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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 21. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0621

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\

Erſchelut täglih, SonntagS audge»

Kommen. Preis wonatlich 20 Yige

wilt dem Illuſtrierten Kuterhaltungs-

blatt 32 fg. — Wirh In der ganzen

Sitabt vertelll und an den Stiraßen-
ecken angeſchlagen.


Alle Zuſendungen werden fraute
erbeten.

Für die Aufnahwie von Auzeigen

an beſtluuit vorgeſchriebenen Tagen

wird leine Verautmortlichkeit über-
newmen.

Nr. 215.
Die ſtüdt. Spackafle Heidelberg

giebt DarleihHen auf erſtes bor/Ohrifismäßiges Unter»
bfand in SiegenjOaften und wollen Verlagſcheine
im Burean der Sparkaſſe/ Rathaus, 3, Stock, ab-
gegeben werden. Der Berwaltungsrat.

Jolks Zibliolhek.

Wegen Reviſion und Umzug der Bib-
liothek ſind ſaͤmtlich entliehenen Bucher
naͤchſten Mittwoch, den 16. d. Mts.
von 8 bis 9 Uhr zurücdzuliefern.

Harmonie (6.-4.)

Dienstag, den 15. September, abends
9 Uhr Probe.

Eiutracht.

Heute abend keine Probe.

46 R.V. H.
2* 15. September
U Versammlung.

betreffend KRücvergüitung von

Ge ſulht Waſſerzins für die im III. Quar-
tal leergeſtandenen und aus ganzen
Stockwerken beſtehenden Wohnungen,
wollen von den verehrlichen Abonnenten
ſpaͤteſtens bis

Mittwoch; den 30. D, Mts.
bei uns eingereicht werden. Geſuche, welche
nach dieſem Termine eingehen, können
keine Berückſichtigung finden

_ DHeidelberg, den 15. September 1885,
Direktion der ſtidt. Gas: und Waſſermerke:
Fr. Eituer.

Oefeulliche Verſteigerung.

Doniierstag/ den 17, September d. Y

_ NnadEiltagS R uhr
werde ich in Pfandlokale (Nathauz) Yier :

ein braunes Pferd
gegen Barzahlung im Vollſtreckungswege öffentlich
verſteigern.

Heidelberg/ den 15 September 1885.
üde,
Gerichtsvollzicher.

Otffenlliche herſteigeruus.

Mittwoch/ den 16 Sevtember D, J.
— noHMmittagsS 3 uhr

werde ih im Pfandiofal (NRathaus) dahier:

ein Chiffonnier, eine Kommode, ein Kanapee,

ein Spiegel und 4 Bilder
gegen Barzahlung im Vollſtreckungswege öffent-
lich verfteigern.

Heidelberg, den 14, Schiember 1885,

Köberlin,
Gertchtsvoltzteher.

Goldener Löwe,

Heuwartt

__ Süßer Obſtwein
Goldener Auker

(Exerzierplatz
empfiehlt Weißweine von 15 Pfg. ab
per 14 Qtr., Pfälzer⸗u. Rheinweine;
in Flaſchen und Gebinden entſprechender
Rabatt; ſowie prissa Heidelberger
Attieu⸗Bier (vorm. Kleinlein.)
Hofmann.

Grauetei goldener Zöwe,

Heumarlt.
__ Anstich Exportbier.

Zu verpaͤchten
eine befjere Wirtſchaft an einen tüchtigen Wirt.
Yuzkunft bei

Aarl Schmory, Krämeracffe Nr. 13.

Dienstag, den 15. September

1885.

Froßes Faß.

Fortwaͤhrend

süssen Obstwein.
Anſtich prima alten Apfel-
wein empfiehlt beſtens
J. Reuller.

Engl. und deutſche

@ ®
Bisquits
in 20 verſchiedenen Sorten find friſch
eingetroffen.

Chocolade

von 1 ME bis 4 Mi. per Pfd., von den
erſten in⸗ und auslaͤnd. Fabriken.

Cacao von Blooker,

in iſes, iſa? und Yı=Pfd.-Büchjen bis zum
20. September noch zu alten Preiſen, ſpaͤter
werden ſolche erhoͤht.

Chines. Thee

1885, diesjährige Erute 1885 von
2 ME per Pfd. an und hoͤher.

Mocca-Kaffee,

braune, gelbe, blaue und arüne Java’sS,
ebenſo gebrannt, in verſchledenen Geſchmacks-
richtungen empfiehlt

A, Schermers,
Hauptſtraße 73.

Ja. Mainzer Sauerkraut
per Bfd. 20 Pfd. bei

Anton Meiſter, Hauptſtraße 198.

Kaiſeröl

(besseres VFelroleum)
per Ltr. 30 Pfg. bei

Georg Morr.

Neue holl. Vollheringe,
neue ruͤſſiſcie Kron-Sardinen,
prima holl. Sardellen,
Eilb-Caviar, Capern,
Gofhaer (fimä;jt‚fifirauü[djmrigsr
hurſt,
fste. westph. ausgebeinte
Schinken

Anlon Meister,
Hauptjir. 198.
Bei Beginn des neuen Schuhjahres
Des Grossh. Gymnasium’s,
Der Realschule,
Der höh. Mädchenschule

bei

ſowie ſämtlicher, hieſiger Privat:Din:
ſtalten, empfehle genau nach Vorſchrift
und aus gutem Papiex angefertigte Hefte,
ſowie jämtlidhe Schul Artitel unter Zu-
ſicherung reeller Bedienung.
Büchereinbände werden raſch und
ſolid angefertigt.
G. Gottmann,
Buchbinderei und Papierhandlung,
Plöckſtraße 56,

Das Doktorhaus.
Koman von Adolf Mügelburg.
Schluß).

„Das Befte wird fein, wenn Sie mich ruhig
anhören,“ erwiderte Paul. „Sie wiffen, daß jedes
Meiner Worte nur Wahrheit ift ... “

„Nun, zum Henfer, was wollen Sie eigentlich
bon mir?“ unterbracdh ihn Manefeld Heftig. „Sie
Tbrechen von Entfhäbdigungen.“ Was {oll Ddiefer
Unfinn bedeuten? Wollen Sie SGeld erpreffen 2

„Sie machen e8 mir ſchwer Herr Graf, meine
Ruhe zu bewahren,“ {agte Paul, mit Miühe an fich
I)(}Itenb. „Sa, i verlange eine Entſchädigung aber
Nicht filr mich. Ich werde {Hweigen, wenn Sie
Eine Bedingung erfüllen, die ich ftelle und auf deren
Erfüllung i Dbeftehe. Mein Freund, der Daron
bon Rodolfsberg ücht Ihre ältejte Toͤchter und fie
erwidert dieſe Neigung, möchte aber eine Verbindung
Nicht gern ohne Jhre Cinwilligung eingehen. Seben
Sie diefe Einwiligung, Herr Sraf — Ddie Ber-
indung fönnen Sie ja überhaupt nicht verhindern
— 19 verſprechẽ ich Ihnen, daß das Vergangene
Auf ewig vergeſſen ſein foll.“

Der Graf haͤtte ſich erhoben, doch nur ſo weit,

aß jeine Finger ſich noch immer noch auf die Lehnen

des Seſſeld fAligten. Katzenartig wie zum Sprunge
Gerüftet, ftand er da und ein Heiferes Hohnlachen
Tam über feine welfen Lippen.

Iſt das Alles? fragte er.

„Ia, Ercellenz.“

„Sie verlangen niht etwa noch nachher die
Hand meiner jingfien Tochter Nofa, die ja ohnehin
19 viel von Khnen {Hwakt, für fich ſelbſt — wie?
Nein? Wirflich nicht?“

Ein entfeblidher, boshafter Hohn Iag in dem

Dne und in der Miene des alten Mannes, Pauls
Seficht war mit Blut übergoffen.

„Nein,“ antmwortete er feſt und beftimmt.
Aljo wirklihH niht?“ hHöhute der Graf. „D,
ich danfe Ihnen flr dieſe BejcheidenhHeit. Nın alfo
— i gebe nicht meine Einwilligung — Hören Sie ?
IO gebe fie niOt. Gehen Sie hin in ale Welt
Und Ichreien Sie an allen Ecken und Enden au8,
was Sie wifjen, oder nicht wiſſen — ich verlache,

ich verjpotte, ich verhühne Sie, Die Welt ijft mir
oleichgültig. I0O haffe fie — idh) Kaffe meine Zöchter,
denn fie erinnern mi täglih, daß ich Feinen Sohn
hHabe — ich haſſe alle Menjchen — au mich
ich haſſe die ganze efelhHafte Zeit, in der biefes Preußen,
Das ich ftet3 von ganzer Seele gehaßt und verachtet,
ſich emporredt und aufbläft — Hahaha! — Ich
hHaffe Alle8 und verladhe Alles. Und ich gebe meine
Ginwilligung nicht — verftehen Sie? . Damit ift
diefe Unterredung zu Ende. IH Fenne nur einen
Maler Arno; der Fuͤrſt von SGoldenburg lKiegt in
feiner Sruft — Sie verſtehen micdh, Herr Arno,
Und ſollten Sie e& wagen — *

Gr zitterte an Händen und Füßen. Paul begriff,
daß er e8 mit einem halb Wahnfinnigen zu thun habe,
Er bereute jebt, daß er dieſen Schritt gethen Der
Scene mußte ſchnell ein Ende gemacht werden.

„Sie find krank/ Herr Sraf,“ ſagte Paul, ſtand
auf und z0g die Klingel, „Vielleicht überlegen Sie
meine Worte, — Ih Hatte geglaubt, daß die Er-
innerung an mMeine Mutter zu meinen Sunfien
ſprechen würde.”

Der Graf fuhr zu feiner ganzen Höhe empor.

„Maria?“ vief er. In deniſelben Augenblicke
trat der Diener ein. ;

„Sxcellenz bedarf Ihrer,“ fagte Paul. „IcH
empfehle mid).“

Er fah noch, wie Manefeld in den Seffel zurüdz
janf, Dann verließ er ernft, ſelbſt Düfter Das Schloß
Helene und Roſa ſaßen noch auf dem Balkon und
ſchienen verwundert, Daß er ſich nicht bet ihnen an-
melden Kieß, aber er grüßte mur und ging Weiter,

Diefer Mann war nicht mehr zurenungsfähig —
das fagte er fih. S3 mußte ohne ihn gehandelt werden,
Rodolfaberg durfte nicht länger auf eine Per]önlichfeit
warten, Die jeder Mahnung des SGewifjens, der
Pflicht und der Ritterlichkeit unzugänglich war.

Am abend durchlief eine unerwartete Nachricht
das Goldathalkl. Der Graf war auf einem Spazier-
ritte verunglüct, in welcher Weife, wußte man noch
nidht genau — fein Neitfnecdht hHatte ihn mit Hilfe
einiger. Arbeiter nad) Hauſe geſchafft. Dort war er
um vier Uhr Nadhmittags, ohne noch ein einzige
Wori zu fprechen, verſtorben

Eine Unterfuchung, die ſofort eingeleitet wurde

Iolltrit Baden-Baden,

Ju der morgen Rattfindenden Berlofung ſind
noch Kaufloje und Bollloje zu haben bei

Franz Bopp am Marikt,

fi. Süßrahm-Cofelbutter
und Yumpernickel
Popp=Traenkle,

Mır 19, September geht mein Möbelwagen
leer na Mannheim, Es kfönnen Möbel von Hier
vder unterweg3 geladen werden.

Narl Unholz, MöbeltranZportenr,
Großemantelgaffe 22.

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betannter“prtma Qualität/ eypfehlt preiswert
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8 forgt unter Garantie die Moöbel-
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fernung werden unter billigſter Bedienung ange-
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F. Hormiuth, Buchbinderei,
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gegenaber dem Darmjtädter Hof.


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gebrauchter, zu Lanfen gefucht, Näheres in der Cyp-d.

Siltes Bigngr Cauft zum böchiften Breis
— — «

2
und bei welcher der Neitfnecht als Hauptzeuge auf-
trat, ergab, daß der Graf näch Tiſche den Wunjch
geäußert Hatte, eine Furze Strede in die Berge hinein:
zureiten, um fich ein wenig zu erfrifchen. Die Toͤchter
hatten ihm abgeraten, da er ihnen fehr ſchwach
Aſchien aber er hatte ſich nicht zurüchalten laſſen
Bielleicht zweihundert ScHritte vom Schloffe entfernt
war der blöde Beit auf dem fhmalen, aber Hauffierten,
ins Gebirge führenden Jagdweg ihnen entgegenge-
Fommen und Hatte, fobald er des Grafen anjichtig
waurde, einen Stein vom Erdhoden aufgerafft und
denſelben nach dem Srafen geworfen.

Der Stein traf das Ange des Pferdes; das
fonft ſo fromme Tier ſcheute ſprang ſeitwarts und
ſchleuderte den Reiter auf die fteinerne Einfeſſuns
des Weges, der dort an einent fteilen Abhang vor:
über führt. Bon dieſer Einfaſfung fiel der Graf auf
ein breites Felsſtuck/ das ungefähr 15 Fuß tiefer las
voͤn dort konnte ihn der Reitknecht nur mit Hilfe
einiger Arbeiter, die im Walde beſchaͤftigt waren herauf-
ſchaffen und nadh dem Schloſſe bringen. Die Ver-
feBungen bei dem zweiten Fall waren tötlich gewefen.

Der hlöde Veit Hatte allen Anftalten, weldhe
der Reitknecht machte, um feinen Herrn wieder auf
den Weg zu {Haffen, mit ſtunpffinnigem Lächen
zugefhaut und dabei kein Wort gefprochen, Al
man ihn ſpaͤter auf die Anzeige des Reitknechts
ergriff und in das Amtsgefängnis führte, [prad) er
eben {o wenig und lachte nur zuweilen vor ſich hin,
Er mußte ſpaͤter einem Irrenhauſe übergeben werden,
in dem er bald ſtarb.

So folgte in weniger al8 Jahresfriſt der letzte
Manefeld dem lepten Goldenhurger ins SGrab.

Und dennoch leben und blühen ihre Sproffen,
wenn ſie auch nicht die Namen tragen.

Ein letzles Bild zeigt ſie uns.

Wieder ift ein Jahr vorüber — e8 iſt Sommer

luftiger Sommertag.

Hand in Hand gehen Paul Aıno und Roſa
Manefeld, von dem fröhlich Heranipringenden Zampa
begleitet den Weg hHinauf von Markitein nach Gol-
benburg, Rofa Hatte Heute zum erften Male ihr
dunfkles Meid.abgelegt, denn ſeit Heute ift fie Braut

— Yheute an ihrem Sehurtstage, hat ſie den Ver-





Großes Konzert

Anfang abends 8 Uhr.



und Vorſtellung


Entr6e frei.

Roter

Ochfen,


meiner neuen

Herbſt und

zeichne





Hoͤchachtungsvoll


Möbel- und Tapezier-Geschäft von




(Gegründet 1855.)

hauptſtr. A.



T y

Schul⸗Artikel.

bringt ihre St. Annagaſſe Nr.






Ernst Carlebach,


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Hauptſtraße 61.

Preiſe um den vierten Teil billiger

Stüczahl nach Maßangabe




ſowie einzelne
Daunen· und Roßhaar-Matraken,

Federkoͤper, Barchente,

ungsting mit Paul gewedlelt,

Schon im vergangenen Herbft, in aller Stille,
hatte ſich RNodolfsberg mit Helene verheiratet und
Rofa wohnt bei ihnen. Schloß Manefeld ift an
entfernte Berwandte Übergegangen und durch ein
wahrhaft graufames Teſtament des Bater8 ſind beide
Toͤchter aus dem Haufe vertrieben, in dem ſie ge-
boren wurden. Diefes Teſtament beftimmte, daß
GHelene, wenn fie ſich mit dem Baron Rodolfsberg
verheirate, nichis erhalten jolle als ihr mütterliches
Crbteil, dasfelbe folle mit Rofa geſchehen wenn fie
nicht vor Ablauf ihres zweiundzwanzigften Lebens-
jahre8 einen Mann Heivate, den der Adelskonvent
des Landes filr ebenbürtig hielt

Helene und Rofja hHaben, wenn auch mit tiefer
Trauer Jüber die Härte des VBaterS, in dieſe Be-
ftimmungen gewilligt, die fie rechtlich hätten an-
fechien fönnen. Rodolfsberg ift ein wohlhabender
Mann, Paul nicht minder, Das mütterlihe Erb-
teil und das Pflichtteil find zwar unbedeutend im
VBeraleich zu den Millionen, die der Graf befeffen,
aber fie vepräjfentieren‘ doch immer eine anfehnliche
Summe, Genug, mit Sorgen haben die Beiden
nicht zu fämpfen,

Dort im [Hattigen, dunklen Goldathal/ im Hauſe
Rodolfsberg’8, hHaben die Lippen ſich geftanden, was
die Herzen lange fühlten. Rofa hHat ihr Ia gelagt
und dadurch auf den größten Teil des vaterlichen
Vermögens8 verzichtet, aber dafılr ein Herz gewonnen,
das mehr als Milionen wert iſt

Segt will aul ſeine Braut nach dem Doktor-
Haufe führen, das Heißt, nad) der neuen dort ent-
{tandenen Villa, denn das alte Haus ift verfchwunden.
In diefer Villa wollen ſie den Sommer verbringen,
der Winter gehört der Stadt,

AlS Herr Niedel, in der Zhür ſtehend fie vor-
beigehen fieht, eilt er hHeran, um den früheren Saft,
vor dem er die größte Hochachtung Hegt, zu begrüßen,
Herr Riedel iſt wirklich überrafcht und ſichtlich erfreut.

„D, Himmel wer Hätte das gedacht Herr
Profejjor 2“ ruft er — Paul Hat ja den Titel in-
zwijchen erhalten. — „Wer häite das gedacht, al
Sie damal8 vor zwei Jahren hier anfamen — i
erinnere mi noch fo deutlih — ich befam faſt
einen Heinen Schred — Sie ſahen dem verſtorbenen

] %b



M. Burckhardt, Ingrimſtraße 8.


— und au dem Fürften Hugo fo ähnlidh. Yım,
taufend Glückwuͤnſche Das iſt ein Paar, ein [Hönes,
{tattliches, feines — ad), wie ſoll ich fagen — ein
wirklich diſtinguiertes Paar.“

Rofa reichte ihm lächelnd die Hand, die er mit
Devotion und Entzücen füßte. Dann gehen fie
naͤch der neuen Billa und beſichtigen ſie Darauf
führt Paul feine Braut nach dem Rarfe. Bor dem
Srabnionumente des Fürften Huqo ſteht er {Hill,

„G8 waren eigentümliche Beziehungen, die i
zu dem Toten Hatte,“ fagte er leiſe Noch kurz
vor feinem Sterben hat er Deiner ehrend gedadht.“

Ich weiß, wer dort unten ruht,“ ſagte Roſa
ernft.. Du biſt der rechte Sohn des Jürften Cherhard.”

„Rofa, woher weißt Du das?“ ruft Paul be-
tvojjen. Hat Dein Bater- — *

„Wider feinen Willen, ja,“ antwortete Roſa
und legte ihren Kopf an ſeine Schulter Nach
meine8 Valers Toͤde fand ich unter ſeinen Papieren
Aufzeichnungen des Doltors Engelmann. Wie ſie
in den Befiß meines Vaͤters gekommen, weiß i
nicht. Wohl aber wußte ih, daß Dein Name mit dieſen
Aufßeichnungen verknüpft war und deshalb 1a8 ich
fie. Ich welß alfo Alles — oder genug für micdh.”

„Seltfam. Ich habe e8 vermutet,“ ſagte Banul.
Es gab außer mir nur nod) einen Menfchen, der
ein Snterefje daran haben Fonnte, diefle Paviere zu
befiben. . Und wo iſt dieſes Schriftſtuͤck geblieben ?“

Ich habe e& an mich genommen, da ich der
Anficht war, es betreffe Familienverhältnifje Anderer,
die nidht in fremde Hände fallen dürften.“

„O, Du fuges, vorſichtiges Mädhchen !“ ruft
Paul entzüct und ſchließt ſie in ſeine Arme. „Der
dort oben muß Dir danken für Dein Thun! Heute
abend vernichten wir die Papiere — fie nüßen
Niemand, fie Fönnen nur ſchaden!

Gaͤnz wie Du willft, Paul,“ fagt fie, treu
zu ihin aufblidend. „Wir wollen die Bergangenheit
ruhen laſſen und nur der Gegenwart leben und
der Zukunft. Aber lieb iſt es mir doch, daß idh das
Geheimnis des alten Doktorhaufes Fenne, Dierau ſoll
ja wohl Alles Alles wiſſen was den Mann angeht !”
 
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