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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,2.1903

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Heft 24 (2. Septemberheft 1903)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7954#0722

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auch der Deutsche. Mit der leidigen
Ethnogogie und Moral-Schulmeisterci
hängt es auch zusammen, daß wir
gegenwärtig im Deutschen so wenig
fröhliche, mutige Sprichwörter besitzen.
Wie hübsch tröstet z. B. in holländisch
Jndicn den Unglücklichen das Sprich-
wort: „Jn Jndien endigt alles gut."
Und wie sonnig klingt der italienische
Volksspruch: „Einem fröhlichen Men-
schen hilft Gott." Larl Sxitteler.

Okealer

« Vom sächsischen Volks-
theater isthier bereits dieRede gewesen,
heute kann rwn seinen ersten Leistungen
berichtet werden. Mit zwei Volksstücken

verzichten. Jn dieser Gestalt des alten
drolligen Musikanten erscheint ein
wohlbekannter Lokaltypus ganz leben-
dig auf derBühne,und der Verfasser hat
über den drolligen die menschlich wert-
vollen Züge dieses Charakters und
seiner gemütlichen, schwerfälligen Um-
welt nicht vergessen. Er hat sogar des
Guten zuoiel getan und die überbildete
Großstadt durch eine ganz schnöde
Operettendiva zur friedlichen Kleinstadt
in eine weder glaubhafte noch geschmack-
volle Parallele geftellt. Man kann auch
nicht sagen, datz er den Konflikt sonder-
lich vertieft hätte, er biegt ihn versöhn-
lich, lehrhaft zu der sreundlichen Moral
hin: ein jedes Ding, ein jeder Mensch

stellte sich die unter der Leitung Georg
Zimmermanns stehende Gesellschaft
kürzlich in Dresden vor. „Das Alter",
eine Kleinstadt-Komödie von Paul
Quensel, erscheint mir trotz seiner
offenkundigen dramatischen Schwächen
dennoch als ein tüchtiges Stück in
mancherlei Betracht. Ein alter Musikus
ist in der sächsisch-thüringischen Klein-
stadt über dem Handwerk mit seiner
Lehrlingskapelle sacht eingeschlafen.
Etwas unsanft durch den Konkurrenten
aufgeschreckt, und beinah aus dem Amt
gedrängt, sieht er den just heimgekehr-
ten Sohn den Taktstock im letzten
Augenblick noch statt seiner ergreifen
und auf die großen Geigenkünig-Pläne

hat seine Zeit; und: bleibe im Lande
und nähre dich redlich, wenn du kein
Weltgenie bist. So spricht er als ein
verständiger Mann wesentlich durch die
treu und schalkhaft wiedergegebenen
Zustände ein gutes Wort zum Volke
seiner sächsisch - thüringischen Heimat.
Hätten wir nur mehr solcher Stücks und
ein jsdes lebendig an seinem richtigen
Platze gegebcn und genommen — nim-
mormehr künnte die Thcatermaschinerie
ein so erschrecklich ödes Geklapper durch
die „sterile" Provinz vollführen, wie
sie es leider tut.

„KarlFiedler" von Richard Demm-
ler gehört zu der allgemach verjäh-
renden Gattung sozialer Anklagestücke,

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Runstwart
 
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