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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 17. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0549

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ition: Krämergaſſe Nr. 1,

— —

Central-Krauken-und dlerbehaſſe
der Cifgler elt. (e. D.).

Samstag, den 15. Auguſt, abends
halb 9 Uhr in der Hormuthei Beitrag-
Erhebung. — Die Mitalieder werden er-
ſucht, punktlich zu erſcheinen.

Die Orts⸗Berwaltuug.

liehluſihufts⸗Vtrſttigttung

Auf Anirag der Beteiligten wird am
‚ Samstag, den 22. Auauſt d. I

nachmittags 2 Uhr

auf dem Raͤthauſe dahler, das zum Nachlaß
der Katharina geb. Lah, geſchiedene Ehefrau
des + Schuſters Philipp Gießler von
hier gehörige, in der Stadt Heidelherg


derſteigert, wobei der Zuſchlag auch unter
dem Schaͤtzungspreis erfolgen kann.

79 qm. Fiächenraum an der Semmel8:
gafis, worauf mit Nr. 12 bezeichnet, ein
Wohnhaus, vornen 3, hinten 2 Stock hoch
mit gemölbtem Keller und Dachzimmern,
von Steinriegel erbaut ift; begreuzt: ein-
ſeits Georg Giliard Witwe, jeßt geehe-
lichte Grinim, anderſeits ein Winkel und
Georg Beck und Kinder, daun wie auch
hinten Rarl Frey, vorn die Semmelégaſſe.

Taxiert zu Mk. 7000.

Naͤhere Beſchreibung und Bedingungen
können bei dem Unterzeichneten jederzeit
eingeſehen werden.

Heidelberg, den 10. Auguſt 1885.

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A. — —


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Das Doktorhaus.
(54. Fortſetzung)

Sie waren vor dem ſchönen und großen Hauſe
Ferrandis angekommen und hielten

„Das Zimmer, das Sie damals bewohnten kann
ich Ihnen leider nicht geben,“ ſagte Herr Ferrend
„Das gehört jetzt dem Herrn Major. Aber ich weiß
jetzt ſchon ein anderes. Nun, Viktor wird nicht
wenig erfiaunt fein, Sie wiederzuſehen?

Biktor war ein alter Diener des Hauſes und
zeigte ſich bereits im Borgarten. Die Damen ſtiegen
ab und eilten in das Haus,

Es mwäre mir lieb, wenn ich meinen Unter-
offizier bei mir behalten fönnte,” ſagte der Baron,
Kaͤnn mein Wort auch für ihn gelten.?”

„DO gewiß,“ rief der Major, dem e& vor Allem
um den gefangenen Offizier zu tun mar. „Wenn
Herr Ferrand noch Platz hat , . .“

„Wird ſich Alles finden,“ rief Herr Ferrand.
Vor allen Dingen bedarf der Herr Baron eine
Srholung und der Crfrijhung. Man ſieht es Ihnen
an, daß Sie feit achtundvierzig Stunden nicht aus
dem Sattel gefommen find.“

„Sagen Sie ſeit zweiundfiebenzig, mit furzen
Unterbrechungen von zwei bis drei Stunden, Ddie
wir in den Wäldern verbracht Haben,‘ erwiderte
NRodolfsberg. Dann wechfjelte er einige Worte mit
Fritz der die Sorge für die Pferde übernahm und
ſchritt mit den Anderen in das wohlbekannte Haus.

8

Als Rodolfsberg, nachdem er ſich durch einige
Stunden Schlaf und ein Bad erfrijht und ſo gut
e8 mit den wenigen vorhandenen Mitteln ging,
Toilette gemacht Hatte, bei Anbruch der Dämunmerung
in den Saal trat, empfing ihn Herr Ferrand wie
in früheren Tagen mit größter Zuvorfommenheit
und ftellte ihn ſogleich feiner Zrau vor,

„Und hier die Coufine meiner Frau,“ fügte er
dann hinzu. Eine halbe Deutjde — Mademoijelle
Sunod, Künftlerin.“

Rodolfsberg hatte die Dame ſofort erfannt, Sie
erröfete ein wenig als fie ihm die Hand reichte


Freitag, den

14, Auguſt

1885.

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Zwei Suͤck zum Ausleihen

„D, wir find ja alte Befannte.
Schade, daß idh in Goldenburg nicht wußte, daß
Sie mit Herrn Ferrand befannt feien; da Hätte ich
viele Grüße beſtellen fünnen.“

Offenbar bemühte fie fich, helter zu erfcheinen.
Aber e8 gelang ihr doch nicht, den Zug von Schwer-
mut, der auf ihren weichen, vollen Zügen und in
ihren ſchwarmeriſchen Augen lag, zu verdecken,

„Das ift allerdings ein unerwartetes Zu[ammen-
treffen,“ Jagte der Baron. „IM glaubte Sie noch
in Ihrer Goldenburger Sommerwohnung.“

„Sie vergeffen, Herr Baron, daß ich geborene
Franzbſin bin antwortete die Künftlerin ruhig
ohne SGereiztheit. Als der unglüclihe Krieg aus-
gebrochen war, 30g e& mich nach dem Baterlande,
nach meiner Heimat, Was hätte mich aucdh in
Deutſchland haͤlten ſollen? — Wie geht eS dem
Fürſten ?” fügte fie nach einer kurzen Pauſe mit
gebämpfter Stimme hinzu.

Ich habe nichts € Hlimmes über ihn gehört,“
erwiderte der Baron. Er iſt mehrmals im Gefecht
geweſen und ſoll ſich ſehr ausgezeichnet Haben. Ver-
wundet iſt er, ſo viel ich weiß nicht worden Aber
VBeftimmtes lann ich nicht verfichern. Sie glauben
nicht, Mademoifjelle, wie wenig man im Kriege von
ſeinen Kameraden erfährt, wenn fie nicht gerade
zur Schwadron oder zum Regiment gehören.!

„Und Herr Arno 2“

Mein Freund Arno ift als Freiwilliger in das
Sanitäts Corps eingetreten und befindet Jich, der
letzten Nachricht zufolge, die er mir zukommen ließ,
bet der Armee des Kronprinzen, Der Krieg ſprengt alle
Bande. Ob wir uns wohl jemals Alle in unjerem ſchö-
nen Goldenburger Chal vereinigt wiederſehen werden!

„Sott gebe e8,“ fagte Bertha Sunod. „Keden:
falls danke ich Ihnen für Ihre guͤten Nachrichten.
Ich war ſehr beſorgt um den Fürften.'

Sie wandte ſich ab und Herr Ferrand, der
ſchon auf dieſen Moment gewartet Hatte, führte den
Baron den anderen Verſammelten zu

Rodolfsberg verlehte einige Tage in Preftigny,
wie er fie, wenn er nicht Gefaͤngener geweſen wüäre,

Räumen des Kath Kajino’8 die

ausgefullt.









Motto: „Durh Sparen von Kleinemt
Wird Großes erreicht.“





Dor Vorstand.







Der trauernde Gatte:

Aufang 8 Uhr.



arten.

Entree 40 Vis.

Anfang S Uhr.




erger Orcheſter.

, Zeiſe.

Hobelbanke
ſanit gut erhaltenem Werkzeug zu kaufen gefucht,
— —

Auß
mit der größten Höflichkeit entgegen und bemühte
fich, wie fie jagte, dem „armen Gefangenen ſeine
Lage fo erträglih wie möglih zu machen! Eine
Anfrage des BaronsS, ob e8 nicht möglich fei, Nach-
richt von feiner Gefangennahme in das Hauptquartier
zu jenden, Hatte der Major als für den Augenblick
unftatthaft und auch unausführbar erklärt.

So brachte denn Rodolfsberg ſeine Zeit ſo gut
als möglich hin, plauderte mit den Damen und den
Offizieren, beſuchte — da er ſein Chrenwort auf je
vierundzwanzig Stunden verlängerte — die Werke
des Herrn Ferrand und einige Fabrikunternehmungen
in der Nacdhbarfchaft, die er ſchon von früher kannte;
genug, er fand ſich mit einem gewiſſen Galgenhumor
in feine Lage Und auch Fritz ſchien ſich ganz wohl
zu fühlen. Man forgte reichlich für ihn, an deutſch-
ſprechenden Arbeitern fehlte e& hier in Lothringen
nicht; — Die beiden Soldaten hatten Alles nur
nicht die Freiheit.

‚„Hier können wir uns einmal recht ausruhen,
Herr Lientenant,“ fagte Frit zu dem Baron, „Wir
fönnens auch brauchen. Wer weiß, was uns noch
bhevorfteht, Haben Sie nicht bemerft, daß die Herren
Franziskis etwas lange Geſichter machten ?“

Rodolfsberg nickte ihm nur zu, Auch er Hatte
das hemerft, Vermutlich war die Nachricht ange-
Jangt, daß der Plan Mac Mahons, die Jeutſchen
zu umgehen, entdeckt und ſo gut wie vereitelt ſei

h ich weiß jebt, warum Sie die Patronille
hier heraͤuf nach Norden machten,“ fagte der Major
eines Mittags ziemlidh verdrießlich zu dem Baron.
„Die Herren hHaben ſcharfe Augen und fie kennen
das Land faſt beſſer, als wir.“

Es lag in den Verhältniffen, daß Rodolfeberg
aud) der Freundin des Fürften hier näher treten mußte.
Er ſah fie ja taͤglich beim Dejeuner, beim Diner
und des Wbends, Und fie gewann in ſeinen Augen
mit jeder Unterhaltung. Ihr Charakter war einfach
und klar, ohne alle Koketterie. Schwärmerei ſchien
der Grundzug desſelben zu fein, aber eine edle, ideale
Schwärmerei, ‚die über die kleinen ſelbſtſüchtigen


Zu verkaufen

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wurde au von ihrer Coufine und den Offizieren
viel mit ihrer „deutfchen Sentimentalität! genedt.
Zwar erflärte fie dem Baron wiederholt, daß eS ihr
nicht moͤglich geweſen fet, in Deutſchland zu bleiben,
daß ihre Pflicht fie nach Frankreich gerufen habe.
Aber ſo recht wohl fchien e8 ihr doch nicht in dieſem
Kreiſe zu fein. Rodolfsberg jah, daß ihre Augen
zuweilen gerötet waren, als oD fie geweint habe

Rreftigny lag abgeſchieden von der großen Heer-
ſtraße und der Eifenbahn. Rodolfsberg fragte ſich
alfo, wozu denn eigentlich hier eine Schwadron
Dragoner ftationiert fei, die man doch anderswo
beſſer hätte gebrauchen könne? Leider bemerkte er
bald den Grund. Der Herr Major machte der ſchönen
Frau fehr eifrig den Hof — ob mit Erfolg? Das
vermochte der Baron freilich nichtzu entdeden — und
hHatte deshalb wahrſcheinlich bei feinem Kommandeur
erwirkt, daß er hierher auf Borpoften geſchickt worden.

@5 mar Dienstag, am dreißigſten Auguſt und
Rodolfsberg ſtand gerade mit Kufelow auf dem
geräumigen Hofe, der ſich Hinter dem Hauſe bis zu
den geräumigen Werkftätten erſtreckte und erklärte
feinem Diener die Art, wie eine beftimmte Gattung
Faconeiſen hergeſtellt werde — als fie plößlih Beide
den Kopf erhoben und lauſchten.! Ein dumpfer
dröhnender Ton drang zu ihnen durch die weiche
warme Sommerluft. Ihm folgten andere, ſtärkere.

„Ubhi,“ rief Fritz und ſpitzte den Mund. „Ießt
ſind ſie aneinander. Jebt haben Sie ihn Sie
wiſfen doch! wen ich meine, Herr Lieutenant.

„Nun, wen denn?“ fragte Rodolfoberg.

Na Ihn! Ich bin nicht ganz ſo dumm, Die
Herren Lolhringer ſprechen ein verflixtes Deut|h —
na, Deutſch Fann man e& kaum noch nennen Aber
ich verfiche e& doch. Ich habe e8 geftern gehört,
wie fie mit einander tujdhelten, Der Mac Mahon
iſt hinauf nach Sedan, um von dort dem Bazaine zu
Hülfe zu Fommen. Und Louis iſt auch dabei. Dem
werden’8 unjere Jungens ſchön bejorgen. Schade, daß
man nicht auch dabei fein fann. Hören Sie nur, das
fracht ganz anftändig. Wie weit mag das wohl fein ?“

(Fortjegung folgt.)
 
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