck an, mit
weitgeöffneten Augen betrachtete er die zahlreichen
glaͤnzenden GSeldftüice, die in ſeine geöffnete Hand

litten-
„Danke, danke, Durdhlaucht,“ ſagte er, O,
danfke, viel zu Viel.”

Dann fchien er plöplih unzuhig z werden,
er blickte nach links und nach rechts
„Roter Engel,“ murmelte et. (SFortf. f}
 
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