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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 23 (1. Septemberheft 1903)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0665

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Müllgrube eingebaut wordenl Sie
ist durch schmiedeeiserne Klappdeckel
verschlietzbar, wirklich ungewöhnlich
hätzlich, aber auf die Dauer berechnet.
An dieser Stelle fehlt eigentlich nur
noch, daß der schon stark beschnittene
Baumwuchs noch weiter gerodet und
datz die Fläche in gerade geteilte Beete
zerlegt werde. Jmmerhin, das alles
würde leichter zu beseitigen sein, als
ein weit größeres Uebel, das jedem
auffällt, der dieses heimelige Stück Erde
betritt: in die bisher ungeschlossenen
Kreuzgangsarkaden ist »zur Vervoll-
ständigung« Maßwerk eingefügt wor-
den — in das Gebäude aus heimischem
WerksteinErgänzungenausSavonnitzre.
Kalkstein, und noch dazu unfertig und
mißverstanden detailliertel Soll hier-
nach, wie zu schließen ist, weiter ge-
arbeitet werden? Eine Zeit, welche
die alten Bemalungsspuren der Marien-
figur im Dome >so getreu» und ach,

doch so unreif ergänzt, d.h.sützlich über-
malt hat, sollte die Hand davon lassen I
Jstesdennnötig,eine»Lücke-zuschlietzcn,
wo niemand eine empfindet, blotz weil
Baulust und weil Geldmittel da sind?
Hier ist der Staat, der an andern Stellen
so vielfach spart, und der das doch
auch bezahlen soll, nicht nur Patron,
sondern Besitzer, denn ihm gehören die
Kirche und ihre Anhängsel. Und haben
wir denn jetzt nichtKonservatoren in den
preutzischen Provinzen, die wenigstens
weise zurückhalten könnten, bis ein-
mal wirklich geschulte Künstler zur
Verfügung stehen? Oder reicht ihre
Hand nicht so weit, datz sie baulustig
übereifrigen Pfarrern und Baubeamten
das Handwerk legen könnten? Jst es
wahr, was früher einmal im preutzi-
schen Abgeordnelenhause beklagtwurde,
daß ihnen gegenüber den staatlichen
Verwaltungsbeamten zu wenig Ein-
fluß gegönnt wird?'

llnsre l^olen unci Lilctei'.

Jnbetreff unsrer heutigen Musikbeilage sei auf den bezüglichen Artikel
von Göhler verwiesen.

Wer von unsern Lesern sich mit bildender Kunst schon näher beschäftigt
hat, der weitz, datz es wohl kein im internationalen Kunsthandel berühmteres
farbiges Kunstwerk gibt, als das von Bartolozzi nach Sir Thomas Law-
rences „Mitz Farren". Das ist natürlich kein Grund dafür, es den eigentlich
„grotzen" Werken der Kunst zuzuzählen — es wird kein Kunstwerk auf dic
Dauer als groß empfunden, das nicht mehr als ein Augenlabsal, das nicht ein
Spender starker Gefühlseindrücke ist, wer aber würde von diesem Bilde hier
behaupten wollen, es sei ein solcher? Schon mit der tieferen künstlerischen
Wahrhaftigkeit hapert es ein wenig bei dieser jungen Dame, die mit gewal-
tigem Pelzmuff durch den Hochsommer wandelt, und von dem Ansprechen
eines besonderen Wenschen-Jchs hören wir auch aus ihrer Gestalt nicht viel
und haben also keine Ursach, eine starke Charakterisierkunst zu bewundern. Wer
aber könnte sich der vollendeten Sicherheit dieses Bildes als einer Kom-
position, wer der Anmut seiner Zeichnung und wer dem autzerordent-
lichen Geschmack seiner Farbengebung verschlietzen? Gewitz, das sind nur
mindere, es sind durchaus nur Werte zweiten Grades, und wir werden
immer gegen die sprechen, die im „l'art pour l'art"-Gedanken sie als die
höchsten oder gar die einzigen hinstellen, aber wir wären Philister,
wenn wir nicht auch ihrer mit Dank genietzen wollten. Uebrigens gibt
unser Blatt auch ein feines Beispiel für die Uebertragung der Farbe auf
ein reproduzierendes Kunstwerk anderer Technik — in dieser Beziehung gilt
auch von ihm, was wir zu Nutter und Stuarts Washingtonbildnis (Kw. XVI, 7)
gesagt haben.

Das schöne Bild Gustav Schoenlebers, wenn auch keines der be-
deutendsten des Karlsruher Meisters, zeugt für seine vornehme und ruhige Kunst
doch zu deutlich, als datz es der Begleitworte bedürfte. Ueber Anner spricht
Weher in der zweiten Hälfte unsres Münchner Kunstberichts, die im nüchsten
Hefte folgt. Die Abbildungen alter und neuer Bauernhäuser schlietzlich
stnd Jllustrationen zu Schultze-Naumburgs diesmaligem Kulturarbeiten-Aufsatze.

Verantwortlich: der Herausgeber Ferdinand Avenarius in Dresden-Blasewitz. Mitredakteure:
tür Mufik: v-. Richard Batka tn Prag-Weinberge, für btldendeKunkt: Profeffor Paul Schulye-
Naumburg in Saaleck bet Kösen tn Thürtngen. — Scndungen für den Tert an den Serausgeber,
über Mufik an vr. Batka. — Druck und Verlag von Georg D. W. Lallwey tn München.
Bestellungen, Anzeigen und Geldsendungen an den Verlag Georg D. W. Lallwetz tn München.
 
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