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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 24 (2. Septemberheft 1903)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0721

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28. 12. 56.

Mit Auerbach habe ich noch einen harten Kampf zu be-
stehen, denn er setzt Haut und Haar daran, mit mir zusammen
etwas zu machen, wozu ich wirklich große Lust habe, was aber doch
zu meiner Absicht, mich zn beschränken nicht passen will. Jch werde,
um alle diesen Andringen zu entgehen, mich Jhnen u. meinem Sohu
noch verschreiben und verkaufen müssen, dann biu ich doch dieser Plage
los; denn ich habe die große Schwachheit (nebst diversen andern)
Jemand schwehr etwas abschlagen zu können, zumal wenu auch die
Sache von künstlerischcr Seite lokt, u. der Berlangende mit dein
Bajonctt auf mich losgeht.

Kuncisckau.

sreuncllicken keackiung. j l^iterarur.

Dieses Heft sollte eigentlich vom
ersten bis zum letzten Blatte Ludwig
Richter gewidmet sein. Ganz hat sich
diese Absicht nicht verwirklichen lassen,
wir möchten aber ausdrücklich darauf
aufmerksam machen, datz unter die
solgende Rundschau nur Beiträge
aufgenommen sind, die sich
durchaus nicht aufschieben
liehen. Die nächste Rundschau wird
um so reicher werden. Ferdinand von
Saar, dessen siebzigster Geburtstag
mit Richters hundertstem so ziemlich
zusammenfällt, soll im nüchsten Hefte
gewürdigt werden.

2. Sextembcrheft

G Entmannte Sprichwörter.

Moralisierende, pädagogische und
andragogische Weisheit kann den kräf-
tigen Lebenswitz der gesunden Volks-
seele nicht vertragen; sie biegt dem
Sprichwort die Ecken um oder verkehrt
gar den Sinn ins Gegenteil, damit er
ja nicht etwa erziehungswidrig wirke.
Die meisten unsrer Sprichwörter, die
ein „nicht" enthalten, lauteten ur-
sprünglich positio. Das „nicht" wurde
erst nachträglich in abschwächender
Meinung, aus Vorsicht, eingeschaltet.
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben."
Solch eine Binsenwahrheit verkündet
kein Sprichwort: „Aufgeschoben, auf-
gehoben", das ist eine Lebenswahrheit,
ein echter, aus Erfahrung gewonnener,
warnender Volksspruch. „Wagen ge-
winnt, wagen verliert" ist Eunuchen-
weisheit; um diese zu kennen, brauchen
wir keinen Spruch. Die natürliche
Unentschlossenheit des willenlosen Men-
schen reicht hin. „Wie wagt, die wint"
(wer wagt, der gewinnt) sagt der Hol-
lündcr, und so sagte ohne Zweifel einst

57.1
 
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