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Münchner kunsttechnische Blätter — 7.1910/​1911

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Nr. 11
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Die neuen Teerfarben
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Nr. ii.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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braucher die Gewähr bieten, dass es sich um ein
absolut zuverlässiges, nach allen in Betracht kommenden
Gesichtspunkten sorgfältigst untersuchtes und
auserwähltes Material handelt! Dass eine eingehende
Beherrschung des Gebietes der Teerfarbstoffe wie des
der Körperfarben Vorbedingung ist und eine darauf
beruhende jahrelange Arbeit vorhergegangen sein muss,
um die Eilido-Farben der Künstlerschaft zur Verfügung
zu stellen, bedarf keiner Erörterung. Wir nehmen des-
halb Anlass, vor schnell auftauchenden Nachahmungen
angelegentlichst zu warnen! Solche Nachahmungen — wir
haben bereits welche in Händen — sind lediglich ge-
eignet, die gute Sache der aus TeerfarbstoHen her-
gestellten zuverlässigen Malfarben zu diskreditieren!
Denn es fehlt diesen Nachahmungen die angedeutete
Grundlage. Bezüglich Eilido-Lichtblau bemerken wir,
dass schlechteres Trocknen nur darauf zurückgeführt
werden kann, dass die Farbe noch von der Herstellung
her etwas Salze enthielt. Das ist behoben: Lichtblau
trocknet jetzt in der normalen Zeit.
Nachdem wir unsere Fabrikation vergrössert haben,
können wir die Eilido-Farben jetzt auch als Trocken-
farben abgeben. Es muss uns aber angegeben
werden, mit welchem Bindemittel, ob Oel, Tempera
oder Aquarell, die Trockenfarbe angerieben werden
soll, da die Farben je nachdem verschieden sein müssen."
H. Prospekt der Firma Dr. Fr. Schoenfeld & Co.,
Düsseldorf.
Gleichzeitig ist uns ein Prospekt genannter Firma
zugegangen, der zeigt, dass auch diese renommierte
Farbenfabrik sich mit der Herstellung der neuen licht-
echten Teerfarben beschäftigt. Der Prospekt lautet:
Neue lichtechte Farben S & C.
Die Firma Dr. Fr. Schoenfeld & Co., Düsseldorf, bringt
eine Zusammenstellung lichtechter Farbstoffe — neue
Produkte von ersten chemischen Fabriken in Deutsch-
land — als Künstlerfarben hergestellt, in den Handel.
Diese Echtfarben haben ausser ihrer aussergewöhn-
lichen Leuchtkraft folgende Vorzüge vor den bisher
gebrauchten mineralischen Farbstoffen:
1. Die Farben lassen sich untereinander sowie mit
allen anderen existierenden Farbstoffen mischen ohne
die schädlichen Wirkungen, die sich z. B. bei der
Mischung von Kadmium und Zinnober mit Schwcinfurter-
grün oder Preussischblau, oder bei der Mischung von
Chromgelb (und aus Chromgelb hergestellten grünen
Zinnobern) mit Kobaltblau usw. ergeben.
2. Die Farbstoffe sind vollkommen lichtecht und
durchaus unempfindlich gegen den in der Luft be-
findlichen Schwefelwasserstoff, der den mit mineralischen
Farben gemalten Bildern im Laufe der Zeit so gefähr-
lich wird. Die Nachteile der Chromgelbe (Nachdunkeln),
der Zinnober (Schwarzwerden), der Kobaltblau (die zum
Reissen neigen), der Preussisch-, Pariser- und Milori-
Blau (die verblassen) sind bei diesen vollkommen neu-
tralen Farbstoffen vermieden. Zinkweiss ist zu ver-
meiden.
3. Die Ergiebigkeit dieser konzentrierten Farbstoffe
ist eine ausserordentliche; in Mischungen mit Weiss
und anderen Farben zeigen sie infolgedessen eine
grössere Färbekraft als die mineralischen Farben.
Mit diesen leuchtenden Farben werden die tiefsten,
sattesten Mischfarben erzielt, so dass die Palette des
Künstlers sich auf eine geringe Anzahl Töne be-
schränken kann. Das indanthrenblau 1, 2 und 3 er-
geben in Mischung mit Weiss drei ganz verschiedene
Blau-Töne, so dass der Gebrauch von Kobaltblau,
Ultramarin, Preussischbiau, Indigo usw. vermieden
werden kann.
Die Liste enthält folgende Farben:
S & C 1 Helio-Echtgelb, S & C 2 Hansagelb, S & C 3
Indanthrengelb, S & C 4 Tuscalin-Orange, S & C 5 Lithol-
Echtorange, S & C 6 Permanentrot 2 G extra, S & C 7

Helio-Echtrot, S & C S Pigment-Scharlach, S & C 9 Helio-
Echtrosa, S & C 10 Krapp B S extra, S & C 11 Indanthren-
Bordeaux, S&C 12, S & C 13 Indanthrenblau 1, S & C 14
Indanthrenblau 2, S & C 13 Indanthrenblau 3, S & C in
Echtmischgrün (Mischung aus Hansagelb und Hansagrün
S & C 17 Hansagrün.
III.
Zum gleichen Thema bringen wir folgenden Beitrag
aus Nr. 19 der „Farbenzeitung" vom 4. Februar 1911
zum Abdruck, der allgemeines Interesse beanspruchen
dürfte.
Die Lichtechtheit der Körperfarben aus Teer-
farbstoffen.
Von Dr. Paul Krais-Tübingen.
Gegen die Teerfarblacke herrscht nicht nur in
Künstlerkreisen, sondern auch im Maler- und Tapezier-
gewerbe, wie überhaupt beim verbrauchenden Publikum
ein tiefgewurzeltes Misstrauen, das seine Begründung
in den schlechten Erfahrungen findet, die früher mit
diesen Lacken gemacht wurden. Inzwischen hat aber
die Teerfarben-Industrie eine grosse Zahl echter Farben
in den Handel gebracht, so dass das, was von den alten
sogen. Anilinfarben galt, heute nicht mehr für alle Teer-
farben als geltend angesehen werden darf.
Die Wurzeln dieses Misstrauens werden sich aber
nicht lockern, solange noch nicht lichtechte Teerfarb-
lacke im Handel sind. Für die verbrauchenden Ge-
werbe und für das kaufende Publikum, die ja nicht
über alle diese Einzelheiten unterrichtet sind, und denen
eine eingehendere Materialkenntnis durch den Gebrauch
von allerhand Phantasienamen erschwert wird, ist es
nicht möglich, sich ein Urteil zu bilden, oder die vor-
gefasste Meinung zu ändern, solange nicht von unab-
hängiger, nur für die Sache selbst, aber für keine
Spezialfirma interessierter Seite eine eingehende Prüfung
vorgenommen wird, deren Resultate in allgemeinver-
ständlicher Weise der Oeffentlichkeit zugänglich ge-
macht werden.
Wenn ich es unternehme, eine derartige Prüfung
zu veranstalten, so bin ich mir der Schwierigkeiten,
die es da gibt, wohl bewusst, aber auch sicher, dass
eine solche Prüfung für viele Gewerbe von grossem
Interesse sein muss. Um möglichst einwandfreie Resul-
tate zu erhalten, gehe ich von folgenden Leitsätzen aus:
t. Es soll nur die Lichtechtheit geprüft werden,
sowohl im Freien, als im geschlossenen Raum. Um
andere chemische und physikalische Eintiüsse nach
Möglichkeit auszuschalten, soll als Mischmaterial (Ver-
dünnungsmittel) nur Schwerspat bezw. Blanc fixe an-
gewandt' werden. Die Belichtungen werden in dem
verhältnismässig recht staub- und russfreicn, sonnigen
und (weil im Flusstal befindlichen) doch ziemlich feuchten
Tübingen veranstaltet.
2. Neben einer Reihe von Vergleichsiarben alt-
bekannter Natur (Mineralfarben usw.), von bekannter
Herkunft und Reinheit (von letzterer überzeuge ich
mich durch chemische Prüfung), soll eine grosse An-
zahl von Teerfarblacken geprüft werden, wie sie von
der deutschen Farbenfabrikation gegenwärtig als her-
vorragend lichtecht empfohlen und in den Handel ge-
bracht werden.
Alle diese Farben sotten in drei Tiefen: hell, mittel
und dunkel zur Prüfung kommen, und zwar
a) die Streich- und Tapetenfarben sowohl mit
Stärke- als mit Kaseinverdickung in einfachem Auf-
strich auf holzfreiem Papier,
b) die Oelfarben als reine Leinölfarben auf vorher
geöltem Tannenholz zweimal gestrichen, dann lackiert.
Hierdurch bitte ich alle, die etwa noch besondere
Wünsche haben, mich möglichst bald hiervon zu be-
nachrichtigen; ich bin bereit, solchen Wünschen nach
Möglichkeit gerecht zu werden, gedenke aber demnächst
mit der Zubereitung des Versuchsmaterials zu beginnen.
 
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