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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

DOI issue:
Nr. 41 - Nr. 50 (18. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0454
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Seite 12

Nr. 4«

GmnStag, den 23. Februar 1SS5

Von Sven Hedin.

sieben bleiben kann,
samwlungen oestoßen.

ich imstande,
eiserne Blatt
zweier Aeste

Wir atmeten
Lgbensgailste'r

den immer unbedeutender und hörten schließ-
lich ganz auf. Wir waren jetzt auf ebenem,
weichem Boden und hatten nur noch einige
hundert Meter bis zum Wald. Nrn V26 Uhr
erreichten mir die ersten Pappeln und sanken
ermattet in ihrem Schatten nieder. Wir laÄ-
ten uns an dem Duft des Waldes wir sahen
Blumen zwischen den Bäumen und hörten
Vogelgesanq und das Summen von Fliegen
und Bremsen.
Nm 7 Nhr gingen wir weiter. Der Wald
lichtete sich. Wir kamen aus einen Pwd mit
Spuren von Menschen, Schafen und Pferden
und glaubten, er führe zum Fluß. Als wir
zwei Stunden dem Weg gefolgt waren, bra-
chen wir im Schatten eines Pappelhains zu-
sammen.
Wir vermochten uns nicht zu rühren. Kasim
lag auf dem Rücken und sah aus, als liege er
im Sterben. Der Fluß mußte ganz nabe
sein, aber wir waren wie festgenagelt. Eine
tropische Hitze umgab uns. Der Tag wollte
nicht enden. Jede Stunde, die verstrich, brachte
uns dem sicheren Tod näher. Wir mußten uns
zum Fluß schleppen, ehe es zu spät war. Aber
die Sonne ging nicht unter.
schwer mit Anstrengung Die
schickten sich an zu entfliehen.
Erst um 7 Uhr abends war
mich zu erheben. Ich hängte das
des Spatens in die Gabelung
und nahm den Holzschaft, der ohne Griff war,
als Stock. Das Blatt sollte als Wegzeichen die-
nen, falls es uns möglich war, mit Hilfe von
Hirten in die Wüste zurückzukehren und die
drei sterbenden Männer und das verlorene
Gepäck zu retten. Aber es waren vier volle
Tage her, seitdem wir sie verlassen hatten; sie
waren sicher schon tot. Ueberdies würde es
mehrere Tage dauern, ehe wir sie erreichten.
Ihre Lage war daher hoffnungslos.
Wieder forderte ist Kasim auf, mit zum
Fluß zu kommen und Wasser zu trinken. Er
gab durch eine Handbewegung zu verstehen,
daß er sich nicht zu erheben vermochte und
flüsterte, er werde bald unter den Pappeln
sterben. Da schleppte ich mich allein durch
den Wald. Dickichte aus Dornengestrüpv
und herabgefallene trockene Zweige ver-
sperrten mir den Weg. Ich zerriß meine
dünnen Kleider und bekam Schrammen an
den Händen, aber ich bahnte mir dennoch
langsam einen Weg. obwohl ich oft aus-
ruhte, streckenweise auf Händen und Füßen
kroch und mit zunehmender Unruhe sah, wie
die Dunkelheit im Wald tiefer wurde.

auf ihren Stuhl niöderlaiss-en, aber sie sprach
inememfort lebhaft und frisch wie in gesunden
Tagen. Als die Magd das Essen, das Frau
Kreszenz kür den jungen Mann angeschafft
hatte, nicht schnell genug brachte, wurde sie
aufgeregt, zankte mit der Pflegerin und be-
kam einen heftigen Anfall von Atemnot. Der
Gemsenhirt beschwichtigte sie mit sanften Wor-
ten, in einem Ton, der ihm sonst nicht eigen
war. Da lächelte sie ihn an und wurde wieder
ruhig. Länger als zwei Stunden bl'eb er
an ihrer Seite und unterhielt sich mit ihr. Als
er ihr von seinem Unglück mit den Gemsen
erzählte, begann sie krampfhaft zu weinen,
und nach einer Weile sagte sie bittert
„Du armer Bub, da drinnen gehst du zu
Grunde. Der Graf könnte em Einsehen haben
und dir eine bessere Anstellung geben. Er ist
dir's schuldig."
„Ich bin mit der Anstellung zufrieden", ver-
sicherte der Gemsenlnrt.
„Aber ich nicht. So hab ich's nicht gemeint,
als ich den Graten bat, dich in seine Dienste
zu nehmen Ich werde noch einmal mit ihm
reden."
Der junge Mann schüttelte den Kopf. — Um
die Kranke nicht zu übermüden, ging er am
Nachmittag ins Markts hinein, versprach aber,
wieder zu kommen und die Nacht im Grün-
häusl zuznbringen. Davon war dis Frau so
gerührt, daß sie in Tränen ausbrach unö ihm
beteuerte, sie Habs keinen Menschen je so gern
gehabt wie ihn.
Indes blieb der Gemsenhirt nicht nur die
Nacht, sondern noch den ganzen folgenden Tag
und auch die zweite Nacht bei der Ziehmutter.
Sie kam immer wieder auf seine Jugendjahre

im ArchemvaM» zu sprechen; doch etwas, das sie
sagen wollte, brachte sie nicht über die Lippen.
Oft schaute sie den jungen Mann mit durch-
dringenden Blicken, fast lauernd an. Als er
im Gespräch zufällig erwähnte, daß er mit
dem Meister Wunibald draußen in Landskron
zusammengetroffen sei, weiteten sich ihre
Augen, und sie fragte jäh:
„Hat er dir nichts mitgeteilt?"
„Wohl, das von der Erbschaft", sagte er
offen; „aber es macht mir keine Freude."
„Warum keine Freude? Jst's dir zu wenig?"
„Was Teufel, ich bin nicht so aufs Geld.
Mir ist's recht, wenn du hundert Jahre lebst."
„Du guter, lieber Bub!" schluchzte üe,
konnte aber nicht weiter sprechen, da ein län-
gerer Anfall von Atemnot ihr die Rede aitz-
schnitt. — Spöter fragte sie:
„Hat dir der Wupibald sonst was erzählt?
Er ist eine Plaudertasche."
„Wohl hat er getan, als ob er allerhand
Neuigkeiten wiße, doch war er zugnknöpft wie
ein Rock. Ich mache mir nichts daraus."
„Der Wunibald ist ein alter Esel, ein Wich-
tigtuer, er weiß nichts", schalt die Frau.
Nach einer Weile begann sie hart zu schluk-
ken und würgte an einer Rede, dann sagte sie
plötzlich in verändertem Ton:
„Nikolaus, du darfst mir nichts verübeln,
wenn ich dir ein Unrecht angetan habe."
„Ich wüßte nicht was", entgegnete er.
„Mir war es furchtbar zuwider, daß dich
mein Mann zu den Seiltänzern gegeben hat.
Aber der Vater Monz hatte seinen Kopf, das
weißt du ja."
' (Fortsetzung folgt.)

Rätsellösungen aus der vorigen Nummer
Bilderrätsel: Und Liebe wagt, was Liebe
irgend kann.
Kreuzworträtsel: Waagerecht: 3. Gar-
nele, 9. Renate, 11. Merkur, 13. Eris, 14. Eli,
16. zehn, 17. Sport, 19. Brot, 21. Apia, 24.
Riesengebirge, 26, Allerheiligen, 29. Ahne, 30.

„Ich packte meine Handtaschen, die stets in
meinem Zelt stehen und die täglich nötigen
Sachen enthalten: Tagebücher, Schreibutensi-
lien, Karten, Kompasse, Zirkel, zwei Garnitu-
ren Unterwäsche, einige Nachschlagewerke, Bi-
bel und Gesangbuch meiner Mutter und man-
ches andere", 'so heißt es in der Schilderung
Sven Hedins über seine Expedition durch
die Wüste Gobi in den Jahren 1927—28 in
dem Buche „Auf großer Fahrt" (F. A. Brock-
haus, Leipzig 1930). Das hat er immer so ge-
halten auf seinen Wanderungen und Expedi-
tionen im unwegsamen Jnnerafien. Ein schö-
nes Zeugnis dafür und für sein unerschütter-
liches Gottvertrauen, das ihn die größten Ent-
behrungen überwinden läßt, bietet seine Schil-
! derung einer Irrfahrt durch die Wüste Takla-
makan östlich von Kaschgar im Jahre 1895,
die er in dem Buche „Mein Leben als Ent,
Kecker" (Brockhaus 1930) gibt. Als sie tage-
lang schon des Wassers entbehren und es nun
> galt, unter Preisgabe der wertvollen Expedi-
tionsausrüstung wenigstens das nackte Leben
zu retten, da berichtet Sven Hedin:
„Bevor die Dunkelheit hereinbrach, muster-
ten wir das Gepäck. Ich legte alles, was in
Asien unersetzlich war, auf einen Haufen Notiz-
bücher, Marschroutenblätter, Karten, Instru-
mente, Federn und Papier, Waffen und Mu-
nition, das chinesische Sclbergeld im Werte
von etwa 5600 Mark, Laternen, Kerzen,
Eimer, Spaten, Proviant für drei Tage, etwas
Tabak. Die Bibel war das einzige Buch, das
ich mitnahm. Unter dem, was zurückgelassen
wurde, waren dis photographischen Apparate
und an tausend Platten, von denen etwa hun-
dert schon belichtet waren, Apotheke, Sättel,
Kleidungsstücke, die Geschenke für die Eingebo-
renen und eine Menge anderer Sachen. Ich
suchte mir reine Wäsche und Kleidung aus und
zog mich von Kopf bis zu Fuß um. Wenn ich
doch sterben und von den Stürmen in dem
ewigen Sand begraben werden sollte, dann
wollte ich wenigstens ein reines neues Toten-
gewand anhaben."
Schließlich hat Sven Hedin nur noch einen
Gefährten Kasim. Die anderen mußten sie im
Dünensand sterbend zurücklassen, mit der
schwachen und dann bitter enttäuschten Hoff-
nung, daß man doch bald auf Wasser stoßen
würde und sie dann retten könne. Sven Hedin
schildert den letzten Weg:
„Als der neue Tag anbrach, der 5. Mai, er-
hoben wir uns schwer und mühsam. Kasim sah
schrecklich aus. Seine Zunge war weiß und
geschwollen, die Lippen waren blau, die Wau-
gen eingefallen und die Augen gläsern mit
mattem Glanz. Eine Art Todesschlucken mar-
terte ihn und erschütterte seinen ganzen Kör-
per. Wenn der Körper so ausgetrocknet ist, daß
es fast in den Gelenken knarrt, ist jede Bewe-
gung eine Anstrengung.
Es wunde hell, und die Sonne ging auf.
Von einem Dünenkamm, wo wir freie Aus-
sicht nach Osten hatten, sahen wir, daß der
Horizont nicht mehr wie in den letzten zwei
Wochen eine Reihe gelber Sägezähne, sondern
> eine völlig ivagerechte dunkelgrüne Linie bil-
dete. Wir blieben wie versteinert stellen und
riefen gleichzeitig: „Der Wald!", und ich fügte
hinzu: „Der Chotan- darja! Wasser!" Nun
rafften wir die letzten schwachen Kräfte, die
wir noch hatten, zusammen, und schleppten
uns weiter nach Osten. Die Dünen wurden
niedriger, und wir erreichten eine Einsonkung,
ans deren Sohle wir zu graben versuchten.
Da wir zu schwach waren, gingen wir weiter.
Die dmMgrüm L-iW? rvuchs, die Dünen wur-

„Jetzt rück einmal mit deinen Neuigkeiten
aus!"
„Nur immer langsam voran, daß der Ober-
länder Landsturm nachkommen kann", quiekte
das Männlein. „. . . Also Neuigkeiten möchtest
du vernehmen? Zuerst muß ich dir einen Ta-
del aussprechen. Du schaust gar nicht mehr zu
deiner Ziehmutter, zur Kreszenz, meiner
Schwester."
„Ja, ja, leider hab ich sie schon eine Zeit-
lang nicht mehr besucht. In winterlichen Zei-
ten, wo ich mit den Gemsen so viel Sorgen
hab, komm ich schwer ab, Sobald der Schnee
weggeht, such' ich sie heim. Richt' mir unter-
dessen einen schönen Gruß aus."
„Den Gruß mußt du selber hiutragen. Die
Kreszenz ist krank."
„Was, krank ist die Mutter? Es wird doch
nicht arg fehlen; kränklich war sie immer."
„Aber jetzt ist sie krank. Der Bader sagt,
daß sie dis Märzenvögel nicht mehr schreien
hört"
„Der Bader ist ein Schwaderer, der nichts
versteht", tat der Gemsenhirt grimmig und
schaute stier vor sich hin.
Die Nachricht ergriff ibn stärker, als er sich
wollte anmerken lassen. Wenn ein Mensch fer-
nem Herzen näher stand, io war es seine Zieb-
mutter, die ihn viel Wohlwollen entgegen-
gebracht hatte und stets wie eine wirklich«
Mutter für ihn besorgt gewesen war
„Ich werde nicht übers Niederjoch heim keh-
ren, sondern den Weg durchs Enzental neh-
men, um mich zu überzeugen, daß es nickt
schlimm steht um die Mutter", sagte er nack
einer Weile dumpf.
„Die Kreszenz fühlt selber, daß der Post-
wagen vor der Tür auf sie wartet", erklär'"
das Männlein. „Sie hat schon Testament ge-
macht."
„So, so."
„Und wen meinst du, daß sie zu ihrem Er-
ben eingesetzt hat?"
„Das kümmert mich nicht."
„Gerade dich muß es kümmern, denn du
bißt der alleinige Erbs. Dir hat die Kreszenz
alles verschreiben lassen, ihr Haus samt Fun-
dus instruktus und auch ihr Geld bis auf den
letzten Heller."
„So, so", tat der Gemsenhirt gleichgültig,
und doch war im ersten Augenblick, ohne daß
Meister Wunibald es beobachtet batte, ein
Heller Schein über sein Antlitz gehuscht.
„Freut dich die Erbschaft nicht?" forschte
das Männlem.
„Was hast du mir sonst noch zu eröffnen?"
„Nichts", erwiderte das Schirmmännlein,
durch die Teilnahmslosigkeit 'eines Gegenüber
beleidigt.
„Du hast doch von Neuigkeiten geredet."
„Auf einem Eisstock zündet man kein Feuerl
an."
„Haha, trink, Altor! Auf decke Gesundheit!"
„Du glaubst wohl der Wein soll meine
Zunge lösen. He, so gescheit bin ich auch: Der
erste Trunk macht gesund, der zweite fröhlichen
Mund, der dritte Verschwiegenes kund, der
vierte den Menschen zum Hund."
„Also weißt du noch etwas, was mich an-
geht "
„Heute weiß ich überhaupt N'chts mehr, als
daß für müde Menschen und Schaf nickt? zu-
träglicher ist als ein gesunder Schlaf. Morgen
traben wir, sofern es dir paßt, miteinander
nach Neuraut hinein. Auf dem Wege kann
man noch allerhand reden."
Das Männlein hatte Grundsätze. Wenn es
aniing, dis Weingeister nur ein bißchen zu
spüren, so sprach es nichts oder wenig mehr,
aus Furcht, daß ihm der Kopf mit dem Mund-
werk davongehe und daß der Mund Schäden
anrichte, die der Kopf nicht mehr gutmachen
kann. Es stand auch alsbald auf, beglich die
Zeche und stapfte in seins Schlafkammer. Den
Gemsenhirt juckte wieder dis Versuchung, in
den Weißen Hirsch zur Tanzunterhaltung zu
gehen, doch brachte ihn der Gedanke an seine
Ziehmutter, die vielleicht todkrank darnieder-
lag, davon ab, und er begab sich auch zur
Ruhe. Schwere Träume von niederstürzenden
Lawinen, totsn Gemsen und Schellennarrsn,
die auf den Schneehügeln tanzten, beunruhig-
ten seinen Schlummer. Da er in aller Herr-
gottsfrühe schon erwachte und nicht mehr eck-
scklafsn konnte, erhob er sich vom Lager und
trat sogleich den Heimweg an, durchs Gäuland
hinein, ohne auf Meister Wunibald zu warten
oder sine Botschaft zu hinterlassen. Er wollte
dem Männlein zeigen, daß er, der Gemsenhirt,
auf seins Freundschaft nicht anstehe und sich
keinen Pfifferling um irgendwelche Mitteilun-
gen kümmere.
Um elf Uhr vormittags war der Gemsenhirt
schon in Neuraut drinnen und besuchte stine
Ziehmutter im Grünhäusl. Ein mürrstches,
ältliches Weib, niemand anders als die halb-
taube Magd de? Meisters Wunibald, öffnete
ihm die Tür. Auf das Drängen ihres Bruders
hatte nämlich Frau Kreszenz sich doch hsrbei-
g'stassen, seins Magd B-arba als Pflegerin an-
zunehmen. Doch standen dis zwei Frauen nicht
sebr gut umeinander. Die Magd war harthörig
in'd griesgrämig, und Frau Kreszenz hatte im-
mer zu nörgeln oder zu keisen. Als der Gem-
senhirt zu ihr in dis Stube trat, ruhte sie
halb lst'.xsnd halb sitzsno in Ihrem Polster-
sestck. Eien Augenblick starrte sie ihn groß an,
dann sprang sie auf, faßte mit beiden Händen
seirre Rechte und drückte sie zärtlich. Mit einem
Bück iah ec, daß chr Anstand lange nicht so
schlimm wac, als er gefürchtet hatte. Die
F re ule über stillen Besuch wirkte augenschein-
lich günstig <Ms sie. ü.'ctzle sie tzch DÄder

Die kleine Unvernunft
Mein Frauchen machte mir die Hölle heiß,
und wollt' erstehen sich das Wort gleich ballen-
weis;
doch weil mein Port'monnaie kein unerschöpf-
lich Quell',
macht ich das Wort energisch — ohne L.

Lene, 32. Ratte. 36. Oese, 39. See, 40. Jdun,
42. Claire 43. Inlett, 44. Senegal. — Senk-
recht: 1.' Brei, 2. Oer, 3. Gas, 4. Reep, 5
Emir, 6. Erz, 7. Kuh, 8. Erna, 10. Niere, 12.
Kefir 15. Lorgnette, 17. Steirer, 18. Tabelle,
19. Biala, 2G Osten, 22. Pinie, 23. Agnes,
24 Raa, 25. ein, 27. Lhasa, 28. Grade, 31.
Bock, 33. Äsen, 34. Teig. 35. Ente, 37. elf, 38.
Eis, 40. Jll, 41. Ute.
Silbenrätsel: 1. Adam, 2. Muskau, 3. Ba-
lalaika, 4. Reise korb, 5. Umbrien, 6. Nase, 7.
Neuseeland, 8. Emden, 9. Nelli, 10. Varel, 11.
Ösen, 12. Rienzi, 13. Dohle, 14. Edikt, 15.
Macbeth, 16. Tanne, 17. Orest, 18. Riga, 19.
Elend. Am Brunnen v 0 r dsmT 0 re,
da stehtein Linden bau m,
Richtig verteilen: 1. Bel(i)ni, 2. Lor(e)Iey,
3. Gav(o)tte, 4. HaslnUwl, 5. Puc(c)ini, 6. Gi-
t(a)rre, 7. Mackster, 8. And(a)nte, 9. Wal(l)a-
ce, 10. Bio(l)ine, 11. Nic(o)lai. Leonca*
vqll 0.

Schließlich kam die neue Nacht, die letzte —
einen Tag hätte ich nicht überstanden.
Auf einmal hörte der Wald auf, als wäre
er abgebrannt. Ich befand mich am Rand
einer ungefähr 2 Meter hohen Böschung, die
fast senkrecht zu einer völlig flachen Ebene
ohne jede Vegetation abfiel. Der Boden
war wie festgestampft. Ein vertrockneter,
entlaubter Ast ragte daraus hervor. Ich
erkannte, daß es ein Stück Treibholz war
und daß ich mich im Flußbett des Chotan«
darja befand. Aber es wir trocken, ebenso
trocken wie die Sandwüste hinter mir. Sollte
ich im Flußbett selbst vor Durst umkommen,
nachdem ich mich erfolgreich bis zum Ufer
durchgekämpft hatte? Ich wollte mich jedoch
nicht zum Sterben hinlegen, ehe ich nicht
den Ebotan-darja durchquert und mich da-
von überzeugt hatte, daß das ganze Bett
ausgetrocknet und alle Hoffnung unerbittlich
dabin war.
Ich wußte, daß der Flußlauf fast genau
nach Norden ging. Die kürzeste Linie zum
rechten Ufer lag also genau nach Osten. Die
Mondsichel stand am Himmel, und ich sah
auf meinen Kompaß. Aber wie von unge-
fähr zog es mich immer nach Südosten; es
nützte nichts dagegen anzukämvfen. Ich ging
als würde ich von einer unsichtbaren Hand
geführt. Schließlich leistete ich keinen Wider-
stand mehr, sondern schritt nach Südosten
auf den Mond zu. Ott brach ich zusammen
und rubte mich aus. Da überfiel mich eine
schreckliche Schlaflust. Mein Kopf sank auf
den Boden, und ich mußte meine ganze
Willenskraft aufbieten, um nicht einzuschla-
fen. Hätte mich jetzt an der äußersten Grenze
der Erschöpfung der Schlaf überwältigt,
dann wär ich sicher nicht mehr erwacht.
Wie bei allen Wüstenflüssen Jnnerasiens
ist auch das Bett des Chotan-darja sehr
breit, eben und flach. Ein leichter Dunst
schwebte über der öden Landschaft. Ich hatte
etwa zweieinhalb Kilometer zurückgelegt, als
die Waldlinie des Ostufers unterhalb des
Mondes hervortrat. Auf der Uferböschung
stand dickstes Gebüsch von Sträuchern und
Schilf. Ecke umgestürzte Pappel streckte
ihren dunklen Stamm, der wie der Leib
eines Krokpodils aussah, ins Flußbett hin-
unter, das ebenso trocken war wie bisher.
Ich hatte nickt mehr weit bis zum Ufer,
wo ich mich binlegen und sterben wollte.
Mock Leben hing an einem Haar.
Mötzlich fuhr ich zusammen und blieb
stehen. Ein Wasservogel, eine Wildente oder
Wildgans, flog mit klatschsnem Flügefchlag
auf, und ich hörte den plätschernden Laut
non Wasser! Im nächsten Augenblick stand
ich am Rand eines Tümels. Sein
Wasser sah im Mondschein schwarz wie Tinte
aus, und der umgestürzte Pappelstamm
spieaeUe sich darin.
In der stillen Nacht dankte ich Gott für
meine wunderbare Rettung. Wäre ich genau
nach Osten weitergegangen, dann wäre ich
rettungslos verloren gewesen .... Ja,
wäre ich auch nur hundert Meter weiter
nach Norden oder nach Süden geraten, hätte
ich glauben müssen, das ganze Flußbett fei
trocken. Ich wußte, daß das Hochwasser von
den schmelzenden Schneefeldern und Glet-
schern in Nordtibet erst Anfang Juli durch
das Bett des Chotan-darja strömt, um im
Spätsommer und Herbst zu versiegen; wäh-
rend des Winter und Frühlings war das
Bett trocken. Ich hatte auch gehört, daß
der Fluß an einzelnen Stellen, die bisweilen
einen Tagesmarsch oder noch weiter vonein-
ander entfernt sind, Wirbel bildet, die den
Grund noch tiefer aushöhlen, und daß in
dielen nahe der Uferböschung liegenden Ver-
tiefungen das ganze Jahr über Wasser
stellen bleiben kann. Nun war roll aerade
auf eine dieser äußerst seltenen Wasseran-
samwlungen gestoßen. _
Ich setzte mich ruhig an den Rand oes
Tümvels und fühlte meinen Puls. Er war w
schwach, daß ich ihn kaum spürte, und zählte
nur neunundvierzig Schläge. Dann trank ck
und trank und trank. Das Wasser war kalt,
kristallklar und süß wie das beste OueWwger.
Mein ausgedörrter Körper sog die Feuchtig-
keit wie ein Schwamm ein Alle Gelenks wur-
den geschmeidig, die pergamentharte Haut
wurde weich und meine Stirn feucht. 4-er
Puls nahm an Stärke zu und stieg nach eini-
gen Minuten auf sechsundfünszig Schläge. Das
Blut strömte leichter durch die Adern, ^ck
fühlte mich ergu'ckt und neubelsbt. Dann trank
ich wieder und streichelte das Wasser dieses
gesegneten Tümpels, den ich Eh-oda-verdi-köll
taufte, „den von Gott geschenkten See".
 
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