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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 7.1896

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Bergfeldt, B.: Neue Kunst in der Innen-Dekoration
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Zur Einfuhrverhinderung in den Vereinigten Staaten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7394#0137

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Juni-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 99-

dekoration sehr gut verwenden und wird ein Versuch in dieser
Beziehung sehr lohnend sein. —

Für farbenprächtige Wanddekorationen möchte ich hier noch
die jetzt in England sehr viel angewandten 8ilvsr- gtsvoils der
Firma Rottmann L To. in London erwähnen. Dieselben sind
mit der Hand ausgemalte Schablonen auf Papier oder Stoffen
und in ihrer Wirkung sehr reizvoll. Sie haben auch den Vor-
theil, daß man die Farben beliebig abgetönt wählen kann, wie
sie für die Dekoration des Raumes paffen. Ich sah einen Ztsuoll-
Fries, welcher an einer Zimmerwand dunkelroth begann, dann
ging er in hellroth über, dann hellgelb, Dunkelgelb, hellblau,
Dunkelblau und wieder nach hellroth zurück. Zu solchem Fries
gehört natürlich eine ruhige, einfarbige Wand. —

Ehe ich den Artikel schließe, möchte ich die Herren Baumeister
noch dazu anregen, die Gefen in unseren deutschen Zimmern nicht
immer in die Ecken zu legen, sondern inmitten der breiten Zimmer-
wand und zur Hälfte in die Wand eingelassen, hierdurch lassen
sich die Möbel im Zimmer viel besser und künstlerischer stellen.
Eine Kamindekoration von Fauteuils, die von jeder Seite des
Kamins in das Zimmer mitten hinein stehen, gibt dem Raume
stets ein elegantes, wohnliches Aussehen und ist diese Art der
Dekoration in Frankreich und England längst in Gebrauch. Die
deutsche Art, wie sie bisher oft angewandt wurde, die Möbel in
die Ecken und an die Wände herum zu stellen und den mittleren
Raum des Zimmers frei zu lassen, ist durchaus weder schön noch
künstlerisch und gibt dem Zimmer ein zu strenges, militärisches
Aussehen.

Zur Einfuhrvtrhinderung in den Vereinigten Staaten.

eit einiger Zeit hatte es den Anschein, als ob die
Mehrheit der Bewohner der Vereinigten Staaten von
der befolgten übertriebenen Schutzpolitik ein wenig
zurückgekommen sei und einige Milderungen traten in der letzteren
ein, die die europäischen Exporteure auf weitere hsrabminderungen
hoffen ließ und schon jetzt das Geschäft wieder lohnender gestaltete.
Es scheint aber, daß die Freude nur von kurzer Dauer sein wird,
beim abgesehen davon, daß Mr. Mac Kinley, der Vater des
unheilvollen Zollgesetzes große Aussicht hat, Präsident zu werden,
haben es viele der amerikanischen Industriellen bereits jetzt ver-
standen, die gewährten Vortheile der Verzollung illusorisch zu
machen und die anderen werden jedenfalls diesem Beispiele folgen.

Bekanntlich wird in den Vereinigten Staaten eine Waare
nicht nach ihrem Gewicht, sondern nach ihrem Werth versteuert.
Am diesen letzteren festzustellen, waren, den Bestimmungen des
Gesetzes vom sO. Juni s890 zufolge, von der Regierung Sach-
verständige eingesetzt worden, die die eingeführten Artikel ab-
schätzten und gegen deren Entscheidung es keinen Appell gab.
Anfangs übten diese ihr Amt mit lobenswerther Unparteilichkeit
aus, es gab daher selten Unzufriedenheit unter den Importeuren,
die sich mit der Thatsache der hohen Tarife nun einmal abge-
sunden und trotz derselben verstanden, den Kampf mit den ameri-
kanischen Produzenten fortzusetzen. Dies entsprach aber natürlich
den Wünschen der letzteren keineswegs und um eine Einfuhr fast
unmöglich zu machen, beschlossen sie, eine Pression auf die Sach-
verständigen auszuüben. So begründeten die Textil-Interessenten
einen Verein, „lltzs Oustoms ^.sZooisckiov", dessen An-

gestellte von den Industriellen gemeinschaftlich bezahlt werden
und deren alleinige Ausgabe es ist, darauf zu achten, daß die
Abschätzer den Werth einer Waare möglichst hoch feststellen,
indem ihnen mit Denunziationen gedroht wird rc. Diese Politik
hat bereits ihre Früchte getragen und seit einigen Monaten werden
die Zölle nicht mehr nach dem deklarirten Werth erhoben, sondern
dieser um 5, sO, 20 und selbst manchmal 5O0/o erhöht.

Um die Sachverständigen, die vielleicht dem auf sie aus-
geübten Druck doch nicht nachgeben wollen, von der mala iiäs
vieler Importeure zu überzeugen, ist der Verein auf ein sehr
ingeniöses Mittel verfallen. Will er nämlich die Einfuhr eines
in den Vereinigten Staaten viel gekauften Artikels verhindern,
so begibt sich eines seiner Mitglieder nach dem Lande, woher
dieser stammt, kauft in einem Detailgeschäft zu theuerem Preise
eine kleine Quantität davon, deklarirt einen sehr hohen Werth
und läßt nach diesem den Zoll festsetzen. Wird dann von den
fremden Importeuren die Waare nach New-Hock gebracht und
nach ihrem laufenden Werth deklarirt, so hält der Sachverständige
dies für einen versuchten Betrug und muß eine hohe Strafe
bezahlt werden, wenn man nicht den Artikel ganz und gar mit
Beschlag belegt.

Auch diese unerträglichen Zustände erscheinen den amerika-
nischen Produzenten aber nicht ausreichend, um sie vor der fremden
Einfuhr zu schützen chnd das Repräsentantenhaus hat auf ihr
Betreiben bereits ein Gesetz angenommen, das die herrschenden
Bestimmungen wieder bedeutend verschärft. Bis jetzt wurde nur
ein Strafgeld erhoben, wenn der Abschätzer den angegebenen
Werth eines Artikels um sO°/o erhöhte, jetzt soll dies aber auch
geschehen, falls er ihn um nur s °/o heraufsetzt und zwar wird
er sich bei der Feststellung nicht mehr darum kümmern, welches
der Preis des Artikels am Ursprungsorte sei, sondern, nachdem
er einige entstehende Kosten in Abzug gebracht, zu welchem er in
den Vereinigten Staaten verkauft wird. Importeure, deren
Deklarirung eine falsche war, sollen in ihrem Lande wegen
Meineid verfolgt werden.

Der Entwurf hat noch nicht Gesetzeskraft erlangt, da er
vom Senat erst durchberathen werden muß, doch ist keinerlei
Aussicht vorhanden, daß dieser ihn ablehnt, und so dürften denn
die neuen Maßregeln in nächster Zeit zur Anwendung kommen
und das ohnehin mit so vielen Schwierigkeiten verknüpfte Geschäft
mit den Vereinigten Staaten noch viel unbequemer und unange-
nehmer werden. —

Netzer Groktentzaulen. In der Neuzeit sind die sogen.
Grottenbauten sehr beliebt geworden und für gewisse Arten von
Baulichkeiten werden sie als selbstverständlich angesehen, ganz
besonders sind sie aber bei Anlage von Wintergärten oder Parks,
sowie in Aquarien, zoologischen und botanischen Gärten beliebt
und bilden einen wesentlichen Bestandtheil der hier vorkommenden
Dekorationen. Selbst in kirchlichen Gebäuden der Katholiken werden
sie in Form von Wallfahrts- oder Heilige Grab-Grotten in Ver-
bindung mit Stationen, Statuen von Heiligen rc. öfter erbaut.
Eine Zeit lang verwendete man zu ihnen das Korkholz, allein
die Erfahrung lehrte bald, daß dasselbe nicht haltbar genug war,
und daß in ihm verschiedene Insektenarten nisteten, die für die
grünen Anpflanzungen sehr schädlich waren. Man ist deshalb
auf den echten Tuffstein zurückgekommen, welcher sich schon vermöge
seiner grotesken Form gut für Grottenbauten eignet und außerdem
sehr fest ist, so daß er kaum zerstört werden kann; auch läßt er
sich leicht bepflanzen und gut in die gärtnerischen Anlagen einstigen.
Zur Herstellung solcher Grottenbauten bedarf es übrigens beson-
derer Kenntniß und Fertigkeit, auch sind dazu Hülfsmittel nöthig,
die nicht jedem Baugewerke zur Verfügung stehen, und so haben
sich denn in der letzten Zeit Unternehmungen gebildet, die aus-
schließlich derartige Bauten ausführen. Eines der bekanntesten ist
die Firma Mtto Zimmermann in Greußen (Thüringen); sie
besteht schon seit s868 und hat nicht allein in Deutschland, sondern
auch in Rußland und vielen anderen Ländern derartige Grotten
ausgeführt. Derartige aus Tuffstein ausgeführte, mit Garten-
anlagen verbundene Grottenbauten müssen oft auch bei architekto-
nischen Entwürfen ihre Berücksichtigung finden, deshalb sind sie
berechtigt, das Interesse des Baumeisters in Anspruch zu nehmen.—
 
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