Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

DOI Heft:
Nr. 111 - Nr. 120 (13. Mai - 26. Mai)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0347

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
j




A
;


'
.
i
}
}


e
ß
o








Erſchelnt tägligHh, SonntagS ausge-

nowmen. Preis wonatlich 20 Pfg.

wit bem Illuſtrterten Unterhaltungs-

blatt 32 Bfg, — Wird In der ganzen

Stadt verteilt und an den Straßen-
eden angeſchlagen.



— — — ——


Alle Zuſendungen werden franio
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird ikeine Verautwortlichkeit uͤber-
NOMMEN,

Nr. 115,

Aerztlicher Verein
(medic. Sektion des naturhist. medie.

Vereins).
Sitzung: Dienstag, den 19. Mai,
abends 8! Uhr im
Museum,
Tages-Ordnung :
1) Rechnungsablage, Neuwahl des Aus-
Schusses.

2) Die Apotheten und die Droguen-
Handlungen.

3) Rechtsschutz-Verein für Aerate.

Der Ausschuss.

Kunst-Verein,
Am Mittwoch, den 20. geſchloſſen!

Heidelberger Curn-Perein.

4 Haupt⸗Verſammlung
?Mittwoch, 20. Mai,
abendS 8 nhr

; im Sehiff.

Tages⸗ Ordnung:

1) Genehmigung der Saßungs-Abänderung.
2) Abhaltung eine8 Anlurnens mit Wett-
Turnen 3) Turnkleidung betr.

Der Turnrat.
Heidelberg, den 15. Mai 1885,

Athleten-Club Heidelberg,

Heute Dienstag abend halb 9 Uhr

Veſprechung.

Vereinsangelegenheiten betreffend.
Nachdem

Kuripabend nit mußkal. Uuterhaltung.

— Der Vorſtaud.
Oeffentlide Verfeigerung,

Mittwoch/ den 20, Mal D, N.,

nachmittags S Uhr

Vlandlokal (Rathaus) dahier:
Lerlchiedene Gold⸗ und Silberwaren, alg: ein
Tafelauffaz.? Yrotkörbe, 1 Vorleger, eine Zuder-
doje, 1 Salzgeftell , 1 Tortenfpaten, Broſchen
und Ohrringe, Herren: und Damen-Medaillon3,
Armbänder, Korallenketten, Bruft- und Man-
IOetten-Andpfe und Herren-Nadeln

| ?fißen Barzahlung im Vollſtreckungaͤwege oͤffent-

ich berfteigern,
Hetdelberg, den 18, Mat 1885,

öberlin,
Sertchtsvoltzteher.

fruklicht Verſttigerung.
dounerstag den A, April d, Mis,,
nachmittags 2 uhr

o Pfandlokal (NRathaufe) dahier

tine Fleifhiwiege, 1 Hadklok, 3 Fleifdhe




ſilberne Cylinderuhr
8 Barzahlıng im Vollſtreckungsweße offentlich

eigern.
Heidelberg, den 19, Mai 1885,
Güde,
Gerichtsvollzieher.

— Aktienbranerei,

vorm. Kleinlein.

— Morgen viuwoch

wird geſchlachtet.
ı S—

Lehmann.

Shwarze Fraube.
Guten Veberrheiner,

Hatz

N


Dienstag, den 19, Mai

1885.

Bekannkmadhung.
Das Wor und Zuſchreiben der Grunds, Häufers, Gewerb⸗ und Einkonimenſteuer
für das nächftfünftige Steuerjahr 1886 wird

vom 8, bis 30. Juni d. J., je vormittags von S bis 12 Uhr und
nachmittags von 3 bis 6 Nhr, ;

m Nathaufe hier, 2 Stiegen hoch, Zimmer 4, vorgenommen werden.

Zu diejent Zwecke wird öekannt gewaͤcht:

I. In Bezng auf die Grund- und Hünſerſtener:

Wer wegen Wechſels in der Perſon des Pflichtigen ab⸗ und zugeſchrieben hahen will oder aus
einer anderen urſache die Berichtigung oder den Sirich ſeines Grund oder Häuferſteuerkapitals ver-
laugt/ hat ſelbſt oder durch einen Bevolmächtigten zu erſcheinen und ſofern es ſich um das Zuſchreiben
an eine dritte Perſon handelt, dieſe letztere zum gleichzeitigen Erſcheinen zu veranlaſſen.

Alle Beränderungen, welche im Srundbhuche eingetragen find, werden übrigens bon Amtewegzen
ab? und zugeſchrieben.

IL In Bezug auf die Erwerb⸗ btzu. Gewerbſteuer:

Die bisheriae Erwerbſtener beſteht vom 1. Januar 1886 an als Gewerbſteuer wiit der
Maßgabe fort, daß diefer Steuer Künftighin nur der Ertrag der im Großherzogtum betriebenen gewerb-
lichen Unternehmungen unterliegt. Zu den gewerblidhen Unternehmungen zählt iedoch vom nächlten
Jahre an die Land- und Forſtwirtfchaft nicht mehr, dagegen gehören zu denfelben von diefem Zeitz
punkt an und zwar bezuͤglich ihres gefäamten Geſchäͤftabeiriebs: Konfumdvereine mit offenem Laden,
eingefragene Senoffenfchaften mit banfähnlichem Betrieh und auf Gegenſeltigkeit gegründete unter
Verwendung von Agenten betriebene BerfiherungsS-Sefellfjchaften, Yebrigenz find Gewerboͤunternehmer,
bei welchen das ſleuerbare Betriebslapital unter 700 Mark und zugleih der ſteuerbare Jahres-
ertrag unter 500 Mark beträgt, auch fernerhin ſteuerfrei.

A. Cine Gewerbſteuer ⸗Grttaruug haben abzugeben:

1, Gewerbsunternehmer, welche als ſolche zur Er werb ſteuer entweder

a, noch nicht oder nicht in dem durch das Gewerbſteuergeſetz vorgeſchriebenen Umfang;
b. mur mit einem ſteuerbaren Ertrag unter 500 Mark und ohne ſteuerbares Betriebs-
‚fapital veranlagt find;
ſofern ſie nach dem Stande ihrer UnternehHmungen beim Ab- und Zuſchreiben kunftig der
Gewerbitenuer unterliegen ;

2, GewerhSunternehmer, welche als ſolche mit einem ſteuerbaren Jahresertrag von 500 Mark
oder mehr oder mit Betriebakapital zur Srwerbftener veranlagt ſind: fofern ſich nach dem
Stande ihrer UnterneHmungen am 1, April I, I der ſteuerbare Ertrag vder das ftenerbare
DBetriebhskapital ihrer Unternehmungen gegenüber dem veranlagten Grirag oder Betriebskapital
der letzteren deratt erhöht hat, daß gemäß Art. 16 Nbij, des Gefehc8 eine erhöhte Beſtene-
rung einzutreten hat,

B. Cine Erwerbſteuer Grtiarung hat abzugeben ;

1, wer * 4 Thätigkelt begonnen hat, aber noch nicht zur Erwerbſteuer
angelegt iſt;

2, wer zur Erwerbſteuer bereits veranlagt ift, aber das ſteuerbere Betrtebskapital oder den
ſteuerbaren perſoͤnlichen Jahresberdienſt über den beſteuerten Betrag ſchon vor 1, Zannar
1885 Derart vermehrt hat, dat nach Art 16 des Erwerbſteuergeſetzes die Steueranlage für
1885 oder frühere Zeit nachtraͤglich zu erhöhen iſt

G, Den StenererHärungen nach A 1 und B 1 ift der Stand der maßgebenden Verhältniffe zur
BZeit ber Steuerveranlagung, den Steuererfärungen nach A 2 und B 2 der Stand
der maßgebenden Verhätniffe am 1. April L S zu Orunde zu legen.

D, Sat ein Gewerbzunternehnier nach Obigem ſowohl eine Grlverb= ais eine Eriverb-Steuererz
klaͤrung abzugeben, ſe genügt c8, die die Erwerbſteuer betreffenden Angaben in
ber Gemerbfteuererkärung niederzulegen, E

E. Gejude um Minderung oder Beridhtigung der bisherigen Steueranlage oder um
Steuerbefreiung und Steuerrücvergütung find bet obiger Tagfahrt gletHfalls

vorzubringen.
II. In Sezug auf dit Eiukemmenſteuer:

Der Eiutomwenſtener unterliegt — vorbehaltlih der im Gefetze vorgeſchriebenen Aus-
| nahmen und Befehränkungen das gefamte in Geid, Geideswert oder In Selbftbenutzung
beſtehende Sinfommen, weldhes einer Berfon aus im Großherzogihunm gelegenen Grundftücen
‚und Gebäuden, aus auf ſolchen Liegenſchaften ruhenden Grundredhten und SGrundgefällen, aus im
Großherzogtum betriebener Land⸗ und Forftwirtjhaft und daſelbſt betriebenen Gewerben, aus
offentlichem ober privatem DienfverhHältni8, aus wiſſenſchaftlichem oder kuͤuſtleriſchem Beruf
‘ oder irgend anderer gewinnbringender BefhHäfttgung, fowie aus Kapttalbermögen,
Renten und anderen derartigen Bezügen im Laufe eines Jahres zufließt und zwar ohne Rucſicht
Darauf, ob es von andern Steuern beretts getroffen wird oder nicht.

Steuerpflichtig ſind:

1. LandeS- und jJunftige Reichsangehörige, welche ihren Wohnſitz (Aufenthalt) im Großherzogtun
hHaben, desgleiden R-ichsausländer, welche des Erwerbs wegen ihren Wohnſitz im Sroßher-
zogtum Haben, mit ihrem gefamten fteuerbaren Ginkommen ;

2, NeichZauSländher, welche nicht des ErwerbS wegen ihren Wohuſitz im Großherzogtum haben
imit ihrem au8 reichsinländiſchen Bezugzauellen fließenden ſteuerbaren Sinkommen,

3, Berfonen, wilde nidht im SGroßherzogtum wohnen: nur mit ihrem Sinfommen. au im
Großherzogtum gelegenen Grundheſitz (Anfchließlich von Gebäuden) und den dafelbft betriebenen
g;mcttg;e?f ſowie mit ihren Gehaltz-, PenfionS- und Wartegeldbezügen aus einer badiſchen

aatskaffe,

L Aktiengeſellſchaften und Kommanditgefelljchaften auf Aktien, Konfumbercine mit offenem Laden,
eingetragene Genoſfenſchaften mit benfähnlichem Betrich und auf Gegenfeitigkeit gegründete,
unter Berwendung von Agenten betriebene BVerficherungsgefellihatten : mit demjenigen Zeile
ihre8 ſteuerbaren GinfommensS, welcher dem Umfang ihres Geſchäftsbetriebs innerhalb des
Großherzoglums entſpricht.

Berfonen, deren CEinkommen (nach Abzug der zum Srwerb und zur Srhaltung deSfelben zu
beſtreitenden Auslagen, der auf dem Einkommen ruhenden Laſten und der von ihnen ciwa zU ent-
richtenden Schuldziufen) den Betrag von 500 Mark jährith nicht erreicht, unterliegen der Einkommen-
ſtener nicht, Auch find SGehalte, Benfionen und Wartegelder, welche auZ einer nicht babijhen
Staat8 laſſe bezogen werden, ferner die Dienftbezitge ceinfchteßlich der flfiißtar)_)enfionm) der Militär-
perfonen au3 der Klaffe der Muteroffiziere und Gemeinen vom Wachtmeifter abwärtz ſowie alle Sterbe
quartalbezüge ſteuerfrei. . n ;

Gine iutommenſteuerertiarung haben, ſofern dies nicht ſchon ſeit 1, April I, I
geſchehen fein follte, alle Berfonen einzureicheu, welche am 1, Aprik I 3. ſich im Beſit
eineS fteuerbaren Eiutonimeus befanden und in einer zu hleſiger Gemeinde gehörigen Ge-
markung (Steuerbifirikt) ihre Haupiniederlaffung hatten oder, beim Mangel eines Wohnſitzes im Groß-
herzogtum, den größten Teil ihres ftenerbaren Cinkommenz bezogen.

IV. 3m Allgemeinen ;

Drucformulare zu den SteuererHNärungen werden von heute an bis zum Ablauf obiger Tag-
fahrt beim Bürgermeifteramt unentgeltlich verabreicht,

Wer die ihm obiiegende SteuererFlärungen nicht rechtzeitig oder In wahrheits-
widriger Weife erfiattet, unterlicgt der geſetzlichen Strafe.

Heibelberg, den 15, Mai 1885,

Der Borjikende des Schatzungerats:
Dr. WUdenS,

Getragene Herren: und Damen-| Friſche Hofmilch

Mittelbadagaffe Rr, 1.
„Wie?“ rief der Baron auffpringend. „Sie

Universitäts-Jubiläum.

Die Bewohner Heidelbergs, besonders die Mitglieder des Sieb-
ziger Ausschusses werden eingeladen, die von Herrn Prof, Hoff
in Karlsruhe entworfenen Farben-Skizzen zu dem geschichtlichen
Festzuge zu besichtigen. Dieselben werden Mittwoch, den 20. und
Donnerstag, den 21. Mai, von 11 Uhr vormittags bis 1 Uhr im
kleinen Saale der Harmonie öffentlich ausgestellt sein.

Der Festzug-Ausschuss.
Htidelberger Straßen: und Berabahn-Gefelfhaft

Leferenz & Co.

Vom Montag den 18. d. Mits. ab, laͤſſen wir täglich, mit Ausnahme der Sonn
und Feiertage, morgens %47 UGr einen fogenannten Schulwagen vom Bahnhof nach
dem Markte abgehen, welcher hauptſaͤchlich zur Benutzung durch die Schulkinder
beſtimmt iſt.

Dieſer Wagen fährt 7° Uhr vom Markt aus zurück und trifft 717 Uhr am
Bahnhof im Anfchluß an den um 72° uhr nach Mannheim abaehenden Zug wieder ein

Cireus Aug. Krembser

am Bahnhof. Mannheim. am Bahnhof.

Täglich grosse Vorstellung,

. Sonntag zwei Vorſtellungen.

Nachmittags 4 und abenbS 7° Uhr in der Höheren Reitkunit, Pferdedreffur und Syntnaftik,
Saftjpiel des Ichwedijhen Original- Scelangenmenfdhen Hern Baggefen. — Großes
Lippologiſches Tableau mit 7 Freiheitspferden, vorgeführt vom Direktor Auguft Krembfjer, Grand
Batonde americain über 1 bi8 8 Pferde, verbunden mit Doppelfaltomortale3, außgeführt von den
beſten Springern der Geſellſchaft 20, Mitwirkung fämtlicher Kuuftkräfte, Borführen und Reiten beft»

. dreſſierter Freiheit3= und Schulpferde.
Platate, Tageszettet und Programute befagen Näheres,
Hochachtungsboll

Aug. Krembser, Direktor.

Caf6e Wachter. “
I’üü}lfikmm ifiwl — Sn Tlajgen

Fäſſer in allen

Größen. 35 Pfg.




190 hanpkſtreße am Markt 190.

£ Oelgemälde-Ausstellung =
— von 5
2 Max Höfler aus München. =
S Werkauf von Original-Oelgemüälden ,
8 unter Garantie 2
E in allen Freislagen.

Delgemälde, nicht Oeldruckbilder.
190 Hauptüraße am Markt 190.

einfachen, sowie in feineren Polster- und Kasten-
bringe empfehlend in Erinnerung.

Grosse Auswahl in
Möbeln, Bettstellen ete.

Möbel- und Tapezier-Geschäft von Jean Schmitt,
Kettengasse 17.
NB. Grosse Auswahl von gemalten Fenster- Rouleaux im Ausverkauf zu Selbst-
kostenpreisen.

Während der Meſſe

verkaufe Hüte und Mützen bedeutend billiger.
Gig. Stachel, Hauptfirake Nr, 35,

digen, fih hin und Her beiwegenden Wolkenrahmen y muß {hon SJemand das Gerilcht ausge{prengt haben,

Das Doktorhaus.

Roman von Adolf Mügelburg.
| (28. Fortſetzung).
1 8 »„Yan, du Fennft jetzt meinen Willen, ſagte er.
Qn yaſt Zeit, Dir AlleS zu Überlegen. 68 ift
| \“\'ehg an ber heutigen Scene — fie wird ſich nicht
* 4 Dann verließ ihn plöglicdh feine Ruhe;
8 ©B mit dem Furße Heftig Erde. „Nürxrin,“
— „der Fürft iſt in jeder Beziehung ein con:
‚< ler Mann. Und Du willſt mir troßen? Aha
/ br ; ahne! Kein Wort mehr Über die Sache!
} 48 *rlaßt das Schloß nicht mehr ohne meine Bes
I He 3 10! Gi, ei, da Fönnte man mir ſchone Kukuks-

/

)

x
' Al S Neft legen. I wittere {hon, woher das
} lommt! Jetzt geht zu Bett, ſofort! Und Dıu,
inmal haft Dr mit Deinem Vater fo
kf)er)ea Den; e8 wird nicht zum zweiten Male ge-
} N SIch bverlange Gehorfam, mein liebes Kind.
/ u lam, wie er in früheren Zeiten Sitte war,
} Irit e& mir nod) einmal danken. Mdien.”
L Yrn Sr wandte ung den Rüden. Ich nahm Roſas
I ıy S® glaubte, ſie würde fehr erregt jein, aber
/ Wır ir dem Aeußeren wenigſtens nach nicht der Fal.
eoh nach unferen Zimmern. Rofa {prad mur
enig.
ı 51„%;@@ Hhut mir leid, daß ich Papas Wüniche
' Ande tenzen muß,“ ſagte fie, „aber i kann nicht
( }Eor;g‘ Ich bin feit einiger Zeit eine Andere ge-
I Der Gedanke an eine ſolche Zwangsehe
} Gräßlich. Jetzt verſtehe ih, was Du neulich
/ l‘ü)eä * 30 bin majorenn und hHabe mein mütter-
müffe Vermögen! IH Habe mir Zwang anthun
ig dem Papa nicht Heute basfelbe ing Geſicht
gut%%en. Alſo i foll das Opferlamm fein, das
14 * der Beendigung des alten Zwiſtes zwiſchen
8 Amilien Goldenburg und Manefeld geopfert

N ich bin fein Camm, nicht wahr, Leni?“
' ‘h{)‚g ann lachte fie und darauf nahm fie ein eng:


hochgezogen, ſo daß man die weißen kleinen Zähne
ſehen fann. Wer hätte dieſen Trog, dieſen Charakter
in der ſchelmiſchen Perſon geſucht? Ich bin feſt
üherzeugt daß fie Wort hält und die Werbung des
Fürſien nicht annimmt. Damit ſcheint mir auch
die Gefahr der Staudinger ſchen Bewerbung beſeitigt.
Nun gute Nacht/ es iſt ein Uhr. Herzliche Gritpe.”“

Rodolfsberg Hatte den Brief mit ſorgenvoller
Miene aus der Hand gelegt und ſaß nun in Nach-
denken verſunken vor feinem Pult, als Paul Arno
gemeldet wurde und ſofort darauf eintrat.

Es war mit dem kräftigen und geſunden Manne
eine ſichtliche VBeränderung vorgegangen. Cr ſah
blaſſer auS und die Augen Hatten etwas von ihrer
leuchtenden Friſche und ihHrem ſicheren ſelbſthewußten
Blicke verloren. SS war, als habe ein böfer, un-
geſunder Wind den ſtattlichen Mann angehaucht,
als habe er die Luft der pontiniſchen Sümpfe oder
irgend einer tropiſchen Fieberlandſchaft eingeathmet.

Rodolfsberg war dies nicht entgangen. Voll
Teilnahme ſtreckte er dem Freunde die Hand ent-
gegen und erkundigte fich, wie e& ihm gehe, wie er
den geſtrigen Tag verlebt, an dem ſie ſich nicht ge-
ſehen und ob er den Zag über bei ihın bleiben wolle ?
Raul hatte ſich wie ermattet auf einen Stuhl gefeßt
und antmwortete unbeftimmt und zerfireut.

veſen Sie doch einmal diefen Brief,“ fagte
der Baron, ihm Helenens Brief reichend. „Sr wird
Sie interejfieven. &3 ift auch feine Indiskretion,
die ich begehe, Sie find ja mit der Sachlage befannt
und im Nebrigen hleibt die Sache unter un8.“

Paul nahm. den Brief und 1as ihn mit ftei
gender Aufmerfjamfeit. Seine Wangen röteten ſich
ſein Blick wurde glänzender.

Ein prächtiges Waͤdchen !“ rief er einmal aus.
Dann aber las er den Brief ſchweigend zu Ende
und überreichte ihn dem Freunde, E3 Iag etwas Ent-
fagendes und Ent{Hloffenes zugleich in feiner Miene.

Ich Tomme, um Ihnen Lebewohl zu fagen,“

lieber Rodolfaberg, „Jagte er dann. Ich will reifen,

Sl}qn Buch, ich glaube Dikens, trank einige Gläfer
®, ging zu Bette und jept ſchlaft fie wie ein

vielleicht Heute noch.”

wollen fort? Iſt etwas Außerordentlidhes geſchehen?
Oder ſcherzen Sie?!
Kichis von Alem,“ antwortete Paul rtuhig,
Ich Fann e8 hier nicht länger ertragen oder, ich
müßte mich in eine Einjamfeit vergraben, die hier
ſchwerer zu finden ift, als in einer gto%e_tt Stadt.
Verjegen Sie fich in meine Lage und Sie werden
mir Recht geben, lieber Freund. Ich bin hier eine
Öffentlidhe Perfönlichkeit in des Wortes unangenehnijter
Bedeutung geworden. Ih laufe Spiefruten, mo-
rali[dj_menigftens, Jobald ich mich zeige. Alle Welt
glaubt das, was mir Manefeld üher meine .{perf'unfr
erzählt hat. Das SGegenteil FKann ich nicht heweifen,
Der Iuftizamtmann hat mir geftern beftimmt erflärt,
vyor dem Herbite fet gar nicht an eine ErbjchaftS-
Regulirung zu denken und erſt dann, wenn das Exbe
beftimmten Berjonen zugeſproͤchen fei, Fönne icheine
Cinfiht in das Dokument, das der Dr. Engelınann
Hinterlafjen hat, beanfpruchen. Was foll ich alfo
hier? SIh werde anderswo den — Erb-
ſchaftsregulirung abwarten, Hier .mn‘b'nur die Luft
zu {Hmer, das Lhal zu eng. € ift mir gerade ſo,
wie.damals, al8 ih von Often, von San IJuan
hHer, die Cordilleren hHinaufritt, &S war vbtd)rer Nebel,
ich ritt mit meinem Führer Weiter, Uunmmer hoͤher
hinauf. Zuweilen wandten wix den Blick zurück.
Aber immer wallten dieſelben ſchweren ebel um
un& her, von dem herrlichen Zhal war nichts mehr
zu {Oauen. Da mit einem Male jagte ein ſcharfer
Windftoß uns dahin, die Nebel ballten ſich zu Lich-
teren Formen, wurden wolfenbruchartig, 2 brach
blauer Himmel. durch und al wir um eine Ecke
des WegeS bogen, l1ag plöplich, wie durch Sud-
fenſter/ das Thal von San Iuan tief, tief zu unſeren
Füßen, Jhimmernd im Herrlichften Blau, Srln und
Rot, die Farben ſo fein, Fein @eg'en]tanb' deutlich
erfennbar, alles feenhaft zart, farbig duftig, einer
Luftſpiegelung 'gleich. Mein Blick tuI)te"eutguc.fi_ auf
dein wunderbaren Bilde, jelbft mein FJührer ließ ein
leifes Knurzen der Befriebigung Hören, ich ſah und
ſah und fog das fhöne Bild, das durc den leben-

wie ein Märchen zu mir hHerauffhaute, fürmlidh in
mich hinein, da fuhr ein neuer Windftoß über die
Feljen, der Vorhang ſchloß fich, die Nebel vollten
wieder uͤber die Höhen, fort mar das Bild. Meber
eine Stunde wartete ich, vor Froſt zitternd, e& fam
nicht wieder.. Immer jchwerer und träger lagerten
fich die Nebel über das Hochgebirge. E war.vorbei.
Wir ritten weiter. Nın, licber Freund {o ähnlich
ift e& mir bier mit meiner Soldenburger Bifion
ergangen. Ich kann zwar noch hoffen Aber die
innere Aufregung der letzten Wochen hat mid) er-
mattet. Ich möchte irgend mwohin, wo Niemand
von mir und meinen Angelegenheiten weiß! Zum
Herbſt fomme ich dann zurück?

Rodolfsberg ſah traurig vor ſich hin und reichte
dann Paul die Hand.

Ich kann Sie nicht halten idh verſtehe Sie,“
jagte er. „Und doch war e8 für mich eine ſchoͤne
eine ungefannte Zeit, einen Freund in meiner un-
mittelbaren Nähe, fajt täglich bei mir zu wiffen.
Sie werden kaum ermeſſen, was ich verliere, wenn
Sie von mir gehen. Aber ich mag Sie nicht leiden
ſehen und daß Sie leiden, man begreift e8, wenn
man Sie vor vier Wochen gekannt und nun wie-
derſteht! Aber heute Nachmittag, heute Abend bleiben
Sie wenigſtens noch. Laſſen Sie uns dieſe wenigen
Stunden noch zujammen fein. Ich habe noch ſo
vieles mit Ihnen zu beſprechen! Sie ſind ja in
der letzten Zeit mein Vertrauter geworden. „

„Sut, aber morgen früh reiſe ich ab,“ ermwiderte
Paul, „IHhHabe auch noch andere Gründe Fräulein
Sunod, die ſich hier ſehreinſam fühlt und langweilt,
verfolgt -mich auf Schritt und Tritt. Wenn die
Leute wußten, wie ich e8 jetzt weiß, daß ſie bis über
die Ohren mit der ganzen Kraft einer ſchwärmeriſch-
jentimentalen Natur in den Fürſten verliebt ift,
worauf ſich dieſer übrigens etwas einbilden kann-
denn fie iſt eine ſehr begabte Kuͤnſtlerin und ein
braves Mödhcdhen! — dann wäre e8 gut, man würde
nicht bqrüber reden. Aber die Leute wiſſen das
nicht, fie halten uns für ein Liebespärchen, ja, e8

daß die Gunod ſich hier mit mir ein Rendezvous
gegeben, denn idh) hHabe Anfpielungen nach dieſer
Kichtung hin gehört. Das wird mir läftig. Und
ich habe nod) einen anderen Srund über den i
nicht ſprechen Kann, nicdht darf, Meine SGedanfen
fliegen hier zu wWweit, héngen ſich rerführerich feft
an Sebilden der PhHantafie, die doch niemals Wahrheit
werden fönnen. — Senug, morgen reiſe ich, lieber
Freund. Heute find wir noch beifammen.“

Das Auge des Barons Hatte aufmerfNam auf
ihm geruht. Las er in der Seele des Freundes?
MAhnte er, was dieſer veſchweigen wollte? In den
offenen 3Zügen dieſes Mannes, die ebenfo offenes
und rüchaltlofes Empfinden widerſpiegelten war
allerdings * 2 lefen, ;

„Sräulein SGunod war geftern auch bei mir,“
jagte der Baron, „Ich hörte daß eine f;f)embe *
die Eifenwerfe zu ſehen wuͤnſchte ging hinaus fand
die Dame und konnte nicht umhin, ihr die —
meines Hanfes zu madhen. Auf dieſe Weife habe
ich fie Fennen gelernt und der Cindruck war Tein
ungünftiger _ Dir ſcheint fie liebt den Fürften auf-
richtig, ir Chrgefühl firäubt ſich aber, {ich den
hochſtehenden Manne bedingungoͤlos preiszugeben
und unter dieſem Kampfe leidet fie, Und nun
möchte ich _Sr)nen einen Vorſchlag Mmachen, Arno!
Kommen Sie heute Nachmittag nicht zu fpät.’ Packen
Sie Ihre Koffer borher, damit Sie ganz freie Zeit
haben Wir fönnen dann den Abend, der ſehr ſchön
zu verden verſpricht, ganz nach unferm Belieben
in die Länge ziehen. Und morgen geleite ich Sie
in meinem Wagen nach der Station, Reden Sie
nicht8 dagegen. 39 habe ohnehin Geſchäfte dort
Ich begreife, daß Sie dem Gerede der Leute aus
dem Wege gehen, aber ich will fie wenigftens, 10
lange als irgend möglich ift, genießen. Unfere{Hönen
Hreundinnen von dort drüben — ev Deutete nach
der Michtung, in welcher Manefeld Iag — Hätten
wir in der nächſten Zeit doch nicht zu fehen befommen.

Fortſetzung folgt.
 
Annotationen