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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Der Christus in S. Maria sopra Minerva

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Medici sich eine weitere Verlängerung der Frist um einen Monat
oder mehr ausbitten. (Ebenda S. 142.)
In der zweiten Hälfte 1519 ist der Künstler an der Arbeit.
Am 13. Januar 1520 schreibt Vari: „Vor einigen Tagen brachte
mir Messer Lionardo die Kunde, dass Ihr die Statue so gut wie
vollendet habt. Das war mir sehr lieb, in Anbetracht dessen, dass
der Termin gekommen. Nun habt die Gewogenheit, sie zu vollen-
den und auch die von Euch geplante Einfassung (ornamento) zu
beendigen." (Ebenda S. 148.)
Den Auftrag, dies Tabernakel auszuführen, ertheilt der Meister
Federigo Frizzi in Rom, der am 10. März 1519 hierfür dankt und
von den Berathungen, die bezüglich der Aufstellung der Statue
stattgefunden haben, berichtet. (Ebenda S. 1 54.)
„Theuerster Freund. Ich benachrichtige Euch davon, dass
Messer Bernardo Cenci mir Euren Brief gezeigt hat, in dem Ihr
mittheilt, man solle sich wegen des Tabernakels der Statue, die
Ihr gemacht habt, an mich wenden. Ich danke Euch tausendmal
hierfür und bitte Euch, da ich in jeder Hinsicht Euch zu Diensten
bin und immer sein werde, Ihr wollet über mich befehlen, denn
ich könnte keine grössere Freude in der ganzen Welt haben, als
Etwas zu thun, was Euch lieb ist."
„Messer Bernardo zeigte mir die Maasse der Statue, nämlich
ihrer Höhe: eine gewisse Linie siebenmal, das macht neun Palmen
römischen Maasses, das Postament, das vier Finger hoch ist, mit
eingerechnet. Die gesamte Statue mit dem Postament ist neun
Palmen hoch. Und der Bischof von Porchari, Messer Bernardo,
und Metello Porchari sind zusammen in die Minerva gegangen und
haben mir die Stelle gezeigt, wo sie die Statue aufg'emauert wün-
schen, nämlich an der Kirchenwand bei der Thür, die in den
Klosterhof führt. Dort ist aber schlechtes Licht. Desswegen habe
ich ihnen davon abgeredet und gerathen, sie möchten sie an eine
der Säulen oder Pilaster im Mittelschiff bringen, da dort gutes Licht
ist; und sie sind damit einverstanden, noch ist aber Nichts end-
gültig über die Form des Tabernakels beschlossen. Ich habe ihnen
eines entworfen und versprochen, noch andere zu entwerfen, und
habe den Gedanken, die Nische des Tabernakels vier Palmen breit
zu machen, da ich glaube, dass dies genügt. Und damit man die
Statue besser sehe, beabsichtigte ich die Nische ziemlich flach zu
halten. Messer Metello Porchari hat mir mehrere Male gesagt, ich
solle Euch davon benachrichtigen, und dass er sich sehr freuen
würde zu erfahren, wann die Statue in Rom sein wird. Daher
bitte ich Euch: theilt mir mit, ob die Breite von vier Palmen für
das Tabernakel genügt und ob es Euch recht ist, wenn es geringe
Tiefe in der Rundung hat."

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