sich die Ausschmückung dcr Architektur
unterstützcnd unierordnen müsse, dann
aber heißt es, daß die Farbe bei Bil-
dern ,zur Verstärkung der Effekte von
Licht und Schatten" diene. Brauchen
wir sie dcnn nicht in erster Reihe
als Träger und Verstärker dcr Stim-
mung, und zwar nicht nur des Bildes
sondern auch des Raumes?
Jch möchte mir zum Thema der Schrift
noch einige Bemerkungen aus eigner
Erfahrung und Beobachtung crlauben.
Zunächst wird bei Vergebung der
malerischen, übcrhaupt schmückenden
Aufträge bei Kirchenncubauten noch
immer dadurch schwer gesündigt, daß
sie unabhängig von einander
vcrgebcn wcrden: diescr übernimmt die
Bemalung der Wände. jener malt das
Altarbild, wiedcr ein andcrer etwaige
Bilder der Sakristei oder der Neben-
altärc, wicder ein andcrcr die Glas-
fcnster. Wie ist da cinc Harmonic
möglich?! Man kann in eincr Kirche
schr wohl vcrschiedene Künstler arbeiten
lasscn, die Leitung abcr mutz in
eincr Hond licgen und zwar in eincr
Künstlcrhand.
Frcilich ivird man jetzt noch nicht
viclc Künstlcr finden, dic dcn Ansor-
dcrungen der künstlcrischcn Lberlcitung
bei Kirchbautcn völlig genügen. Nicht
alö ob cs uns an Lcutcn von ,deko-
rativem Geschmack" fehlte, abcr sie sind
zu häufig Spczialistcn, dcncn cntwcdcr
das Vcrständnis sür ticfcre Charakie-
ristik und innigc Versenkung abgcht
odcr welchc die Ausschmückung untcr
falschcn scelischen Gcsichtspunktcn vor-
nchmcn, und dann z. B. cincr prote-
stantischcn Kirchc zu sehr den Charaktcr
mystisch-schwärmerischer Glut und
mittclaltcrlichcr Jnbrunst gcbcn. Ge-
gebcnen Falles sollte sich kcin echtcr
Künstler, dcsscn Begabung wcniger nach
dcm Dckorativcn ncigt, cincr gcwissen
Ilntcrordnung untcr cincn lüchtigcn
Nauinkünstlcr schämen.
Einc gcsundc Kirchcnkunst kann sich
nur in der Bcthütigung sclbst cnt-
wickeln, aber diese Bcthätigung muff
auch eine wirklich ernsthafte, wirklich
inncrliche scin. Die Konscgucnzen aus
dicsem selbstvcrständlichen Satzc wcrdcn
durchaus nicht übcrall gezogen. Wir
habcn noch heute Kirchenmalcr in
Menge, die ohne jede ticfere persün-
liche Auscinandcrsctzung mit ihrer Auf-
gabe einfach die künstlcrische Hintcr-
lassenschafc der Vorgänger plündern,
ihre Gestaltcn umkombinieren, ihre
Kompositionen „anpassen" — und
immer noch sind es nur wenigc Kirchen-
bauherren, welche die Wertlosigkeit des
so entstandencn Krams durchschauen
und crkennen, daff cinc viellcicht viel
wcniger geschickte, abcr selbst gefühlte
und sclbst gestaltcte Lösung aus dio
Daucr viel mehr böte. Jm Gegenteil,
man unterstützt es, daff die Machcr
den Künstlern dic Wände wegnchmen,
und hält so jcne schlechtc Kirchcnmalerei
künstlich aufrccht, die statt derGlniibens-
kraft geschäftsmätzige Frömmelei und
statt ursprünglicher Kunit pinselfixen
akademischen Manierismus gibt.
Abgcsehen von dcr Verständnis-
losigkeit für die Arbcit spiclcn hicr dcr
Geld- und dcr Zeitmangel wcscntlich
mit. Jene Herrcn Malcr licfern, was
wenigstens zuiinchst von dcn bcstohlcnen
Vorbildcrn hcr immcrhin „nach etwns
aussieht', billiger, und sic liefcrn cs
schnellcr, nls wirkliche Kunst gebildct
wcrden kann — sie brnuchen ja nur
in ihrem Lager nach Gccignctcm nach-
zusuchen. Das ist bcqucm und läfft
Geld übrig für schöne Altarverklci-
dungen u. s- w. Künstlcrischer sowohl
wic kirchlichcr wär' es abcr, man schafftc
cchte Kunst in dcn gcwcihten Raum
und begnügte sich dafür zunächst
mit cinfachen Paramciitcn. Dcr Ma-
terialwcrt soll's ja zudcm nicht thun,
und Schönheit hängt in schr vielcn
Fällcn von ihm nicht ab. Auch lasscn
sich hierbci Mängcl und llnschönheitcn
bekanntlich imLaiiscdcrZcitnachbcsserii,
seichten Kunstwcikcii aber gicfft kcincr
nachträglich inucrcs Lcben cin. F. C.
2- Novemberheft
unterstützcnd unierordnen müsse, dann
aber heißt es, daß die Farbe bei Bil-
dern ,zur Verstärkung der Effekte von
Licht und Schatten" diene. Brauchen
wir sie dcnn nicht in erster Reihe
als Träger und Verstärker dcr Stim-
mung, und zwar nicht nur des Bildes
sondern auch des Raumes?
Jch möchte mir zum Thema der Schrift
noch einige Bemerkungen aus eigner
Erfahrung und Beobachtung crlauben.
Zunächst wird bei Vergebung der
malerischen, übcrhaupt schmückenden
Aufträge bei Kirchenncubauten noch
immer dadurch schwer gesündigt, daß
sie unabhängig von einander
vcrgebcn wcrden: diescr übernimmt die
Bemalung der Wände. jener malt das
Altarbild, wiedcr ein andcrer etwaige
Bilder der Sakristei oder der Neben-
altärc, wicder ein andcrcr die Glas-
fcnster. Wie ist da cinc Harmonic
möglich?! Man kann in eincr Kirche
schr wohl vcrschiedene Künstler arbeiten
lasscn, die Leitung abcr mutz in
eincr Hond licgen und zwar in eincr
Künstlcrhand.
Frcilich ivird man jetzt noch nicht
viclc Künstlcr finden, dic dcn Ansor-
dcrungen der künstlcrischcn Lberlcitung
bei Kirchbautcn völlig genügen. Nicht
alö ob cs uns an Lcutcn von ,deko-
rativem Geschmack" fehlte, abcr sie sind
zu häufig Spczialistcn, dcncn cntwcdcr
das Vcrständnis sür ticfcre Charakie-
ristik und innigc Versenkung abgcht
odcr welchc die Ausschmückung untcr
falschcn scelischen Gcsichtspunktcn vor-
nchmcn, und dann z. B. cincr prote-
stantischcn Kirchc zu sehr den Charaktcr
mystisch-schwärmerischer Glut und
mittclaltcrlichcr Jnbrunst gcbcn. Ge-
gebcnen Falles sollte sich kcin echtcr
Künstler, dcsscn Begabung wcniger nach
dcm Dckorativcn ncigt, cincr gcwissen
Ilntcrordnung untcr cincn lüchtigcn
Nauinkünstlcr schämen.
Einc gcsundc Kirchcnkunst kann sich
nur in der Bcthütigung sclbst cnt-
wickeln, aber diese Bcthätigung muff
auch eine wirklich ernsthafte, wirklich
inncrliche scin. Die Konscgucnzen aus
dicsem selbstvcrständlichen Satzc wcrdcn
durchaus nicht übcrall gezogen. Wir
habcn noch heute Kirchenmalcr in
Menge, die ohne jede ticfere persün-
liche Auscinandcrsctzung mit ihrer Auf-
gabe einfach die künstlcrische Hintcr-
lassenschafc der Vorgänger plündern,
ihre Gestaltcn umkombinieren, ihre
Kompositionen „anpassen" — und
immer noch sind es nur wenigc Kirchen-
bauherren, welche die Wertlosigkeit des
so entstandencn Krams durchschauen
und crkennen, daff cinc viellcicht viel
wcniger geschickte, abcr selbst gefühlte
und sclbst gestaltcte Lösung aus dio
Daucr viel mehr böte. Jm Gegenteil,
man unterstützt es, daff die Machcr
den Künstlern dic Wände wegnchmen,
und hält so jcne schlechtc Kirchcnmalerei
künstlich aufrccht, die statt derGlniibens-
kraft geschäftsmätzige Frömmelei und
statt ursprünglicher Kunit pinselfixen
akademischen Manierismus gibt.
Abgcsehen von dcr Verständnis-
losigkeit für die Arbcit spiclcn hicr dcr
Geld- und dcr Zeitmangel wcscntlich
mit. Jene Herrcn Malcr licfern, was
wenigstens zuiinchst von dcn bcstohlcnen
Vorbildcrn hcr immcrhin „nach etwns
aussieht', billiger, und sic liefcrn cs
schnellcr, nls wirkliche Kunst gebildct
wcrden kann — sie brnuchen ja nur
in ihrem Lager nach Gccignctcm nach-
zusuchen. Das ist bcqucm und läfft
Geld übrig für schöne Altarverklci-
dungen u. s- w. Künstlcrischer sowohl
wic kirchlichcr wär' es abcr, man schafftc
cchte Kunst in dcn gcwcihten Raum
und begnügte sich dafür zunächst
mit cinfachen Paramciitcn. Dcr Ma-
terialwcrt soll's ja zudcm nicht thun,
und Schönheit hängt in schr vielcn
Fällcn von ihm nicht ab. Auch lasscn
sich hierbci Mängcl und llnschönheitcn
bekanntlich imLaiiscdcrZcitnachbcsserii,
seichten Kunstwcikcii aber gicfft kcincr
nachträglich inucrcs Lcben cin. F. C.
2- Novemberheft