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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 161 - Nr. 170 (14. Juli - 24. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0505

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Erſchelut täglih, Sonntags ausges

nomımen. Preis wonatlich 20 Pfg.,

mf dem Illuſtrierten naterhaltungs-

blatt 32 Big, — Wird in der ganzen

Stabt verteilt und an den Straßen-
ecken angeſchlagen.

— SE

2

Alle Zuſendungen werden frankD
erbeten.

Fuͤr die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimuit vorgeſchriebenen Lagen

wird keine Verautwortlichkelt über-
novinien.


Ar. 170.

Gefunden ein Porkemonnnie.
Großh. Bezirksamt,

Heidelberger Militär-Perein.

Die Einzeihnungslifte Für Beteiliqung an der

Kaiſer⸗arade

wird endgiltig am austag, den 25 · d. MiS.
geſchloffei Spätere Anmeldungen fönnen nicht
mehr berückfichtigt werden.

Die hiefigen Teilnehmer fünnen am 11. Septem-
ber abend3 wieder zu Haufe fein. — FaHrpreiss

Ermäßigung,
Der I. Vorstand.

Caciſia.

Heute präciz 9 Uhr Probe

Deutfher Gewerk Vertiu
Kranken⸗ und Sterbe Kaſſe e. D.).

Sonntag, den 26. d. M., morgens von
10—12 Uhr Beitrag-Erhebung in
der Karlsburg. Aufnahme neuer Mitglieder.

Nachmittags Beteiliqung an der muft:
kaliſchen Unterhaltung in Rohrbad,
wozu die Mitglieder und Freünde der Sache
um zahlreiche8 Erſcheinen erſucht

Die Ortsverwaltung.

Abgang 2 Uhr. Zuſammenkunft Reftanration
Lay Rohrbaderfiraße,

Faͤhrnis Verſteigerung
m Auftrage der Beteiligten werden
am Montag, den 27. Juli d. I,
vormittag 9 uhr und mittaa? Uhr,
Dieustag, den 28. Zuli d. I,
inittags 2 Uhr
anfargend, die zun Nachlaſſe der verſt.
Katharina Gießler geb. Say, Semmels-
gajie 12, hiex gebörigen dahrniſſe öffentlich
digen gleich bare Zahlung verſteigert als:
1= und 2thürige Schraͤnke, 1 Sekretaͤr⸗
Rommode, ein Blumen-, zwei Waſch⸗,
Q NacHt- und verſch. andere Tiſche, ein
Sofa, Stühle, Betkladen mit und ohne
Roft, Kuͤcher ſchraut, Bilder Oeldruck-


Weißzeug, Borhänge, eine Wand-, eine
goldene Damen., eine filberne Taſchen-
uhr, Echmuck⸗ Gegenſt nde eine Önitarre,
Küchengefhirz u.-Geräte, Glas, Porzellan,
3 Büber und ſonſt verſch. Hausrat.
Heidelberg, den 24. Suli 1885.

A. W. Helwerth,
Waiſenrichter

Goldener Römer.

ſ. Wiener
z Bock.

Yoyzüglides Export-Lagerbier
ans der Manuheimet Altien · Brauerei
Löwenkeller.

Gaßhaus zum Schwarzen güreu.

Feines Lagerbier,

nicht mehr durch Pr {fioa und Schläuche, ſondern
dirett vom Faß.

Reflaucant Grüner haun
Xichtenhainer und baheriſche Biere.
Krebse, Hummer.

Fruͤchibranntwein und
Nordhäuſer

zum Anſetzen billigſt
Reutier, Großes Faß.

Alle Sorfen Keru- und Stein-Obf

wrd zu Lanfen gefurcht; Pfcff naafl- 10,

Freitag, den 24, Iuli

1885.

— —

Ihrer Königlichen Hoheit der Grossherzogin
Luise von Baden.

Bazar zum Besten der inneren Einrichtung der neu-

erbauten Luisenheilanstalt für arme kranke Kinder
in Heidelberg.

Der Neubau der Luisenheilanstalt geht seiner Vollendung entgegen. Das neue Haus bedarf
aber auch einer neuen inneren Einrichtung, wenngleich das alte vorhandene Mobilar in seinem
ganzen Bestande verwendet werden wird. Es soll nicht nur die Zahl der Betten vermehrt, sondern
es müssen auch gar manche neue Gegenstände für die Anstalt beschafft werden, da dieselbe nun
erweiterten Zwecken dienen soll, Der Voranschlag für diese neuen Anschaffungen beläuft sich,
obschon jeder Luxus vermieden und nur auf Zweckmässigkeit und Gediegenheit gesehen worden
ist, auf. circa 9000 Mark. Die fianziellen Mittel der Anstalt werden jedoch schon nicht ausreichen,
um die Kosten des Neubaus zu decken und bedarf es bereits hierzu der Aufnahme eines nicht
unbeträgtlichen Kapitals, welches im Laufe der Jahre nicht nur verzinst, sondern auch getilgt
werden muss, Ein weiteres Anwachsen der — um obengenannte 9000 Mark würde für
die wohlthätige Wirksamkeit des Hospitales in erheblichem Grade hemmend sein.

Auf das Ansuchen des Verwaltungsrats der Luisenheilanstalt hat sich daher das unter-
zeichnete Comite gebildet, um im Laufe des Monats November d. J. einen Bazar zu veranstalten,
dessen Erträgnis für die neue Einrichtung verwendet werden soll,

Ihre Königliche Hoheit die Grossherzogin Luise von Baden haben zu unse-
rer grössten Freude gnädigst geruht, das Protectorat über diesen Bazar zu übernehmen, eine
Gunst, die unserem Unternehmen sicher Gewinn und Segen bringen wird.

Wir wenden uns vertrauensvoll an alle Kinderfreunde und diejenigen, welche mit dem
humanen Zwecke der Anstalt, arme kranke Kinder ohne Unterschied der Confession und des
Vaterlandes zu verpflegen‘ und zu behandeln einverstanden sind, mit der freundlichen Bitte,
unser Vorhaben durch Gaben jeder Art zu unterstützen, zu deren Empfang die Unterzeichneten
gerne bereit sind,

Heidelherg, den 17. Juli 1885,
Anna Ammann, _Mathilde Becker. Mathilde Behaghel. Mathilde von Bulmerincq.
Auguste von Dusch. Lina Eisenlohr. Marie von Frantzius. Emma Goode, Marie vonHamm.
Elise Heinze. Louise Hoffmeister, Ottilie Holsten. Therese Holtzmann. Emma Keller.
Adele Klingel. Susanne Klose. Elisabeth von Knobelsdorff, Johauna Kopp. Henriette
Koester. Edith Kuttruff. Lisa Landfried. Emma Leimbach. Julie Lobstein, Pauline
Loos. Maria Lossen, Katharina Mai. Elise Mohr, Sophie Moos. Anna Müller. Mathilde
Oppenheimer. Rebecca Quincke. Mathilde Reichardt, Caroline Renaud. Auguste Rosen-
busch. Eugenie von Scherer, Marie Schifferdecker. Eva Schwartz. Wilhelmine Simon.
Flora Sondheimer. Erna Spitzer, Wilhelmine Stark. BRose Stengel. Marie Stratz.

Katharina Wilckens, Marie von Winning, Marie von Zwackh-Holzhauseon,

Harmonie.

. Heute abend halb 8 Uhr bei guͤnſtiger Witterung
Garten-Konzert.

Ufiter ä;.n?l_i’rotectorate

Todes⸗Auzeige.

daß es Golt gefallen hat, meine liebe Gattin

Anna Wendel, geb. Sauer

geſtern nachmittag 4 Uhr nach ſchwerem Leiden zu ſich zu rufen.
Um ſtille Teilnahme bittet
Der trauernde Gatte:

zean Wendel nebſt Kindern.
Heidelberg, den 24. Juli 1884

* Beerdigung findet morgen abend 6 Uhr vom Trauerhauſe Fahrtaaſſe 19
aus ſtatt.
Diez {tatt jeder beſonderen Anzeige.

Roter Ochſe.

Heute Freitag/ 24. Juli

Konzert von der hieſigen Militär⸗Kapelle.
Aufang 8 Uhr.

Zur Beachtung! 0

Sämtliche Restbestände von

baumwollenen Strumpf-Längen

gebe vor Eintreffen der neuen wollenen mit Verlust ab.

Ebenso habe eine Partie

Afach leinene Knaben- und Mädchen-Kragen

wegen Aufgabe des Artikels einem Ausverkauf ausgesetzt.

/
Christian Mootz.
———— — — — — —

— —


Höhere Mädchenſchule.

Schriſtliche Anmeldungen zum Eintritt in die höhere Maͤdchenſchule auf konmen-
des Schuljahr werden bis zuni 25. Juli erbeten E3 iſt nötig, den Geburt3= und
Jiupfſchein beizulegen. Zu mündlicher Catgegennahme von Anmeldungen iſt der
Unterzuichnete SamsStag, den 25. Zuli, nachmittag8 von 2—4 Lyr bereit.

Heidelberg, dın 16. Zuli 1885. Thorbecke.

Korläufige Schul⸗Anzeige.

Au der J. Erhardi'ſchen Schule leine Vorſchule für Knaͤben und Mädchen,

eine höh. Maͤdchenſchule und ein Seminar umfaſſend) wird der neue Kurſus
Dienstag, den 15. Sevtember jeinen Anfang nehmen.

Mit Beginn unſeres Loſten Schuljahres (15. September) beabſichtigen wir neben
unſerein Lehrerinnen-Seminar nod) einen Fortbildungékurs zu eröffnen, in
welchem fämtliche Lehrgegenſtände in englijher und frauzoſiſcher Sprache gelehrt
and der Unterricht von Lehrern und Lehrerinnen erteilt werden, welche in ihrer Mutter-
ſprache unterrichten.

‚ ur dadurch wird es möglich ſein, eine gewiſſe Fertigkeit in der Converfation
dieſer Sprache zu erreichen, was gerade in einer Freindenſtadt wie Heidelberg manchen
Eltern erwünſcht ſein dürfte.

Anmeldungen für unſere Geſamt Auſtalt werden waͤhrend des Monats Auguſt

entgegengenommen: Theaterſtraße 7, 2. Stock.
Der Vorſtand: J. Erhardt.

A Bazaar will be held next November for the Childrens’ Hospital
„Luisen-Heilanstalt“. Al English and American ladies who will kindly
help to furnish a stall, are invited, to send their names and addresses
to _ Mrs. Goode, 117 E Mönchhofstrasse, Neuenheim.

Lebens-Versicherungs- und Ersparnis-Bank In Stuttgart.

In der erſten Jahres-Hälfte von 1885 hat ſich der Verſicherungsſtand gehoben von
47,242 volicen mit Mark 224,383,000
auf 48,407 * * „ 232,000,000,

SD{e„eingetretene Sterblidhkeit Hielt ſich in mäßigen Grenzen, SGegenüber
einer Brämien-Sinnahme von ca. 5 Millionen Mark jind Mark 1,440,000 zur
Srledigung angefallen,

Der BankfondS {tieg von 49 Millionen auf ea. 52 Mittionen MMark, darunter Ertra-
Reſerve Mart 9.188,000,

ANe Neberjhüfie werden als Dividende unverfürzt an die Verficherten zurückbergütet und da-
durch die Leiſtungen ——— auf das wöglich niedrigijte Maß vermindert.

Jede Prämie hat Anspruch auf Dividende.

_ Die Dividenden tönnen nach Waͤhl der Verſſcherten entw:der von Anfang an in vollem Maße
oder in ſteigender Weije bezogen werden, In Legterem Falle hat der Verficherte alliähtlich weniger
und vorausfichtlich In {sinent 34iten Verſicherungs Jahre nicht nur uichts mehr zu bezahlen, ſondern
von da ab eine alljährlicdh ſteigende Rente zu gewärtigen.

_ Geit der 30jährigen Wirkjamkeit der Bank wurden infolge der äukerft bılliaen Verwaltung alls
läͤhrlich ſehr bedeutende Yeb:richüffe erztelt; im Sahre 1884 fonnten Mart 2,211,674. zur einftiqen
Rücvergütung an die Berficherten referbviert werden und als Dividende kommen Mark 1,703,484.
auf die im Jahre 1880 einbezahlten Prämten zur Auszahlung.

. Sterbfälle werden ſofort geregelt.
Bu weiterem Beituilt laden ein die Vertreter ;

Heidelberg Fr. Aug. Wolff und Herm. Reiste.
oͤberbach Marl arauth. Mannheim Loui$ Bär, Mosbach B, MNerbel. Neckarbiſchhofsheim
O, Fränznig. Schwegingen Leop,. Hahler. Waibitadt Buchhalter Walther,

Geschäfts-Uebergabe.

Hierdurch erlaube mir ergebenst mitzuteilen, dass ich mein

Eisen-, Stahl- und Messingwaren-Geschäft

unterm heutigen Tage dem Herrn Carl Krugmann. aus Lüdenscheid unter
Ausschluss der Activa und Passiva übertragen habe.

Für das mir geschenkte Vertrauen bestens dankend, bitte ich,
meinem Nachfolger zu Teil werden zu lassen. Hochachtungsvoll

O. A. Klotz.

Auf Obigas höflichst bezugnehmend, beehre ich wich, ergebenst anzuzeigen,
dass ich das seither von Herrn O. A. Klotz geführte Eisen-, Stahl- und
Messingwaren-Geschäft käuflich erworben habe und von heute ab für meine
Rechnung unter der Firma

O. A. Klotz Nachfoger C. Krugmann

weiterführen werde.

Als langjähriger Disponent eines der grössten Eisenfabrikations-Geschäfte
Westfalens, stehen mir gründliche Fachkenntnisse <ämitlicher Eisen- und Metall-
Waren, sowie aueh die billigsten Bezugsquellen zur Seite, bin somit im Stande,
einem Jeden wesentliche Vorteile beim Einkauf von Eisenwaren bieten zu können.

Ich bitte um geneigtes Wohlwollen und empfehle mich

Hochachtungsvoll

C. Krugmann, Hauptstrasse 34.

Lieler natürliches Mineralwasser
Delieinfe8:-Tafelgetränk; fOmecdt dem Selterzwaffer ähnlid und mit Weißwein und Zuder gemiſcht/
wie Kunft-Champagner, Befte® %ntbmguugß: und Geilmittel gegen Huften, Getferkeit, Affectionen 26,
bon I, med. Autoritäten auch bei Harns un MNierenleiden mit ESrfolg angewendet. Berjandt nach allen
Qüändern in Kiften von 25 Bouteillen an, Preis der ganzen }yrame 30 Bfg. und der halden IO Pfg.
— — — — — Seiliengen in Baden, ;
- ® * *— 7 SE F ® *
YeucS Sauei ttaut Yeue Stoffabfälle,
tänlich zu haben bei fogenanute SchnetderLäppchen, —
K, Martert. Haupſtraße 40 Fe. Bantle, Römerftroke,

solches auch

Das Doktorhaus.

Roman von Adolf Müßgelburg.
(47, Fortfegung).

— @8 war ein boshafter Anſchlag Manefeld’8,
ihn für feinen Plan zu gewinnen. E8 fonnte nichts
weiter fein. Diefer Arno ſpielte vielleicht mit dem
Srafen gemeinjames Spiel — —

Und doch und doch — wenn eS nUN Wahrheit?
Der Fürft fühlte, daß Yın das Lehen vergällt war-
auf jeden Fall, daß ev Feine ruhige Stunde mehr
haben fönne. Schon die Möglichkeit war im
Stande, fein Leben zu yergiften, jeden feiner Gedanken,
Jede jeiner Freuden mit SGroll und Bitterfeit zu er-
füllen. Und dieje Möglichkeit Iag nach den Mit-
teilungen Des Grafen fehr nahe. Alles ftimmte
wunderbar genug zufjammen und Manefeld, 10 ge
waltfam er fein fonnte und früher gewejen ſein
mochte, war doch einer Qüge unfähig — er hatte
ſein Wort für die Wahrheit verpfändet —

—— Gott im Himmel,“ rang e8 fih aus den
Rippen des Fürften. &3 Mang wie ein Schrei, Er
{Olug die Hände vor das Geſicht und ging mit
tanmelnden Schritten nach den Tijch, die Hand fiel
auf eine Gfode, Ein alter Diener trat ein.

n „Selterswafjer! @i8! Weinl“ murmelte der
Hüyft in einen Sefjel fallend. Seine Kraft haͤtte
ihn verlaffen. Die Nufregung war ſo groß gewefen,
er brad) zujammen. Dazu die SGewitterluft. Der
Himmel hHatte fiH ſchwar bezogen und e& war, als
Preffe eine gewaltige Hand die glühende Luft gegen
die Erde. Hörbar rang der Fürft nach Atem,

Der Diener fannte die Sewohnheiten feines
Gerrn, Mit einem beforgten Vuck auf den Fürften,
ber den Kopf tief auf die Bruft gebeugt, in ſeinem
Seffel {aß, mijcdhte er das Selterswafjfer, mit einem
dunkelgelben, Keilianijhen Wein und that einige
Stücfe Fryftallhelles Eis in den Pokal, den er dann
{einem Herrn reichte, Die Hand des Jürften zitterte;
Ddann ermannte er fid und leerte den Pokal auf

|

einen: Zug. Der Diener füllte ihn von Neuem mit Der Fuͤrſt leerte das Slas ſchuell
der Miſchung. „Kennft Du den Herrn,“ fragte er.
„Durqhlaucht find unwohl?“ fragte er leiſe. „& habe ihn nur zwei Mal gefehen, einmal
„Soll. ich zum Doftor ſchicken?? in der „Wilden Taube,“ als ich Ddort eine Beſtellung
‘ „Nein, nein, die Gewitterluft, ich kann fie nicht | auszurihten hHatte und dann heute, Durchlaucht wifjen,
ertragen. Sieb her.” daß ich das Schloß felten verlaffe.“
(&r leerte den Pokal abermals. „Sift e8 richtig, daß er mir ahnlich ſieht?!
„Das wird mir qut thun fagte er dann, den „Sewiß, Durchlaucht. Und vor Allem ſieht er
Kopf ettwas freier erhebend. „Ift heute Morgen etwas | der feligen Durchlaucht, Ihrem Herrn Bater ähnlich,“
vorgefallen ? Der Sekretär war noch nicht bei mir.” | anttwortete der Alte Teife. „Nun, man flüftert ja
Ich fagte m, daß Excellenz Graf Manefeld } aud, er jei der Sohn — *
be Durchlaucht um Sehör gebeten haͤtten und er Ich habe von dem Schnickſchnac gehört,“ unterz
wollte das Ende der Unterredung abwarten.“ brach ihn der Fürft. „SS wird viel geſchwatzt; un-
„Sut. Wenn er nicht8 Wichtiges zu melden möglihH wäre e& ja nicht. I möchte ihn wohl
hat, {o mag der Vortrag ausfallen, ich meinerfeit8 | einmal beobachten, Sind ſonſt noch Fremde in der
habe ihm nichts Erhebliches mitzuteilen. So jetzt Gaͤllerie?
iſt mir etwas wohler! „Nein, Durchlaucht.“
Der Fürft richtete fich auf und ſchöpfte mehrmals „So will ich hinübergehen. Qaffe Heute Niemand
tief Atem, ohne bejondere Meldung vor, Qorenz, hörſt Du?
„Durhlaucht fehen noch immer etwas angegriffen | IO will Heut nicht viel geftört jein. Komme, wer
aus,“ {agte der alte Tiener, „BVielleicht ein kaltes fomme — er muß vorher gemeldet werden.“
Bad oder eine DoucheY“ Der Diener verneigte fich, öffnete Dıe Zhlür und
„Nein, nein. Es geht ſchon vorüber, Laß es ließ feinen Herrn HinausjHreiten, Der Fürſt ſchien
mir gut fein.” fich volfommen erholt zu Haben. Mit kräftigen
„Ctwas fällt mir noch bei, durchlaucht Der | [Onellen Schritten ging, er nad) dem anftopenden
Maler, der in der „Wilden Taube“ wohnt, ich glaube | Fkügel, in weldem fidh die Gallerie befand. Aber
er heißt Aıno — * diefẽ felbft betrat er nicht, Sr blieb in einem Gange
„Nun, was ift mit dem ?” ftehen, der mit Kupferſtichen und Hirſchgeweihen
haſtig und geſpannt. überreich geſchmuͤckt war. Dort ſchob er einen Kupfer-
„Cr fam vor ungefähr einer Halben Stunde | ftich ein wenig bei Seite und legte das Auge an
und wünfdhte die Bildergallerie zu fehen. Dann die ungefähr tYalergroße Deffnung, die nun ſichtbar
hat er den Kaſtellan gefragt, ob Durchlaucht wohl | wurde.
erlauben würden, daß er die Bildnifje von den ver⸗ Durch dieſe Deffnung fonnte man die ganze
{torbenen erlauchten Sitern, Ddie fehr ſchoͤn wären, Gaͤllerte überjhauen. Sie war etwas dunfel, da die
copieren Dilrfte. Der Kaftellan fagte e8 mix, i |Sonne längft hinter den GSewitterwolkfen verſchwunden
jollte e& Durchlaucht vortragen.” war, Dennocdh fah der Fürft deutlich, daß der Maler
Das Gejficht des Fürfien war wieder blaſſer |vor den Jeben8großen Bildniffen des Fürften und
geworden. Sr jtand ſchnell auf. der Fürftin Marie ftand. Lanl hHatte die Haͤnde
„Noch ein Slas, Lorenz,“ fagte er. „Sft der | übereinander gelegt und fchaute mit einem ſchwer
„SKawohl, Durchlaucht, ich glaube, er wollte

fragte der Fuͤrſt

der Fürſtin


Maler noch drüben in der SGallerie?“ zu beichreibenden Ausdrud empor zU dem Bildnijje
die Entjheidung abwarten.” Seine Augen waren feucht, ſein Blick halte etwas

nicht feim Freund. Nie ſollte die Ruhe des Fürſten
geftört werden. Selbit wenn die Aufzeichnungen
de8 Dr. Engelmann bekannt wurden, konnie er be-
Haupten, daß ſich Diejelben nicht auf ihn bezögen.
(&r fKannte ja doch die Wahrheit — das war iYm
genug.. Sollte er einen Andern unglüclihH maͤchen?
iemals, - niemal8. Und dieſer Andere war doch
immer ſein Bruder.

Bei dieſen Gedanken freilich wurde eS iın weich
und mam um8 Herz. So einfjam war er bisher
durch das Leben gegangen. Er hatte den alten
Doftor Arno wie jeinen Vater geliebt, aber doch
immer gewußt, Daß er einen Bruder hHabe, daß ein
Weſen eriftiere, Das denſelben Mann Bater nannte
— md er durfte ihm nidht nahen, durfte nicht die
Arme um ihn ſchlingen Durfte ihn nicht fagen :
Ich liebe DiH und ich wunſche nur, daß Du 10
glüclich fein mögejt, wie ich.“

Sas war der einzige Wermutstropfen in dem
vollen Becher des SGlhücks, den dieſe geſegnete Nacht
dem dirfienden Herzen Paul’s dargeboten

ME er am Morgen, nadhdem er ſich durch ein
Bad erquickt, hinab. itieg in die unteren Räume des
Safthofes -— e8 war ihm, al8 ftiege er vom Himmel
auf die Erde — empfing ihn Herr Riedel mit großen
Augen.
„ guten Morgen, Hert Profeffor,” rief er
„Sie fehen ja au8 wie SKemand, der von der Liebſten
das Jawort befommen hat — nein, eigentlich nicht
fröhlidh — aber wie {oll ich fagen, förmlid) verflärt,
Sie mitfjen einen [Hönen Zraum gehabt haben!

„Sa e8 war ein ſchöner Traum,“ antwortete
Baul, ftil den Kopf neigend. „Ich wäre nicht im
Stande gewefen, heute irgend Semand ein abwei:
jendes Wort zu fagen Wann wird das Schloß zUr
Bejichtigung geöffnet, Herr Rıedel ? Ich war noch nicht
dort, Heute aber will ih das VBerfäumte nadhholen.“

„Um zehn Uhr Herr Profeljor. Wenden Sie
ſich tiur gleich an den Kajftellan und ſagen Sie, 1G
‘ ichide Sie Dann fülhrt der Kaftellan Sie felbſt
herum und der verfteht doch am meiften von all den
Sachen.“ (Fort]. folah-

Dhne jeden Zweifel ſah dieſer Mann dem Fürſten.
Cberhard ähnlich; aber noch mehr, in diefem Zuge
um das Auge, in dem Schwung der Brauen Iag
aud) eine unverkennbare MRehnlichfeit mit dem Bilde
der Fürftin Marie. Soldendurg fühlte fein Herz
ſchneller klopfen und eS legte fich mie ein Nebel
vor ſeine Augen.

Ich muß ihn fprechen,“ fagte er zu ſich und
ſchriti der Chür der Gallerie zU.

Paul Hatte in dieler Nacht nicht viel geſchlafen
Der wunderbare Auffhluß, den ihm die Aufzeich-
nungen des alten Doktors gegeben, hatte ſein Herz
mit einer unendlichen Seligkeit, aber au zugleich
mit ſtiller Wehmut und WeidhHheit erfüllt.

Cr war am Biele feines höchſten Wun{hes —
des hoͤchſten wenigſtens! den er bisher gehegt. Cr
Fannte jeine Eltern, Fannte feine Heimath — er war
Fein Fremdling mehr auf diejer Welt — kein quälender
Zweifel Fonnte fich des Nachts. mehr in feine Gedanken
in feine Träume [Oleichen. Er war erlöſt von dem
Alp, der namentlich in der letzten Zeit auf ihm ge-
faftet und ftundenlang, während er auf dem Balkon
jaß, war all ſein Denken und Fühlen nichts, als
ein einziges ununterbrochenes Danfkgebet gegen Sott,
der ihn hierher geführt hHatte, damit er naͤch ſo vielen
Zweifeln und Jrrtümern die Wahrheit kennen lernte.

Später richteten ſich feine Gedanken auf den,
der jebt die Stelle einnahm, die ihm ſelbſt gebühre.
Nie, nie wollte er dieſen in feinem Befibe ftören,
au nicht mit einem Wort, War er denn nicht
glüclicher vielleicht, wie jener Mann, den die ver-
drecherlſche Handlung Anderer in eine Stellung ge-
hoben/ die ihm nicht zebuͤhrte? Hätte man ihn früher
gefragt, ob er mit irgenD SKemand in der Welt tauſchen
wolle, jo würde er gewiß mit Nein geantwortet haben.
Und nun follte er irgend Jemanden beneiden, jeßt,
da auch die einzige und leste Laſt von feiner Seele
genommen und ſein Herz von reinſter Harmonie,
von einer faſt uͤberirdiſchen Seligkeit erfüllt war?
D, niemal8s, niemals. Und nie ſollte aus feinem :
Munde irgend Jemand die MWahrheit erfahren, ſelbſt
 
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