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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Die orientalische Teppich-Weberei, [2]
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Ueber Holzvertäfelung
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Ueber die Dekoration der Fenster für Wohnhäuser
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Nützliche Winke
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Handelsnachrichten
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0030

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5eite 22.

Nr. 3

„Fachblatt für Innen-Dekoration".

Edelsteinen verziert, sie gewinnen durch den Gebrauch an Werth, werden zu Reliquien
und män stiftet sic nach einer Pilgerfahrt für das Heiligthum.

Wie lange die Herstellung solcher Teppiche dauerte, kann man aus dem Bericht
eines Reisenden ersehen, der angiebt, daß ein Teppich für ein Heiligthum, der
12 : 8 Meter groß war, 2 Jahre Arbeit erforderte. Und welche Unsummen von
Teppichen wurden dabei hergestellt.

Im Jahre 776 mußten die geschenkten Teppiche von den Wänden der .Kaaba
genommen werde», weil das Holz ihre Last nicht zu tragen vermochte, dann wieder
im Jahre 1815 und daraus in den nächsten 20 Jahren. Bei solcher Fülle von
Material mußte dann der Teppich bald znm Tausch- und Handelsartikel werden.
Mekka bietet den Mittelpunkt dieses Handels. Tie babylonischen und assyrischen
Teppiche werden durch den Islam verdrängt und müsse» sich seinen Borschristen fügen.

Bei dein Wanderleben dieser Moslems tritt zuerst keine feste Architektur auf.
Der Teppich ersetzt die Zwischenwände, Thüren und Fenster daher auch später die
mächtige Einwirkung von Wcbcmotive» ans die sogenannte maurische Architektur,
besonders bei der Ausbildung der Moschee.

Die Teppichmuster steigen bis ans Dach, nachdem sic schon vorher Wände und
Thürc bedeckt haben und der Zusammenhang der mohamedanischen Knust wird dabei
stets gewahrt durch den bestäudigeu Verkehr aller Völker in Mekka, dem Hnuptwall-
fabrtsort.

Schlechr steht cs nun mit der Bestimmung der Herkunft dieser, wie wir gesehen
haben, in jeder Beziehung so wichtigen Produkte. Es geht uns ebenso darin, wie
dem Alterthnm, das auch unter einem oder ein Paar Kollectivuamcn sämmtliche
Gewebe zusammenfaßte. Wir sprechen entweder von persischen oder von Smyrna-
Teppiche» und bezeichnen damit nur die ungefähre Richtung ihres Importes; die
persischen sind vorherrschend. Nur bei neu dem Verkehre erschlossenen Ländern, deren
Fabrikate wir direkt beziehen, kennen wir den Geburtsort. Besser sind wir daran,
wenn es daraus ankomml, die Zeit ihrer Entstehung anzugcbcii, wir können jetzt
wcnigstcns das richtige Jahrhundert angeben. Dies erforscht z» haben, ist hanpt-
sächtich Lessings Verdienst.

Ani allen Gemälden sind orientalische Teppiche dargestellt, oft mit peinlicher
Sorgfalt, so daß man ihre Muster genau erkennen kann, inan schließt daraus, daß
zu der Zeit, als das betreffende Bild entstand, dieses Muster cingesnhrt ward und
erhält so einen Anhalt für die Zeitbestimmung. Diese Teppiche ans Gemälden haben
noch jetzt einen Werth für uns als Muster. Sie werden abgebildet und in den
Musterkollektionen mit heransgegeben werden.

-u e ö e r Noll v ertäfr l11llg.

ri tlMm, sicht jetzt schon wieder ein, daß die Wandvcrtäfclung der'schön sie Zimnicr-
schmuck ist. Schon vor Jahrhunderten wurde neben der Bekleidung der
Wände mit Geweben und Leder tue Bekleidung mit Holz, die Wandvertäfclung, an-
gcwendct. In neuerer Zeit meinte man, die Bekleidung der Wände mit Holz passe
nur für bayerische Bierstuben. Architekt Professor Luthmcr, der Direktor der
Äunstgewerbeschnle in Frankfurt a. M., sagt über diesen Gegenstand in „Unser Haus"
folgendes: Die Wandvertäfclung macht a»f unser Gefühl den Eindruck des Warmen,
Behaglichen; außerdem hat sie den großen Vorzug, Beschädigungen, Stößen usw.,
wie sie doch der Wand gelegentlich, so weit der Mensch in die Höhe reicht, drohen können,
zu widerstehen. In diesem Sinne als Schutzvorrichtung finden wir sic überall a»
dem Fuße der Wand, manchmal nur als kleine, lO 15 cm hohe Leiste, die Fuß-
odcr Scheuerleiste, die den Hauptzweck hat, beim Reinigen des Fußbodens die Wand
vor Verletzungen z» schütze». Früher war cs allgemein üblich, in guten Bürgerhäusern
die Fußvertäfelung der Wand wenigstens bis zur Stnhlhöhe zu führen, weil sie
gerade in dieser Höhe den Verletzungen durch Anstößen mit Stühlen und anderen
kleinen Möbeln am meisten ansgesetzt zu sein Pflegt. Es ist nur eine mäßige Er-
sparnis, welche man durch Aufgabe dieser guten Sitte erzielt hat. Ueberhanpt ist
die Wandvcrtäfelnng in unseren Wohnhäusern bei weitem nicht in dem Maße einge-
sührt, wie diese solide und behagliche Wanddekoration cs verdient; wir möchten dies
dem Umstande zuschrcibcn, daß unser Publikum immer noch meint, cinc Wandvertäfelung
ließe sich nur in kostbaren Hölzern und mit Aufwand voü Pilastern, Konsolen und
Verkröpfungen und aller möglichen Schnitzarbeit ausführen. Das ist aber ein Jrrthnm,
der einzig daher stammt, daß uns überhaupt der Sinn für das Einfach-Schöne
abhanden gekommen ist. Daß in der Verwendung echten, natürlichen Holzes in seiner
unnachahmlich schönen Farbe ein größerer Eindruck der Vornehmheit liegt, wie in
einer goldstrotzcnden Vclourtapete, ist eine Thatsachc, die uns leider erst wenige
Leute von bevorzugtem Geschmack glauben. Da aber ei» Beispiel mehr wirkt, als
langes Dozircn, so möchten wir die Ungläubigen alle nach Pcriisa» am Achensee
schicken. Da hat sich, dicht vor dem Klostcrhospiz, hart am Sec, vor etwa zehn
Jahren ein junger Eingeborener, Prantl, ein Gasthäuschen gebaut, das er jetzt mit
seiner schönen Frau Jsabclla bewirthschaslet. Im ganzen Hause findet man kein
Stück Tapete und keinen Goldrahmcn. Tic Wände hat Prantl selbst mir Hilfe
des Dorsschreiners, ebenso wie die Decken, mit schlichtem Getäfel aus Tannenholz
bekleidet; manchmal ganz bis zur Decke, manchmal nur auf zwei Drittel der Höhe;
dann schaut die weiße Kalkwand lustig über dem goldgelben Getäfel hervor; darauf
hängt wohl ein Spiegel im schwarzen Holzrahmen, auch wohl ein Heiligenbild oder
eine Lithographie vom Herrn Kaiser in Wie», hier ein Büschel goldener Maiskolben,
dort Buschen dürren Alpcnkrantcs. Man kann kein stimmuiigsvollercs Interieur
sehen, als die Logirzimmcr und das Speiscsälchen in Prantl's Gasthaus, und wenn
das für einen Tyrolcr Bauer im Jahre 1880 nicht zu schwierig und zu lhcucr ist,
so können wir cs doch wohl auch erschwingen! Eine schlichte, in Füllungen gesetzte
Waiidbckleidung aus Kiefernholz, bei welcher alle Pilaster und Vorsprünge, die ja
nur die Plazirung der Möbel erschweren würden, vermieden sind, macht uns jeder
.Zimmermeister oder Schreiner für 6—/ Mk. pro Quadratmeter, wogegen wir den
Verputz der Wand und die Tapete ersparen.

Ueker die Dekoration der Neuster
für Wohnhäuser

hielt im Tanziger Allgemeinen Gewerbe-Vereine am 28. November 1889 vor Damen
und Herren Herr Glasmaler O. Sablewski einen Vortrag, in welchem er zunächst
auf die erfreuliche Wahrnehmung der Wiederbelebung des Kunsthandwerks und damit
auch der alten deutschen Kunst der Glasmalerei hinwies und die heutige Technik der
letzteren schilderte. Man müsse dabei unterscheiden zwischen Glasmalerei, Glasätzcrci
und Kunstglaserei. Von allen drei Gattungen hatte der Vortragende eine Reihe
von Proben ausgestellt, welche durch ihre sorgfältige Ausführung und den Glanz
der Farben die allgemeine Aufmerksamkeit erregten. Von besonderer Feinheit waren
die Glasmalereien, von welchen die eine einen Landsknecht nach Jost Olman, die andere
eine mittelalterliche Edeldamc nach Kanlbach, die dritte eine eigene Zusammenstellung des
Vortragenden darstclltL Ei» prächtiges, ursprünglich für die Münchener Kunstaus-
stellung bestimmtes Fenster zeigt die Verbindung der Glasmalerei mit der Kunst-
glnserei, cs befand sich nämlich in der Mitte des ans farbigen und gemalten Gläsern
zusammengesetzten Rundbogcnfcnsters das Tanziger Stadtwappcn (zwei Löwen mit
den zwei Weißen Kreuzen unter einer dreizackigeil Krone auf rothem Schilde) während
in gleicher Höhe am Rande rechts ein Anker als Zeichen der Schifffahrt und ein
Merkurstab als Sinnbild des Handels der Stadt in die übrige Verzierung cin-
gefügt war. Von schöner Wirkung war ferner ein viereckiges Fenster, welches in
seinem oberen Thcilc reiche Kunstglaserei anfwies, während sich in der Mitte, um-
faßt von blauem, durchsichtigem Glase, als Glasmalerei eine mittelalterliche Edclsran
mit dunkelrothem Obergewande und dunkelgrünem Unterkleidc darstellte, wobei dem
Maler besonders die warmen Flcischtönc gelungen waren, weil diese sich zwischen der
blauen Glascinfassung in äußerst wirkungsvoller Weise von dem dunkelrothen Kleide
abhoben. Drei große Glasplatten zeigten die verschiedene» Arten der Glasätzcrci,
und unter ihnen zeichnete sich besonders eine aus, welche auf geätztem Glase in hellerer
Actznng eine Blnmcnvase mit Strauß darstelltc. Unter den weiter ausgestellten Proben
befanden sich nicht allein vollständig fertige Stücke, sondern auch solche, welche erst
in der Arbeit begriffen waren. Wie Herr Sablewski für seinen so reich illnstrirtcn
Vortrag den lebhaften Dank der Versammlung erntete, so sollten auch an anderen
Orten und in allen geiverblichen und gemeinnützigen Vereinen derartige Vorträge und
Schaustellungen von den Fachgenossen veranstaltet werden, um dem Kunstgcwerbc die
ihm gebührende Achtung und Anwendung zu erringen.

Nützliche Winke.

Vnifrriiuily von Mrtkflrcken anv Mntzbüücn. Dazu eignet sich
am besten weißer Thon. Nachdem derselbe mit Heißem Wasser zu einem Brei an-
gerührt ist, wird er auf die öligen Stellen aufgestrichcn. Fügr man dem Brei noch,
etwas Essig zu, so wird dadurch seine Wirkung noch erhöht. Manche emvfehlcn
auch eine Mischung von Thon (oder gebrannter Magnesia) und Benzin, weil letzteres
schneller verdunstet als Wasser. Sobald der Thon trocken ist, bürstet man ihn ab
und der Fleck ist verschwunden.

Vri dev Vehandlung dev Siliiivillr--Te>.>pichc ivivd inciskeub dev
Mehlen begangen, dieselben gleich vom ersten Tage der Ingebrauchnahme an
mit scharfen Besen z» kehren. Das ist grundfalsch, denn hierdurch wird die Wolle
zerrissen, zerzaust und binnen kurzer Zeit werden durch Abkehren des Materials diese
kostbaren Teppiche völlig ruinirt. Die allein richtige Behandlung ist folgende:
Während der ersten drei Wochen werden die durch das Betreten sich bildenden Woll-
flocken durch tägliches Kehreil mit gewöhnlichen Borstbcsen entfernt; wenn nöthig
ist eine Nachlese mit der Hand vorzunchmcn. Durch drei- bis vierwöchentlichcn
Gebrauch werden die Wollschlingen (Knotens fcstgetreten, die Wollfaser hatte Zeit,
sich zu beruhigen, und das Flockenbilden wird »ach und nach fast gänzlich aufhörcn.
Das tägliche Kehren mit dem Borstbcsen wird fortgesetzt, und jetzt wird ein- oder
zweimal wöchentliches Kehren des Teppichs mit einem Ruthen- oder Piassavabcscn
zu empfehlen sein. Dieses hat nie gegen, sondern stets „mit dem Striche" zu ge-
schehen. Alle sechtz bis acht Wochen ist der am besten über eine Stange zu hängende
Teppich auf der Rückseite kräftig zu klopfe» und nachher auf Rück- und Vorderseite
gut abznkchren.

Gandels-Nachmchtett.

Unter dieser Ueberschritt geben wir unseren Lesern Kcnntniß von allen neu gegründeten Ge-
schäften, G c schä f tS verii »derungen, Konkursen usw.. und bitten um gefällige Mit-
lheilung aller derartigen Vorkommnisse.

„Hammonia", Mävelfavrik, Yamvurg. Unter dieser
Firma hat sich in Hamburg eine Aktiengesellschaft gebildet mit einem
Kapital von 200,000 Mark, eingetheilt in 200 Aktien auf den Namen
zu 1000 Mark, deren Zweck die Einrichtung und der Betrieb von
Möbelfabriken und allen damit zusammenhängenden Fabrikationszweigen
und Geschäften, sowie die Uebernahme bereits bestehender ähnlicher
Fabriken und Geschäfte ist. Mitglieder des ersten Aufsichtsrathes sind:
Kaufmann Adolph Bieling in Firma Gebrüder Bieling, Kaufmann
Wilhelm Denker in Firma Deurer L Kaufmann, Kaufmann N. N. I.
P. Dinier, Privatier G. A. Lappenberg, sämmtlich zu Hamburg, und
Fabrikant Paul Landenberger zu Schramberg. Direktor der Gesellschaft
ist Kaufmann F. E. L. Duderstadt zu Hamburg.

In ELVerlft'W ist am 23. Januar ds. Js. die Bautischlerei von
Strieme L Huckelheim durch eine Feuersbrunst gänzlich zerstört
worden; außerdem wurden noch sechs anstoßende Wohnhäuser beschädigt.
Der Schaden beläuft sich aus mehrere 100,000 Mark.
 
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