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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 13 (1. Aprilheft 1903)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0040

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„Seliger Lingang, dürft' ich durch dich in die Melten dcs Schöpfers
Mederkehren und nie das Reich der dunkeln verdainmnis
Wieder betreten! Ihr Sonnen, unzählbare Rinder dcr Schöpfung,
war ich nicht schon, da der Lwige rief, da ihr glänzend hervorgingt,
kfeller als ihr, da ihr jetzt aus der kjand des Schöpfers herabkamt?

Und nun steh' ich da, vcrsinstert, verworfen, ein Abschcu
Dieser herrlichen kvelt! Und du, o Himmel! kfa, jetzo
Beb' ich erst, da ich dich erblicke! Dort warü ich ein Sünder!

Stand dort wider den Lwigen auf! Du, unsterbliche Ruhe,

Uleine Gespielin im Tal des Friedens, wo bist du geblieben?

Ach, kaum läßt, für dich, mein Richter trauriges Staunen
Ueber seine kvelten mir zu! V, dürft' ich cs wagen,

Vhne zu zittern, ihn Schöpfer zu nennen, wie gerne wollt' ich
Dann entbehren den liebenden vaternamen, mit dem ihn
Seine Getreuen, die hohcn Engel, kiudlicher nennen!

G du Richter der U?elt! dir darf ich verlorncr nicht flehen,

Daß du mit einem Blicke uiich nur hicr im Abgrund anseh'st.

Finstrer Gedanke, Gedankc voll LZual! und du, wilde verzweiflung!
Wütc, Tyrannin, ha, wütc nur fort! lvie bin ich so eleud!
kvär' ich uur nicht! Ich fluchc dir, Tag, da der Schaffende sagte
„„Werde!"" da er von Gsten mit seiner kjerrlichkeit ausging! . .
Unerbittlicher I ist denn in deiner Lwigkeit künftig
Richts von kjoffnungen übrig? Ach, wird denn, göttlicher Richter,
Bchöpfer, vater, Erbarmer! — Ach, nun verzweifl' ich von Neuem,

Denn gelästert hab' ich Iehovah! ich nannt' ihn mit Namen,

Heiligen Namen, die ohne versöhner kein Sündcr darf nennen!
kja, ich entfliehe! Schon rauschet von ihm ein allmächtiger Donner
Durch das Unendliche furchbar einher! Doch wohin? Ich entfliehe!"

Ruft' es und eilet' und schante betäubt in des Leeren Abgrund.
„Schaffe da Fener, cin tötendes Feuer, die Geister verzehre,

Gott! verdcrber! zu furchtbarer Gott in deinen Gerichten!"

Doch er flehte vergebens. Ls ward kein tötendes Feuer.

Darum wendet' er sich und floh zurück in die kvelten.

Lndlich stand er ermüdet auf einer erhabenen Sonne,

Schante von da in die Tiesen hinab. Dort drängten Gestirne
Andre Gestirne wie glühende Secn. Lin irrender Lrdkreis
Näherte sich, schon dampft' er und schon war ihm scin Gericht nah.

Auf dcn stürzte sich Abbadoua, mit ihni zu vergehen;

Doch er verging nicht und senktc, betäubt vom ewigen Aummer,

U)ie ein Gebirge, weiß von Gebein, wo Ulenschen sich würgten,

Im Lrdbeben vcrsinkt, zu der Lrde sich langsam nieder.

*

„Seraph, ich steig' hinunter, Gott den Ulessias zu richten,

Welcher zwischen mich und das Menschengeschlecht sich gestellt hat,
Dasteht, Gottmensch ist und mein ganzes Gericht erwartet.

Folge mir, mein Lrwählter, in deiner Schöne von fern nach."

Gott sprach so und stand aus vom ewigen Throne. Der Thron klang
Unter ihm hin, da er aufstand. Des AUerheiligsten Bcrge
Iitterten und mit ihncn der Altar dcs göttlichen Utittlers.



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