DOI issue:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1902)
DOI article:Lose Blätter
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.7615#0124
tzerzen gern eine Stube! Dort ist das kranke Weibele taufendmal besser aus-
gehoben, als in dem ungesunden, tropfnassen Neubau da!
Rofner (stimmt lebhaft bei): Das ist wahr . . . tausendmal besser als
da . . . und die Basel ist eine gute Haut! (Es steigen ihm wieder schwere Be-
denken auf) Aber. . .
Rofnerin (rasch, auskunftbereit): Martin! Was noch ... red nur ...
Rofner (sitzt zagend und zaudernd und nachsinnend da): Was fangen
wir . . . was sollen wir . . . (Will es gar nicht herausbringen. Springt plötz-
lich in tiefer Erregung vom Stuhl auf und schreit es nun gewaltsam heraus)
Und unser erstes Kind, mit dem du schwanger gehst, das kannst dann meint-
wegen im Stall oder im Straßengraben auf die Welt bringen!
Rofnerin (gibt es einen Riß. Sie schweigt).
Rosner (wild): Jetzt red'! Du weißt ja alles so gut! (Rofnerins Worte
sind plöylich versiegt) Hast jetzt ausgeschwatzt . .. du Weiberhirn? (Schlicht
und mächtig) Deswegen geh' ich nit von der tropfnassen Hütte . .. und nur
üeswegen hab'ich noch einmal aufbaut, daß unser Kind nit wie ein Lanö-
streichersratz auf die Welt kommen muß . . . daß unser Kind ein Heimatl haben
soll, so wie ich ein's gehabt hab', und und wie d u ein's gehabt haft . . . und
wie unsere Eltern und alle vor uns ein Heimatl gehabt haben!
Rosnerin (bricht aufschluchzend am Tische nieder).
Rofner (reißt hastig seinen Rock vom Nagel und schlüpft in denselben).
Obholzer (reißt die Türe auf und kommt mit Mattes Ehrnreich, Wendl
und Metzger in die Stube. Wild aufgeregt zu Rofner): Jetzt hol' auf der Stell'
deinen ungeratenen Bruder . . . oder du mutzt von Haus und Hof, ohne Barm-
herzigkeit!
Mattes Ehrnreich (der ruhig etwas abseits steht): Pst! Nur nil so
aufgeregt!
Rofner (in den Rock schlüpfend): Jch geh schon!
Obholzer: Dann ist's recht! (Zu den andern) Jhr seid Zeugen! Die
Gemeinde zahlt morgen Maurer und Zimmerleut!
Metzger und Wendl: Jawohl! Wir sind Zeugen!
Obholzer (in größter Hast): Jetzt vorwärtsl Vorwärts! (Voll Haß)
Nichr einen einzigen vom ganzen Dorf darf er auf seine Seite kriegen! (Obholzer,
Rofner, Metzger und Wendl eilig ab. Man sieht sie an den Fenstern vorüber eilig
aufwärts ziehen.)
Mattes Ehrnreich (ist in der Stube zurückgeblieben. Geht auf ein
Fenster zu und schaut den Abziehenden nach): Wie sie laufen . . . wie sie springen I
Und der Vorsteher voran. . . der Hitzkops. . . der Brauskopf! (Macht eine ver-
ächtliche Handbewegung und tritt vom Fenster zurück) Lauft's zu! (Schickr sich
zum Gehen an) Jch geh heim und trink ein Viertel Wein . . . ist gescheiter! (Bei
der Türe) Rofnerin . . . gute Racht! (Ab.)
Rofneri n (rührt sich nicht. Sitzt gebrochen am Tisch).
80
Bunstwart
gehoben, als in dem ungesunden, tropfnassen Neubau da!
Rofner (stimmt lebhaft bei): Das ist wahr . . . tausendmal besser als
da . . . und die Basel ist eine gute Haut! (Es steigen ihm wieder schwere Be-
denken auf) Aber. . .
Rofnerin (rasch, auskunftbereit): Martin! Was noch ... red nur ...
Rofner (sitzt zagend und zaudernd und nachsinnend da): Was fangen
wir . . . was sollen wir . . . (Will es gar nicht herausbringen. Springt plötz-
lich in tiefer Erregung vom Stuhl auf und schreit es nun gewaltsam heraus)
Und unser erstes Kind, mit dem du schwanger gehst, das kannst dann meint-
wegen im Stall oder im Straßengraben auf die Welt bringen!
Rofnerin (gibt es einen Riß. Sie schweigt).
Rosner (wild): Jetzt red'! Du weißt ja alles so gut! (Rofnerins Worte
sind plöylich versiegt) Hast jetzt ausgeschwatzt . .. du Weiberhirn? (Schlicht
und mächtig) Deswegen geh' ich nit von der tropfnassen Hütte . .. und nur
üeswegen hab'ich noch einmal aufbaut, daß unser Kind nit wie ein Lanö-
streichersratz auf die Welt kommen muß . . . daß unser Kind ein Heimatl haben
soll, so wie ich ein's gehabt hab', und und wie d u ein's gehabt haft . . . und
wie unsere Eltern und alle vor uns ein Heimatl gehabt haben!
Rosnerin (bricht aufschluchzend am Tische nieder).
Rofner (reißt hastig seinen Rock vom Nagel und schlüpft in denselben).
Obholzer (reißt die Türe auf und kommt mit Mattes Ehrnreich, Wendl
und Metzger in die Stube. Wild aufgeregt zu Rofner): Jetzt hol' auf der Stell'
deinen ungeratenen Bruder . . . oder du mutzt von Haus und Hof, ohne Barm-
herzigkeit!
Mattes Ehrnreich (der ruhig etwas abseits steht): Pst! Nur nil so
aufgeregt!
Rofner (in den Rock schlüpfend): Jch geh schon!
Obholzer: Dann ist's recht! (Zu den andern) Jhr seid Zeugen! Die
Gemeinde zahlt morgen Maurer und Zimmerleut!
Metzger und Wendl: Jawohl! Wir sind Zeugen!
Obholzer (in größter Hast): Jetzt vorwärtsl Vorwärts! (Voll Haß)
Nichr einen einzigen vom ganzen Dorf darf er auf seine Seite kriegen! (Obholzer,
Rofner, Metzger und Wendl eilig ab. Man sieht sie an den Fenstern vorüber eilig
aufwärts ziehen.)
Mattes Ehrnreich (ist in der Stube zurückgeblieben. Geht auf ein
Fenster zu und schaut den Abziehenden nach): Wie sie laufen . . . wie sie springen I
Und der Vorsteher voran. . . der Hitzkops. . . der Brauskopf! (Macht eine ver-
ächtliche Handbewegung und tritt vom Fenster zurück) Lauft's zu! (Schickr sich
zum Gehen an) Jch geh heim und trink ein Viertel Wein . . . ist gescheiter! (Bei
der Türe) Rofnerin . . . gute Racht! (Ab.)
Rofneri n (rührt sich nicht. Sitzt gebrochen am Tisch).
80
Bunstwart