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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Japanischer Wand-Dekor
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Möbel und Kristall
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Nachahmung eines berühmten Porzellan-Lüsters
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Ausstellungswesen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0102

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5eite 88.

Nr. U.

„^sachblatt für Inncn-Dekoration".

Jaziünifcher Wand - Nelwr.

«Die Firma I. Petitjean in Paris hat mit ihreni gleichzeiiig hier ab-
gebildeten Ausstellungsgegenstand für die letztjährige Weltausstellung
in Paris sich einem ebenso zeitgemäßen wie originellen Stile zugewandt
und damit gewiß einen guten Griff gethan, denn die anmuthige japan-
ische Flora mit den sie belebenden und ebenso 'graziösen Vögeln eignet
sich ganz besonders für eine hübsche und ansprechende Tapeten-Dekoration.

Zudem findet gerade dieser Genre in seiner typischen, konturirten
Zeichnung künstlerisch eine geeignete Behandlung im Tapetendruck, so
daß hierdurch die japanische Malerei gleichsam in ihrer Originalwirkung
erreicht wird, was bei Nachbildungen anderer Gattungen wohl kaum
gesagt werden kan».

Daß der genannte Dekor auch in Zeichnung und Kolorit erfreu-
licherweise guten Händen anvertraut war, wird schon von manchem
Fachmannne, welcher Gelegenheit hatte, ihn auf der Pariser Ausstellung
zu sehen, mit Befriedigung wahrgenommen worden sein, denn derselbe
galt mit Recht als eine der hervorragendsten Zierden der französischen
Tapeten-Abtheilung. /

Zur technischen Herstellung des Dekors hat aber der Fabrikant
eine für die Maschine außerordentliche, bis jetzt einzige Druckhöhe erreicht,
denn die hierzu erforderlichen Walzen haben den beträchtlichen Umfang
von 2 Meter, und ergeben die 8 Walzenserien, welche für den zu 8

Tapetenbahnen komponirten Dekor in allen seinen Farbenschattirungen
nothwendig sind, zusammen die stattliche Zahl von 120 Walzen.

Die bedeutende Höhenausdehnung des Tapetenbildes, welche oben
durch Ansetzen von genau passendem Grund noch gesteigert werden kann,
ermöglicht es mit Anwendung eines passenden Sockels, die Wände eines
mittelgroßen Zimmers vollständig auszufüllen, so daß dieser Umstand
mit dazu beiträgt, dem Dekor bei allen Interessenten eine günstige Auf-
nahme zu sichern. Die Koloritausführungen sind auf 3 Grundtönen in
kretonne, wassergrün und fayence hergestellt, und werden auf letzteren
noch die Kachellinien in Handdruck hinzugefügt.

Die Firma Petitjean wollte diesmal ihre gesammte Konkurrenz über-
treffen und brachte ein Maschinenmuster, dessen Walzen einen Umfang
von 2 Meter haben, und hat damit sowohl in Frankreich wie im Aus-
lande berechtigtes Aufsehen erregt. X.

MöVet und Rristall,

das ist die neueste und originelle Idee, welche von einem Amerikaner
mit Zubilseuahme von Kunsthandwerkern der Glasindustrie zur Aus-
führung gebracht worden ist. Die Bettstellen des Schlafzimmers dieser
Ausstattung bestehen bis zu den Füßen (also sümmtliche Wände) aus
dem reinsten Kristall, welches von den mannigfaltigsten, schönsten Male-
reien verziert ist. Die übrigen Möbel sind in gleicher Weise hergestellt.

Abbildung Nr.

40. Japanischen -IVand-Nrlrov.

Ausgestellt auf der Pariser Welt-Ausstellung 1889 von der Tapetenfabrik I. Petitjean in Paris.

Nachahmung eines öernhmten Wol^ellan-?

Lüsters.

AIDie königl. Porzellan-Manufaktur hat ein sehr bemerkenswerthes
Kunstwerk hergestellt. Es ist die Kopie jenes schönen Kronleuchters
mit 21 Lichttillen, welchen einst Friedrich der Große unter Griesinger's
Leitung ausführen ließ und welchen bei Besichtigung der Lagerräume
am 28. November 1769 die damalige Kurfürstin von Sachsen lange
angesehen und schöner und größer wie den zu Meißen gefertigten ge-
funden hat. Der Kronleuchter gleicht einem großen Blumenstrauß, denn
aus dem Mittelkörper und den nach oben geschwungen-m Armen sprießen
Nelken, Astern, Balsaminen, Tulpen, Wasserrosen in natürlicher Form-
gebung, köstlicher Farbenpracht und in der zartesten Durchmodellirung
der vollen Blüthenkrone hervor. Zwischen den Armen und Blüthen
tauchen brillant behandelte, leicht gewandete Grazien des Rokoko,
welche in unnachahmlicher Attitüde auf der Einziehung des Mittelkörpers
ruhen, reizvoll auf. Dieser Mittelkörper, unten dreiseitig und birnen-
artig erweitert, ist durchbrochen; oben endigt er in einem schlanken
grünen Blätterbündel, dem ein Ananas entsteigt. Mit dem Gold der
fein ziselirten Bronzearme eint sich die Schönheit der Farben zu einer
geradezu berückenden Wirkung. Eine kleinere Kopie jenes alten Kron-
leuchters ist nach Bukarest verkauft worden. — Vielleicht ist es uns
möglich, in einer der nächsten Nummern eine Abbildung von obigem
Porzellan-Lüster zu bringen.

Mttsstellttngswesett.

Am 31. Mai d. I. wurde in Bremen die „Nordwest-deutsche Gewerbe- und
Industrie-Ausstellung", welche vornehmlich das Bremer Gebiet, das Großherzogthum
Oldenburg und die Provinz Hannover umfaßt, zum Theil aber auch dentschnational
und international ist, in feierlicher Weise eröffnet. Eine so großartig angelegte
Ausstellung hat Deutschland überhaupt noch nicht gesehen; sie nimmt im Vergleich
zu ihren deutschen Vorgängerinnen nach der Pariser Weltausstellung, mit der sie in
Bezug auf die Veranlagung und die formenfreudige Architektur der kuppelgekrönten
und säulengeschmückten Gebäude manche Aehnlichkeit hat, ohne Frage die erste Stelle
ein. Das Ausstellungsareal umfaßt 375,000 Quadratmeter, hat also etwa die .Größe
des Pariser Marsfeldes. Das Terrain bildet den schönsten Theil des Bürgerparks,
eine Anlage, für die bislang zirka IY2 Millionen Mark aufgewendet wurden. Die
ausstellungsseitig aufgeführten Gebäude nehmen eine Grundfläche von zirka 27,000
Quadratmeter ein, wovon z. B. auf die Haupthalle 13,500, auf die Kunsthalle 1735,
auf das Marinegebände 3220, auf die Maschinen- und Motorenhalle 4140, auf die
Gartenbauhalle 1090 und auf das Handelsgebäude 2800 Quadratmeter entfallen.
Rechnet man die Privatausstellungen hinzu, so steigt die Zahl der Gebäude auf
etwa hundert. Auch die elektrische Ausstellung wird die größte sein, welche bis jetzt
in Deutschland gezeigt wurde. Des Abends wird der ganze Park durch die konkur-
rirenden Firmen durch Scheinwerfer, Bogenlampen und Glühlichter elektrisch beleuchtet.
Es ist dabei Gelegenheit geboten, die verschiedenen Systeme zu prüfen.

Mittel gegen den Holzwurm. Möbel oder Bildcrrahmen, in welchen der
Holzwurm nistet, werden an den nupolirten Stellen mit Kreosotöl bestrichen und
so lange in einen unbewohnten Raum gestellt, bis der unangenehme Geruch ver-
schwunden ist.
 
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