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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 101 - Nr. 110 (1. Mai - 12. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0307

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Erſcheint täglih, Sonutags ausges

Hommen. Preis monatlich 20 Pfg.,

mit dem Illuſtrlerten Unterhaltungs-

Blatt 32 Pfg. — Wird In der ganzen

Ztadt bertellt und an den Straͤßen-
ecken angeſchlagen.





Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen, _

wird leine Verantwortlichleit über»
NOMMEN,

Nr 101.





Reparaturen.

Freitag, den 1, Mai

1885.






— Freiwillige Feuerwehr,

‚, Die gejamte Mannihaft wird aufgeforbert,
I Sonntag, den 3, Mai, morgens 7 Uhr
N bollfändiger Untform zur Inipektion und Auß-
narſch im Spitzenhaus einzufinden,

Das Kommando: Yacı aeffetbach.

Deutfder Gewerk-Verein.

Kranken= und Sterbekaffe, (E.9.)
Sonntag, den 3. Mai,
nachmittags von 1 bis 3 uyr
eitragserhebung in der Rarlaburg.

Aufnahme neuer Mitglieder.

— Die Orteverwaltung.
Pfaͤnd

er Verſteigerung.

Mittwoch, 6. Mai I. J.,

nachmittags 2 Uhr,

Werden im flaͤdtiſchen eihhaus dahier die
18 dahin weder auoͤgeldaͤten noch erneuerten
— bi8 Monat Auguft 1884,
bon Nr. 16,155 bi8 Nr. 17,256 Öffentlich
gegen Barzahlung verfteigert.

Am Berfteigerungstage bleibt die Anftalt
vormitlags gefhloffen.

Heidelberg, den 1. Mai 1885.

Dienstag, den 5. M

Die

Karten zum Souper à %2 Ak,


ai, abends 8 Uhr



Vergnügungs-Kommission,

sind bis nachmittags 5 Uhr beim


schaft gevorden sind.


ßet‘üeggeruug
Schiffbrüde zu Mainz.

* Montag am 4, Mat D, Yı, deS nach-
* Utags 3 üyr wird auf bem hieſigen Brücken-
Löhrgaſſe Nr. 65, die Schiffbruͤcke zu
5 alnz durch unterzeihnete Behörde In der Weiſe
6 verſteigert, daß dieſelbe erft fodweifje,
{& 8 im Ganzen auSgeboten wird! Die Ver
Gerungsbegingungen fönnen vom 27, b, Miz,
* tealich mwährendb der Bureauftunden bei un&
Mgelehen werden,
Mainz, den 20, April 1885,

lö(ävofifi. Kreishanamk Mainz.

— Heim,
Hormuthei.
' Morgen Samstag wird
geſihluchtet.

Neue

Malta-Kartoffeln,

rroch. Maronen, Champignons,
orcheln, Julienne, grüne
Koknen, faure Burken, Preißel:
keren in Zuͤcher und chein,
Marmelade

“Mpftehlt billigft
¶. M. Beam:

— Stoßfifde

d. 20 Pfg. empfiehlt
&. Lukan, Ploöckſtraße 7.

Das Doktorhaus,
Roman von Adolf MüßelSurg.
(23, Fortſetzung).
„Sür un8, die wir nicht immer Mulden vol Gips

un
R

D x
in&‘;‘“‚_ iſt die Arbeit, ich meine ſolche gelegentliche,
wilt Obifierte Arbeit ſchön f{Hmieriger. Nun, i
’“enim auch hier nicht arbeiten, Jondern. mich ein
Un $ erholen, mich an Luft, Licht, Walt, Waffer
Viefe erfreuen.“
zeſa * Alles war ruhig, ernft, beinahe traurig
Sedesr . SS Iag etwa8 Veidendes in ihrem Wefen,
Sem NIaNS Hatte fih aul Ddiefes Fräulein Sunod,
Und Türfe Soldenburg, wie e& hieß, den Hof machte
Qefeh 08 er damals an feiner Seite im Hippodrom
I)el.me“' ganz anders gedacht — freier, männlicher,
ioie Sforbernder, emancipierter. War fie immer 10
Die heut ? Sedankenvoll, das Auge {chwermütig,
Cine llautende, tiefe Sprache, Iangjam und mit
ßeme ganz leichten, aber doch für ein feines Ohr
8 WMbaren Anhauch des Schmerzes, ob der Seele
des Körpers?
Biey S0 wünfche ich Ihnen, daß Sie Ihren Zweck
8 Treichen mögen, Zränlein Gunod,“ fagte Paul,
eba Erſcheinung und das Weſen der Künftlerin
Aum 2 Aufrichtiges Intereffe einflößten. „An würziger
ira D firablendem Licht, an herrlichem Wald,
Tehlt Ndem Waffer und weithin leuchtenden Wiefen
ji® S bier nicht, AWber Haben Sie denn Srund,
der 9 holen — in folcher Friſche und Spannkraft
pn Iugenb?*
“‘“\‘tet ADenverflimmungen, wie der Arzt fagt, ant-
o fie mit einem Lächeln. Aber Sie find mir
ä)}umee‘“e Antwort [hulbig — mweshalb ich Ihren
"nfig tit vor Furzem gehört? in fo fertiger
Miney Pringt doch nidt anß dem Nicht8, wie


Fuͤr die vielen Beweife
Schwiegermutter, Schweſter,

—— — —

5*

*

Aufang









2—

herzlicher Teilnahme bei dem


— *





8 Ubhr.

> Cafe W

Fäͤſſer in allen
Groͤßen.


achter..

Sn %Iaf«i)e
35 Pfg.

Billig zu verkaufen

getragene Herreutieider, ſowie gute Filzhüte,
Znarluſtraße 13, 4, Stock,
bier ? Out, dann gehen wir zujammen. Ich wohnte
einen Tag in der „Wilden Taube,“ bin dann aber
in ein Privathaus gezogen. Wir Künftlerinnen
find zwar an freiere Auffajffungen gewöhnt, wir
müſſen aber doch die Vorurteile der Anderen ſchonen.
Dabei ſpielte wieder dasfelbe nicht eben Heitere Lächeln
um ihre vollen roten Lippen.

Auf einen Ruf Pauls kam ein kräftiger Burſche
herbei, der, wie man aus ſeinem Korbe erſah, in
der Golda nicht ohne Erfolg geangelt Hatte und

begleitete Fräulein Sunod nach dem nahen Solden-
burg und erzählte ihr, daß er viele Jahre im Aus-
Jande gereift fet und fie deshalb nichts von ihm
gehört. Er hatte ſeine Bilder nach Paris gefendet
und dort verfauft, in dieſem IJahre Habe er zum
erſten Male einige Werke bei Lepfe in Berlin aus-
geſtellt. 7
„Sie werden das vielleicht wenig patrioti[dh
finden,“ fügte er Hinzu. Aber ich habe eigentlich
keine Heimat —“ .
„Auch ich nicht,“ unterbrach fieihn. „Ih bin
die Tochter franzöſiſcher Eltern ſtehe ganz allıin.
Shückhicherweije haben meine Eltern mir ein Ver-
mögen Hinterlafjen, das mich vor Sorgen ſchützt
und mir erlaubt, ganz meinen Studien zu leben
Ich hatte ſchon früh eine Sehnlucht nach Deutſch-
Janb, der Heimat ſo vieler großer Künftler und da mein
Vater ſeiner Geſundheit wegen faſt ohne Unter-
brehung in Wiesbaden leben mußte, |o bin ich
förmlich eine Dentſche geworden. Yın, die Heimat
eines Künſtlers ift ja uͤherall ba, mo er Schoͤnes
findet. — Kennen Sie die SGräfinnen Manefeld ?“
Dieſe Frage kam nach den bisherigen perſönlichen
Mitteihungen ſo unerwartet/ daß fie Baul üherraſchte
und er mit ſeiner Antwort unwillkitrlich zoͤgerte.
Ja — ein wenig,” antwortete er
„Alfo auch die Jüngere, Comteſſe Roja? —
Iſt fie ſchön ijt fie Kebenswürbig, f fie —
Sie fah in nicht an bei dieſer Frage. Sie

Da an8 Iupiter8 Haupt. Erzählen Sie mir,
Vin geben Sie von hier? Nach SGoldenburg von


ging rubig und Jangjam neben ihın hHer, ſcheinbar
die Spiße ihres Stockſchirmes betrachtend, den ſie

Der Unterzeihnete empfiehlt d im
Hundeſcheeren und —

EBuſch, Semmelsgaſſe 2.

Boden der Chauffee. febte,

Mein gnädiges Zräulein, da verlangen Sie
ctwas viel von mir,“ antmwortete Baul, unwilkürlich
laut auflachend Ich habe die Damen mur zweimal
gefehen. Schön? — Ka, ſie iſt ſchön die Comteffe
NRofja, Auch liebenswürdig — gewiß. Ob gut?
Das ift für mid) eine zu nicht beantwortende Frage.
Aber ich möcdhte e8 glauben.“

Und ift es begründet, daß der Fürft ſich um
ihre Hand bewirbt? fragte Bertha Gunod mit der-
ſelben Ruhe und Langfamfkeit wie bisher.

Banul hatte ſchon bei der Ermähnung des Namens
Manefeld erwartet, daß das Geſpräch ſich dieſem
Punkte zuwenden werde. Cr war vorbereitet.

Vasich daruͤher gehört, ſind vage, unbeftimmte
Seriichte, daß ich Sie nicht weiter verbreiten möchte.
An ſolchen kleinen Orten wird unveraͤntwortlich viel
geklatſcht.

Aber der Fürſt iſt geſtern bei dem Grafen
Manefeld geweſen, der erſte Befuch, wie man mir
Jagte, fuhr die Künſtlerin fort. Es muß dieſem Beſuch
eine Abſicht zu Grunde liegen.

Paul zuckte die Achfeln. Er wußte nicht, wie
er das Geſpräch vermeiden Fönne und doch hätte er
e5 gern gethan, Es blieb ihm noch unklar weshalb,
aber e& war ihm unangenehm, daß von der Gräfin
Roſa wie von einer Perſönlichkeit geſprochen wurde,
nach welcher ein Fürft nır die Hand auszuſtrecken
brauchte, um ſie ſofort zı haben, War e& denn
wirklich ſo abſolut jelbftverftändlich, daß Fürſt Golden-
burg nur zu wollen brauchte, um ſelbſt die Tochter
ſeines bisherigen Feindes als Gaͤttin hHeimzuführen ?
Sab es keinen Widerſtand gegen den Zauber eines
fürſtlichen Namens?

Intereſſiert Sie denn das, gnädiges Fräuleim?“
fragte er, um überhaupt etwas zu erwidern,

Sie ſtand il und ſah ihn mit den großen,
ſeltſam ſchönen Augen verwundert, faſt zÜürnend an.
Aber wie fie ihn {o anfah, verſchwand ſchnell dieſer

Städt. Pfennig⸗Fyarkaſſe Heidelberg, | Sa fuet | In Gonzen jl
Sparmarfen wurden verkauft . 5 A 5 . s . * ——⏑—

Leue Einlagebücher ausgeſtellt
Eingeleat durch Sparkarten &a 2 Mt.

*

T n
910 M, 13,256 Nait


erein Heidelberg


Motto:

Durch Spaͤren von Kleinem, wirb Großes erreicht.


Nach Erledigung des geſchaͤftlichen Teils:


Der provisoriseho Vorstand.


Vorlauſig

2der

e Anzeige.
Café Wachter.

Montag, den 4. Mai

Grosses Konzert

zum erſten Male hier anweſenden weltbe-


Josef Eberl],




ße 41,




Entrẽée frei.

Rostauration


Reichskrone,
rahe Ar. 1.


jeder Tageszeit.


Billard.



fehle



Binig zu verkaufen
ein Petroleumherd und ein NMaffecbrenner,
Güterbahnhof 2, eine Xreppe hoch,
raj[hıung. € war fajt Dderjelbe Blik, mit dem aucH
ſchon Andere den jungen Mann betrachtet hatten.

Ich ſehe Sie zum erften. Male genau an,“
rief fie Iebhaft. „Wie Ähnlich ſehen Sie dem Fürften,
nur edler, feiner ſind Ihre Züge. Das ift ja in
der That auffällig. Ich wundere mich, daß ich es
nicht ſogleich bemerkte.”

Paul hatte ſchnell ſein Taſchentuch hervorge-
zogen und trocknete ſich das Geſicht als ob es ihm
zu heiß jei. Er fühlte, wie ihm die Röte in die
Wangen ſchoß Seine Qual begann. Man ent-
deckte die Aehnlichkeit des Baſtards mit dem
Fürften, hatte fie vielleicht längſt entdeckt. Das ließ
fich nicht ertragen. Wahrheit — oder fort von hier!
rief e8 in idm. Was die Sunod heute fah, Hatten
auch gewiß Andere ſchon bemerkt, Bald würde man
mit Fingern auf ihn zeigen. Welch böfer, böſer Stern
hatte ihn hierher geführt, bamit er erfahre, was ihm
nun das Herz zerriß.

„Wohl ein Zufjall, über den ich nicht einmal ur-
teilen kann/ da ich den Fürſten noch niemals genauer
gefehen,“ ſagte er ablehnend. „Sie als Künſtlerin
miütfjen allerdings in dieſer Beziehung ein entſcheidendes
Urteil haben. Kennen Sie den Fürften “

„Sewiß kenne ich ihn,“ rief fie lebhaft „Und
ich gebe Ihnen die Verfiherung, daß Zug für Zug
ftimmt, nur find bei Ihnen einzelne Partien des
Sefichts {AHlanker, feiner, mweniger _ hervortretenb,
weniger die Regelmäßigkeit ftörend. Offenbar iſt der
Vorteil auf Ihrer Seite.”

Ich danke Ihnen Herzlich,“ antwortete Paul,
froh, daß er mit lautem Lachen feinem Herzen Luft
machen konnte und froh, daß fie jeßt die „Wilde
Taube“ erreicht Hatten. Nun muß ich mir den Fürſten
doch einmal genauer anfehen. Adien und auf Wieder-
ſehen, mein Fräulein!“

Ich weiß nidht, ob Sie dieſes Wort nur in
gewohnheitsmäßiger Weiſe ſprechen,“ ſagte Bertha
Sunod. „Ift es im Ernſt gemeint, ſo hat e8 für
mich einen ſehr angenehmen Klang. Ich ftehe hier
ganz allein, ich kenne faſt Niemand, der Fürft, den

Ausdruck und wich dem des Srfiaunens, der Neber-

ich in Berlin kennen lernte? —- Hier fiodte ihre


Sin Glasauffag, Bogelheden und Bett-
billig zu verkanfen, Auguſtinergaſſe Rr, 1,
3. Stod,

falls er ſich um die Comteſſe Roſa bewirbt, E3 würde
ja fonft meinem und auch ſeinem Rufe fHhaden, Alfo
— wenn e8 Ihnen Ernft ift — auf Wiederfehen, Meine
Wohnung nennt Ihnen Herr Riedel.“

Sie reichte ihın flüchtig die Hand, wandte ſich Kurz
ab und ſchritt dem Haufe zu. Paul ſah ihr eine Halbe
Minute nad. So ganz anders al8 er ſich diefe
Dame gedbacht! Co gar Ffeine Koketterie, nicht8
gemachtes ! Wenn nicht Alles tänfchte, eine vers
ſchloſſene ftarfe, tief empfindende Natur. Außerdem
von feiner Bildung und unabhängig. Sollte diefes
Vaͤdchen auf eine Laune des Fürften, auf eine
Liebelet eingegangen ſei? Wohl Faum !

Herr Riedel am Heran und unterbrach Pauls
GSedanfen. Der Haſtwirt zeigte eine faſt unangenehme
Aufmerkſamkeit für ſeinen Gaͤſt. der jetzt — natürlich
immer den Fürften ausgenommen die erfle Per-
Jönlichfeit in Goldenburg war. Hatte ihm doch
@;ceureng 24 * — nun, wie ſonte Hert
Riedelin ſeinex Devotion ſagen — einen eigenhändi
—— —

Gehorſemer Diener, Herr Pro — Herr Arno,“
jagte er. „Abh, wie ich fehe, Fennen * die Dame.
Sine ſehr intereſſante Dame, ſehr nobel, ſchr fein,
Ich bedauere unendlih, daß fie nicht in meinem
Haufe geblieben. Aber freilich, fie Hatte Recht, E8
ift hier 3u geräufchvoll und jede einzelne Dame —
nun, fie hat ſchon Recht. Wird ſich guch wundern,“
fügte * * * Augenblinzeln hinzu.“ ;

„Worüiber ?" fragte Paul, dem dies ä
nicht angenehm war. E
„Nun, wegen der Comteſſe Ro a,“ fMAüfterte
Herr Riedel, „C8 ſoll ja ſchon Alles Tin
abgemacht, oder wie [oll ich Jagen — fait accompii
fein. Doch beffer man ſpricht daruͤber nicht €
iſt ein Briefchen für Sie da, vom Herrn Baron.“
„Und das ſagen Sie mir erft jebt,“ rief Paul
berdrießlich und folgie dem Wirt ins Haus, wo
dieſer ihın ein Billet überreichte.

Fortſetzung folgt
 
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