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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 71 - Nr. 76 (25. März - 30. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43253#0733
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„HetbelDerMr BolkSDlattE — Freitag, den 29. März 193F

«eile 8


wir herzlichen Dank für die Bereitstellung v»<
Prüfern usw.
Der Kreis Heidelberg kann mit Befriedigung
die Feststellung machen, daß die Organisation und
die Durchführung des Reichsberufswettkampfe»
1935 durch die gemeinsame Arbeit der verschiede-
nen Stellen mit eine der besten im Gau Baden
war.

NolkssingslWe Heidelberg
Was vermutlich noch nicht jeder Heidelberger weiß:

Acht Jähre ist sie alt, die .Heidelberger
Volkssingschule — sechs Lehrer hat sie
— rund 500 Kinder ohne Unterschied der Kon-
.fMon, der Herkunft und des Vermögens Pfle-
Mm dort deutsche Art und deutsche Kunst
Hermann Poppen ist der geistige
Gründer. Vor acht Jahren führte er mir
Oskar Er Hardt, den seitherigen Lei-
ter, zu, den ich aus Singmochen um Jöde
-umd Hensel schon flüchtig kannte. Durch Mo-
nWte lernte er bei uns in der Augsburger
Ssing schule, wohl an die zehn Stunden
im Tag und mehr. Und als er wußte, was er
Wollte und konnte, was er mußte, Pflanzte er
dlaheim sein Gärtlein. Das gedieh, machte all-
seitig Freude und wuchs. Und als er es allein
reicht mehr schaffen konnte, suchte er sich Gehil-
fen seines Schlages — die schickte er alle
durch die gleiche Lernzeit (der Jüngste wurde
erst vor Wochen flügge). In unverdrossener
Arbeit, manchmal auch trotz Unbill der Witte-
rung, pflegten sie die jährlich mehr werdenden
Wänzlein: liedfroh und lernsreudige Kinder!
Erst neulich sangen sie wie alle Jahre zum
Schuljahrschluß für alle. Diesmal konnte ich
<chch wieder einmal dabei sein. Unerkannt, von
einem letzten Galerievlatz aus, suchte ich geistig
Md seelisch nicht nur die singenden Jüngsten,
sondern auch die lauschenden Alten zu erfassen
— dort wie hier das zur Tat gewordene „Ge-
meinschaft serlebnis" — alle trennenden Zäune
-schienen umgdlegt!
Am Flügel wieder der köstlich gestaltende
„Universitätsmusikdirektor" Pros. Dr. Poppen
(wo findet man solches Entgegenkommen noch?)
Am Pulte als Leiter des Ganzen der „Unter-
löhrer" Oskar Grhardt — um ihn ein kleines
Kammerorchester (einschl. des jungen feiniüh-
ligen Hitler-Tambours) — angeschlossen je
eine kleine Arbeitersinggruppe und ein Sing-
kreis Oskar Erhardts — dazu der überfüllte
Saal der Stadthalle: sie alle „dienten" mit
frohen Mienen dem singenden Kinde. Schlicht-
wie die ganze Vorankündigung, hatten sie sich
züsammengefunden, um in familiengleichem
Geben und Empfangen volle zwei Stunden
miteinander selig zu sein. Laßt mich den Blü-
tenstrauß (und die Art der Darbietung als ein-
heitliches Ganzes erfassen — was sollte auch
hier ein botanisches Zerpflücken der einzelnen
Blüten! Es war beglückend: die Kinder such-
ten die „Größe in der Schönheit" — nicht um-
gekehrt!
Ihr führendes Beispiel sprang befruchtend
auf die gemeinsam gesungenen Lieder des Saa-
les über — ich erinnere mich nicht, jemals
sine bunt zusammengewürfelte Menge so kulti-
viert singen gehört zu haben. —
Heil dir, Heidelberg, du lernst es von dei-
nen Kindern! Es ist die Erfüllung Pestalozzis:
„das Zeitalter der Musik nnrd zuerst in der

Kinderwelt Wurzel fassen — von der Kinder-
welt muß so die Menschenveredlung ausgehen!"
Was sie sangen, war „der lebendigste Aus-
druck der ewigen deutschen Seele" — wie sie
es taten, wurde „zugleich der Schlüssel zu ihr".
Wie himmelhoch mtfernt ist solche Art von
dem Stimmenschwall, wie er heute mancherorts
zur Unerträglichkeit für die Umgebung und zur
Schädigung unseres künftigen deutschen Sän-
gernachwuchses auf der Straße, in Konzertsälen
und in Schulrüumen unbarmherzig aufge-
peitscht wird! — Der Beifall einer urteilslosen
Masse (die bekanntlich alles bejubelt, was laut
tut) stärkt dann noch die Unverantwortlichen
(leider auch etliche Verantwortliche!) auf ihrem
Irrweg und fordert mmer neue Opfer. Darin
sehe ich die große Gefahr — wann werden
wir ihr Herr werden?
Was in den Heidelberger Kindern wonnig
gewachsen war und sich hier in Keuschheit
zeigte, das waren zarte duftige Blüten und
köstliche reife Früchte, wie sie nur in langer
und stiller Gartenarbeit gedeihen konnten: auf
einer Pflanzstätte, die jede Cleisam (Wirkung in
der Arbeit am Einzelkinde ausbaut, .
die sich nicht von Verirrungen jeder zeitwei-
ligen Modeerscheinung ins Schlepptau nähmen
läßt,
die wohl unterscheidet zwischen Fläche und
Tiefe,
die nicht sine langsam reisende Natur im
Treibhaus abkürzen möchte,
kurz: die sich den Gesetzen der Wahrheit,
Schönheit und Gesundheit verpflichtet fühlt.
Es war drum eine ebenso natürliche als auf-
fallende Erscheinung, daß sich die toliche Qua-
lität wie die innere Reife der ansteigenden
Jahresstufen deutlich, sagen wir terrassenartig
voneinander abhoben und ihre Krönung fan-
den in dem bewußt-verantwortlichen, bildschö-
nen Singen einer braven zwölfköpfigen Ober-
klasse.
Wenn man weiß, daß zwei Drittel all dieser
jungen Singvögel „Hitler-Jugend" sind —
sollte man da nicht an das „Gleichnis vom
Sauerteig" für unsere wieder „säugende Na-
tion" glauben dürfen?
Was dann noch folgte, empfaitd ich drum
als eine zeitgenössische, zielhaft eingestellte Lan-
dung aus den Höhen deutscher Kunst und
Gründlichkeit und Schönheit auf dem Früh-
lingsboden unseres wieder erwachten Vater-
landes. Tie begeistert warmen Worte des Hei-
delberger Stadtoberschulrats und die gemein-
sam gesungene deutsche Hymne wurden uns zu
Kündern dessen.
Man schied voneinander mit Anerkennung
und Dank für Kinder und Lchror und in einem
wahlberechtigten Vertrauen auf die Zukunft.
Heil Hitler!
Auf Wiedersehen!
Albert Greiner, Augsburg.

ZUM Heidelberger Eommertagsrug
Am Sonntag „Lätare" 31. März

Am kommenden Sonntag findet wie be-
kannt der Sommertagszug statt. Alle Teil-
nehmer versammeln sich morgens 10.30 Uhr
auf dem Karlsplatz. Von hier aus wird sich
der Zug um 11 Uhr durch die Hauptstraße
über den Vismarckplatz, Bahnhofstraße und
durch die Nohrbacherstraße und Anlage zum
Universitätsplatz bewegen, wo er sich dann
auflöst. Der Zug findet bei jeder Witterung
statt. Den Anweisungen der Führer ist un-
bedingt Folge zu leisten. Jedes Kind wird
als Geschenk diesmal eine große Sommer-
tagsbrezel erhalten
In Handschuhsheim.
Wie schon seit zwei Jahren veranstaltet
auch in diesem Jahr wieder der Stadtteil
Handschuhsheim einen eigenen Sommertags-
zug. Die Einrichtung hat sich bestens bewährt,
war es doch in früheren Jahren vielen Kin-
dern, und vor allem den vielbeschäftigten
Müttern nicht möglich, am Vormittag den
weiten Weg nach Heidelberg zum dortigen
Sommertagszug zurückzulegen. Der Stadtteil
mit seinen 11 000 Einwohnern verfügt auch
über eine große Anzahl fröhlicher, blühender
Jugend, — und so war es jedes Jahr ein
liebliches und lenzfrichses Bild, wenn sich der
lange Zug durch die alten Straßen des meist
noch dörflichen Handschuhsheim bewegte. In
diesem Jahr wird der Zug einmal einen
etwas anderen Weg nehmen, anstatt der
Beethoven- und Richard-Wagner-Straße soll
das Oberdorf mit der ganzen Mühl-
tal st r a ß e in die Marschroute einbezogen
werden, so daß droben bei der Leitz'schen
Mühle der Zug wendet und die Kinder und
„Butzen" einander vorbeimarschieren, — ge-
wiß ein Anlaß zu fröhlichem Zuruf.
Wieder hat der Verein Handschuhsheim in
Verbindung mit der Arbeitsgemeinschaft der
anderen Vereine die Verantwortung für das
Gelingen des Zuges übernommen, die Vor¬

arbeit lag wieder in den bewährten Händen
von Herrn Gerbert. Dem Ausschuß konnten
erfreulich viel „Butzen" und Gruppen gemel-
det werden und der Orchesterverein stellt
seine Mitglieder zum Begleiten des lustigen
„Echtrih, schtrah, schtroh" und zum Spielen
von Volks- und Frühlingsliedern zur Ver-
fügung. Um 1.30 Uhr findet vor einem be-
sonderen Ausschuß die Preiskrönung der
Butzen und Gruppen statt, dann setzt sich
pünktlich um 2.30 Uhr der Zug durch die
Handschuhsheimer Landstraße in Bewegung.
Schon werden am Feierabend in verschie-
denen Höfen die Butzen geschmückt, — das
Stroh muß z. T. von Eppelheim und Leu-
tershausen begebracht werden, die Rosen
und anderen Blumen müssen angefertigt
werden, — kurzum, schon herrscht reges Trei-
ben, damit am Sonntag die Kleinen, und die
im Herzen jung gebliebenen Großen den
Winter endgültig von den gesegneten Fluren
ihrer Heimat vertreiben können.
Im Stadtteil Kirchheim.
findet der Sommertagszug ebenfalls am
Sonntag statt. Die Aufstellung erfolgt schon
um 1.30 Uhr im Heuauerweg, Sommer und
Winter haben sich etwas früher betr. Prä-
miierung dort einzufinden. Auch das Ko-
mitee hat sich vollzählig einzufinden.

Alle Bögrl sind schon da!
Wenn im Frühling die junge Nation erwacht,
kehren nicht nur die Schwalben, sondern auch all
die anderen Vögel, die vor Einbruch des Win-
ters uns alljährlich zu verlassen pflegen, wieder
zu uns zurück. Aber viele Vogelarten, die früher
noch Zugvögel waren, bleiben seit einer Reih?
von Jahren auch im Winter bei uns. Wenn das
alte Liedchen noch die Wiederkehr von „Amsel,

gez. Emil Sauer,
Kreisjugendwalter der DAF.
Wir danken all denen, die uns in liebenswür-
diger Weise bei der Durchführung des RBWK
der weiblichen Jugend behilflich waren. Unser
Dank gilt in erster Linie Frl. Seitz, Rektorin i.
R., die die Leitung des hauswirtschaftlichen
Teils des RBWK übernommen und Sorge dafür
getragen, daß dieser nicht ganz einfach durchzu«
führende Teil des RBWK in vollster Reibungs-
losigkeit abwickeln konnte. Weiter danken wir
allen Damen, der Gewerbe- und Fortbildungs-
schule und den vielen, die ihre Zeit und ihr
Können in den Dienst unserer Sache gestellt ha-
ben. Schließlich sagen wir der Stadtschulver-
waltung Dank, die in großzügiger Weise Räume
und Lehrkräfte zur Verfügung stellte.
gez. Gertrud Schnitzler,
Kreisjugendreferentin der DAF.

X Der Sonderzug nach Karlsruhe am
Sonntag fährt, wie gestern berichtet, in Hei-
delberg um 9.50 Uhr ab, Rückkehr nach Hei-
delberg 21.23 Uhr. Fahrkarten müssen am
Schalter im Bahnhof gelöst werden. Erinne-
rungsplaketten, die gleichzeitig als Eintritts-
karten zur Goebbels-Kundgebung in Karls-
rühe gelten, sind bei der Kreisleitung im
Horst-Wessel-Haus und im Sonderzug erhält-
lich.

Rückblick aus den ReiKSberuss-
weltkamok isZZ
Die Kreisjugendwaltung der DAF teilt uns
mit:
Wir können mit Stolz auf die reibungslose
Durchführung des Reichsbsrufswettkampfes 1935
zurückblicken. Diese glatte Abwickelung der gro-
ßen Arbeit, die der RBWK erforderte, ist in
erster Linie der sehr guten Zusammenarbeit
aller derjenigen Stellen zu danken, die bei der
Organisation der RBWK beteiligt waren.
Wir danken insbesondere den Firmen, die un-
seren auswärtigen Kameraden Arbeitsplätze und
Werkzeuge zur Verfügung stellten, da gerade
die Beschaffung der notwendigen Arbeitsplätze
äußerst schwierig war.
Die Gewerbeschule 1 und 2, sowie die Handels-
schule und die Direktoren dieser Anstalten, die
verschiedenen Innungen und die Jnnungsober-
meister, die städtischen Behörden und NS-For-
mationen haben sich gaW hervorragend verdient
gemacht um den großen Wettkampf der deutschem,
schaffenden Jugend.
Den Firmen Fuchs, Waggonfabrik, Wilz,
Schuhfabrik, Fisch u. Lo., Schuhfabrik, Laux u.
Eo., Möbelfabrik, der Schnellpresse AG und dem
Restaurant Rosengarten danken wir für die Ver-
fügungstellung ihrer Räumlichkeiten.
Den Heidelberger Schulverwaltungen sagen





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Drossel, Fink u..d Star" besingt, so wissen wir,
daß heute sowohl die Amsel wie der Fink nicht
mehr fortziehen, sondern bei uns überwintern.
Die Amsel war früher ein scheuer Waldvogel,
und wenn der Wald im Winter unter Frost und
Schnee lag, fand die Amsel nichts für ihren täg-
lichen Tisch. Inzwischen haben Dorf und Stadt
dem einzigen Zugvogel bessere Versorgungsmög-
lichkeiten im Winter gebracht und er zieht es da-
her vor, über den Winter in unserer nächsten
Nähe zu bleiben. Wie für die Amsel, so haben
sich auch für manch andere Zugvögel die Zeiten
gewandelt. Auch Fink und Star bleiben im
Winter vielfach bei uns. Zu den jetzt zurückkeh-
renden Vögeln zählt vor allem auch die Lerche.
Auch das Rotschwänzchen und das Rotkelchen su-
chen sich schon ihre Niststätten im Busch und beim
Haus. Am Ufer von Flüssen und Bächen zeigt
sich die Bachstelze; auch die Kibitze haben ihr
Kommen nicht vergessen. Und je mehr die Tage
des Frühlings voranschreiten, desto lebhafter
wird es in unseren Anlagen und Gärten. Das
Lied „Alle Vögel sind schon da" geht in Erfül-
lung. Kein Geringerer als der Dichter des
Deutschlandliedes, Hoffmann v. Fallersleben, hat
dieses bekannte Vogellied gedichtet.

6!or°islscki§p>eke


Begegnung im Blockhaus.
Karin Hardt und Hans Schlenck spielen Haupt,
rollen in dem R. N.-Film der Ufa „Die Lieb«
und die erste Eisenbahn.^
 
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