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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1899)
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Nachträge zum Weihnachtskatalog, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0198

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d i e deutsche Bilderbibel sehlt eben noch. Es wird einer vom Stamme der
Thoma und Steinhausen, aber es muß auch ein Meister des Mächtigen und
Erhabenen sein, der sie unserm Volke einst schenkt. — Von katholischer
Seite liegen zur religiösen Kunst zwei Veröfsentlichungen vor. — „D a s
Vater-Unser, im Geiste der ältesten Kirchenvüter in Bild und Wort",
dargestellt von Ludwig Glötzle als Maler und Alois Knöpsler als Schriststeller
(Freiburg, Herder, geb. ^ M.) gibt neun schöne Heliogravüren nach Bildern,
die sein und gut komponiert und ausgeführt sind, aber für unser Gefühl immer
noch zu viel Konvention und zu wenig Leben bringen. Die „Jahresmappe
1899" der „Deutschen Gesellschaft sür christliche K u n st" (ffs Mk.,
deren Kommissionsverlag gleichfalls Herder besorgt) zeigt, daß man auch in
katholischen Kreisen jetzt größere Freiheit gelten läßt, als noch vor Kurzem,
aber doch ist es, als wagte sich der tiefe religiöse Sinn, der unverkennbar in
vielen dieser Künstler lebt, nicht recht unbesangen zu geben, weil allerhand
äußerlich gewordene Regeln ihn beengen. So gewinnt man wohl ost genug
den Eindruck der vortrefslichen Arbeit, aber kaum je den gottsreudigen wirk-
lichen Schassens. Auf das Dilemma, das hier vorliegt, werden wir bald in
einem Aufsatz über religiöse Kunst überhaupt zurückkommen.

Von den „profanen" Bilderwerken, die uns jetzt erst kurz vor Weih-
nachten zugegangen sind, ist das vornehmste „spezisisch-künstlerische" : „A l b e r t
von Kelle r", erschienen bei Bruckmann in München zum Preise von 50 Mark
in Lederband. Es bringt zwanzig sehr schöne Photogravüren von Albert
Kellerschen Gemälden, deren Auswahl die verschiedenen Seiten im Schaffen
dieses Künstlers so gut kennzeichnet, wie das mit zwanzig Bildern nur irgend
anging. Vielleicht kommen wir auf das Werk und seine feinen eigentümlichen
Reize noch zurück.

Einzelgebieten der Kunstpslege sind zwei neue Publikationen gewidmet.
„W iener Medailleure" heißt ein sehr interessantes und verschwenderisch
reich ausgestattetes Vilderwerk von A. R. v. Loehr (Wien, Anton Schroll L Co.),
das überraschend zeigt, wie weit die „Wiedererweckung der Medaille" in der
Donaustadt schon gediehen ist. Das Werk ist durch den Text, wie durch die
unübertrefflich schönen Abbildungen höchst lehrreich weit über den Kreis der
nächsten „Jnteressenten" hinaus und wird „fachlich nicht interessierten" Kunst-
sreunden wie Künstlern auch Genuß in Fülle bringen. — Bei Franz Zells
„Bauern-Möbeln aus dem Bayerischen Hochland" (Frankfurt
a. M., Keller) sragt man sich, ob wirklich bei all diesen Stücken eine Reproduktion
in so teurer Technik notwendig war, ob's nicht bei vielen davon zu Gunsten
billigeren Preises auch Autotypie statt Lichtdruck gethan hätte. Denn freilich,
eine weite Verbreitung wünscht man dem Buch. Sieht man darin, mit wie
viel Munterkeit und Phantasie das Volk auch dort noch bis vor die Thore der
„Jetztzeit" in kunstgewerblichen Dingen seinen Weg ging, so jammert's einen
der Gegenwart, sreut es einen aber der Zukunst, denn diese Künstlerheiterkeit
kann durch ein paar griesgrämige Jahrzehnte noch nicht ausgerottet sein.
Aber nicht nachmachen, meine Herren Tischler und Schlosser vom Lande! —
Dummheiten haben unsre Eltern auch gemacht. Das vorliegende Werk be-
weist das sozusagen im Nebenamt, — wir kommen vorwärts, wenn wir frei
auf denselben Wegen mit den alten gehen, aber nicht, wenn wir in ihren Fuß-
spuren nachstapfen wollen.

Nun ein paar Prachtwerke nicht mehr „spezifisch künstlerischen Wesens".
„Der Harz", von Hans Hoffmann unter Mitwirkung von allerhand Fach-
Kunstwart

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