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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Dem Meister zugeschriebene Villen bei Florenz

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Auf Michelangelos Zeichnung zurückzuführen wäre nur die
Gesamtanlage, die Säulenordnung der Hofloggia und die Fenster
an der Aussenseite des Gebäudes (mit Ausschluss der Fenster wie
der Thüren im Hofe). Etwas Bestimmtes ist aber auch hierüber
nicht zu sagen; die Möglichkeit, an einen anderen Architekten, der
Michelangelo'sche Elemente verwerthet, zu denken, bleibt. Hin-
weisen möchte ich auf einen flüchtigen Grundriss in der Casa
Buonarroti (LIV, 119. Thode 168), der einen ähnlichen Säulen-
hof (4:3) mit ihn umgebenden Räumlichkeiten zeigt, wie der
Vasari'sche.
2. Die Villa Aloisi oder del Trebbio di Pisignano
bei S. Casciano in Val di Pesa.
Nach G. Carocci (II Comune di S. Casciano in Val di Pesa,
Firenze 1892, S. 168) wurde sie 1529 von Filippo Alemanni er-
worben und von ihm und seinen Söhnen Giovanni und Galeazzo
neu erbaut. Vgl. v. Geymüller: S. 12.
Der Grundriss ist ein Rechteck, die Eintheilung regelmässig.
Die mittleren Räume — nach dem Garten zu der Saal, vor dem
eine gleich breite Loggia liegt — sind etwa doppelt so breit als
die seitlichen (drei auf jeder Seite). H. v. Geymüller sagt: „die
Bogen der Loggia sind leicht gespannt und fest und fein profilirt,
die dorischen Säulen mit Rosetten im Hals haben nichts Schweres.
Die Profilirung ist mit Verstand gezeichnet, eher einfach, aber
nirgends arm. Die Architekturformen sind aus einer Steingattung
(Pietra forte), deren braune Farbe und feine, aber sehr feste Pro-
filirung dazu beitragen, dieselbe wie aus Bronze gegossen erscheinen
zu lassen, wie dieses auch bei einigen Gebäuden der Söhne von
Baccio d'Agnolo der Fall ist. Die Konsolen der Fensterbänke und
Gesimse sind seitlich glatt ohne Profile, und vorn sind die Profile
in der ganzen Breite glatt. Die Schlusssteine der Loggia sind auch
als Konsolen gebildet, aber dagegen mit vielen zum Theil feinen
Gliedern profilirt, bei welchen eine Erinnerung an die Konsolen
Michelangelos in der Laurenziana und der Medicäerkapelle allen-
falls denkbar wäre."
Die Entscheidung über die Urheberschaft fällt mit jener be-
züglich der zwei folgenden, die den gleichen Stil zeigen, zusammen,
wie Carocci und v. Geymüller betont haben.
3. Die Villa Mazzei, früher Macchiavelli, in S. An-
drea bei Casciano, 1645 vom Kardinal Francesco Macchiavelli an
den Senator Mazzeo Mazzei verkauft (Carocci S. 87). Nur zur
Hälfte ausgeführt. Der ursprüngliche Grundriss in Vasaris d. J.
Sammlung, Abb. v. Geymüller Bl. I.
Ein grösserer rechteckiger Bau: auf jeder Schmalseite zwischen
vorspringenden Flügeln eine Loggia, die sich mit drei Bogen öffnet.
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