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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Fassade von S. Lorenzo

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Von Nelli rekonstruirt wurden die vier Statuen und die zwei
Seitenreliefs mit Legenden des hl. Laurentius. Das Andere war
vorhanden: nämlich
I. die vier quadratischen Felder oben mit aufgehängten Kränzen.
2. Die zwei oblongen Reliefs oben: je zwei Putten, einen Feston
haltend.
3. Die Reliefs in den zwei Medaillons. Eine genauere Unter-
suchung der Zeichnung ergiebt, dass das links die Kreuzi-
gung Petri, das rechts die Bekehrung Sauls darstellte.
4. Das grosse mittlere Relief: das Martyrium des Lauren-
tius. Die genauere Betrachtung ergiebt eine ähnliche, aber
figurenreichere Komposition wie in I.
5. In den vier schmalen Kompartimenten der Attika: je ein
Mediciwappen mit der Papsttiara, von zwei Putten gehalten.
In dem unteren Stockwerk sind auch von Nelli weder Statuen,
noch Reliefs angegeben. Wir dürfen aber sicher annehmen, dass
in den grösseren viereckigen Nischen Statuen von Michelangelo
geplant waren, sind auch die Nischen hier, wie im Holzmodell,
flach gehalten.
Vergleichen wir nun die Angaben des Kontraktes vom
19. Januar 1518, so entspricht wohl die Angabe von je sechs
Statuen im unteren und im oberen Geschoss und von zwei Rundreliefs
dem Modell, eine Verschiedenheit aber zeigt sich darin, dass der
Kontrakt die vier sitzenden Statuen in der Attika angiebt, an deren
Stelle im Nelli'schen Modell die Papstwappen sich befinden. Und
weiter sind in diesem nur drei Historienreliefs angegeben, während
der Kontrakt fünf erwähnt.
Die Erklärung ergiebt sich unschwer: der Papst und der
Kardinal werden nach Besichtigung des Modelles den Wunsch ge-
äussert haben, die vier Evangelisten möchten doch, wie es im
ersten Vertrag vorgesehen war, auch noch an Stelle der Wappen
angebracht und zwei Reliefs an den leeren Flächen über den
Seitenportalen hinzugefügt werden. Und mit dieser Modifikation
wurde das Modell gutgeheissen und der Kontrakt abgeschlossen.
Einige Einzelstudien zu dem definitiven Entwurf sind erhalten:
XV. Florenz, Casa Buonarroti XVIII, 51. Thode 79. Das linke
Fassadenprofil. Es stimmt genau mit dem Modell überein.
XVI. Ebendaselbst XLVII, 113. Thode 163. Eine Federskizze
des Fassadengrundrisses. Vor der Fassade ist ein Podest an-
gedeutet. Auf der Rückseite Maassangaben des Grundrisses.
XVII. Ebendaselbst XXXVI, 64. Thode 115. Frey 53. Säulenschaft ohne
Kapitäl. Mit Notizen: lunga braccia dieci grossa un braccio e
terzo senza el chollarino. Grossa un braccio e terzo senza el
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