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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 18 (2. Juniheft 1903)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0360

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Behandlung des Lichtes Feinheit und
Selbständigkeit zeigt; der Frankfurter
Klimsch bringt eine Eifellandschaft, die
ein aufmerksames Studium der Me-
thode der Landschafter von Fontaine-
bleau beweist; Böhle, gleichfalls
in Frankfurt a. M., setzt Thomas
Stil sorgfältig, wenn auch trocken
fort. Gerade diesmal ist die Zahl der
hier erscheinenden jungen Kräfte, auf
die man mit Hoffnung blicken kann,
recht gering; dennoch ist das Fazit der
Ausstellung ermutigend. Es ist dafür
gesorgt, datz die Büume nicht in den
Himmel wachsen. Jndem der Jmpres-
sionismus sich zur radikalsten Form
bekennt, ja, seine eigenen Jdeen und
Grundsätze selbst schon bis zur Kari-
katur treibt, ist die Bürgschaft dafür
gegeben, dah bereits ein Neues wartet,
um ihn abzulösen.

Albert Dresdner.

H Der Prozeh Klinger-Geyger
ist nun durch Vergleich aus der Welt
gcschafft. Nach den Ergebnissen der
Beweisaufnahme und dem Urteil der
vorigen Jnstanz war über die Klinger-
schen Behauptungen so klares Licht
geflossen, dah er durch die Erklärung,
um das Beleidigen sei es ihm nicht
zu tun gewesen, nichts weiter als
seine Beschränkung auf das Sach-
liche des Falles Geyger betonte. An
dem selber und seiner Beurteilung
wird leider nichts dadurch geändert.

G Jn Regensburg, woher wir
so seltsame Dinge berichten mußten
(Kunstwart XVI, und ^2), sängt
man mit dem Aufrüumen an. Die
Musternngsgeschäfte sowohl wie die
Handwerkerarbeiten fürs Theater usw.
sind für die Zukunft zwischen den Alter-
tümernverboten,derThronhimmelwird
ausgebessert, die Gobelins werden zur
Reinigung nach München geschickt, ein
zweiter Aufgang zum grohen Saal, der
als Lagerraum vermistet war, wird
geräumt und hergerichtet, interessante
Kanonen sollen aus dem Keller her-
vorgezogen und am Fuße der Stein-

treppe aufgestellt werden, die zum
Saale führt. Die „Münchner Post"
hat sogar Sorge, dah jetzt des Guten
eher zu viel geschehe und rät, unzweifel-
haft mit Recht, zum Maßhalten beim
Renovieren und zur Heranziehung der
besten Kunstverständigen als Beirat.
Nun möchten wirnur das Eine wissen:
wenn man uns durch die Tat so ent-
schieden Recht gibt, was sollte dann die
magistratliche Gegenkundgebung gegen
unsern Bericht?

Verrnikcktes.

V Zur Drahtkultur. s.

Jm Magdeburger Pädagogium
haben sie's gut. Seine Räume sind
mit dem alten Liebfrauen-Prämon-
stratenser-Klosterzusammengebaut,und
insbesondere der innere Garten bietet
einen ganz wundersamen Eindruck.
Jhn umgibt der uralte Kreuzgang,
über den ehrwürdige Wände den Blick
zu Dächern und Türmen leiten, vogel-
durchzwitschertes Grün überspinnt
sie, und fast überall, wo hinzuge-
baut, gestützt, ergänzt werden muhte,
verspürt man hier so gut, wie in der
Umgebung des alten Domes zu Mag-
deburg auch sonst, das Walten eines
guten Geistcs über glücklichen Händen.
So gibt das Ganze nicht nur ein
„Bild", w!e es seines Gleichen sucht,
nein, wer auf einer der Bänke hier
träumen mag, dem verrauscht wohl
das Häßliche des kleinen Alltags, über-
tönt von dem vollen Klange der Oert-
lichkeit auf eine Weile in grohen Har-
monieen.

Es wäre denn, er blickte sich die
Bank selber an, auf der er sitzt. Die
ist nämlich, wie der Tisch davor, aus
Guheisen, ff. eichenholz-imitiert bcmalt
und mit Glanzlack gestrichen. Gang-
barster Artikel von S. A. Meyer Nach-
folger, größtem Lager am Platze in
prima hochmoderner Hauseinrichtung.
Eine Bank aus den stmpelsten Latten
zusammengeschlagen, grün oder sonst-
wie derb gestrichen, oder selbst roh

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Runstwart
 
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