Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

DOI Heft:
Nr. 121 - Nr. 130 (27. Mai - 8. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0375

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
© (Heint taͤglich, Sonulags außge
Nommen, Preis monatlich 20 Pfg.,
Bit dem Iluſtrierten Unterhaltungs:
Matt 32 vfg. — Wird In der ganzen
Nadt yerieilt und an den Straben-
ecken angeſchlagen.


— s — —— — —

tiger

Alle Zuſendungen werden franto
erbeten.

Für die Aufnahme von Anzeigen

an beftimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird leine Verautwortlichlelt uͤber-
nonrmen.

B

let
i e

Haus) entgegen.

4

In Costumes, Confections,









1885,

Samstag, den 30. Mai

Gefl. Anmeldungen nehmen wir

Geobrüder Gander, Schreiblehrer aus Stuttgart.

———

flieferant.

Umhängen, Sommer-Kleiderstoffen, Seiden-Foulards,
Waschstoffen ete.

C x *
Freiwſlige Feuertwehr.
Die gefamte Maͤuuſcheſt wird aufgefordert fich
Zonntasg/ den 31. Mat I —
ö— morgenS 7 Uhr
Ma Utändiger Uniform zur Webung und Aus-
ertch im Sprigenhaus einzufinden,
Detdelberg, den 27, Mat 1885,
Das Commando:
— Jae. Keſſelbach.

Neuenheim.

62 Da Ab⸗ und Zuͤſchreiben der Grund-
näu7€r= und Einkoͤmmen- Steuer für das
Öftkünftige Steuerjahr 1886 wird am

w Nontag, den 1, Zuui 1885,
\Mittags von 7 bi8 12 HOr und nach-
Im x:... Mittag8 von 3 bis 7 Uhr
Biefigen Rathaus vorgenommen werden.
euenheim, den 16. Mai 1885
er Vorfitzende des Schatzungsrals:

—— Neberle.
Verein Creditreform

m Sıyare gegen ſchüdliches Creditgeben.)
g‚lü@tmaige Abmeldungen der im Monat
bi3 %3 und April eingereichten Boften Haben
1E Mis. zu erfolgen.

Deidelberg, den 30. Mai 1885,

\'_ Der Vorſtand.
Tii Gefrorenes
erſchiedenen Sorten.

C. Schadt, Konditor,
Kettengaſſe Nr. I3.


Isländer

Matjes Heringe

— —
Öglig frifch gelochle Sükze,

— Odjenmaul

dolf Brand, Untereſtraße 26.

8 (Bonboni@re)

Conditorei Haas am Markt.

* 8* und Betfen werden in und außer
— billigjt aufgearbeitet, jotwie alle Tapezter:
— angefertigt, Großemantelgafie 14,

ü In kanfen gefudht
— 4 ſte { 4 el Plöck-


(SOIIIIt.

Dienstag, den %. Juni, abends 8 Uhr

IL Reunion.

Man erscheint im ?}esellchafts -Anz_ug_eo
Die Vergnügungs-Kommission,

Für die bei
Teilnahme dankt

unserm schweren Verlust erwiesene

Die Familie Schenkel,

\

1815. Lem op! ı1885.
Das Fest-Comite alter Königs- Husaren zu Bonn erlässt an sämtliche ehe-

malige Regiments-Angehörige eine Einladung zur Teilnahme an der am 21. und
22. Juni stattfindenden

Festfeier aller ehemaligen Königs-Husaren,

gelegentlich des 70jährigen Bestehens des Regiments.

Die Einladung, nebst Einzeichnungs- und Beteiligungs - Liste liegen bis

12. Juni c. bei mir auf.
Vorstand des Heidelberger Militär-Vereins, Theaterstrasse

Gaſthaus zur Steinach in Schoͤnau.

Empfehle einem geehrten Publikum meine Gaſtwirtſchaft nebſt Garten und
Kegelbahn. Fuͤr gute Speiſen und Getraute ſteis beften3 geforgt.
Achtungsvollſt

N. Reichwein.

Hofpauer, Prmlt. a. D.

2

2

— —
Oelgemalde Ausverkauf

Max Höfler aus München.

Da ih meinen Aufenthalt in Heidelberg nur noch bis Sam8tag, den 6, Juni
"ausdechnen kann erlaube ich mir mitzuteilen, daß ich eine reiche Auswahl

ſthön ausgeführter Orlgemülde, uicht Oeldruckbilder

in prachtvollen Goldrahmen zu 15, 20, 25, 30 ML, 2C,, nm zu räumen, abgebe.

190 haͤnptſtruße am Markt 190.

lur nod bis Samstag, 6.Iuni,

| mngg rjaurg gıg hon auß

— » — — —

Das Doktorhaus

man von Abolf Müßelburg,

a (31. Fortfegung).

jen CHenbaron ein Mörder? Niemand wagte
De, r?ugäum:ed)en. Der Ruf des Mannes war zu
als daß nicht jeder bei einer ſolchen
* * den Kopf geſchilttelt Hätte. Niemand
4 * Äbhnung davon, daß er zu der Förfiers-
S 8 Nüheren Beziehungen geftanden, gleihviel
8 egzer * haite in bem vomantijd gelegenen
8 —— zuweilen ein Glas Bier getrunfen,
iä{““en ® Feihjtüc oder Wbendbrot zu fich ge-
3, 4 Wie alle Welt dies that, aber weiter auch
\ varen Alle einig, Hoch und Niedrig
& ler Welt Fonnte ſich denn ereignet haben?
Deimnisvolle, unerflärlidhe Zujammenhang

N
14

habe. Der Baron war immer ein eigentümliher , und namentlih in dem Zimmer der Tochter,
Mann gewefen, der ſich abfonderte, den Umgang ! [Härffte Verhör der Bewohner des Haufes hatte!
mit feinen Standesgenoffen zurücwies, Und ftille ' Fein Refultat ergeben Niemand hatte etwas davon
Vaſſer find tief. Man wußte oder ahnte, daß er bemerkt, daß das' {tille ernite, fogar ftolze Müdchen |
ſich um bdie SGräfin Helene bewerbe und daß der in vertraulichen Beziehungen zu. einem Manne ſtehe.
Vater dieſer Bewerbung entgegen fei. Wenn ev Und dochH mußte der Mbrder ein Mann geweſen
mun ein geheimesS LiebeSverhältnis mit der Förfter3- fein, dem daran lag, die Folgen eines ſolchen Ver: }
tochter gehabt hätte und fie ihın im Wege gewefen ‘ hHältnifjjeS, Ddie Anfprüche, die Marie Ulmann etwa }
wäre? Keiner ſyrach offen, aber in foldjen Fällen ! an ihın erheben konnte, zu vernichten!

genlüigen auch Andeutungen, Indeſſen — er würde Marie Ulmann war unter dem Zulauf der
ſie doch nicht mit einem Dolche ermordet hHaben, ' ganzen SGoldenburger Bevölterung begraben worden
den viele Perfonen genau Fanııten. Ka, flüflterte, Auch Paul war in Begleitung des Aſſeſſors dem
man, bei ſolchen ©ingen geht e& oft mwunderbar Sarge gefolat, das zweite für ihn jehr ernfte Be-
3u. @r hat gewiß nicht die Abfidht gehabt, den gräbnis feit der Kurzen Zeit feiner Anmwefenheit in
Jolch in der Wunde zu laffen. Aber irgend ein , dem kleinen Sebirgsjtädtchen, das er fruͤher nicht
Zufall, eine Bewegung des unglüclihen Opfers, ihr ! einmal dem Namen nach gekannt. Am folgenden
Sturz vom Felſen hinunter, Fann ihn verhindert, Morgen ging er hHinliber nach dem Schweizerhäuschen



gßefiafinfmacfiung.

Das Wos und auſchreiven der Grunde, Häufers, Gewerb⸗ und Einkommenſteuer


vom 8. bis 30. Juni d. J, je vormittags von S bis 12 Uhr und
nachmittags von 3 bis 6 Uhr


Zu diejem Zwecke wird bekannt gemacht:

I. Iu Bezug auf die Grund. und hiuſerſtener:
Wer wegen Wechfel® in der Perſon des Pflihtigen ab=- und zugeſchrieben haben will oder aus
oder Haͤuferſteuerkapitals ver-

Alle Veränderungen, welche im Grundbuchẽ eingetragen find, werden Hbrigenz von Auitswegeu


IL In Bezug auf dit Erwerb= bezw. Gewerbſteuer:
Die bisherige Erwerbſtener beſteht vom 1. Sanıar 1886 an al8 Gewerbſteuer mit der


Zu den gewerbliden Unternehmungen zaͤhlt jedoͤch vom nächjten
und Forftwirtjhaft nicht mehr, dagegen gehören zu denjelben von dieſem Zeit-

LEine GewerbfieutersESrflärung haben abzugeben :

1, Gewerbsunternehmer, welche als ſolche zur Er mw er b ſteuer entweder

a, noch nicht oder nicht in dem durH das Gewerbifteuergefeß vorgeſchriebenen Umfang ;
b, mur mit einem ſteuerbaren Ertrag unter 500 Mark und ohne fteuerbare8 Betriebz-
kapital veranlagt find; ;
jofern ſie nach dem Stande ihrer Unternehmungen beim Ab⸗ und Zuſchreiben Kinftig der
Gewerbſteuer unterliegen ;

2, Gewerbzunternehmer welde als ſolche mit einem ſteuerbaren Jahresertrag von 500 Mark
ober mehr oder mit Betriebskapital zur Erwerbfteuter veranlagt tnd: fofern fich nach dem
Stande ihrer Unternehmungen am 1. April I, S, der fteuerbare Srtrag oder daz {teuerbare
Betrlebglapital ihrer Unternehmungen gegenüber dem veranlagten Ertrag oder Betriebskapital
der letzteren derart erhoͤht Hat, daß gemäß Art. 16 Abſ. I des Gefebe8 eine erhöhte Befteue-
rung einzutreten hat.

B. Eine Erwerbſteuer⸗ Errlarung hat abzugeben:

1, wer 4 — — Thätigkeit begonnen hat, aber noch nicht zur Erwerbſteuer
augelegt ift; -

2, wer zur Grmwerbfteuer bereits veranlagt ift, aber das ſteuerbare Betriebekapital vder den
fteuerbaren perfönlihen Sahresberbienft Über den beſteuerten Betrag ſchon vor 1, Janıar
1885 berart vermehrt hat, daß nach Art, 16 des Erwerbftenergefeße® die Steueranlage für
1885 oder frühere Zeit nachträglich zu erhöhen ift,

G, Den Steuerexklarungen nach A 1 und B.I {ft der Stand der maßgebenden Verhältniffe zur
Zeit der @teuerbe_tan[agung, den Steuererklärungen nach A 2 und B 2 der Stand
der maßgehenden Verhältniſſe am 1, April L S. zu Grunde zu legen.

D, Hat ein Gewerbgunternehnier nach Obigem fowohl eine Gewerb= al8 eine Erwerb=-Steuerer:
Hörung abzugeben, ſo genügt e&, die die Erwerbiteuer betreffenden Angaben in
der Gewer b ſteuererklaͤrung niederzulegen.

E. Gejude um Minderung oder Beridhtigung der bisherigen Steneraulage oder um
Gte%eirbefreiung und Stenuerrüdvergütung find bet obiger Tagfahrt gleichfalls
vorzubringen.

II Iu Beug auf die Einkommenſteuer:

Der Einfommenfteuer unterliegt — vorbehaltligH der im Geſetze vorgeſchriebenen Aus-
nahmen und Befehränkungen das gefamte in Geld, Geldeswert oder In Selbftbenügung
beſtehende Ginfkommen, welches einer Perfon aus im Großherzogthum gelegenen Grundftücen
und Gebäuden, au8 auf ſolchen Liegenſchaͤften ruhenden Grundredten und Srundgefällen, aus im
Sroßherzogtum betriebener Land=- und Forſiwirtſchaft und dafelbſt betriebenen Gewerben, aus
Sffentlidhem oder privatem DienftverhHältni3, au wiſſenſchaftlichem oder KinftlerifhHem Beruf
oder irgend anderer gewinnbringender BelHäftigung, Jowie aus Kapitalvermögen,
Nenten und anderen derartigen Bezügen tm Laufe eines Yahre& zufließt uınd zwar ohue Nuckſicht
Ddarauf, ob es von audern Steuern bereits getroffen wird oder nicht.

Steuerpflichtig ſind:

1, Sandes- und fonftige Reichsangehoͤrige, welche ihren Wohnfitz (Aufenthalt) in Großherzogtunt
haben/ desgleicheu ReidhsSansländer, welche des Erwerbs wegen ihHren Wohnfik im Großher-
zogtum hahen, mit ihrem gefamten ſteuerbaren Ginkommen;

2, Reichdausläuder, welche nicht des Erwerbs wegen ihren Wohnfttz Im Sroßherzogtum Haben:
mit ihremt au reichdinländiſchen Bezugzquellen fließenden fteuerbaren Einkommen, .

3, Berjonen, welche nichHt im Großherzogtum wohnen: nur mit ihrem Sinkommen au8 {im
SroßhHerzogtum gelegenen Grundbeſis (einfchließlidh von Gebäuden) und den deſcloſt betriebenen
— ſowie mit ihren Gehalts=, Penfions: und Wartegeldbezügen au einer badiſchen
Staat8faffe. -

4, Aktiengef A{haften und Kommanditgefekljhaften auf Aktien, Konfumvercine mit offenem Saden,
eingetragene Genoffen{chaften mit bankfähnlichem Betrich und anf Gegenjeitigk. it gegrünbete,
unter Berwendung von Agenten betriebene Verfiherungsgefellfhaften : mit Ddemjenigen Teile
ihre8 ſteuerbaren Einkommiens, welcher dem Umfang ihres Geſchäftsbetrlebs innerhalb des
Großherzogtums entſpricht.

Perſonen. deren Einkommen (nach Abzug der zum Erwerb und zur Erhaltung desſelben zu
beftreitenden Auzlagen, der auf dem SGinkommen ruhenden daſten und der von ihnen etima_ 3 ent-
richtenden Schuldzinjen) den Betrag von 500 Mark jährlih nicht erreicht, unterliegen der Ginkommen-
ſtener nicht. Auch find Gehalte Benfionen und Wartegelder, welche aus einer nicht babijdhen
Staats laſſe bezogen werden, ferner die Dienftbezüge (einſchießlich der Militärpenftonen) der Militär-
perſonen aus der Klaffe der Mnteroffiziere und Gemeinen vom Wachtmeifter abwärt? ſowie alle Sterbe-
quartalbezüge ſteuerfrei. ; . .

Eine Einfkommenfieuererflärung haben, ſofern dies niht ſchon Teit 1, April . I.
geſchehen ſein ſollte, ale Berfonen eiuzureichen, weiche am 1, Aprilk . 3. H Im Befig
eineS ſteuerbaren Einfommens befanden und in ciner zu Hiefiger Gemeinde gehörigen Ges
markung (Steuerdiſtrikh ihre Hauptniederlaffung hatten oder, beim Mangel eines Wohnſitzes im Groß-
herzogtum, den größten Teil ihres ſteuerbaren Sinkommen3 bezogen.

IV. Im Allgemeinen : ;

Drucformulare zu den von Heute an bis zum Ablauf obiger Tag-
ahrt beim Bürgermeifteramt unentgeltlich verabreicht.
® Wer 8 54 — Steuerertiarungen nicht rechtzettig oder In wahrhetts-
widriger Weife erfiattet, unterliegt der gefebiichen Strafe.

eidelberg, den 15. Mai 1885,
Der Borfikende des Schatzungsrats:
Dr. Wiicłkens.

Kleiner Eisihrank |Kafec, Mittag- und Abendtifd,

zu berfaufen ‚Anlaye 29, ; — —
n Händen. Aber Verbaht — Verdacht. Lah
— bamit iſt nichto zu madhen.“

Beide hatten während dieſes kurzen Geſprächs
nicht bemerft, daß eine ganz feltfame Seftalt ſich
ihnen genähert Hatte. € war ein alter Mann mit
firuppigem weißem Haar und Bart, fajt in Lumpen
gefleidet, mit gebüctem Rüden, auf einen dicken Stock
geftügßt. So glid er vollfommen den vielen Er-
{heinungen, denen man auf dem Lande begegnet
und die nicht gerade Bettler find, aber doch wie ſoͤlche
ausfehen Er mochte übrigens Faum ſo alt ſein wie er
ſchien! In den Bergen runzelt fich das Seficht frith,
wie ſich dies ja auch bei dem Foͤrſter zeigte, MAber
etwas unterfhiebd ihn doch wieder von jenen Seftalten,
denen wir in den armen SGebirgsgegenden begeanen
und die uns höflich und mit zitternder Stimme bhe:
grüßen und vielmals mit anfleuchtendem Auge danken-

hin ſchon finſter aus, heute doppelt, da der Kummer
auf ihm laſtete Kurz erwiderte er den Gruß Pauls
und brachte dieſem dann das beſtellte Bier.

„Sie haben einen großen Verluft erfahren, Herr
Foꝛſter fagte Baul. „Ich will nicht ?anon ſprechen
aus bloßer Neugierde und will Sie nicht noch mehr
befümmern., Ich habe andere SGründe. IH bin
ein Freund des Barons, der durch den Tod Ihrer
Tochter in einen ſo ſchmachvollen Berbacht gefommen
ilt. Der Baron Hat mir bei feiner Verhaftung ſein
Ehrenwort gegeben, daß er nie zu ihrer Tochter
in irgendwie näheren Beziehungen geftanden hHabe;
er hat mich beauftragt, dies Iedermann zu ſagen
den e8 etwas angeht. Das thue ich Hiermit und.
ich Hoffe, die Wahrheit wird bald an das Tageslicht
fommen.

ÜC{)En der zerfchmetterten Leiche und dem
Barons ?
ar der Gindruck des erſten Tages, an
s}lf)etbteä erfuhr, daß die Gerichtsperfonen
u„b?%“%‚m@"“ des Barons . über fein
} Freiben und noch bejonders über das
* haͤtten, was amn jenem Abend im Hauſe
> Dorgegangen. S ließ ſich nichts weiter
B mas Rodolfsberg dem Wijeffor
$ Spa )aß er ungefähr um die neunte Stunde
%q“tfenm Hergang über den Mitterfeljen nach der
Aa n * gemacht und daun zurücgekehrt fei
e eq‚‘‚“lT_e des Tages oder am Abend eine
Freit im Fauſe des Barons gewelen?
4 ——— wußte davon Nur ein zwölftaͤh⸗
* * der fich erft feit einigen Tagen bei
— N ANdten in Markftein befand, gab an,
da sın illgefqz?„ um die neunte Stunde einen
Renq%t\ro Cé)neu in das Eingangsthor der Beſitung
6 i9 Gehen ſehen Aber er Fonnte ihn nicht
T'—‘t’ner r“[’e‚“. Ein Herr aus Markſtein war eS,
f Yı — nicht gewefjen.
p Man eiten Tage hegann man ſchon die Röpfe

haben, die Waffe wieder zu fih zu nehmen. In der
Welt iſt Alles möglich.

Baul litt unfäglich unter dem Eindruck dieſes
Sreignijjes. Aber er trug den Kopf frei und er-
hoben. Er war ſo felt von der unſchuld ſeines
Freundes Überzeugt, daß alle Zuträgereien des Herrn
Riedel ihm nur ein kurzes Achſelzucken oder ein bit-
teres Lächeln abgewinnen Ffonnten. Cr war feſt
entſchloſſen zu bleiben. Konnte er auch nur das
Seringfte thun, um feinen Freund von dem ſchweren
Verdachte zu befreien, ſo war das ſchon eine hohe
Genugihuung für ihn. € gereichte ihın auch zur
Beruhigung, daß alle Gerichtsperſonen ſich in Privat-
geſpraͤchen dahin erklärten ſie fönnten an eine Schuld
des Barons nicht glauben.

Rodolfsberg müffe in kurzer Zeit wegen irgend
welchen Mangel an Berdachtsgründen aus der Haft
entlaͤſſen werden. Die Annahme, daß irgend ein
Anderer den Dolch des Barons entwendet Habe,
um mit demfelben die Zhat zu begehen und dadurch
den Verdacht, wenigſtens fürs Erſte von ſich zu ab-
zulenfen, lag ſo nahe, daß fie jedem Verſtändigen.
einleuchten mußte. € haͤndelte ſich nur darum,

d D
8 Ma
Eg

*

dieſem Andern auf die Spur zu kommen Die

— —— und zu flüftern. € war als }
genaueſte Durchſuchung in der Wohnung des Foͤrſters

Jemand eine geheime Parole ausgegeben


zu hören. Cr hatte ganz vage Vermutungen, die
er aber nicht in eine beftimmte Form zu kleiden
wagte. Cr dachte zu edel, um Jemand anzuklagen.
Aber vielleicht gelang es doch, irdend etwas zu er-
fahren, das bisher noch nicht ermittelt worden.

Als Paul das Schweizerhäuschen erreihte —
es war am Vormittag und Niemand befand ſich
an den Tiſchen vor dem Haufe — machte es doch
einen eigentümlich traurigen Eindruck auf ihn, Ddie
Stellen wieder zu fehen, an denen er der Verſtor-
benen begegnet! Dort auf der Thürſchwelle Hatte
fie geftanden, al8 er an jenem Tage fingend ins
Goldathal einzog, dort von der großen Steinftieſe
aus haͤtte ſie ihm den Pokal gereicht, an jenem
andern Morgen, al3Z er nach Manefeld ritt, Ihr
Bild hatte ſich auf feinem ſcharfen Auge ſo feft
eingeprägt, daß eS ihm war, als ſähe er fie jetzt
noch dort ftehen.

Niemand ließ ſich bliden. Paul ſetzte ſich auf
eine der Holzbänke und wartete geduldig. Er Hatte
Teine Eile! Endlich erſchien in der Hausthür der
Forſter felbft, ein nicht gerade alter, aber von dem
vielen Bewegen in der herben Sebirgsluft früh ver-
witterter Mann. Cr fah mit feinem flarten Snurr-


Der Foͤrſter hHatte ſich Paul gegenüber an den
Tiſch gejebt nnd den Kopf in die große ſehnige
Hand geftüßt. So ſaß er über eine Minute, ohne
zu antmwmorten. Dann Iachte er kurz auf,

„Der Herr Baron von Rodolföberg ?” ſagte er
„Wer denlt daran, daß Der der Mörder ift! Sein
Dolch ift es, das muß ſchon wahr fein, weil er &8
jelber fagt. Aber fo viel hab ih aug im Blie,
um 3u {jeben, daß er nie mit dem Mädhen char-
Obh, ih habe auf einen ganz Anderen Ver-
Dacht- — —

? Er unterbrach ſich plötzlich als habe er zu viel
geſagt und ſtand auf.

Aber Mann, Herr Förfier,“ rief Paul über-


das kleinſte Anzeichen kann zuweilen auf eine Spur


„Nein, nein,“ unterbrach ihn der Förfter kurz.
Er hatte die Haͤnde geballt und ſtreckte die Arnie


hülfe nicht® und was ift ein Verdacht ja, wenn ichs


wenn wir ihnen unaufgefordert eine Sabe reichen
— bdas war das Stumpflinnige in ſeinen welden
verwirrten Zügen, das Schleppende in feinem —
der unendlid) widerliche Ausdruk ſeines ganzen
Seficht8 mit den kaum verfennbaren, unter dieen
weitüberhängenden Lidern verborgenen Augen, **
breiten ungeftalteten Naſe und der Herabhängenden un-
terlippe. Der Mann hatte etwas von den Cretins, die
man in den Gebirgsdoͤrfern der Jüdlidhen Alpen findet.
Erſt al8 nach den legten Worten des Förſters
eine Paufe eingetreten war hoͤrten fie den ſchlurren-
den Zritt des Mannes. Der Fölter erhob den Blig
und Paul wandte ſich der Landſtraße zu. Das wareine
Erſcheimnung die fein Malerauge anzog/ wenn ſie
ihn auch menſchlich unangenehm beruͤhrte.

„ Sebt ſtand der Mann ftill, Holte laut, faft
röchelnd Atem und flüßte ſich auf feinen Stof, G
ſchien ihm förmlich {Hwer zu werben, die Augenlider
zu heben. Aber als e8 gefchehen und er auf die
Deiden blickte erhoben ſie fich fchnell und erweiterten
ſich. Cr faßte mit der einen Hand nach dem un
beſchreiblichen Filzbedel, den er auf feinem Kopfe
trug und der ſchon laͤngſt jede Form eines Hutes
verloren Hatte, ja er verfuchte fogar etwas wie eine

Berbeugung. (Fortjegung folgt.)
 
Annotationen