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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Andés, Louis Edgar: Ueber das Lackiren und Bemalen eiserner und thönerner Oefen
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Böttcher, F.: Etwas von der Möbel-Fabrikation
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Werner, H.: Die Gewebe und deren Verzierung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0052

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5eits 44.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Nr. 6.

Farbe. Mit einem Leinwandlappen wischt man dann die Körper der
Zeichnung wieder heraus, zugleich auf die plastische Darstellung der
Formen Rücksicht nehmend. Durch dieses Herauswischen erhält die Form
non selbst eine Abrundung nach dem Hintergrund, und zufällig erscheinen
auch theilweise stärkere Ränder, welche dem Kolorit ähneln und die Farbe
in einander gelaufen zeigen, wie das bei ächten Majoliken an der
Glasur der Fall ist. Jetzt, nach geschehenem Trocknen, kann mit Bein-
schwarz, Vandpkbraun oder Asphalt noch nachlasirt werden, wo man etwa
noch stärkere Tinten wünscht. Ebenfalls können höhere Lichter in feiner
Strichmanier radirt werden. Dadurch, daß mit einer einzigen Farbe
der ganze Ofen behandelt wird, ist das Verfahren leicht ausführbar und
der Eindruck, wenn das Ornament gut gezeichnet, ein ruhiger und vor-
nehmer. Wenn ohne Vorlasiren des Untergrundes die Zeichnung gleich
auf die weiße Glasur ausgetragen und bunt bemalt wird, so erzielt man
sehr schöne Effekte; man läßt dann den Fond des Mittelfeldes weiß,
bemalt mit schönen Farben, und tönt die nach der Wand gehenden
beiden Seiten und den unteren Theil fein ab. Die Gesimsplattc wird
bei Kaminösen meistens zur Aufstellung von Vasen oder verschiedenen
anderen Dekorationsgegenständen benutzt, wozu die so bemalte Ofenfläche
die Fortsetzung im Hintergrund bildet."

Eine wirksame Dekoration dunkelfarbiger Kachelöfen erzielt man
dadurch, daß man einzelne erhabene Theile, Verzierungen, die .Kanten
der Kacheln mit einem schmalen Streifen Gold-, Silber- oder Kupfer-
bronze versieht. Zu diesem Zwecke mischt inan ein wenig Bronze mit
einem nicht zu langsam trocknenden Lack und trägt das Gemisch mittelst
eines kleinen weichen Pinsels sein auf. Sofort nach dem Aufträgen
ist zu Heizen, damit der Lack sich gut mit der glasirten Thonfläche ver-
bindet ; derart behandelte Oefen können gewaschen werden, ohne Schaden
zu nehmen.

Die mit Ehamotte oder Lehm ausgeschlagenen mächtigen Stuben-
öfen aus Eisenblech, wie solche in Süddeutschland und der Schweiz
vielfach in Gebrauch sind, werden entweder einfarbig in dunklen Tönen
oder marmorartig angestrichen. Man verfährt am Besten so, daß man
eine beliebige Farbe in einen recht fetten Lack (sogenannter Wachstuch-
lack eignet sich vortrefflich) möglichst fein reibt, den Ofen gleichmäßig
dünn mit dieser Lackfarbe anstreicht und dann sofort anheizt und so
lange fortheizt, bis der Anstrich trocken ist, worauf man leicht mit feinem
Glaspapier abschleift und in ganz gleicher Weise einen zweiten und
eventuell einen dritten Anstrich macht.

Für Marmorirung ist es selbstverständlich, daß man die Grund-
farbe des Marmors als Grundfarbe wählt, diese zweimal aufträgt,

hierauf marmorirt und endlich überlackirt. Nach jedem Farbenauftrag
ist so lange zu Heizen, bis der Anstrich nicht mehr raucht und riecht
und völlig fest geworden ist. Marmor-Jmitations-Abziehpapiere lassen
sich auf Oefen mit vielem Vortheil verwenden, auch kann man, wenn
man die Grundfarbe weiß oder roth wählt, sehr hübsche Kachel-Imi-
tation Herstellen. _

Ntmas von der Mövel-Uatwikatiml.

Von F. Böttch er.

^IMin für die deutschen Gewerbetreibenden höchst interessantes llrtheil
wird von dem schon seit vielen Jahren rnhmlichst bekannten De-
korateur und Möbel-Fabrikanten H. Fourdinois, bekanntlich eine
Autorität ersten Ranges der französischen Möbelindustrie, gegeben. Aus
demselben geht hervor, daß der sonst so blühende Geschäftszweig nicht
mehr auf der Höhe der früheren Zeit steht und es mit demselben leider
bergab geht. Die Fabrikation hat sich im Großen und Ganzen auf die
Herstellung gewöhnlicher Waare geworfen und die gewählten, schön,
gut und exakt ausgesührten Möbel stark vernachlässigt. Die Industrie
der Kunstmöbel, — so schreibt genannter Herr — die einst in Frank-
reich eine so reiche Blüthe erlebt hat und die heute durch den Mitbewerb
des Auslandes, wenn auch nicht hinsichtlich des Geschmacks, so doch des
geschäftlichen Erfolges, wesentlich bedroht ist, bedarf, um sich wieder auf-
zurichten, drei mächtige Helfer: 1) im Staat, 2) im Publikum, 3) in
dem Fabrikanten selbst — nur leider, daß man gerade das Gegentheil
von dem thut, was inan thun sollte. Und in der Thal, der Staat
thut nichts, um die guten Fabrikanten zu ermuthigen, scheint vielmehr
gerade die Arbeiten vom schlechten Geschmack zu unterstützen. Er sollte
für die Möbelindustrie das thun, was er für die Maler thut: er ver-
anstalte Ausstellungen mit Preisbewerbungeil, verbreite unter die Arbeiter
guten Unterricht und opfere jedes Jahr entsprechende Summen für den
Ankauf guter Möbel. Das Publikum seinerseits gehorcht zwei Neigungen,
von denen die eine so schlecht wie die andere ist; entweder es neigt
zu den alten Sachen, oder es zieht einfachen Nutzen solchem vor, welchen
das Trugbild des Luxus ihm vorgaukeln. Es muß beide schlechten
Gewohnheiten oblegen! Die Fabrikanten endlich, die sich zu Dienern
der Mode und des Publikums herabwürdigen lassen, verlieren ihre Zeit,
verbrauchen ihren Eifer entweder mit Versuchen, Meisterwerke der Ver-
gangenheit schlecht nachzuahmen, oder in dem Streben, Möbel herzustellen,
die nur zu oft, um reich zu sein, das Gegentheil voll schön sind. Sie
müssen auf verständigere Grundsätze zurückkommen und, mit den Sitten

Nie und deren Hersliernmi.

Von H. Werner.

(Fortsetzung.)

Hin Folge vielfacher Auswanderung von Seidenwebern aus Norditalien
und deren Ansiedelung in der Schweiz, Frankreich und den Nieder-
landen fand diese Textilkunst auch da seinen Eingang und seine Pflege,
um zur hohen Bedeutung zu gelangen.

Die Verzierungsweisen der norditalieuischeu Gewebe bewegten sich
im Anfänge der Kultur noch in den alten sarazenischen Motiven: Thier-
gestalten usw., späterhin trat die Verzierungsweise selbständiger auf und
nahm in der Mitte des 15. Jahrhunderts zu den bisher gebräuchlichen
Formen auch noch das Pflanzenoruament mit auf, welches in dem Granat-
apfel wohl noch die bedeutendste Verzierungsform des Mittelalters schuf,
das an Bedeutung und Reichthum seiner Verwendbarkeit allen Verzierungs-
formen der bis dahin bekannten Stilarten gleichgestellt werden darf.

Die Seidenweberei in Frankreich genoß in den Städten Lyon
und Paris eifrige Pflege, und wurde von Karl VIII. und Franz I.
außerordentlich gefördert; die Weber erfreuten sich großer Begünstigungen,
womit die Industrie zum raschen Aufblühen gebracht werden konnte.

Durch das Edikt von Nantes 1085 wurden viele Franzosen zur
Auswanderung veranlaßt, welche sich in Deutschland niederließeu und
Seiden-Manufakturen errichteten. In Hanau, Krefeld, Ulm, Mainz,
Stuttgart usw. entstanden große Seidenindustrien, welche sich theilweise
bis auf unsere Zeit erhielten und große Ausdehnungen annahmen, theils
aber in Folge des dreißigjährigen Krieges vollständig zu Grunde gingen,
oder sich nur im geringsten Maße bis auf heute erhielten.

Lyon blieb auch bis in die Gegenwart der Mittelpunkt der Seiden-
industrie Europas. Nach den neuesten statistischen Angaben besitzt diese
Stadt 400 Fabriken und 500 große Spinnereien, wofür 800 Seioen-
züchtereien die Rohseide liefern. Die Zahl der in der ganzen Industrie
thütigen Personen beträgt 800 000. und das Gesammt-Jahreserzeugniß
dieser Fabrikation beziffert sich auf 807 Millionen Mark. Die Verzierung
der Lnoner Gewebe blieb bis nahe dem 17. Jahrhundert der von Ftalien
und Spanien überlieferten Verzierung treu, doch von da an begann ein
merklicher Rückgang, der Naturalismus fing a», sich Eingang zu ver-
schaffen. Die ehemals stilistische Pflanzenverzierung verlor immer mehr
ihre Formeuschönheit, die naturalistische Behandlung drängte sich in den
Vordergrund, um in Verbindung mit der der Seide eigenthümlichen
Wirkung sich zu einer Richtung auszubitden, welche mit dem Prinzip
der Gewebeverzierung wenig mehr gemein hatte. Der elegante Ausdruck
in der Zeichnung gelangte zur Herrschaft, und das Ziel, das sie sich
steckte, war das Haschen nach Wirkungen, welche wohl durch Hervor-
bringung übermäßiger Pracht das Auge blendeten, aber auch jedes
kräftige Empfinden für das Wahre unö dessen unmittelbare Wirkung
gänzlich unterdrückten.

Die Seideuindustrie der Niederlande fand schon im 15. Jahr-
hundert in Brügge kräftige Kultur. Auch hier waren es die italienischen
Ansiedler, welche die Textilkunst seßhaft machten, und welche durch Ein-
wanderung von Franzosen eine frische Belebung erhielt.

Die Religiouswirreu des 17. und 18. Jahrhunderts waren die
Ursache, daß auch in Deutschland die Seidenindustrie festen Fuß
fassen konnte. Die großen Weberfamilien der Fugger, Welser, Hoch-
stetter usw. in Nürnberg und Augsburg kamen im 15. Jahrhundert zu
mächtigem Ansehen und Reichthum. Kurfürst Maximilian Emauuel
 
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