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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 21 (1. Augustheft 1903)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0543

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uns e Veröffentlichung seines Brief-
wechsels mit dem Juwelier Berger sei
die „Rache" dafür gewesen, dah e r
im Kunstwart nicht inseriert
habe. Diese Brief-Veröffentlichung,
so sagt er wörtlich, „war eine gute
Warnung für andre. Denn jedermann
konnte sehen, daß die »Dokumente-
im Jnseraten-Anhang dcs Kunstwart
nicht vertreten waren. Jedermann
wußte also: Entweder inseriercn oder
heruntergerissen werden."

Und wie sieht die Wahrheit aus?

Auf eine der üblichcn Jnsertions-
aufforderungen an seinen Verleger hin
hatte Pudor dem Kunstwart-Verleger
Callwey cinen Jnseratauftrag von
250 Mk. ziniächst angekündigt unter der
Bedingung, daß das inserierte Unter-
nehmen mindestens fünfmal innerhalb
eines Jahres redaktioncll be-
sprochen iverde. Derartige Aufträge
betrachten wir als verschleierte Be-
stechungsversuche und nehmen sie des-
halb nicht an, Callwey erklärte also
Pudor, auf diese Bedingung gingen
wir nicht ein. Darauf verlangte Pudor
wcnigstens dreimalige redaktionelle
Besprechung. Callwey antwortete da-
rauf wörtlich: „Was abcr die wieder-
holt verlangte rcdaktionelleBesprechung
anbetrifft, so künnen wir Jhnen dar-
über Zusagen überhaupt nicht machen.
Es ist dies Sache der Redaktion,
deren Absichten wir nicht kennen
und nicht beeinflussen dürfen." Nun-
mehr verzichtete Pudor auf jene Be-
dingung und erteilte seinenJnseraten-
auftrag definitiv. Herr Callwey gab
Herrn Pudor darauf nochmals zu be-
denken, daß er mit dieser Jnsertion
keinerlei Rücksicht durch die Redaktton
crkaufe: „Wir können mit der Annahme
Jhres freundlichen Jnsertionsauftrages
nur die Verpflichtung übernehmen, ihn
laut Abmachung auszuführen. Die
Ncdaktion des »Kunstwarts- ist ihrer
Stellung nach vollkommen frei und
würde sich, gleichviel ob sie Lob, Tadel
oder Jgnorierung beschließt, durch eine

qzo

gleichzeitige Jnsertion keineswegS ge-
bunden oder beeinflußt fühlen." Ferner:
Da Herr Callwey mittlerweile erfahren
hatte, daß ich auf Pudors Mitarbeit
infolge ungünstiger Mitteilungen über
ihn verzichtet hatte, ja, daß ich mich
zu öffentlichem Vorgehen gegen ihn
verpflichtet fühle, so gewann er den
Eindruck und sprach ihn brieflich
gegen mich aus: „daß der Mann
Lunte gerochen hat und mit seinem
Auftrag gewissermaßen unser Still-
schweigen erkaufen will." Der Kunst-
wart-Verlag schrieb deshalb an mich:
„Wir bitten, uns sagen zu wollen, ob
der Briefwechsel zwischen vr. Pudor
und Berger zurVeröffentlichung kommt.
Den Auftrag anzunehmen geht im Falle
der Veröffentlichung doch nicht gut."
Nein, das schien mir auch nicht „kair".
Die Veröffentlichung aber war Berufs-
pflicht. Konsequenz: Der Kunstwart-
Verlag verzichtete auf die 350 Mk.
Pudorscher Jnsertion, trotzdem sie fest
beauftragt und trotzdem das Klischee
dazu schon gesandt w ar, und er nahm,
da er ein Redaktionsgeheimnis nicht
verraten durfte, die Nichteinhaltung
des ersten Zahlungstermins durch
vr. Pudor zum Anlaß, dessen fest er-
teilten Jnsertions-Auftrag seinerseits
nicht auszuführen.

„Entweder inserieren oder herunter-
gerissen werden," sagt Pudor. Und
s o sah die Sache in Wahrheit aus.

Pudor erklärt, er habe mich verklagt.
Es ist merkwürdig: von all den Klagen,
die seit anderthalb Jahrzehnten unter
„Wie's gemacht wird" Gekränkte gegen
mtch angestrcngt haben wollten, hab'
ich niemals Weitercs als eben ihre
Ankündigung gehört. Jch hebe mir
nämlich immer für meine Behauptungen
die Beweise auf. A.

Verrnikcbtos.

G Presse und Börse.

Wenn man doch die Zeitungsleute,
die alle so nette Menschen sind, nicht
immer so verleumdete I Jn Berlin haben

Kunstwart
 
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