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Die Bauten in Rom
Modell und Entwürfe.
Auf den alten Fundamenten sollte ein neuer Bau errichtet werden,
so lautete der Beschluss der Deputati. Welcher Art war dieser
ältere Plan, der nicht zur Ausführung gelangt war? In den Vite
des Jacopo Sansovino (VII, 498) und Antonio da San Gallos (V, 454)
giebt Vasari darüber ziemlich eingehende Auskunft.
In den letzten Lebensjahren Leos X. wird der Bau, der an Herr-
lichkeit, Grösse, Kosten, Schmuck und Gestalt alle anderen damals
entstehenden Nationalkirchen überbieten soll, beschlossen. Die Sorge
für ihn übernimmt der Konsul der Florentiner, Lodovico Capponi.
Raphael, Antonio da San Gallo, Peruzzi und Jacopo Sansovino
fertigen Entwürfe. Der Papst entscheidet sich für den Sansovinos:
einen Zentralbau mit vier Tribunen (Kuppeln) an den Ecken und
einer grösseren Kuppel in der Mitte (ähnlich wie der Plan in Serlios
II. Buch). Da durch die Strasse im Osten die Ausdehnung beengt
wird, beschliesst man im Westen die Fundamente in den Tiber vor-
zuschieben. Man gab für diesen unsinnigen Gedanken, eine so
grosse Kirche in einem so wilden Flusse fundiren zu wollen, 40000
Skudi aus (im Leben des San Gallo sagt Vasari: 12 000). Bei der
Thätigkeit thut Sansovino einen Sturz und begiebt sich zur Er-
holung nach Florenz. Er überlässt die weiteren Fundamentirungs-
arbeiten Antonio da San Gallo, der sie in sehr schöner und fester
Weise ausführt und ein Modell von solcher Schönheit anfertigt,
dass die Kirche „stupendissima" geworden wäre (Zeichnungen in den
Uffizien, Vasari V, 483). Leos Tod veranlasst eine Unterbrechung
in der Thätigkeit, die unter Clemens VII. von Sansovino wieder auf-
genommen, dann aber durch den Sacco di Roma unterbrochen wird.
Die Fundamente waren mehrere Ellen hoch über das Wasser empor-
geführt. Mosca hatte für Antonio einige Kapitäle, Basen und Friese,
auch Wappen, deren eines mit der florentinischen Lilie Vasari sehr
rühmt, gearbeitet.
Michelangelo hatte also, da er die alten Fundamente benutzen
musste, einen Entwurf zentraler Art zu machen, und wir erfahren
denn auch, dass das Modell eine Rotonda darstellte (Ritratto di
Roma moderna. Rom 1689, S. 248). Dies Modell befand sich in
dem Oratorio der Kirche. So sagt der „Ritratto" und Titi (Descri-
zione di Roma 1763, S. 422). Letzterer fügt hinzu: bis 1720; dann
sei es zu Grunde gegangen. Welche Angabe durch Bottari bestätigt
wird, der 1747 schreibt, er habe es vor 20 Jahren noch gesehen;
jetzt existire es nicht mehr (Fanfani: Spigol. Mich. S. 84 und 86).
Was aus den fünf Entwürfen geworden, wissen wir nicht. Ein
Grundriss und eine Zeichnung, welche die Fassade und den Schnitt
zeigt, wurde von J. von Sandrart in seiner Teutschen Akademie
Die Bauten in Rom
Modell und Entwürfe.
Auf den alten Fundamenten sollte ein neuer Bau errichtet werden,
so lautete der Beschluss der Deputati. Welcher Art war dieser
ältere Plan, der nicht zur Ausführung gelangt war? In den Vite
des Jacopo Sansovino (VII, 498) und Antonio da San Gallos (V, 454)
giebt Vasari darüber ziemlich eingehende Auskunft.
In den letzten Lebensjahren Leos X. wird der Bau, der an Herr-
lichkeit, Grösse, Kosten, Schmuck und Gestalt alle anderen damals
entstehenden Nationalkirchen überbieten soll, beschlossen. Die Sorge
für ihn übernimmt der Konsul der Florentiner, Lodovico Capponi.
Raphael, Antonio da San Gallo, Peruzzi und Jacopo Sansovino
fertigen Entwürfe. Der Papst entscheidet sich für den Sansovinos:
einen Zentralbau mit vier Tribunen (Kuppeln) an den Ecken und
einer grösseren Kuppel in der Mitte (ähnlich wie der Plan in Serlios
II. Buch). Da durch die Strasse im Osten die Ausdehnung beengt
wird, beschliesst man im Westen die Fundamente in den Tiber vor-
zuschieben. Man gab für diesen unsinnigen Gedanken, eine so
grosse Kirche in einem so wilden Flusse fundiren zu wollen, 40000
Skudi aus (im Leben des San Gallo sagt Vasari: 12 000). Bei der
Thätigkeit thut Sansovino einen Sturz und begiebt sich zur Er-
holung nach Florenz. Er überlässt die weiteren Fundamentirungs-
arbeiten Antonio da San Gallo, der sie in sehr schöner und fester
Weise ausführt und ein Modell von solcher Schönheit anfertigt,
dass die Kirche „stupendissima" geworden wäre (Zeichnungen in den
Uffizien, Vasari V, 483). Leos Tod veranlasst eine Unterbrechung
in der Thätigkeit, die unter Clemens VII. von Sansovino wieder auf-
genommen, dann aber durch den Sacco di Roma unterbrochen wird.
Die Fundamente waren mehrere Ellen hoch über das Wasser empor-
geführt. Mosca hatte für Antonio einige Kapitäle, Basen und Friese,
auch Wappen, deren eines mit der florentinischen Lilie Vasari sehr
rühmt, gearbeitet.
Michelangelo hatte also, da er die alten Fundamente benutzen
musste, einen Entwurf zentraler Art zu machen, und wir erfahren
denn auch, dass das Modell eine Rotonda darstellte (Ritratto di
Roma moderna. Rom 1689, S. 248). Dies Modell befand sich in
dem Oratorio der Kirche. So sagt der „Ritratto" und Titi (Descri-
zione di Roma 1763, S. 422). Letzterer fügt hinzu: bis 1720; dann
sei es zu Grunde gegangen. Welche Angabe durch Bottari bestätigt
wird, der 1747 schreibt, er habe es vor 20 Jahren noch gesehen;
jetzt existire es nicht mehr (Fanfani: Spigol. Mich. S. 84 und 86).
Was aus den fünf Entwürfen geworden, wissen wir nicht. Ein
Grundriss und eine Zeichnung, welche die Fassade und den Schnitt
zeigt, wurde von J. von Sandrart in seiner Teutschen Akademie