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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 14 (2. Aprilheft1903)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0116

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in allen Dingen ist. Man wird
wenigstens in den Aemtern auf das
Deutsch mehr achten. Proben von
unserm heutigen Amtsdeutsch haben
wir ja schon üfter gebracht. Hier
eine aus des deutschen Reichs Ver-
fassungsurkunde: „Die von den
Erhebungsbehörden der Bundesstaaten
nach Ablauf eines jeden Vierteljahres
aufzustellenden Quartalsextrakte und
die nach dem Jahres- und Bücherab-
schlusse aufzustellenden Finanzabschlüsse
über die im Laufe des Vierteljahres
beziehungsweise wührend des Rech-
nungsjahres fällig gewordenen Ein-
nahmen an Zöllen und nach Artikel 28
zur Reichskasse fließenden Verbrauchs-
abgaben werden von den Direktiv-
behörden der Bundesstaaten, nach vor-
angegangener Prüfung, in Hauptüber-
sichten zusammengestellt, in welchen
jede Abgabe gesondert nachzuweisen
ist, und es werden diese Uebersichten
an den Ausschutz des Bundesrates für
das Rechnungswesen eingesandt."

G Jn Sachen der Briefe Mörikes
werden wir um Abdruck folgender
Zeilen ersucht:

Nachdem ich mit Herrn vr. R.
Krauh in Stuttgart, im Einvernehmen
mit Eduard Mörikes Familie, eine
gemeinsame Bearbeitung der Mörike-
Briefe in der Art vereinbart habe,
daß er sie bis 2t./t2. t«to bearbeitet
und ich die Fortsetzung vom tVt- t8-tt
ab übernehme, wiederhole ich meine
Bitte um Mitteilung ungedruckter
Briefe Ed. Mörikes, oder um Ab-
schriften oder um Nachweis von solchen
Briefen.

Prof. vr. Karl Fischer(Wiesbaden).

k^kealer

G Dresdner Theater.

Mit den „Uraussührungen" hat die
Dresdner Hofbühne im laufenden
Winter nur mätziges Glück gehabt, und
auch der neucste Versuch, durch die
erste Darstellung eines auf Dresdner
Boden entstandenen, ernsthafte poeti-

2. Axrilheft t9os

sche Ansprüche erhebenden dramatischen
Gedichts von Königsbrun-Schaup:
„Unsterblichkeit" (das den Schnitzler-
schen Einaktern „Die letzten Masken"
und „Literatur" vorausgeschickt wurde)
die Produktion der Gegenwart zu
fördern, verspricht dem Spielplan um
seres Schauspielhauses keinen dauern-
den Gewinn. „Unsterblichkeit" reiht
sich den zahllosen Stücken an, in denen
die Gestalt oder violmehr der Schatten
eines grotzen Dichters die Mängel der
Anlage, der dramatischen Entwickelung
und der Charakteristik ausgleichen soll.
Francesco Petrarca, von Rom kom-
mend, wo auf dem Kapitol die viel-
berühmte Dichterkrönung stattgefunden
hat, spricht auf dem Wege nach Aoig-
non im Schloß des Markgrafen Guido-
bald zu Orange vor. Dessen Gemahlin
Laura ist die vielgefeierte Heldin seiner
Sonette, und des Dichters wie ihr Ver-
hängnis hat es gewollt, daß sie, die
in der Jugend die Liebeswerbungen
Petrarcas standhask zurückgewiesen hat,
jetzt von Leidenschaft für den Mann
erfüllt ist, der ihren Namen über die
Welt erklingen lietz. Datz Petrarca
inzwischen ein Anderer geworden ist,
die Eitelkeit der Welt im Rücken hat
und des Geschenks an Liebe, das ihm
geboten wird, so wenig mehr bedarf,
um es ohne Kampf und Schwanken
zurückzuweisen,datz ihm aber dabei zum
Bewutztsein kommt, wie weit er Schuld
an dem Elend und der Seelennot der
ehedem geliebten Frau trage, datz er
sich anklagt in seinen Liedern das
Geheimnis seiner Liebe preisgegeben
zu haben, das sehen und hören wir,
ohne zum rechten Glauben daran zu
kommen. Petrarcas zerrissene Seele
wird durch die Erscheinung der jungen
Laura, der Tochter seiner Geliebten,
geheilt und mit neuem Friedcn erfüllt,
da ihm in der jugcndlichen Gestalt die
eigne Jugend wieder auflebt. Madonna
Laura aber erliegt dem Sturm, der
durch ihre Seele gebraust ist, und
stirbt, wie Clemens der Heilige, der

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