Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,1.1899-1900

DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1900)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7959#0378

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wo so viel geschrieben worden, daß es
der Wiederholungen heut nicht bedarf.

L. R.

vevrnischtes.

* John Ruskin ist gestorben.
Wie wir den Text schon zu Seiten
umbrechen, erfahren wir's. Selbstver-
ständlich kommen wir in einem der
nächsten Hefte auf Ruskin zurück.

* Geistesverwandte unter den
deutschen Zeitschriften hätten wir früher
nur in weit kleinerer Zahl bezeichnen
können, als jetzt, denn seit einigen
Jahren hat der neue zugleich soziale
und nationale Geist auch auf diesem
Gebiete recht mannigfach befruchtet.
Hier haben wirklich die Theologen ge-
sührt. Psarrer Raumanns „Hilfe" und
Martin Rades „Christliche Welt"
sind Zeitschristen geworden, dis zu
unseren allerbesten gehören; sie ver-
dienen auch in den Kreisen der nicht
kirchlich Gesinnten eine immer noch
viel regereBeachtung, sie wirken gerade-
zu segensreich. Boussets „Theo-
logische Rundschau", auch aus
diesem Kreise hervorgegangen, wendet
sich mehr an Gelehrte, der von Grott-
huß herausgegebene „Türmer" will
aber als „Monatsschrift für Gemüt und
Geist" gern ein christliches Familien-
blatt werden. Schade, daß sein Heraus-
geber in literarischen und künstlerischen
Dingen ziemlich kritiklos ist, man
merkt's am „Türmer" öfter als gut.
Aber seine Absichten sind vortrefflich,
und vornehme Gesinnung ist sür solch
ein Blatt sehr, sehr viel wert.

Eine Neugründung, die wir warm
begrüßen, sind die von Fritz Lienhard
bei Georg Heinrich Meyer in Berlin
(8.>V. Hs) herausgegebenen „Blätter für
Literatur und Volkstum": „Heimat"
— ja, eine Neugründung, denn der
wackre „Bote sür Literatur" hat sich
damit so gründlich vcrändert, daß ihn
keiner wiedererkennen wird. Jn dem
sehr amprechend ausgestatteten ersten
Heft sind Beiträge von Lienhard,
Bartels, I. I. David, Storck, Dreyer
Aunstwart

und Huch. Auf dem festen Boden der
Heimatkunst soll hier gearbeitet werden
um auf ihr auch eine Höhenkunst zu'
erbaun — also ein Stück Kunstwart-
Programm! Wir sagen unsern Glück-
wunsch dazu und bitten die Leser, an
einem Probeheft nach dem Weitern
zu sehn. Der von Wachler heraus-
gegebene „Kynast" hat sich jetzt in eine
„Deutsche Zeitschrift" umgetauft
(Berlin V/. ss, Hermann Walther), er
sieht seine „Hauptaufgabe in der Pslege
unsrer politischen, nationalen und
künstlerischen Jnteressen" — wir
empfehlen, sich auch über ihn an einem
Probehefte zu unterrichten. Schließlich
sei noch erwähnt, daß Zarnckes
„Literarisches Z entr a l b l at t"
(Leipzig, Ed. Avenarius sAd. Gold-
beck-Löwej) jetzt, zu Beginn seines 5:.
Jahrgangs, mit einer Beilage für
schöne Literatur erscheint, die recht viel
oerspricht. Das „Lit. Zentralblatt"
stellt sich sür den Einzelnen nicht ganz
billig, aber was bietet es auch sür
seine so Mark jährlich! Und in ihm
wie in all den genannten Blättern ist
nicht deutschtümelnder, sondern wirk-
lich üeutscher Geist.

* Zwei Tempelwächter gegen
die Modernen hat das ewig Gute,
Wahre und Schöne der alten Kunst
immer noch, sie heißen Anton von
Werner und Oskar Blumen-
thal. Wird's zu bunt, so steigt
Anton der Direktor auf das Redner-
pult der Berliner Kunstakademie, um
der Hydra der Modernen mit üer
Kraft seines Munües wieder ein paar
Köpfe abzuschneiüen. Wachsen sie
nach, was thut das, er redet sie
abermals weg. Und wie Werner die
Malerei, so behütet Oskar Blumen-
thal die Dichtung: alle seine Bildnisse
sind unähnlich, wollte man den
wahren Oskar Blumenthal zeigen,
man müßte ihn darstellen mit dem
Helm aus den Locken, die Brünne
um die Brust, die Schienen um die
Beine und in der rechten die Lanze,
 
Annotationen