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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Fresken der Cappella Paolina

schmücke; und dies war auch der Wille Pauls III., doch wurde die
Sache auf die lange Bank geschoben und man machte Nichts davon.
So bleiben viele Dinge unvollendet, bisweilen durch die Schuld
unentschlossener Künstler, bisweilen durch die von Fürsten, welche
zu wenig bemüht sind, sie anzuspornen."
Folgendes sind die uns erhaltenen näheren Angaben über die
Ausführung der Fresken. Im Herbst 1541 sind diese beschlossene
Sache. Der Kardinal Ascanio Parisani schreibt am 23. November
an den Herzog von Urbino (Gaye II, 290):
„Da unser Herr den Wunsch hat und entschlossen ist, dass
Michelangelo Hand anlege, seine neue Kapelle im Palast auszumalen,
aber die Verpflichtung, die er bezüglich des Grabmales des Papstes
Julius E. Exzellenz gegenüber hat, und Euer Interesse in dieser
Sache kennt, hat er mit mir davon gesprochen und mir aufgetragen,
ich solle Euch schreiben und Euch ermahnen, es so einzurichten,
dass besagter Michelangelo mit entlasteterem Gemüth Seiner Heilig-
keit dienen könne. Er wies darauf hin, dass er, mit der Aus-
malung der Kapelle beschäftigt, nicht an dem Grabmal arbeiten
könne; alt und hinfällig werde er, nach Vollendung der Kapelle,
falls er noch lebe, nicht weiter mehr arbeiten können, und da jene
drei oder vier Jahre in Anspruch nehmen werde, so sei es nöthig,
für das Grabmal in anderer Weise Sorge zu tragen."
Am 20. Juli 1542 ist die Arbeit im Gange, sie wird in einem
Briefe Vittoria Colonnas erwähnt. Am 16. November 1542 erhält
Urbino eine Provision für Farbenreiben in der Kapelle. Aus den
Jahren 1543 (22. Februar) und 1544 (15. November) erfahren wir,
dass der Meister malt. Am 12. Juli 1545 besichtigt Paul III. die
Malereien: interim papa ivit ad videndum capellam seu picturas
factas per dominum Michaelem angelum (Steinmann u. Pogatscher,
S. 399). Verbinden wir diese Nachricht mit der anderen: dass
Urbino am 10. August für Zurichtung der einen Wand bezahlt wird,
so erscheint der Schluss berechtigt, dass damals eines der beiden
Gemälde vollendet ist und das andere vorbereitet wird. In diesem
Jahre 1545 ist ein Theil der Decke der Kapelle durch Brand zer-
stört worden. Das zweite Gemälde wird im März 1 546 begonnen:
am 26. erhält Jacomo Meleghino Zahlung für Ultramarin, am 29.
Urbino für die Gerüstkosten. Auch am 1. Mai 1546 erhält Me-
leghino Geld für blaue Farbe. Weitere Nachrichten über die Arbeit
bis zum Herbst 1549 fehlen. Damals ist sie nahe der Vollendung.
Am 13. Oktober schreibt Cosimos Gesandter Serristori über das
Wohlbefinden und die Rüstigkeit des Papstes: „Seine Heiligkeit
ist so frisch, dass Sie diesen Morgen eine Sprossenleiter von zehn
oder zwölf Stufen hinaufstieg, um die Malereien zu sehen, welche
Buonarroti in der Kapelle, die Seine Heiligkeit von ihm ausführen
 
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