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Statuen und Entwürfe zu solchen
B. Herkules und Kakus.
Die schriftlichen Traditionen ergaben nichts Bestimmtes dar-
über, ob Michelangelo einen Entwurf auch für diese Gruppe ge-
macht, und es ist neuerdings bezweifelt worden. Zeichnungen sind
mir auch nicht bekannt geworden. Wohl aber existiren zwei kleine
Modelle, die, sicher einen Gedanken Michelangelos wiedergebend, ja
von Dessen eigener Hand, kaum anders zu deuten sind.
I. Florenz, Casa Buonarroti Nr. 3. Thode 583. Abb. Bode-
Bruckmann Taf. 531. Knapp S. 97. Stuck. Fehlen Arme
und Kopf des Herkules, sowie der Kopf und rechter Unter-
arm. In mächtiger Bewegung, den rechten Fuss nach rückwärts
auf eine Erhöhung gestellt, die Linke hoch zum Schlage aus-
holend und sich vorneigend packt Herkules mit der Linken
den Hals des Kakus, der, mit dem rechten Beine auf dem
Boden knieend, mit dem linken das linke Bein und mit dem
linken Arme den rechten Oberschenkel des Siegers umklammert.
Mit der Rechten sucht er, wie das folgende Modell zeigt, die
linke Hand des Feindes wegzuzerren.
II. London, South Kensington Museum 4108. Robinson: Italian
sculpture etc. A descriptive Catalogue, London 1862, p. 141.
Thode 604. Phot. Kensington 563. Abb. Symonds I, 438.
Knapp S. 96. Wachs. Genau dieselbe Gruppe, nur ist hier
der Kopf und rechte Unterarm des Kakus erhalten.
Dieser grossartige Entwurf, bei dem man sich gerne den ersten
Versuch solcher Gruppenbildung in des Meisters Jugendwerke: dem
restaurirten Dionysos, in Erinnerung ruft, ist dem Geiste und der
Formensprache (den schlanken Körperverhältnissen) nach so nahe
dem Sieger verwandt, dass wir die beiden Werke einander zeitlich
ganz nahe rücken müssen. In Betracht kommt entweder das Jahr
1525 oder 1528. Für das erstere und gegen das letztere könnte
die Erwägung sprechen, dass Michelangelo aus dem von Bandinelli
schon behauenen Block schwerlich diese Gestalt hätte herausarbeiten
können. Aber die Angaben darüber, wie weit Bandinelli seine
Figur schon freigelegt, sind doch nicht sicher genug, als dass man
Gewisses aussagen könnte. Dem Vertrag von 1528 nach waren
Michelangelo doch noch weitgehende Möglichkeiten gelassen.
Ist dieser Sieger nun Herkules oder Simson? Knapp nennt
seltsamer Weise, obgleich beide Modelle ganz mit einander über-
einstimmen, das eine in London Herkules, das andere Simson!
Da in dem weiter zu besprechenden Entwürfe Simson mit zwei
Philistern dargestellt und die Mehrzahl der Gegner für Simson
charakteristisch ist, dürfen wir unsere Gruppe von zwei Figuren
getrost Herkules und Kakus nennen, und sei es auch nur, um sie
deutlich von der Simsongruppe zu unterscheiden. Nicht ausgeschlossen
Statuen und Entwürfe zu solchen
B. Herkules und Kakus.
Die schriftlichen Traditionen ergaben nichts Bestimmtes dar-
über, ob Michelangelo einen Entwurf auch für diese Gruppe ge-
macht, und es ist neuerdings bezweifelt worden. Zeichnungen sind
mir auch nicht bekannt geworden. Wohl aber existiren zwei kleine
Modelle, die, sicher einen Gedanken Michelangelos wiedergebend, ja
von Dessen eigener Hand, kaum anders zu deuten sind.
I. Florenz, Casa Buonarroti Nr. 3. Thode 583. Abb. Bode-
Bruckmann Taf. 531. Knapp S. 97. Stuck. Fehlen Arme
und Kopf des Herkules, sowie der Kopf und rechter Unter-
arm. In mächtiger Bewegung, den rechten Fuss nach rückwärts
auf eine Erhöhung gestellt, die Linke hoch zum Schlage aus-
holend und sich vorneigend packt Herkules mit der Linken
den Hals des Kakus, der, mit dem rechten Beine auf dem
Boden knieend, mit dem linken das linke Bein und mit dem
linken Arme den rechten Oberschenkel des Siegers umklammert.
Mit der Rechten sucht er, wie das folgende Modell zeigt, die
linke Hand des Feindes wegzuzerren.
II. London, South Kensington Museum 4108. Robinson: Italian
sculpture etc. A descriptive Catalogue, London 1862, p. 141.
Thode 604. Phot. Kensington 563. Abb. Symonds I, 438.
Knapp S. 96. Wachs. Genau dieselbe Gruppe, nur ist hier
der Kopf und rechte Unterarm des Kakus erhalten.
Dieser grossartige Entwurf, bei dem man sich gerne den ersten
Versuch solcher Gruppenbildung in des Meisters Jugendwerke: dem
restaurirten Dionysos, in Erinnerung ruft, ist dem Geiste und der
Formensprache (den schlanken Körperverhältnissen) nach so nahe
dem Sieger verwandt, dass wir die beiden Werke einander zeitlich
ganz nahe rücken müssen. In Betracht kommt entweder das Jahr
1525 oder 1528. Für das erstere und gegen das letztere könnte
die Erwägung sprechen, dass Michelangelo aus dem von Bandinelli
schon behauenen Block schwerlich diese Gestalt hätte herausarbeiten
können. Aber die Angaben darüber, wie weit Bandinelli seine
Figur schon freigelegt, sind doch nicht sicher genug, als dass man
Gewisses aussagen könnte. Dem Vertrag von 1528 nach waren
Michelangelo doch noch weitgehende Möglichkeiten gelassen.
Ist dieser Sieger nun Herkules oder Simson? Knapp nennt
seltsamer Weise, obgleich beide Modelle ganz mit einander über-
einstimmen, das eine in London Herkules, das andere Simson!
Da in dem weiter zu besprechenden Entwürfe Simson mit zwei
Philistern dargestellt und die Mehrzahl der Gegner für Simson
charakteristisch ist, dürfen wir unsere Gruppe von zwei Figuren
getrost Herkules und Kakus nennen, und sei es auch nur, um sie
deutlich von der Simsongruppe zu unterscheiden. Nicht ausgeschlossen