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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 281 - Nr. 290 (1. Dezember - 11. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0849

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Ürieint toͤglich, SonutagS außger

Nommen, Breiß wionaͤtlich 20 Bfg.

i dem Ilnfirierten Kuterhaltungs-

Latt 32 vᷣfa. — Wird In der ganden

Right verteilt nub an den Strahen ·
en aueeſchlagen.


Alle Zuſendungen werden franl v
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an Beftimmt vorgeſchriebenen Tagen

wird leine Verantwortlichkelt Hbers
ROMUNEN.


1885.

_ Montag, 7. Dezgember, abends 812 Uhr
im Probe-Lokal (Prinz Mar)

Gtneral herſamulung.

Tages· Srdnung: Nechnungsablage u. Wahl
der Borftandsmitglieder.

der bittet
Der Vorstand.

Pfaͤnder Verſteigerung.
Mittwoch, 9. Dezember 1 J./
nachmittags? Uhr,
Wwerden im fraͤdtiſchen Leihhaus dahier die
bis dahin weder auẽgeldoͤten noch erneuerten
Nfänder vom 21. bi8 26. März 1885 von
Nr 32,424 bis Nr. 32,780 oͤffentlich ge-

gen Barzahlung verfteigert.

Uın Bereigerungstage bleibt die Anſtalt
vormiltags geſchloſſen.

Heidelberg, 3. Dezember 1885.

* Städt. Zeihhaus-Verwaltung.,
Jeden Montag, Mittwoch

und Freitag, nachmittags
von 3 bis halb 7 Uhr bin ich

auf meinem Bureau

Hauptstrasse 89, dahier

zu sprechen.

Dr. Theodor Alt,

Rechtsanwalt beim Grossh. Land-
gericht.

— Deutsche Eiche.

. Lagerbier vom Eichbaum in Mann-
heim. Mittagstisch und rein gehaltene
Weine, ;

Eifernes Kreuz.

Heute Samstag wird
geſchlachtet.
rey.

1, Dualität Kalbfieiſch

per Pfd. 50 Pfa.,
Kalbs- u. Hammelbrust
per Pfund 40 Pfa.,

Ohfenfleifh, fette Stühe,

der vfoͤl 50 Bfg., fortwährend bei
J. Helwerth.

Das Fräulein von Birtenweiler.
Roman von A. LütetsSburg.
(22. Fortſetzung)

. „Ber, gnädiges Fräulein ?” entgegnete Helene,
die in dem Augenblid nicht an Arthur Wildef gedacht
atte. Ein zorniger Blick aus Margots Augen
{trafte fie für diefe Vergeßlichkeit. E war doch
Unerhört, wie diefe Perfon ſich verſtellen konnte.
„Wer ?“ fagie fie mit ſchneidendem Hohn. „AlZ

55 man Dir das augeinanderjeßen müßte. Aber
ich kenne Deine Kofketterie,“
Helene war totenbleich geworden und richtete

ſich ſloͤlz in die Höhe, Ihre Chre wenigſtens ſollte
Man unangetaftet laſſen
„Sa, ja, fieh nur nicht ſo gefährlich aus,“ fuhr
Margot, die einen Augenblick erſchrocken geweſen war,
im nächfien wieder mutiger fort. „Den Baronefjen
ift e8 aug ſchon aufgefallen,, daß Du Dih immer
ſchen 1äßt, wenn Herrenbefuch da ift.“
Helene wandte ſich ab, ihre ganze Heſtalt ſchien

bon Fieberfroft durchjchüttelt, aber fie brachte keinen
Naut mehr über ihre Lippen. Gegen eine derartige
Handlungsweife fich zu verteidigen, wäre ein vergeb-
licher Berfuch geweſen-
„Du wirft Arthur’3 Zimmer in Ordnung
Machen, diefelben, weiche er früher bewohnt hHat,“
fuhr Margot in befehlendem Zone fort, „SS Fann
jein, daß er {Hon gegen Mittag fommt und er [oll
Alles zu feinem Empfang bereit finden. Haſt Du
mich verſtanden?“
„Ka,“ entgegnete Helene Har und Deutlidh, als

b nichts gefchehen fjei und doch Hatle fie fid im
Xaufe biefer Jangen Kahre, die fie hier in diejem
Öaufe verbracht, nicht ſo elend und gebrochen gefühlt,
Wwie in dieſer Stunde. Eine Weile ſtend fie in
Üfteren, unfreundlichen Gedanken verloren Hatte
fie ihre Kraft nicht Überfchägt, würde fie auf die
Dauer dieſe unausgeſetzten Demütigungen ertragen
und doch nicht eines Tages das zur Ausführung




jeder Art. Ferner


reine Wolle,
















Baum. “

1

von Ddiefem unerträglihem Jode in Erwaͤgung
gezogen ?

DochH nein, da tauchte Tante Karolinens Bild
vor ihrem inneren Auge auf und wie verweht waren
die düfteren, unheunlichen Seftalten, die Gewalt über
fie zu gewinnen drohten. Sie mußte aughalten,
um ihretwillen und — fie wollte es.

Tief aufathmend verließ fie Ddie Küche, xm
die Zimmer nadzujehen, welche für Arthur in Stand
gefebt werben follten Sie war wieder ganz ruhig
gemworden , u'ßer das böfe Wort Hatte doch feine
Rrallen in ihr Herz geſchlagen und fie fühlte ſich
geängftigt -— lie wußte nicht, daß fie irgend etwas
Unrechtes gethan hHatte, aber fie wünſchte auch den
Schein zu meiden und fragte fich, wo fie denfelben
nicht gewahrt.

Arthur Wilded kam in der Ihat nod) vor
Mittag und da gab e8 noch alle Hände voll zu
thun. Helene Hatte ihn nicht anfommen fehen, ſah
ihn auch nachher nicht und doch jehnte fie fich, einen
Blik auf ihn zu werfen. ODb er fie wiedererkennen
witrde? Und wie hatte er ſich verändert, oder war
er ſich gleichgeblieben?

Snr blieb nicht viel Zeit, am Tage darüber
nachzudenfen. Uber gegen Abend, als fie hörte-
wie er mit Margot und den beiden Baͤroneſſen
das Haus verließ, um nNoch einen Spaziergang
zu madjen, ſchlüpſte fie eiligſt in eines der vorderen
Zimmer, von wo fie die Geſellſchaft den Schloß-
hof verlaffen fehen Fonnte. Ihr Herz pochte in
bangen, {Hirmijchen Schlägen unDd fie preßte die Hand
darauf, al wollte fie e& beruhigen, Vergebliches
Beginnen !

Da ging e inmitten dreier [Hinen MöädcdHen.
Margot hatte ſich an feinen Arm gehängt und Helene
glaubte ihr Helles, filbernes Lachen zU hören! Es
war eine {qöne, Fräftige Mannesgeftalt, nicht mehr
der hHoch aufgefchofjene Jüngling und doch derſelbe
in allen. ſeinen Bewegungen.

Nun Hatte Helene ihn geſehen und ging wieder

ihrer Befchäftigung nad). Margot hatte ihr gelagt,

Bbringen, was fie ſchon oft als bie einzige Crlöfung

am Sheetijhe Berzicht geleiftet würde und ſo durfte
ſie ſich auf ihr Zimmer zurüdziehen.

Die erften dammernden Schatten huſchten durch
das Thal, als laute lachende Stimmen im Schloß-
hofe die Heimkehr der fröhlichen Geſellſchaft verkün-
deien, Helene horchte auf — ihr war plötzlich ein
Gedanke gefommen. Seit fünf Wochen hatte ſie
Tante Karoline nicht gefehen und fie glaubte gegen:
märtig {o {ehr ein Wort des Troſtes und Beiſtandes
zu bedürfen.

Wohl war e& dunkel und das alte Fräulein
Hatte ihr gejagt, Daß der Weg am Abhang entlang
in der Dunfkelheit ein zu gefährlicher fei, alS daß
fie e8 wagen ſollte ihn zı betreten. Aber ſie kannte
jeden Stein jeden Strauch, jeden Baumftumpf am
Wege und im Nebrigen würde e& nicht einmal ganz
dunfkel werden.

Schuͤell entſchloſſen warf fie ein Tuch um ihre
Schultern und [OHlüpfte hinunter, um durch ein
Seitenpförtchen das Schloß zu verlaffen. Aber noch
ehe fie den erſten Abfag erreicht hatte, hörte ſie von
unten Ehritte fommen und Margot’8 helle Stimme,
Erſchrocken ſprang fie zur SGeite, in einer Niſche
Schütz Juchend, denn es war ihr ein entſetzlicher
GSedanke, mit Arthur zum erſten Male in Margors
Gegenwart wieder zujammenzutreifen.

Helene! Ach fo!“ Hörte fie Margot in ver-
ächtlidhem Tone Jagen. „Srinnerft du Dich ihrer
noch? Nun felbfiverfändlich! € war doch von
Rapa eine durhanu8 verfehlte CSpekulation, dieſe
RKombdiantendirne mit mir zu erziehen. Mama
hat große Mühe gehabt, ihr Ddie Mucken auszu-
treiben, im Nebrigen ſoͤll fie jetzt eine paſſable Haus-
mamjell {ein.“

„Hausmamfell? Helene?“ fragte Arthur im
Tone bitterfter Enttänfchung. „NAber das ift ja
abſolut unmöglich !“

Meinſt Du? Nun ich ſage Dir, Mana hat
genug Muͤhe mit ihr gehabt. Wir fürchteten ſehr,
fie werde in die Jußtapfen ihrer leichſinnigen Mutter
treten, aber gluͤckücher Weiſe ſcheint die Gefahr wenig-





findet in den


1, Rechnungdablage.




Der Vorſtand.








Der Vorstand.




Jean Schmidt,

Kettengasse 17



halte stets in grosser

Auswahl auf Lager.



Carl &

25° billiger

weiße und Arbeiter⸗Hemden,

Jür
Kaputzen, geſtrickte Eragen,
röde, Schürzen, Strümpfe,

Ferner: Unterhoſen,
ſowie allel möglichen geſtrickten





wie bisher.

Normalhemden, wollene,

Socken, Kragen, Cravatten,

ſeidene und wollene Shäwlchen,

und gewebten Kinderſachen.

Kinder

empfiehlt





Mein reichhaltiges Lager in

reelle Bedienung, billigſte Preiſe.



H. Fahlbusch.

5 Tauft zum höchſten

Altes Ziu u und Ble
Meiler. Sarhaofe 6

Vrets

Nufdaum- und Gihen-Fouruiere und Ger



falon geöffnet und Beide waren in demſelben ver-
ſchwunden! Helene ſtand noch einige Minuten
HL und regungsSlos, Ddie Hand auf die ftürmifch
wogende Bruft gepreßt. So durfte man ihr theueres
Mütterlein verleumden und nicht mit einem Worte
fonnte fie der fredjen Berleumderin etwas entgegnen.
Das Schickſel war hart und ungerecht, wie hätte
jonft etwas Derartiges ungeſtraft ge[chehen fönnen ?
Naͤch einer Weile verließ fie die Niſche und
wenige Minuten {päter manderte fie durch die dicht
verfchlungenen Sänge im Grund, um ſich nach
der KMaufe zu begeben.

Das alte Fränlein war nicht wenig erſchrocken,
ihren Liebling noch zu fo jpäter Stunde z ſehen,
aber doch auch erfreut. Sie hatte Helene ſchmerzlich
entbehrt, ohne ſich indeſſen einer Sorge hinzugeben/
Denn ihre Dienerin wußte doch lo ziemlich mit den
VBorgängen auf Birkenweiler Bejcheid, Dennoch
war fie beforgt, daß das Wagnis einen ſchlechten
Nusgang nehmen würde. Noch mwar draußen
nicht völlig Dunkelheit hereingehrochen aber Helene
fonnte nicht daran denfen, mitten in der Nacht
allein den Heimweg anzutreten.

Die tlauliche Stile in dem kleinen Raum,
Tante KarolinenS fanfte, Mangvolle Sprache übten
eine wohlthätige Wirkung auf das ſtürmiſch erregte
Herz des jungen Maͤdchen aus. Helene wurde naͤch
und nach ruhiger und ein halbes Lächeln umiſpielte
ihren Mund, indem fie des leidenſchaftlichen Schmerzes
gedachte, welchen fie in dem Moment empfunden,
al8 fie in der Niſche der Treppe ftand. Durfte fie
denn etwas Anderes erwarten? Sie kannte Margot
fange genug, um fie als eine Meiſterin der Lüge
und VBerftelungstung erkannt zu haben und nahm
ſie denn eine andere Stelung als die einer Haus-
mamfell im Schloffe ein?

Dem ſcharfen Auge des alten Fräuleins entging
es nicht, daß ein beſonderer Kummer das Herz ihres
Riebling8 bedrücte; aber dieſe wußte gar geſchickt
den beſorgten Fragen der Zante auszuweichen, war

daß märhend Arthurs Anweſenheit auf ihrẽ Hilfe

ſtens vorläufig befeitigt.”

fie doch nicht geneigt, ſich die wenigen Stunden

de8 Zulammenjein8 durd Klagen zu verfümmern.
Helene Hatte überhaupt nie von all’ dem Herzeleid
gefprochen, das oftinals mit niederdruckender Schwere
auf iht lafiete. Sie fagte nur, daß der Beſuch
im Schloffe viel Arbeit mit ſich bringe und fie ſich
etwas abgefpannt fühle, jebt aber in diefer Umgebung
jchon wieder wie nen geboren fei, Al Helene nach
einer. Stunde aufbrechen wollte, bat Tante Karoline
fie, zu bleiben. Man würde fie auf dem Schloffe
nicht vermiffen, da man fid im Allgemeinen wenig
um fie Himmerte; für den Fall aber, daß es dennoch
fein ſollte, war Lotta allzeit bereit, einen Ausweg
zu finden — ohne deren Beiftand wiürde der Berfehr
zwijchen dem alten Fräulein und Helene ſchwerlich
unentdeckt geblieben fein.

Helene widerſtrebte den Wünſchen der alten
Dame nicht, weil fie mit ihren eigenen Überein:
ftimmten, Wenn fie die Klanfe verließ, irug ſie
alzeit einen reichen Troſt heimwärts und ſo ſaß ſie
auch heute bis Nitternacht und laufchte den Worten,
die fie alleS Leid vergeſſen ließen. Dann legten
ſich Beide zur Ruhe nieder und Helene erwachte erſt-
al8 die Morgenfonne ihre Strahlen durch das Fenſter
jandte. Erſchreckt fuhr ſie auf, um in wenigen Minuten
ſich anzufleiden und dann ſogleich den Heimweg
anzutreten. Tante Karoline ſchlief noch und das
junge Mädden wollte fie nicht weden. Es hauchte
einen Kuß auf ihre Stirn und ſchlüpfte dann geräuſch-
Io8, Faum den Boden berührend, hinaus.

@3 war ein prächtiger, thaufriſcher Sommer-
morgen. Die Sonne (piegelte ſich in den Milliarden
ThHautropfen an Blättern, DBlumen und Gräſern
und zu jeder andern Zeit würde Helene mit Behagen
in die Schönheiten der Natur ſich vertieft haben,
Heute eilte fie raſch ihres Weges dahin, von einer
beſonderen Unruhe gepeinigt, Sie durftekaum fürchten,
die Freiherrin und Margot ſchen wach zu finden,
aber wenn die eine oder andere in Erfahrung brachte,
daß ſie während der Nacht nicht innerhaib der Schloß-
mauern geweſen war —

Gortſetzung folgt.)
 
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