Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

DOI article:
Holländisches Bett: (aus der Sammlung des Mährischen Gewerbe-Museums)
DOI article:
Ueber die Lüftung bewohnter Räume
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0187

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
5eite 158.

Nr. 19.

„Fachbl alt für Inn en-D ekora kion".

Mollandifchrs Wett.

(Aus der Sammlung des Mährischen Gewerbe-Museums.)

^Witter den Möbeln des Hausrathes wurde dem Bette stets ein beson-
deres Augenmerk zugewendet.

Wir finden in früher Zeit die Lagerstätte, welche Schütz vor.
Kälte, Zug und Wind bieten und Ruhe geben soll, eingebettet in tiefe
Wand-Nischen, vor welche ein Vorhang gezogen werden kann; oft ist
das Bett verbunden mit dem Massivbalkenwerk der Holzwände, später
erscheint es vor der Wand, fest mit dieser oder mit dem Getäselwerk
verbunden oder aber an dieses nur angelehnt ; immer ist es mit einer
schweren Holzdecke versehen, wenn nicht die Balkendecke des Raumes
selbst den Abschluß nach obenhin bildet; noch später ist es frei gestellt
und erhält nun an drei Seiten volle Holzwände zum besseren Schutze
des darin Liegenden. Noch in der Gothik und der Früh-Renaissance
finden wir neben dem offenen Schlaflager das Bett auch kastenförmig
geschlossen, also an drei Seiten mit Holzwänden und oberhalb mit
einer Plafondschalung, oder köpfend mit einer Wand versehen, und

angeordnet, mit einfachen getäfelten Seitentheilen begrenzt; das Kopf-
ende und eine Seite sind mit vollen Holzwänden abgeschlossen, während
das Fußende nur bis zur halben Höhe vollwandig erscheint und darüber
eine ziemlich derbe Bogenreihe zeigt, deren Ecksäule insbesondere eine
kräftige, wirkungsvolle Profilirung hat; der Fries ist schuppenartig
dekorirt, und ist darüber das Gesimse mit einer weiteren einfachen aber
effektvollen Schnitzerei und mit konsolartigen Uebergreifungen angeordnet.
Das abgebildete Bett stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts.

Zwei diesem sehr ähnliche, aber reichere Betten aus den Jahren
1605 und 1642 befinden sich in den Museen zu Petersburg und
Antwerpen.

rSev die Müfkung SewoHntev Mäume.

!ie Lüftung geschlossener Räume wird namentlich in Zeiten großer Volksscuchen
^ in ihrer Bedeutung erst dann voll gewürdigt, wenn bestimmte, ziffernmäßige
Angaben über den Gehalt der Luft an entwickelungsfähigen organischen Keimen vor-
liegen. Die ganz außerordentliche, theoretisch mögliche Vermehrungsfähigkeit der
Mikroorganismen findet glücklicherweise eine Grenze in dem Mangel an Nahrungs-

Abbildung Nr. 89. Holländisches Welk.

wird dann die Decke von dieser und von Säulen getragen. Die
vollen Seiten verschwinden später immer mehr, die übrig gebliebenen
unteren Seitentheile, vor Allem das höher gehaltene Kopf- und das
niedrigere Fußende erscheinen reich geschnitzt, und wird die Decke mit
ihrem schweren, reich verzierten Gebälke durch vielfach profilirte, kanelirte
und fonst reich geschnitzte Säulen oder schöne Figuren getragen. Stoffe
ersetzen nunmehr die seitlichen Wände, schwere Sammt- oder Seiden-
Draperien, gestickte Leinen usw. hängen oft von der Holzdecke ringsum-
her baldachinartig herab.

Noch später wurde der schwere Holzplafond ganz weggelassen oder
wurde immer kleiner und diente alsdann, wie auch die Säulen, welche
das Gestänge tragen, nur als Haltepunkt für schwere Vorhänge und
sonstige Zierstosfe.

Ein aus Antwerpen stammendes Bett der Renaissancezeit (flämische
Renaissance) bringt unsere Abbildung Nr. 89; die Lagerstätte ist hoch

Im Besitze des Mährischen Gewerbe-Museums.

stoffen; deshalb ist es wichtig, für bestimmte praktische Verhältnisse die Zahl und
die Vermehrung der in der Athemluft schwebenden Pilze zu erkennen. So fand
nach der „Deutschen Bauzeitung" Uffelmann in Rostock im Mittel an entwickelungs-
fähigcn Keimen in jedem Kubikmeter der Außenluft 250, in verhältnißmäßig gut
gelüfteten Wohnzimmern 3000, in einem fensterlosen Alkoven 27000 und in einer
schlecht gelüfteten Arbeiterwohnung 31000 Stück. Hesse fand an solchen Pilzen durch-
schnittlich in jedem Kubikmeter eines Schulzimmers vor Beginn des Unterrichts.
2000, während der Schulzeit 16500 und am Schluß der Schule 35000 Stück. Die
Zahl der Mikroorganismen in der ohnehin durch Staub stark verunreinigten, zum
Ersatz heranzuziehenden Straßenlnft ist überaus verschieden, je nach der Jahreszeit,
der Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, der Enge der Straße, der Entfernung
von den Rinnsteinen in unkanalisirten Städten und der Entfernung von den Luft-
schächtcn und Dachrinnen-Mündungcn in kanalisirten Städten und beträgt zuweilen
4000 und mehr in einem Kubikmeter. Zur Vergleichung sei hier noch bcmekt, daß
Freudenreich auf hohen Bergen in der Schweiz oft 2 bis 3 Kubikmeter Luft durch-
suchen mußte, um eine einzige Bakterie zu finden, daß jedoch wiederum in der Straßen-
luft von Bern ein Gewimmel von unzähligen kleinen Lebewesen bemerkbar war.
Von gleicher Reinheit wie die Höhenluft ist die Meeresluft.
 
Annotationen