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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

DOI Artikel:
Werner, H.: Die Gewebe und deren Verzierung, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0069

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Das' „Fachblatt für Iimen-Dekoration" ist
bei der deutschen Reichs-Post unter Nr.
2022 der Post-Ieitungsliste eingetragen.

verbreitet in Deutschland, Gestcri eich-Ungarn und der Echweiz.

Vertrieb f. Bester.-Ungarn: Spirlhavrit SchUvich, UVikN I, Äumpfg. 7.
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Rlrinere Beträge sind stets voranszube-
zahle>i. Einzelne Nummern kosten 50 Pf.
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I. Äahvgang.

Warmstadt, 2Z. Wpril j§69.

Bummer §.

'die und deren Der^ieruug.

Von H. Weriler.

(Schluß.)

A?Zer Kampf, um den der Neuzeit entsprechenden Stil zu finden oder
zu schaffen, dieses Schmerzenskind der modernsten Kunstbestrebungen,
brachte es mit sich, daß mau sich schließlich aus dem scheinbar beengenden
Formenkreis eines einzigen, besonders gepflegten Stilkaräkters, dem der
Renaissance, loszuringen suchte, und es mit einer ganzen Sippe von
Stilen aller Völker und Welttheilen aufzunehmen suchte, dabei dem
Naturalismus jedoch Thür und Thor öffnete, damit auch dieser den
lustigen'Reigen mitmachen konnte.

Als man die luchesischen, sizilianischen, sarazenischen, die nord-
italienischen, maurischen und palermitanischen, die Florentiner, ober-
italienischen und altdeutschen Gewebe in Damast, Sammt und Brokate
nachahmte, da blieb man streng innerhalb der richtigen Gewebe-Verzierung;
alle jene alten Verzierungsarten wurden in Ven manichfaltigsten An-
ordnungen und Formen in tausendfachen Aenderungen benützt, wobei
der erzielte Erfolg jederzeit ein edler und schöner blieb, und wodurch
diese modernen Gewebe zu den herrlichsten Erzeugnissen der Tertilkunst
unserer Zeit gestempelt wurden. Doch bei dieser Nachahmung alter
Stoffe und der Sucht nach immer Neuem gelangte man auch dahin, daß
man die technische Kunstfertigkeit in der Herstellung der Gewebe aus
der späteren uns naher liegenden Zeit zu beachten und nachzuahmen
begann, wobei man an den Verzierungsweisen jener Stoffe Geschmack
fand und ihnen mehr Beachtung schenkte, als es zweckdienlich war; und so
kamen schließlich die Lyoner Brokate, Seidendamaste, Seiden- und Sammt-
gewebe des Barock und Rokoko an die Reihe als Vorbilder zu dienen.
Von diesem zum Naturalismus im vollsten Sinne war nun auch kein
großer Sprung mehr zu machen. Die neuesten Seidenstoffe bieten uns
schon eine Auswahl der anmuthigsten Blumenguirlanden, Bouquets und
Streublümchen usw., dazu gesellen sich allerlei technische Kniffe, um in
glatten, billigen Seidenstoffen durch Gauffrirung, Prägung von erhabenen
Silhouetten, auf welchen die Blumen in ihrer höchsten Farbenpracht
mittelst Walzen oder Model aufgedruckt werden, — die Wirkungen und

den Schein schwerer, buntbroschirter Seidengewebe nachzuahmen, d. h.
ein billiges, mehr oder weniger werthloses Fabrikat, durch falschen Schein
zu einein kostbaren, technisch bedeutend höher stehenden Erzeugnisse zu
stempeln: und zwar nicht in verschiedenen Arten des Stoffes, sondern
in einem und demselben. Damit mag wohl ein Geschäftsvortheil erreicht
werden, auch dem üblichen Wunsche nach Billigkeit entsprechend gehandelt
sein, aber der Industrie im Allgemeinen ist damit kein großer Dienst
erwiesen. So lange man einen besseren, dauerhafteren und mit speziellen
Eigenschaften ausgestatteten Stoff durch einen anderen aber billigeren und
diese Eigenschaften nicht besitzenden Stoff nachzuahmen sucht, mag dafür
eine gewisse Berechtigung vorhanden sein, sobald man jedoch einen guten
Stoff durch einen schlechteren derselben Art mit Anwendung von technischer
Kniffe zu- dem Ersteren stempeln will, so liegt dafür keine Berechtigung
vor, außer jener, billig, aber auch schlecht zu erzeugen, um Geschäfte
zu erzielen.

Selbstverständlich ist dieser eine Vorgang nur nebensächlich und
noch lange nicht von so tiefeinschneidender Bedeutung, um auch die
Anfertigung der herrlichsten Gewebe, wie nur je, verhindern zu können.

Die VerzieruugSweise, welche nun jetzt in den meisten Fällen gang
und gebe.geworden ist, sobald sie sich eben der neuesten Geschmacksrichtung
anschließt, kann füglich wenig mehr eine Verzierung geheißen werden;
und wäre somit darin der so geächteten Stillosigkeit von vor 30 bis 40
Jahren sehr nahe gerückt, welcher wir so geflissentlich aus dem Weg zu
gehen suchten.

Der japanische Stil, worin mau für kurze Zeit sein Heil zu finden
glaubte, hat nun auch nicht jenen Erwartungen entsprochen, dessen man
sich von ihm erhoffte, und wobei man sich dem Wahne hingab, endlich
zur Originalität zu gelangen. Man suchte wohl durch gewisse seltsame
Formen und besonders eigenthümliche Kolorits, eine fremde, ungewohnte
Gestaltung der Sache zu geben, was man schließlich als Originellität,
aber nicht als Originalität gelten lassen kann. Und so, wie die Anzeigen
sich geben, so dürste der Japanismus in seiner Unverstandenheit und
Ausartung noch manche Blüthe treiben, welche nichts weniger als schön
genannt werden dürfte. So melden schon einige Modeberichte, und diese
spielen ja eine bedeutende Rolle in unseren kunstgewerblichen und
industriellen Betrieben der Textilkunst — und nicht allein darin, sondern
 
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