258 Statuen und Entwürfe zu solchen
meine Angelegenheit. Mir scheint, es wäre schicklich gewesen,
Ihr hättet mich im Verlaufe der drei Jahre und sieben Monate
wenigstens mit einer Zeile wissen lassen, ob Ihr wünschtet, dass ich
noch auf die Statue eines nackten Christus rechne. Und da Ihr
nicht schreibt, glaubte ich, es wäre so, denn, wenn das Werk an-
gefertigt wurde, bedurfte es keiner weiteren Briefe. Inzwischen
habe ich es Tag für Tag erwartet, und da es nicht kam, habe ich
Euch, des grossen Interesses wegen, das ich an der Erbschaft
nehme, diesen Brief geschrieben und bitte Euch dringend: lasst mich
unverzüglich wissen, wann das Werk eintreffen wird, denn es liegt
mir Viel daran, wie ich Euch geschrieben. Nichts Anderes; Christus
behüte Euch vor dem Übel." (Frey: Briefe S. 85.)
Es scheint im Januar 1518 bei der Anwesenheit Michelangelos
in Rom zu bestimmten Abmachungen gekommen zu sein. Auf sie
und folgende Briefe spielt Vari in einem Schreiben vom 26. Juli an,
in dem er von der glücklichen Erledigung der schwierigen und zu
seinem Nachtheil ausgefallenen Erbschaftsangelegenheit Nachricht
giebt und den Meister bittet, die Vollendung der Statue zu be-
treiben, sei es auch durch Mithülfe eines Schülers; er solle dann
nur die letzte vollendende Hand anlegen. (Ebenda S. 107.) Der
Kardinal Giulio Medici hat auf eine Bittschrift hin den Termin der
Ablieferungsfrist verlängert. Am 24. November drängt Vari, der
noch keine Nachricht erhalten hat, von Neuem, da die Frist Ostern,
d. h. Mai 1519 abläuft. (Ebenda S. 125. 142 )
Michelangelos Schreiben an Lionardo Sellajo am 21. Dezember
enthält den Grund, warum er schweigt. Er befindet sich in furcht-
barer Bedrängniss wegen des Juliusdenkmales und im Konflikt
mit den Carraresen. „Auch werde ich von Metello Vari wegen
seiner Statue gedrängt; und die befindet sich in Pisa und wird
mit diesen ersten Barken kommen. Ich habe ihm niemals ge-
antwortet und will auch Euch nicht mehr davon schreiben, bis
ich nicht zu arbeiten begonnen habe; denn ich sterbe vor
Schmerz und ich komme mir wie ein Schwindler vor wider meinen
Willen."
Ein weiterer Brief Varis vom 19. März 1519 (ebenda S. 136)
wirft helleres Licht auf den gesamten Vorgang. Michelangelo hat
seinerzeit die zuerst angefangene Statue in Rom gelassen — wir
hören später, warum — und hat sich nun, um die Figur noch ein-
mal zu machen, einen neuen Block kommen lassen. „Und wenn
Ihr die Figur dort nicht gemacht habt, so lasst doch wenigstens
die in Rom vollenden." Im Nothfall solle er irgend eine andere
Figur, die sich eigne, senden. Michelangelo schweigt, und Vari
wiederholt am 6. und 7. April seine Bitten; könne Michelangelo
nicht bis zum Mai fertig werden, so möge er doch vom Kardinal
meine Angelegenheit. Mir scheint, es wäre schicklich gewesen,
Ihr hättet mich im Verlaufe der drei Jahre und sieben Monate
wenigstens mit einer Zeile wissen lassen, ob Ihr wünschtet, dass ich
noch auf die Statue eines nackten Christus rechne. Und da Ihr
nicht schreibt, glaubte ich, es wäre so, denn, wenn das Werk an-
gefertigt wurde, bedurfte es keiner weiteren Briefe. Inzwischen
habe ich es Tag für Tag erwartet, und da es nicht kam, habe ich
Euch, des grossen Interesses wegen, das ich an der Erbschaft
nehme, diesen Brief geschrieben und bitte Euch dringend: lasst mich
unverzüglich wissen, wann das Werk eintreffen wird, denn es liegt
mir Viel daran, wie ich Euch geschrieben. Nichts Anderes; Christus
behüte Euch vor dem Übel." (Frey: Briefe S. 85.)
Es scheint im Januar 1518 bei der Anwesenheit Michelangelos
in Rom zu bestimmten Abmachungen gekommen zu sein. Auf sie
und folgende Briefe spielt Vari in einem Schreiben vom 26. Juli an,
in dem er von der glücklichen Erledigung der schwierigen und zu
seinem Nachtheil ausgefallenen Erbschaftsangelegenheit Nachricht
giebt und den Meister bittet, die Vollendung der Statue zu be-
treiben, sei es auch durch Mithülfe eines Schülers; er solle dann
nur die letzte vollendende Hand anlegen. (Ebenda S. 107.) Der
Kardinal Giulio Medici hat auf eine Bittschrift hin den Termin der
Ablieferungsfrist verlängert. Am 24. November drängt Vari, der
noch keine Nachricht erhalten hat, von Neuem, da die Frist Ostern,
d. h. Mai 1519 abläuft. (Ebenda S. 125. 142 )
Michelangelos Schreiben an Lionardo Sellajo am 21. Dezember
enthält den Grund, warum er schweigt. Er befindet sich in furcht-
barer Bedrängniss wegen des Juliusdenkmales und im Konflikt
mit den Carraresen. „Auch werde ich von Metello Vari wegen
seiner Statue gedrängt; und die befindet sich in Pisa und wird
mit diesen ersten Barken kommen. Ich habe ihm niemals ge-
antwortet und will auch Euch nicht mehr davon schreiben, bis
ich nicht zu arbeiten begonnen habe; denn ich sterbe vor
Schmerz und ich komme mir wie ein Schwindler vor wider meinen
Willen."
Ein weiterer Brief Varis vom 19. März 1519 (ebenda S. 136)
wirft helleres Licht auf den gesamten Vorgang. Michelangelo hat
seinerzeit die zuerst angefangene Statue in Rom gelassen — wir
hören später, warum — und hat sich nun, um die Figur noch ein-
mal zu machen, einen neuen Block kommen lassen. „Und wenn
Ihr die Figur dort nicht gemacht habt, so lasst doch wenigstens
die in Rom vollenden." Im Nothfall solle er irgend eine andere
Figur, die sich eigne, senden. Michelangelo schweigt, und Vari
wiederholt am 6. und 7. April seine Bitten; könne Michelangelo
nicht bis zum Mai fertig werden, so möge er doch vom Kardinal