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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1899)
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Göhler, Georg: Peter Cornelius
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Sommer, Hans: Von der "Internationalen Musik-Gesellschaft"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0238

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Jch möchte wohl wissen, ob in der Wartburg zu Cassel ein einziges von
diesen Stücken im Programm zu finden war: Und doch hat die Männer-
cho rliteratur kaum größere Kunstwerke als die Trauerchöre op. 9. Das
ist weder Liedertasel- noch Orchesterstil. Auch die gemischten Chöre singen
den herrlichen Zyklus „Liebe" (op. s8) lange nicht ost genug, — und
„Der Tod, das ist die kühle Nacht", wer kennt diese poetische Chor-
phantasie? —-

Jst's denn aber mit den Opern anders? Der „Barbier von
Bagdad" ist eingestandenermaßen ein Meisterwerk; Leute, die das Glück
hatten, ihn ost zu hören, weinen bei dem Gedanken daran; der Humor
in dem Werke ist ebenso echt und reich, wie die poetische Empsindung
in den Liedern. Unter den wenigen seinen musikalischen Lustspielen ist
der „Barbier von BagdalL eines der besten; er zeigt Cornelius von
einer Seite, die sonst höchstens in einigen kleinen Liedern und Duetten
bemerkbur ist und nur in seiner drastischen Parodie der italienischen Oper,
in dem Terzett „Jch sterbe den Tod des Verräters" wirklich sturk hervor-
tritt. — Der Theaterspielplan aber, der so schön übersichtlich die ^chaten
unserer deutschen Bühnen registriert, könnte in Taschenformat mit vier
Blättern erscheinen, wenn allein die bisherigen Ausführungen des Werkes
zu verzeichnen wären. „Cid" und „Gunlöd", die beiden andern Opern,
haben auch ein Recht, wenigstens auf unsern größten Bühnen einmal
zu erscheinen, die doch jahraus sahrein genug Werke bringen, welche sich
auch mit diesen beiden nicht messen können.

Cornelius ist sreilich erst 25 Jahre tot, und der Deutsche wartet
gern ab, bis die gesetzliche Schutzfrist — besser: Schonzeit — von 30 Jahren
abgelaufen ist. Wer schon vorher — womöglich noch dieses Jahr! —
die Weihnachtsgaben des Mainzer Weihnachtskindes sich oder andern
aus den Tisch legen will, der wende sich an Schotts Söhne wegen der
Lreder op>. s und 3—6, an Schlesinger wegen des „Vater unser" op. 2,
an C. F. Kahnt Nachfolger wegen des „Barbiers von Bagdad", an
Breitkopf Härtel wegen dreier Heste Nachgelassener Lieder und Duette,
an Aibl wegen des „Cid" und an E. W. Fritzsch wegen der Chorwerke,
der Weihnachtslieder und der Brautlieder. Biographien gibt es von
Kretzschmar und von Sandberger. Aber am besten lernt man den
Künstler aus seinen Werken kennen. Die Ruhe der Weihnachtswoche
böte dazu die schönste Zeit! Georg Göhler.

von der ^ZnternAtionnlen /Duslk-Gesellsedntt".

Die Firma Breitkops <L Härtet in Leipzig hat vor kurzem einen Ausruf
zur Bildung einer „Jntcruationalen Musik-Gesellschaft" versandt, der lediglich
die Unterschrift der genannten Firma trägt.

Es soll eine Monatsschrift herausgegeben werden, deren Programm sich
so zicmlich mit denjcnigen unserer besseren Musikzeitschriften deckt, auch erscheinen
größere Aufsätze vierteljährlich in Sammelbänden. Die Beiträge werden in
der Originalsprache jdeutsch, englisch, französiich, italienisch) gedruckt, was für
die internationale Verständigung günstig sein mag. Endlich soll der persön-
liche Verkehr zwischen Musikern und Musikfreunden in Ortsgruppen und Sek-
tionen, auch in Generalversammlungen und Kongressen gepflegt werden.
 
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