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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 71 - Nr. 76 (25. März - 30. März)
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Sette 2

DormerstHg, des «. MSy MW

gestellt. Es ist der organische Ausbau der deut-
schen Wirtschaft. Wir wollen aber nicht erlah-
men, dieses einzigartig in der Well dastehende
Gebilde mit dem Geist des wahren Sozialismus
der nationalsozialistischen Gemeinschaft zu erfül-
len und alle Menschen so zu ordnen, daß sie zur.
höchsten Leistung im Interesse und zum Wohle
des Volkes befähigt sind!
Wir danken allen, die uns daran mitgeholfen
haben; vor allem aber dem Reichswirtschafts-
minister, Herrn Präsidenten Dr. Schacht, dessen
Einsicht diesen letzten großen Schritt möglich ge-
macht hat. Wir beginnen damit einen neuen
Abschnitt in der Entwicklung der Deutschen Ar-
beitsfront und ich verlange von allen meinen
Mitarbeitern als äußeres Zeichen unserer Dank-
barkeit für diesen Erfolg Fleiß, Zähigkeit, Opfer-
bereitschaft und Hingabe an das große Werk'!
Vorwärts für Hitler und Deutschland!
Dr. Robert Ley.
Hauskonzert beim Führer
DNO. Berlin, 27. März. Nach dem Abschluß
der Besprechungen mit dem englischen Außen-
minister Sir John Simon und dem Lorvsiegel-
bewahrer Mr. A- Eden hatte der Führer und
Reichskanzler Dienstag abend die englischen
Gäste und einen kleinen Kreis führender poli-
tischer Persönlichkeiten zu sich zu einem Abend-
essen eingeladen, an dem auch mehrere bekannte
Künstler teilnahmen. Nach dem Essen fand ein s
Hauskonzert statt, bei dem Kammersängerin
Ursuleac, begleitet von Dr. Richard Strauß, so-
wie die Herren Professor Backhaus, Professor
Grümmer, die Kammersänger Schlusnus, Bok-
kelmann, Patzak und Michael Raucheisen mit-,
wirkten. Die genannten Künstler brachten
deutsche und englische Musik in vollendeter Form
zum Vortrag und ernteten, insbesondere auch
seitens der englischen Gäste, begeisterten Beifall.
Amtsniederlegung durch den litauischen
Generalkonsul in München
DNB. München, 27. März. Tas litauische
Blutsurteil hat überall größte Empörung her-
vorgerufen, da es ein haßerfüllter willkürlicher
Akt gegen das Deutschtum im Memellande ist.
Zunr Protest hat der litauische Generalkonsul
in München, Odendahl, sofort nach Bekannt-
werden des Urteils sein Amt niedergelegt, da er
sich mit den Maßnahmen des Staates, den er
vertrat, nicht einverstanden erklären konnte. Er
ließ das Hoheitszeichen des litauischen Staates
von seinem Hause entfernen.
Aer Koroprozeß Memann
Berlin, 27. März
Am Mittwoch wurde im Prozeß Jünemann die
Beweisaufnahme fortgesetzt. Einiges Aufsehen
erregte ein Neger unter den Zeugen, dessen Be-
kanntschaft die Angeklagte kurz vor dem Tode
ihrer Kinder gemacht hatte. Es wurden Proto-
kolle über frühere Vernehmungen der Angeklag-
ten verlesen. Besonders erschütternd ist das Pro-
tokoll, in dem die Angeklagte ihren letzten Be-
such bei ihren hungernden Kindern schilderte.
Die kleine Jngeborg lag damals schon völlig
leblos und nur noch leise wimmernd mit großen
ausgerissenen Augen in ihrem Bettchen, während
die anderen Kinder laut weinten. „Zur Beruhi-
gung hielt ich ihnen Zigarettenbilder vor", heißt
es in der Niederschrift. Ein weiteres Protokoll
behandelt eine Unterredung der Angeklagten mit
ihrem Liebhaber in Gegenwart von Kriminal-
beamten. Dabei sagte die Angeklagte zu ihrem
Freund: „Denke daran, daß meine Liebe so groß,
daß ich meine Kinder umgebracht habe". Der
Freund erwiderte darauf: „Das hättest Du nicht
tun dürfen". Vor dem vernehmenden Unter-
suchungsrichter hat die Angeklagte ebenso wie vor
der Polizei das Geständnis abgelegt, daß es ihre
Absicht war, die Kinder verhungern zu lassen,
weil sie ihr im Wege waren.
In der Nachmittag-Verhandlung sagten Haus-
bewohner u. Bekannte der Angeklagten als Zeugen
aus, daß die Kinder sehr schlecht behandelt wor-
den seien. Tas eine Kind sei durch häufige
Schläge ganz verängstigt gewesen.
Dem Ehemann der Angeklagten, der sich jetzt
in der Heilanstalt Herzberge befindet, stellen die
Zeugen ein gutes Zeugnis aus. Er war ein
ruhiger und stiller Mann, der sich immer sehr
zurückhielt.
Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.
Zn Kürze
Wie die Wiener „Neichspost" mitteilt, wurde
der ordentliche Professor des deutschen und bür-
gerlichen Rechtes an der Universität München,
Dr. Heinrich Mittels, zum ordentlichen Pro-
fessor der Rechts- und Staatswissenschaften an
der Universität Wien ernannt.
Auf seiner Besichtigungsreise durch Schlesien
traf der Reichswehrminister Generaloberst von
Blomberg von Görlitz und Glogau kommend,
in Begleitung des Befehlshabers im Wehrkreis
VIII tSchlesien), Generalleutnant von Kleist, so-
wie einiger weiterer Herren mit einer Junkers-
maschine auf dem Flughafen in Breslau ein.
*
Tas Panzerschiff „Deutschland" hat am
Dienstag in der Nähe des St. Paul-Felsens den
Aequator überschritten.
*
Durch einen Erlaß des i t a l i e n i s ch e n Fi-
nanz m in i st e r i u m s wurde die Auflegung
einer Obligationsanleihe bis zum Höchftbetrage
von 148 Millionen Lire bestimmt, die in 20
v)«chren zu amortisieren und mit einem Zinsfuß
von 4-2 v. H. ausgestattet ist. Der Emissionskurs
beträgt 98 v. H. Die Erträge aus der Anleihe
sollen ,^ur Entlastung der unter dem
schütze desStaates stehendenUnter-
nehmen" Verwendung finden.

Nach den Berliner Besprechungen

Simon an den Führer
DNB Berlin, 27. März.
Der Königlich britische Staatssekretär des
Auswärtigen Sir John Simon hat an den
Führer folgendes Telegramm gerichtet:
„Beim Verlassen Berlins möchte ich Cw. Ex-
zellenz meinen aufrichtigsten Dank für Ihre
Gastfreundschaft und für die freundliche Auf-
nahme zum Ausdruck bringen, die ich bei Ihnen
selbst, den Mitgliedern der deutschen Regierung
und der Bevölkerung Berlins gefunden habe.
John Simon."


Abreise Simons aas
DNB. Berlin, 27. März.
Der englische Außenminister Sir John Simon
hat am Mittwoch vormittag Berlin wieder ver¬

lassen.
Gegen Z-LIO Uhr begab sich Sir John Simon
vom Hotel Adlon aus zu Fuß nach dem eng-
lischen Botschaftsgebäude, um sich hier zu ver-
abschieden. In Begleitung des englischen Bot-
schafters Sir Eric Phipps trat Sir John
Simon dann die Fahrt zum Berliner Zentral-
flughafen Tempelhofer Feld an, der Flaggen-
schmuck angelegt hatte- Eine Abteilung der
Leibstandarte Adolf Hitler war angetreten und
erwies den englischen Güsten militärische Ehren.
Von deutscher Seite hatten sich zur Verabschie-
düng eingefunden Reichsaußenminister Freiherr
von Neurath, als persönlicher Vertreter des
Führers und Reichskanzlers der Staatssekretär
der Präsidialkanzlei Dr. Meißner, der die
Abschiedsgrüße des Führers und Reichskanzlers
und dessen beste Wüysche für eine gute Reise
übermittelte, Staatssekretär von Bülow, der
Chef des Protokolls, Graf Vassewitz, und
Ministerialdirektor Dieckhoff. Nach kurzen
Worten der Verabschiedung bestiegen Sir John
Simon und seine Begleiter Las startbereit lie-
gende Sonderflugzeug „Delia" der Imperial
Airways, das sie auch nach hier geführt hatte.

Zwischenlandung im Flughafen Hannover
DNB. Hannover, 27. März. Der englische
Außenminister traf nach seinem Abflug von Ber-
lin um 11.30 Uhr zu einer Zwischenlandung auf
dem Flughafen ein. Er wurde vor dem Emp-
fangsgebäude von Oberbürgermeister Dr. Menge,
Plizeipräsident Habben und dem britischen Vize-
konsul Aue sowie dem Flugamtsleiter Major
Homburg begrüßt. Sir John Simon unterhielt
sich in angeregter Weise etwa eine Viertelstunde
mit den Herren und setzte, nachdem das Flug-
zeug getankt hatte, nach herzlichem Abschied sei-
nen Flug in die Heimat fort.
Außenminister Simon ist am Mittwoch um
16.45 Uhr mit dem Flugzeug auf dem Flugplatz
von London eingetroffen.
Britische Kadmettssitzung
Sir John Simons Berichterstattung
DNB. London, 27. März
Das britische Kabinett trat Mittwoch abend im.
Unterhaus zusammen, um den Bericht des
Außenministers Sir John Simon über seine
Berliner Aufgabe entgegenzunehmen. - Da das
Kabinett nicht die Absicht hatte, irgendwelche
Beschlüsse über die in dem Bericht erwähnten
Fragen zu fassen, dauerte die Sitzung nur 40
Minuten. Eine vollständige Denkschrift über
seinen Berliner Besuch wird Simon, wie Reuter
zu wissen glaubt, zu gegebener Zeit dem Kabinett
unterbreiten.
Man rechnet damit, daß der Außenminister
am Donnerstag eine kurze Erklärung über
seinen Besuch im Unterhaus abgeben wird.
Inzwischen beobachtet man in amtlichen Kreisen
über die Ergebnisse dieses Besuches äußerste Zu-
rückhaltung.
Der Eindruck, den die von Sir John Si-
mon in der Kabinettssitznng über seinen Berli-
ner Besuch abgegebene Erklärung hervorrief,
geht, wie Reuter zu wissen glaubt, dahin, daß
der Besuch vollauf die aufgewandte Mühe ge-
lohnt habe und daß der vom britischen Kabinett
eingeschlagene Weg, die persönliche Fühlung-
nahme uiit Reichskanzler Hitler herzustellen, seine
volle Rechtfertigung gefunden habe.
Eine maßgebende englische
Stimme
DNB. Berlin, 27. März.
Nach Abschluß der deutsch-englischen Bespre-
chungen wurde von maßgebender eng-
lischer Seite u. a. erklärt, vor der Reise
Simons und Edens hätten gewisse Zweifel be-
standen, ob die Minister noch in der Lage seien,
den Besuch auszuführen. Die britische Regie-
rung habe sich aber auf den Standpunkt gestellt,
es sei zweckmäßig, mit Reichskanzler Hitler die
Fühlung aufzunehmen. Diese Auffassung habe
sich als durchaus richtig erwiesen. Der Berliner
Besuch sei sogar notwendig gewesen nach
all den zweiseitigen Großmächtebesprechungen
dieses Jahres in Rom, Paris und London. Die
aus den Londoner englisch-französischen Bespre-
chungen hervorgegangene Verlautbarung vom
3. Februar habe bekanntl'ch ist? unmittelbare

und wirksame Mitarbeit Deutschlands
an den zu lösenden europäischen Fragen als not-
wendig bezeichnet und außerdem ein frei aus-
gehandeltes allgemeines Abkommen vorgesehen.
Deutschland sei also in dem Londoner Kommu-
nique wiederholt und ausdrücklich erwähnt wor- !
den als eine Macht, mit der es erwünscht sei,
die Fühlung aufzunehmen. England sei ver-
pflichtet gewesen, zusammen mit anderen Mäch-
ten gegen eine letzthin getroffene einseitige
Maßnahme zu protestieren. Es habe aber ge-
glaubt, daß, solange die Basis gewahrt blieb, es!
richtig sei, den anberaumten Besuch stattfinden
zu lassen. Deutschland habe übrigens bekanntlich
auch in seiner Stellungnahme zum Londoner
Programm die Anregung gegeben, zunächst
einen unmittelbaren Meinungsaustausch mit den
Vertretern Großbritanniens aufzunehmen.
Die Berliner Besprechungen, so wurde in eng-
lischen Kreisen weiter erklärt, hätten sich auf §
die vier Probleme Sicherheit, Rüstun-j
gen, Völkerbund und Luftpakt er- !
streckt. Die englischen Vertreter seien über den;
deutschen Standpunkt hierzu unterrich-!
tet worden.
Der Versuch, eine Vereinbarung zu erzielen,
sei von vornherein nicht beabsichtigt ge-
wesen.
Denn nach den wiederholten Erklärungen des
englischen Außenministers habe der Besuch ja
den Charakter einer Erkundung haben sol-
len, und außerdem habe es sich nicht um die!
Herbeiführung einer deutsch-englischen Verein- !
üarung gehandelt. Es handele sich um ein all - j
gemeines Uebereinkommen, das auch Frank-
reich, Rußland und andere Länder umfassen
solle. Es würde unzweckmäßig sein, diese allge-
meine Einigung auf dem Wege über Sonderab-
kommen zu zweien herbeiführen zu wollen. Da- !
gegen sei es nützlich gewesen, mit zweiseitigen
Zusammenkünften zu beginnen. Auch in Berlin
habe jetzt eine solche zweiseitige Zusammenkunft
stattgefunden. Der englische Außenminister be-
trachte es nunmehr als seine erste Pflicht, sei-
ner Regierung über die gegenseitigen Auffas-
sungen zu berichten.
Simon sei, so wurde weiter betont, vollkom-
men davon überzeugt, daß solche unmittelbaren
Zusammenkünfte eine sehr gute Methode seien.
Natürlich dürfe man nicht vergessen, daß
überaus komplizierte Materien zur Erörte-
rung stünden.
Jedenfalls sei man, wenngleich eine Verein-
barung naturgemäß nicht vorliege und auch ge-
wisse Unterschiede der Auffassungen vorhanden
seien, an englischer Stelle befriedigt darüber,
daß der Besuch stattgefunden habe. Die britische !
Regierung sei gewillt, allen Regierungen dabei,
zu helfen, die Schwierigkeiten zu erkennen und!
zu beseitigen. Nach der Rückkehr Edens von >
seiner Osteuropareise müsse das ganze Material,
zusammengestellt werden, und dann werde eine j
dreiseitige Zusammenkunft in Stresa stattfin-
den, wo man beginnen werde, dem Gesamt-
bild, das sich aus den Reisen ergeben Habe-
Gestalt zu geben.
Die Stimmung in Paris
DNB. Paris, 27. März.
Der Berliner Sonderberichterstatter von der
Havas gibt nach dem Abschluß der Berliner
Besprechungen nachstehende Ueberblicke:
Der Führer habe eine große Anstrengung ge-
macht, um seinen englischen Partnern etwas an-
zubieten. Er habe die Rückkehr Deutschlands
nach Gens angeboten, vorausgesetzt, daß die
französische Klage Deutschland nicht in eine
demütigende Lage versetze. In der Frage des
Ost Paktes habe er Gegenvorschläge gemacht,
die den Grundsatz des gegenseitigen Beistandes

ausschlöfsen und dann auf ein loses System von
Nichtangriffspakten hinausgingen, garantiert
durch eine Klausel der Beistandsverweigerung
für den Angreifer. In der Rüstungsfrage
halte Deutschland an dem Grundsatz fest, daß es
seine Sicherheit durch die eigene Macht wahren
müsse und deshalb, so behauptet Havas, über
ebenso viele Streitkräfte verfügen müsse, wie
Rußland an der Westfront mobilisieren könne.
Das gleiche gelte für die Militärluft-
fahrt.
Zusammenfassend könne man feststellen, daß
die Berliner Besprechungen es den englischen
Ministern erlaubt hätten, den Führer kennen-
zulernen und zu erfahren, was er für sein Land
wolle. Hitler habe in ehrlicher und einleuchten-
der Form das zusammengefaßt, was er seit drei
Monaten in den diplomatischen Besprechungen
und öffentlichen Erklärungen dargelegt habe.
Die Pariser Presse, die die deutsch-
englischen Besprechungen aufmerksam verfolgt,
hat von Beginn an eine einseitige Haltung an-
genommen, denn man befürchtet französischer-
seits die englische Regierung könnte sich von den
stichhaltigen deutschen Darlegungen überzeugen
lassen und auf der kommenden Dreierkonferenz
in Stresa Frankreich vor die Alternative stellen,
zwischen England und Rußland zu wählen.
Der Außenpolitiker der „Libertö", Jacques
Bainville, versucht gar nicht erst, aus den
Grund der Dinge zu gehen, sondern erklärt ein-
fach, die politischen Absichten Deutschlands lägen
klar auf der Hand, und es sei unnütz gewesen,
nach Berlin zu gehen, um sich dessen zu verge-
wissern.
Aehnlich verhält sich auch der „I n trän sä-
ge ant", der England Doppelspiel vorwirft.
Die Stunde sei gekommen, so betont das Blatt,
wo die englische Regierung endlich einmal ein-
deutig Stellung nehmen müsse. Man könne nicht
dauernd auf zwei Karten setzen. Seit Jahren
spiele sich das Spiel der internationalen Poli-
tik auf der Zweideutigkeit Englands ab. Wenn
Sir John Simon nach Berlin gegangen sei, um
ein Kompromiß zu suchen, so müsse man ihm
schon jetzt erklären, daß Frankreich sich nicht da-
mit abfinden werde. Es genüge, Deutschland
mitzuteilen, daß England, Frankreich, Italien
und Sowjetrußland sich weigerten, ohne Gegen-
leistung auf dem Gebiet der Sicherheit die
deutsche Aufrüstung anzuerkennen, und daß das
Reich sich automatisch der Koalition aller fried-
liebenden Mächte gegenübersehen würde, wenn
es versuchen sollte, eines der Länder anzugrei-
fen, das diesem Friedenssystem beigetreten sei.
Der Berliner Sonderberichterstatter des Blattes
will aus gut unterrichteter Quelle erfahren
haben, daß der Führer auf Sir John Simon
einen guten Eindruck gemacht habe. Der eng-
lische Außenminister habe in seiner Umgebung
erklärt, der Reichskanzler sei ein Mann, der den
Eindruck der Aufrichtigkeit mache.
Der Berliner Sonderberichterstatter des
„Paris Soir" kündigt an, daß die englischen
Diplomaten Berlin auf alle Fälle mit etwas
weniger Illusionen verlassen würden.
„L a Preß" meint, wenn es dem englischen
Außenminister gelinge, Deutschland in den
Kreislauf der europäischen Mächte zurückzufüh-
ren, verliere die französische Eingabe beim Völ-
kerbund ihre Daseinsberechtigung. Indem man
dadurch gleichzeitig den schädlichen Einfluß der
bolschewistischen Regierung neutralisiere, stelle
man das europäische Gleichgewicht
wieder her und sichere den Frieden. Dieses euro-
päische Gleichgewicht hänge demnach von den
Berliner Beschlüssen ab. Die Frage sei, ob es
Sir John Simon gelingen werde, das Manöver
der Bolschewisten zu durchkreuzen, die mit dem
Kriege spielten, um dem Kommunismus zum
Siege zu verhelfen.

Verwaltungsrai der Reichsbahn

Wiederwahl Dr. Dorpmüllers

Auf weitere drei Jahre Generaldirektor der je
Deutschen Reichsbahn
DNB Berlin. 27. Mürz.
Am 26. und 27. März 1935 trat der Verwal-
tungsrat der Deutschen Reichsbahn zu einer or-
dentlichen Tagung zusammen.
Der Verwaltungsrat wählte den seit 1926 im
Amt befindlichen Generaldirektor Dr. jng. e. h.
Dorp müller zum viertenmal einstimmig
auf weitere drei Jahre zum Generaldirektor
der Deutschen Reichsbahn. Der Führer und
Reichskanzler hat die Wahl bestätigt.
Bei den Beratungen über die Finanzen
der Deutschen Reichsbahn wurde festgestellt, daß
die Einnahmen im Januar und Februar ds.
Js. im Personen- und Eepäckverkehr eine Zu-
nahme von 5,7 v. H. und im Güterverkehr eine
Vermehrung um 6,6 v. H. gegenüber dem
Vorjahre erfahren haben.

Um rechtzeitig Vorkehrungen für den Verkehr
der Winterolympiade 1936 zu treffen,
gab der Verwaltungsrat seine Zustimmung zu
Erweiterungs- und Ergünzungsbauten an der
Strecke München-Earmisch-Partenkirchen- Ein
16 km langer Streckenabschnitt der Strecke
Tutzing—Garmisch — Partenkirchen zwischen
Huglfing und Hechenberg soll zweiglersig ausge-
baut werden. Die übrigen Streckenabschnitte
der Linie München—Garmisch—Partenkirchen
sollen durch neue Blockstellen, durch Beseitigung
von lleberwegeir und Ausbau des Bahnhofes
Earmisch — Partenkirchen leistungsfähiger ge-
macht werden. Für diese Arbeiten ist insgesamt
ein Betrag von rund 5,9 Millionen RM vor-
gesehen.
Auf dem Gebiete der P e rs o n a 1 p o l i t i k
sollen die Nachteile, welche Hilfsbeamten durch
ihre Teilnahme als Frontkämpfer im Welt-
kriege aus der Ueberschreitung des 40. Lebens-
jahres für die Anstellung als Beamter erwachsen
sind oder noch zu erwachsen drohen, beseitigt
werden.
 
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