Bewegung" entsprungen sind, begrüßten wir eins mit ungetrübter Freude: den
„künstlerischen Wandschrnuck für Schule und Haus", den die Firmen B. G. Teubner
und R. Voigtländer in Leipzig gememsain herausgeben. Wir brauchen unsere alten
Meister und wir brauchen nicht bloß farbige Kunst, wir brauchen aber auch unsere
sungen Meister und wir brauchen auch farbige Kunst in Schule und Haus, und
diesen beiden letzteren Forderungen ist man bisher so gut wir noch gar nicht ent-
gegengekommen. Daß wir uns auf diesem Gebiete vor Engländern und Franzosen
nun nicht mehr zu schämen haben, danken wir Teubner und Voigtländer. Selbst-
verständlich sind die einzelnen Bilder sehr verschieden an Wert, es sind manche darunter,
die sich der Art nach den alten „Anschauungsbildern" nähern, die vor allem stofflich
was zeigen sollten, andere aber verdienen den Namen „Kunstwerk" in jeder Beziehung
und im strengsten Wortsinn. Man wird unter ihnen sowohl Bilder finden, die be-
stimmte Slücke der deutschen Welt realistisch charakterisieren, wie Bilder, welche die
großen poetischen Stimmungswerte herauszuholen suchen. Was für ein Freudenspender
kann jugendlichen Herzen Volkmanns „Die Sonn' erwacht!" werden, welch schöne
Anregungen zum Genusse der Landschast geben Bilder z. B. von Hoch und Kamp-
manu. Äber man tut manchen Nichtgenannten unrecht, wenn man einzelne hervor-
hebt. Wir haben hier wirklich einmal ein aus warmer Liebe zur guten Sache mit
rechtem Verständnis iu ehrlichem Bemühen geschaffenes Nnternehmen vor uns.
Uebrigens haben die Boigtländersche sowohl wie die Teubnersche Buchhandlung dieses
Jahr je eine Mappe „Deutsche Künstler-Steiuzeichnungen" in kleinerem
Formate als die Wandbilder und zu billigerem Preise herausgegeben. Auch diese
Veröffentlichungen sind vortrefflich und lebhaster Förderung wert.
Eiu Verlag, der sich um das Verbreiten neuer Onginalarbeiten gleichfalls sehr
emsig bemüht, ist der von Fischer u. Franke in Berlin. Gerade wir können manche
Bändchen des „Jungbrunnens" nur mit viel Vorbehalten loben und lehnen
andere sogar unbedingt ab — aber zu keiner Zeit hätte ein derartiges Unternehmeu
ausschließlich Vortreffliches bieten können, und zudem hat's bei allem resorma-
torischen Vorgehen der erste natürlich am schwersten. Alles in allem sind die nunmehr j
schon zahlreichen „Jungbrunnen"-Bändchen doch sehr wohl geeignet, nach all den
Weichlichkeiten der Jllustriererei von gestern wieder Freude an gesunden Linien, an
kräftigem Ausdruck und auch an buchmäßiger Technik zu wecken, die mit dem Schrift-
satze zusammengeht. Auch der „Teuerdank", der in zwanglosen Heften Original-
zeichnungen in Strichätzung bringt, „Fahrten und Träume deutscher Maler", dient
solchem Zwecke — wir wollen dem Unternehmen nur wünschen, daß es sich halten und
ausbildeu kann, wobei wir unter „Ausbilden" nicht bloß ein Vermehren verstehen.
An die Breitkopf und Härtelschen „zeitgenössischen Kunstblätter", Lichtdrucken
nach Original-Lithograpyien, von denen besonders diejenigen nach Klinger und nach
Thoma wichtig sind und von denen heuer auch eine „Kinderserie" erschienen ist, dann
an ihre „Flugblätter" wollen wir bei dieser Gelegenheit auch erinnern. — Sehr
zu bedaueru ist's, daß nun nach den lange erloschenen „Deutschen Bilderbogen" von
Weise in Stuttgart wie es scheint auch die „Münchner Bilderbogen" von Braun u.
Schneider nicht mehr fortgesetzt werden, die doch eigentlich eine gegebene LBganisation
darzubieten schienen, trefflich geeignet zum Ausbau im Dienste der „Kunst jürs Bolk".
Die recht feinen „Bilderbogen für Schule und Haus" der Wiener Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst sind in der Hauptsache belehrenden Jnhalts.
Eine Liste „im engeren Sinn" läßt sich von den tausend Blättern, die hier in
Frage kommen, natürlich nicht aufsiellen. Die ganze Fülle von graphischen Einzel-
blättern, die großenteils gar nicht im Kunstverlage erschienen, die nur von den Künst-
lern selber zu bekommen und, wenn nicht gelegeutlich und vereinzelt auf Ausstellungen
und bei Sammlern, auch nur bei ihnen zu sehen sind — sie alle könnten ja hier nicht
verzeichnet werden. Nützlich aber schien es uns, einmal von den empfehlenswerten
billigeu Bilderveröffentlichuugen alles zusammenzustellen, was bis jetzt da ist. Das
bieten zu dieser Abteilung unsere Listen.
Böcklin-Mappe. Hrsgeg. vom Kunst- ^
wart. Größe 36,5X27 em. 6 Blatt
mit Bildn. u. Text. Jn Umschlag 1.50.
Dürer-Mappe. prsgeg. v. Kunstwart.
Größe ebenso. 12—19 Blätter in ver-
schiedenen Techniken. Mit Bildn. und
Text 3-—.
Flugblätter, Neue. Volkstüml. Lieder
mit Zeichnungen deuischer Künstler.
Blattgröße 27X34 em (Bre>tkopf u.
Härtel) je —.10, Liebhaberdrucke auf
Chinapapier je 2.—.
1. Ein' feste Burg ist unser Gott,
v. Jos. Sattler. 2. Wacht am Rhein,
2. Noveinberbeft 1902
221
„künstlerischen Wandschrnuck für Schule und Haus", den die Firmen B. G. Teubner
und R. Voigtländer in Leipzig gememsain herausgeben. Wir brauchen unsere alten
Meister und wir brauchen nicht bloß farbige Kunst, wir brauchen aber auch unsere
sungen Meister und wir brauchen auch farbige Kunst in Schule und Haus, und
diesen beiden letzteren Forderungen ist man bisher so gut wir noch gar nicht ent-
gegengekommen. Daß wir uns auf diesem Gebiete vor Engländern und Franzosen
nun nicht mehr zu schämen haben, danken wir Teubner und Voigtländer. Selbst-
verständlich sind die einzelnen Bilder sehr verschieden an Wert, es sind manche darunter,
die sich der Art nach den alten „Anschauungsbildern" nähern, die vor allem stofflich
was zeigen sollten, andere aber verdienen den Namen „Kunstwerk" in jeder Beziehung
und im strengsten Wortsinn. Man wird unter ihnen sowohl Bilder finden, die be-
stimmte Slücke der deutschen Welt realistisch charakterisieren, wie Bilder, welche die
großen poetischen Stimmungswerte herauszuholen suchen. Was für ein Freudenspender
kann jugendlichen Herzen Volkmanns „Die Sonn' erwacht!" werden, welch schöne
Anregungen zum Genusse der Landschast geben Bilder z. B. von Hoch und Kamp-
manu. Äber man tut manchen Nichtgenannten unrecht, wenn man einzelne hervor-
hebt. Wir haben hier wirklich einmal ein aus warmer Liebe zur guten Sache mit
rechtem Verständnis iu ehrlichem Bemühen geschaffenes Nnternehmen vor uns.
Uebrigens haben die Boigtländersche sowohl wie die Teubnersche Buchhandlung dieses
Jahr je eine Mappe „Deutsche Künstler-Steiuzeichnungen" in kleinerem
Formate als die Wandbilder und zu billigerem Preise herausgegeben. Auch diese
Veröffentlichungen sind vortrefflich und lebhaster Förderung wert.
Eiu Verlag, der sich um das Verbreiten neuer Onginalarbeiten gleichfalls sehr
emsig bemüht, ist der von Fischer u. Franke in Berlin. Gerade wir können manche
Bändchen des „Jungbrunnens" nur mit viel Vorbehalten loben und lehnen
andere sogar unbedingt ab — aber zu keiner Zeit hätte ein derartiges Unternehmeu
ausschließlich Vortreffliches bieten können, und zudem hat's bei allem resorma-
torischen Vorgehen der erste natürlich am schwersten. Alles in allem sind die nunmehr j
schon zahlreichen „Jungbrunnen"-Bändchen doch sehr wohl geeignet, nach all den
Weichlichkeiten der Jllustriererei von gestern wieder Freude an gesunden Linien, an
kräftigem Ausdruck und auch an buchmäßiger Technik zu wecken, die mit dem Schrift-
satze zusammengeht. Auch der „Teuerdank", der in zwanglosen Heften Original-
zeichnungen in Strichätzung bringt, „Fahrten und Träume deutscher Maler", dient
solchem Zwecke — wir wollen dem Unternehmen nur wünschen, daß es sich halten und
ausbildeu kann, wobei wir unter „Ausbilden" nicht bloß ein Vermehren verstehen.
An die Breitkopf und Härtelschen „zeitgenössischen Kunstblätter", Lichtdrucken
nach Original-Lithograpyien, von denen besonders diejenigen nach Klinger und nach
Thoma wichtig sind und von denen heuer auch eine „Kinderserie" erschienen ist, dann
an ihre „Flugblätter" wollen wir bei dieser Gelegenheit auch erinnern. — Sehr
zu bedaueru ist's, daß nun nach den lange erloschenen „Deutschen Bilderbogen" von
Weise in Stuttgart wie es scheint auch die „Münchner Bilderbogen" von Braun u.
Schneider nicht mehr fortgesetzt werden, die doch eigentlich eine gegebene LBganisation
darzubieten schienen, trefflich geeignet zum Ausbau im Dienste der „Kunst jürs Bolk".
Die recht feinen „Bilderbogen für Schule und Haus" der Wiener Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst sind in der Hauptsache belehrenden Jnhalts.
Eine Liste „im engeren Sinn" läßt sich von den tausend Blättern, die hier in
Frage kommen, natürlich nicht aufsiellen. Die ganze Fülle von graphischen Einzel-
blättern, die großenteils gar nicht im Kunstverlage erschienen, die nur von den Künst-
lern selber zu bekommen und, wenn nicht gelegeutlich und vereinzelt auf Ausstellungen
und bei Sammlern, auch nur bei ihnen zu sehen sind — sie alle könnten ja hier nicht
verzeichnet werden. Nützlich aber schien es uns, einmal von den empfehlenswerten
billigeu Bilderveröffentlichuugen alles zusammenzustellen, was bis jetzt da ist. Das
bieten zu dieser Abteilung unsere Listen.
Böcklin-Mappe. Hrsgeg. vom Kunst- ^
wart. Größe 36,5X27 em. 6 Blatt
mit Bildn. u. Text. Jn Umschlag 1.50.
Dürer-Mappe. prsgeg. v. Kunstwart.
Größe ebenso. 12—19 Blätter in ver-
schiedenen Techniken. Mit Bildn. und
Text 3-—.
Flugblätter, Neue. Volkstüml. Lieder
mit Zeichnungen deuischer Künstler.
Blattgröße 27X34 em (Bre>tkopf u.
Härtel) je —.10, Liebhaberdrucke auf
Chinapapier je 2.—.
1. Ein' feste Burg ist unser Gott,
v. Jos. Sattler. 2. Wacht am Rhein,
2. Noveinberbeft 1902
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