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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 51 - Nr. 60 (1. März - 12. März)
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trafen daraufhin Vorbereitungen für einen Be-
such des Außenministers in Berlin.
Dieser Besuch wird in etwa 14 Tagen
stattfinden, und ich möchte der Hoffnung
Ausdruck geben, daß Herr Hitler bis da-
hin wieder gänzlich hergestellt ist.
Das Weißbuch war frei und offen. Es ist
stellenweise behauptet worden, daß Deutschland
bas einzige Land war, auf das Bezug genommen
wurde. Das ist von der Wahrheit weit ent-
fernt. Tatsächlich enthält das Weißbuch nichts,
was ich nicht schon im vergangenen November
unter allgemeiner Zustimmung gesagt habe.
Ich Lin mehr denn je davon überzeugt, daß wir
den richtigen Schritt getan haben.
Baldwin wandte sich dann dem eigentlichen
Problem der Rüstungen zu. Er ging
auf den Washingtoner Flottenvertrag ein, den
Großbritannien als größte und älteste Flotten-
macht abgeschlossen habe, um den anderen Mäch-
ten ein Beispiel zu geben. Japan habe in der
Zwischenzeit seine Flotte erheblich vermehrt,
und er glaube, daß es sie noch weiterhin ver-
mehre. Japan, das eine weit modernere Flotte
habe als England und die Vereinigten Staa-
ten, baue bis an die im Vertrag festgelegten
Grenzen, was England nicht getan Habs.
Auf die Landrüstungen eingehend sagte
Baldwin:
Laßt uns für einen Augenblick unsere
Augen nach Rußland richten!
Im Falle Rußland hätte man doch denken sollen,
daß eine Regierung des Proletariats der gan-
zen übrigen Welt ein Beispiel geben sollte (Ge-
lächter auf der Ministerbank). Statt dessen
sehen wir eine reguläre Armee, die vor vier
Jahren noch 600 000 Mann betragen hat ^.und
die in weniger als vier Jahren auf 940 000
Mann erhöht worden ist. Die Armeekosten in
Japan sind in den letzten vier Jahren mehr
als verdoppelt worden. Auch in Italien ist
die Luftflotte in den letzten Jahren um 25 vH.
verstärkt worden. In den Vereinigten
Staaten zeigen die Haushaltsvoranschläge
der Armee und der Luftflotte eine Erhöhung
von 39 Millionen Dollar, wovon 6 vH. für Ma-
terial ausgegeben werden.
Ein anderer wichtiger Punkt, so fuhr Bald-
win fort, ist die in vielen Ländern und beson-
ders in den sogenannten autoritären Staaten
vertretene Politik der Selbstgenüg-
samkeit im Kriege. Alle großen Natio-
nen der Welt sind mit der Vorbereitung für
eine industrielle Kriegsmobilmachung im gro-
ßen Maßstab beschäftigt. Dies ist meiner An-
sicht nach eine der unerfreulichsten Erscheinun-
gen in diesem sehr beunruhigenden Zustand. Ich
selbst mißbillige diese Erscheinung vielleicht
mehr als irgend eine der anderen Tatsachen,
die ich soeben dem Hause mitgeteilt habe. In
keinem der vorgetragenen Fälle hat England die
Führung der Wiederaufrüstung ergrnfen, und
es ist sehr wichtig, daß wir uns diese Tatsachen
vor Augen halten. Wir suchen selbst jetzt nicht
die Gleichheit mit der größten Luftflotte. Wir
blieben vielmehr bei der Stellungnahme be-
stehen, die ich mehr als einmal in diesem Hause
vertreten habe, nämlich Gleichheit mit irgend
einer Macht, die sich in wirksamer Reichweite
wn England befindet. Abgesehen von den
Luftabwehrmaßnahmen kann von einer Er-
höhung der englischen Flotten- und Armeeftreit-
kräfte keine Rede sein.
Im weiteren Verlauf seiner Rede behandelte
Baldwin die Aufrüstungsbedürfnisse der ver-
schiedenen Waffengattungen Englands vom mi-
litärtechnischen Standpunkt aus. Er bezeichnete
die Mechanisierung der Armee und den Ausbau
der Küstenverteidigung als eines der Haupt-
erfordernisse für den Schutz der britischen Schiff-
fahrt und die Luftverteidigung Englands.
Wenn das englische Volk die Vorschläge des
Weißbuches durchführt, so schloß Baldwin, dann
wird es nicht nur nicht gegen den Frieden ar-
beiten, sondern in Zukunft den Frieden sichern.
Ein Land, das nicht gewillt ist, die notwen-
digen Vorsichtsmaßnahmen zu seiner eigenen
Verteidigung zu ergreifen, wird niemals Macht
in dieser Welt haben, weder moralische noch
materielle Macht.
Anschließend an Baldwin sprach
Sir Herbert Samuel
für die liberale Opposition. Er machte der Re-
gierung den Vorwurf, daß sie ungeachtet der
großen englischen Friedensbewegung die Rü-
stungen vermehre und erinnerte an eine Aeu-
tzerung von Chamberlain, daß England, wenn
es die Hilfeleistung der einen oder anderen
kontinentalen Luftmacht haben wolle, selbst in
der Lage sein müsse, entsprechende Hilfe zu
geben.
Auch Sir Herbert Samuel nannte das Weitz- !
buch ein bedauernswertes Dokument, auf das
Deutschland viel antworten könne.
Sir Austin Chamberlain
brachte im Anschluß an die Rede Sir Herbert
Samuels einen Abänderurrgsantrag zu dem Miß-
trauensantrag der Arbeiterpartei ein.
Chamberlain setzte sich eingehend mit den Ar-
gumenten der Opposition auseinander. Las kol-
lektiv« System müsse unter allen Umständen ge-
fördert ^werden; aber niemand dürfe annehmen,
daß durch eine Vielheit von Pakten, durch eine
Anhäufung von Dokumenten oder durch eine Be-
griffsbestimmung des Angreifers ein Krieg ver-
hindert werden könne, wenn irgendeine Nation
Mte Aussichten auf Erfolg dabei erblicke. Ls
gelbe nur ein Mittel, einen solchen Krieg zu ver¬

hindern, nämlich dem mutmaßlichen Angreifer
klarzumachen, er werde einer Streitmacht gegen-
überstehen, die so überwältigend sei, daß sie von
vornherein jede Aussicht auf einen Sieg nehme.
Was die englische Landesverteidigung und die
Mitgliedschaft Englands in Genf angehe, so wür-
den die Versprechungen, zu einer kollektiven Si-
cherheit beizutragen, und die britischen Garan-
tien unter dem Locarno-Pakt wertlos sein, wenn
England nicht seine Streitkräfte auf einen Stand
bringe, der ausreiche, um die llva drohenden Ge-
fahren Zu bannen.
Die Rede Chamberlains fand auf den Regie-
rungsbänken reichen Beifall.
Der frühere Kolonralminister Amerh
vertrat den Standpunkt, daß das Weißbuch nicht
nur veröffentlicht, sondern wegen seiner ungeheu-
ren Bedeutung im Rundfunk verbreitet und an
jeder Anschlagsäule den Massen zur Kenntnis
gegeben werden sollte. Es sei unumgänglich, daß
jeder Wähler über die wahre Lage in der Welt
unterrichtet werde.
Für die Unabhängige Arbeiterpartei sprach der
Abgeordnete Maxtor , dessen Rede jedoch keine
besonderen Gesichtspunkte enthielt.
Im weiteren Verlaufe stellte der konservative
Abgeordnete, Brigadegeneral Spears die
kühne Behauptung auf, daß Deutschland im Mo-
nat 300 Feldgeschütze herftcllt und daß diese
Zahl neuerdings auf 566 gestiegen sei, wohin-
gegen die führende englische Rüstungsfirma im
Jahre nur insgesamt 400 Feldgeschütze Herstellen
könne. Angesichts der Schnelligkeit, mit der
Deutschland wiederaufrüste, herrsche in ganz
Europa größte Beunruhigung (!).
Den Standpunkt der arbeiterparteilichen
Opposition faßte hierauf Sir Stafford Gripps
zusammen. Seine Rede gipfelte in der Frage,
warum die Gleichberechtigung auf der Grund-
lage der Wiederaufrüstung und nicht auf der
Grundlage der Abrüstung durchgeführt werden
solle.
Für die Regierung beendete der Staatssekre-
tär des Aeußern,
Sir John Simon
die Aussprache, in der er darauf hinwies, daß
der Mißtrauensantrag der Arbeiterpartei durch
die von Baldwin dem Hause vorgelegten Tat-
sachen und durch Chamberlains „vernichtende
Rede" umgebracht worden sei. Er bemerkte, es
habe sich bei der Aussprache in Wirklichkeit
darum gehandelt, ob die erhöhten Wehrvoran-
schläge, bei denen es sich um einen Zusatzbetrag
von insgesamt 10 Millionen Pfund Sterling
handle, gerechtfertigt seien. Wenn man bereit
sei, den heute bestehenden Tatsachen gegenüber-
zutreten, so könne keine Regierung einen ande-
ren Kurs verfolgen. Baldwin habe auf die
traurige Tatsache hingewiesen, daß ein Wieder-
aufrüsten trotz aller unternommenen Anstren-
gungen entgegengesetzter Richtung in der ge-
samten Welt im Gange sei. Simon wiederholte
den Standpunkt der Regierung über die Ver-
nachlässigung der britischen Rüstungen und die
Notwendigkeit einer Nachholung des Versäum-
ten. Er betonte den Friedenswillen der
Regierung und unterstrich von neuem, daß ein-
seitige Abrüstung nicht Frieden bedeute Simon
ging im einzelnen auf die Frage ein, wie sich
die Erhöhung der Heeresvoranschläge zusammen-
setzt. Anschließend gab er eine eindeutige
Erklärung über die Völkerbundspolitik der
britischen Regierung
ab. Er bemerkte:
„Die Politik der britischen Negierung ist
unveränderlich auf eine Mitgliedschaft beim
Völkerbund gegründet. Jeder Staat in
Europa, außer einem, ist Mitglied des Völ-
kerbundes, und wir tun alles, was in un-
serer Macht liegt, eine politische Grundlage
zu schaffen, auf der dieser Staat sich wieder
wirksam der Arbeit des Völkerbundes an-
schließen kann. Weit davon entfernt, zu der
Lage zurückzukehren, die vorherrschte, bevor
der konsultative Grundsatz geschaffen wurde,
ist es das Hauptziel der Verhandlungen,
mit denen wir uns befassen, und in denen
der Lordsiegelbewahrer Eden und ich uns in
Bälde auf unsere Reise begeben, die Vor-
aussetzungen zu schaffen, unter denen
Deutschland in den Völkerbund
zurück kehren kann. Wir sind entschlos-
sen, uns zu bemühen, dieses Ergebnis zu er-
zielen, weil wir ebensosehr wie irgendjemand
im Unterhaus überzeugt sind, daß keine
Sicherheit für die Welt besteht, die sich mit
der wirksamen Arbeit eines wirklichen und
allgemeinen Völkerbundes vergleichen kann."
Diese Erklärung Simons löste lauten Beifall
bei den Regierungsanhängern aus.
Simon nahm ebenfalls auf die britische Be-
teiligung an der internationalen Streitkraft im
Saargebiet und bei der Regelung des Streites
zwischen Südslawien und Ungarn Bezug und
ging dann kurz auf die Aeußerungen des Ar-
beitersührrs Sir Stafford Cripps über den Vor-
behalt der britischen Negierung in der Frage des
Militärflugwesens ein. Er erklärte, es sei hohe
Zeit, daß man erkenne, daß die Schwierigkeit in
der Zivilluftfahrt liege.
Dieses Problem müsse nun geregelt werden,
denn es sei völlig töricht, vorzugeben, daß man
die Gefahren und Schrecken, die sich aus dem
Militärflugwesen ergeben könnten, abschasfe,
wenn inan das Zivilflugwesen unerledigt lasse.
Dio Londoner Erklärung bleibt wei-
terhin der heilige Zweck ihrer Urheber und be-
steht unverändert. Wir waren alle froh, festzu-
stellen, daß die deutsche Regierung ihren willi¬

gen und freundschaftlichen Geist Lesrühte. Nicht«,
was hier gesagt worden ist, und ich hoffe
nichts, was anderswo gesagt worden ist, hat diese
Lage in geringstem Maße eingeschränkt. In die-
sem Geiste bereiten Eden und ich uns vor, un-
sere Reisen nach fremden Hauptstädten zu un-
ternehmen, und solange vorausgesetzt wird, daß
diese Reisen in diesem Geiste unternommen wer-
den, wird eine freimütige und offenherzige Dar-
legung der Besorgnisse, die wir für die Zukunft
empfinden, keinen Schaden anrichten (Beifall)..
Wir streben darnach, in einem Geiste des Realis-
mus die politische Grundlage zu erzielen, auf
der derartige Besorgnisse behoben werden kön-

DNB Berlin, 12. März.
Zur Unterhausrede Baldwins schreibt der
„Völkische Beobachter":
Wir stellen mit Genugtuung fest, daß Herr
Baldwin der Ansicht Ausdruck gab, daß die
Ausführungen im Weißbuch inbezug auf alle
Länder und auch auf Deutschland in freund-
schaftlichem Geiste gewesen seien. Nach wie vor
bleibt es aber bedauerlich, daß von diesem
freundschaftlichen Geist wenig zu spüren gewesen
ist, sondern daß nunmehr auch, nach der Mei-
nung nahezu der gesamten Welt, hier durchaus
ein Rückfall in die Versailler Methoden und in
die Denkungsart von 1919 festgestellt werden
muß. Falls Herr Baldwin aber nunmehr in
freundschaftlichem Geiste weiter zu verhandeln
gedenkt, so wird das niemand mit größerer Be-
friedigung aufnehmen als wir, allerdings unter
der gleichbleibenden Voraussetzung, daß dieser
freundschaftliche Geist auch praktisch nach außen
in Erscheinung tritt und die Gleichberech-
tigung Deutschlands weder theoretisch
noch in der Tat antastet. Mit den Ländern, die
bestehende Verträge zu ändern wünschen, ist
offenbar auch Deutschland gemeint. Doch er-
scheint uns dieses Argument nicht ganz an-
gängig, da, wie gesagt, die Verträge von 1919
bereits von anderen Mächten, die die Ab-


Der Reichskommissar für die Rückgliederung
erläßt in der ersten Nummer des Amtsblattes
des Saarlandes folgenden „Gruß an das Volk
an der Saar":


„Ich brauche Sie! Um die seelische und völ-
kische Eingliederung in die Nation zu vollenden,
brauche ich Sie. deutsche Männer und Frauen
als Bundesgenossen.
Alle ohne Ausnahme können in diesem neuen
Abschnitt an der Saar meine Bundesgenossen
sein, wenn sie sich freimachen von all dem irrigen
Wahn, daß sie auf Grund von Vermögen und
Titel ihre eigenen Wege gehen können.
Die Anständigkeit der Gesinnung
gegenüber der Gesamtheit, das ist der höchste
Titel, den Adolf Hitler den Deutschen verliehen
hat.
Der Arbeiter ist unser Bundesgenosse,
wenn er erkennt, daß nicht marxistischer Zer-
störungswahn ihn befreien kann, sondern einzig
und allein seine Leistung, um deren Anerken-
nung, um dessen Lebensrecht wir solange ringen
werden, bis dem letzten der deutschen Arbeiter
sein Vaterland zurückerobert ist.
Sozialismus im höchsten Sinne ist die Pflicht,
des Einzelnen am Ganzen, von dem aus ihm
wiederum der Teil von Glück und Wohlstand der
gesamten Nation zufließen muß, der ihm auf-
grund seiner Leistungen und Leistungshingabe
gebührt.
So allein wird der Titel Volksgenosse >
zum höchsten Ehrentitel. Diesen Titel können;
weder höchste Würden noch ärmste Not entehren.
Anspruch auf ihn hat nicht Reichtum und Rang,
sondern einzig und allein die Gesinnung.
Das Urteil richtet sich einzig und allein nach
den Taten.
Wer sich nicht vorbehaltlos zu uns bekennen
kann, der soll wenigstens ehrlich sein und sich,
wenn es auch lange währt, erst durchringen zu
uns, ohne das gefährliche Zwischenspiel des Libe-
ralismus der Öffentlichkeit zu geben.
Mein lieber Volksgenosse von der Saar! Wenn
du dich 15 Jahre lang durch dein politisches Ver-
halten bei all den Angriffen gegen dein Vater-
land als anständiger Deutscher legitimiert hast,
so kannst du fürs erste auf eine hesondere Be-
stätigung deiner Anständigkeit verzichten.
Als ich am 18. Oktober mich mit dem Status
guo und der zweiten Abstimmung vor Ihnen
befaßte, sprach ich das Wort von jenem Kumpel,
der noch den alten Soldatengllrtel trägt mit der
Inschrift: „G o t t m i t u n s, i n T r e u e fest!"
Dieser schlichte Arbeiter ist es, um den wir
uns in dieser Stunde scharen.
Der Dauer, der Beamte, der Arbeitgeber, der
Protestant, der Katholik.
Wir stehen um diesen echten deutschen Mann
aus der Grube und sehen in ihm ein Abbild:
Adolf Hitler.
Trotz so mancher Schlagwetter und Einstürze
haben die Großen und Treuesten der Nation un-
ermüdlich um den einzigen Schatz gerungen, den
Deutschland braucht für seine Existenz, um die
Einigkeit.
Adolf Hitler ist es gelungen, dieses Geschenk
des Himmels nunmehr endgültig aus dem
Schacht einer reichen geschichtlichen Vergangen-
heit zum deutschen Tage zu fördern. Er hnt seine

nen und auf der die europäische Sicherheit ge-
stärkt werden kann — darunter ein Ostpaktoder
irgendein Gegenstück davon — und auf der un-
sere Hoffnungen auf eine allgemeine Beschrän-
kung der Rüstungen gerechtfertigt werden kön-
nen. Wir trachten darnach, dies in gleichberech-
tigter Verhandlung mit allen in Betracht kom-
menden Staaten zu tun.
Der Abünderungsantrag Sir Austin Cham-
berlains, der die Umkehrung des arbeiter-
parteilichen Mißtrauensantrages darstellt und
der Regierung die Unterstützung der Parteien
verspricht, wurde nach der eigentlichen Abstim-
mung mit 412 gegen 78 Stimmen angenommen.

rüstungsverpflichtungen nicht eingehalten haben,
schon abgeändert worden sind, also die anderen
Staaten angesichts dieser Tatsache eigentlich
nicht verpflichtet wären, noch irgendwelche
Wünsche zu äußern, sondern sich völkerrechtlich
durchaus auf den Standpunkt stellen könnten,
daß, da die Verträge von der anderen Seite
nicht eingehalten wurden, sie praktisch und
rechtlich damit aufgehört haben zu
bestehen. Wir begrüßen es, wenn Baldwin
das Versäumnis des Weißbuches nachholt und in
seiner Rede nunmehr eingehend die schwerge-
rüsteten Staaten behandelte und namentlich
auch auf S o w j e t r u ß l a n d hinwies, das
heute ausgesprochenerweise zur Durchführung
der kommunistischen Weltrevolution die stärkste
Kriegsmacht der Welt besitzt. Die ganze schwere
Enttäuschung in Deutschland und in der übri-
gen, zum Frieden bereiten Welt wäre nicht zum
Ausdruck gekommen, wenn das englische Weiß-
buch diese jetzt von Herrn Baldwin gebrachten
Tatsachen an dis Spitze der Betrachtungen ge-
stellt hätte. Jedenfalls begrüßen wir es, daß
hier amtliche Dinge festgestellt werden, auf die
deutscherseits hingewiesen werden mußte. Wir
glauben, daß wenn in diesem Sinne die Unter-
handlungen geführt werden, viel leichter eine
gerechte Beurteilung der Eesamtlage möglich er-
scheint.

lk an der Saar
Weltanschauung zum Vollstrecker einer tausend-
jährigen Sehnsucht gemacht.
Der innere Feind, Hatz, Zwietracht, Geld- und
Machthunger liegen am Boden. An ihre Stelle
treten Eemeinsinn, Kameradschaft, Sozialismus,
Treue im Innern und Ehre, Recht und Frieds
nach außen. Wir haben das Glück, Zeuge und
Träger dieses großen Geschehens zu sein.
Ihr an der Saar habt dabei das große Ver-
dienst, der Welt am 13. Januar diesen deutschen
Willen, dem die deutsche Zukunft gehört, prokla-
miert zu haben.
Aus eurem unerschütterlichen Bekenntnis her-
aus soll hier der Eckpfeiler im Westen des Rei-
ches erstehen, erbaut auf dem Fundament dek
Treue, gefestigt im Glauben an die llnver-
gänglichkeit unseres Volkes.
Das zu vollenden ist unser Gelöbnis; unser
Gebet aber heißt immerfort: Gott erhalte uns
den Führer!"
Sie Ernennung Terbovens
DNV. Berlin, 11. März. Zu der Notiz des
„Westdeutschen Beobachters" zur Ernennung des
preußischen Staatsrats und Gauleiters Terboven
zum kommissarischen Oberpräsidenten der Rhein-
provinz teilt die Presse st elle des Mini-
sterpräsidenten mit, daß diese Notiz auf
einer völlig irrigen Annahme und auf falschen
Schlüssen beruht. Der Ministerpräsident hat aus
vollkommen freien Entschluß und in der Er-
kenntnis, die für das Rheinland beste Lösung zu
treffen, den preußischen Staatsrat und Gaulei-
ter Terboven nach Genehmigung des Führers
zum kommissarischen Oberpräsidenten der Rhein-
provinz ernannt. Irgendwelche Abmachungen
oder Zusagen, wie sie in der Meldung des „West-
deutschen Beobachter" dargestellt werden, sind
nicht getroffen worden, entsprechen auch keines-
falls der bei der Ernennung hoher Staatsbe-
amter üblichen Form.
Hindenburgs Enkelin tauft die „Tannenberg"
Berlin, 12. März. Die Taufe des dritten gro«
ßen Ostpreußenschifses, das am Samstag in der
Stettiner Oderwerft vom Stapel läuft, wird, wie
der „Völkische Beobachter" erfährt, die Enkelin
des verstorbenen Reichspräsidenten, Gertrud von
Hindenburg, vornehmen. Die Taufpatin ist jetzt
12 Jahre alt. Gertrud von Hindenburg trifft in
den Morgenstunden des Samstag in Stettin em.
Aufregender Kampf mit dem Wildererkönig
von Kärnten
Wien, 11. März. Nach aufregendem Kampf ist
es drei Jägern und .zwei Gendarmen gelungen,
den Wilddieb Georg Haslitzer, der den Namen
„Wildererkönig von Kärnten" führt, festzuneh-
men. Hierbei wurde der Wilderer schwer verletzt.
Haslitzer selbst rühmte sich, in der letzten Zeit
tausend Gewesen erlegt zu herben.
 
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