Der Traum 381
this dreaming life or living dream man, who here reposes on a
slippery globe, surrounded by a sad variety of tempting and transi-
tory or visionary hopes and fears, shall awaken to mental and lasting
reality at the sound of the trumpet from above." Der Jüngling
scheine nicht zu begreifen. Die Figur des Neides verzehre ein Herz.
Die Masken werden von Mrs. Jameson (Handbook to public Galleries.
London 1842) als Embleme der nun bei Seite gelegten Illusionen
gedeutet. Die Trompete des Jüngsten Gerichtes erwecke den
Menschen aus dem Traum des Lebens und der Leidenschaften.
Charles Blanc nennt die Masken die Embleme der verschiedenen
Alter und Bedingungen des Lebens, der Leidenschaften und Eitel-
keiten. Das Leben findet er folgendermaassen geschildert: der Jüng-
ling, Tafelfreuden sich ergebend, erträumt vage Träume von Ehr-
geiz und Ruhm, dann gewinnt er die sinnlichen Freuden lieb: er
liebt und minnt, ist umgeben von den Sorgen der Familie. Hierauf
fesselt ihn die Welt. Er verliert den Adel seiner Jugend und wird
unehrlich. Zuletzt geht er ins Grab und lässt Kinder zurück, den-
selben Lebenslauf zu führen. Harford betont den in des Jünglings Stel-
lung sich ausdrückenden ernsten Wunsch und festen Entschluss, in dem
von oben herabstrahlenden Licht transzendenter Glorie zu wandeln.
Holt hielt es für undenkbar, dass Michelangelo nur Laster dar-
gestellt, also die Moral ausgesprochen habe: Alles ist schlecht und
keine Verzeihung ist zu erhoffen. Aus seinem Bilde — das Bron-
zino'sche in Florenz kannte er nicht — entnimmt er, der Meister
habe nicht nur die dunklen, sondern auch die hellen Seiten des
Lebens geschildert. Letztere in den Szenen links: Nahrung und
Schlaf in Einfachheit und Mässigkeit, gesetzmässige Kindererzeugung
unter dem Schutze der Kirche, Freuden der Familie, Freundschaft
und Alter. Rechts: Geiz, Rache, Todtschlag, Gewaltthat, Diebstahl,
Apathie, Gewissensbisse und tödtlicher Schrecken. Der Jüngling
sei der gute Christ, der alle Masken der Heuchelei bei Seite gethan
und so wenig auf die Welt vertraut, dass die Glaskugel ungebrochen
bleibt. Ihm wird das Jüngste Gericht von dem Engel mitgetheilt,
und er ist freudig bereit, dem Rufe zu folgen.
Es ist unnöthig, näher nachzuweisen, wie falsch diese Erklärung
ist. Die Veränderungen in Bronzinos Kopie und in dem Bilde Holts
sind dem Geiste Michelangelos und seiner Komposition zuwider-
laufende Abschwächungen des unerbittlichen Gedankens, der hier
Ausdruck gefunden hat. Die Idee der Darstellung ist aus der Be-
schäftigung mit dem Jüngsten Gerichte, in Sonderheit der Tod-
sünden, hervorgegangen. Sie auf Dante zurückzuführen, wie Stein-
mann will, liegt kein Anhalt vor — ich glaube: auch nicht auf irgend
eine andere unbekannte litterarische Quelle. Wenigstens erklärt
sich die Konzeption vollständig aus Gedanken, die dem Meister
this dreaming life or living dream man, who here reposes on a
slippery globe, surrounded by a sad variety of tempting and transi-
tory or visionary hopes and fears, shall awaken to mental and lasting
reality at the sound of the trumpet from above." Der Jüngling
scheine nicht zu begreifen. Die Figur des Neides verzehre ein Herz.
Die Masken werden von Mrs. Jameson (Handbook to public Galleries.
London 1842) als Embleme der nun bei Seite gelegten Illusionen
gedeutet. Die Trompete des Jüngsten Gerichtes erwecke den
Menschen aus dem Traum des Lebens und der Leidenschaften.
Charles Blanc nennt die Masken die Embleme der verschiedenen
Alter und Bedingungen des Lebens, der Leidenschaften und Eitel-
keiten. Das Leben findet er folgendermaassen geschildert: der Jüng-
ling, Tafelfreuden sich ergebend, erträumt vage Träume von Ehr-
geiz und Ruhm, dann gewinnt er die sinnlichen Freuden lieb: er
liebt und minnt, ist umgeben von den Sorgen der Familie. Hierauf
fesselt ihn die Welt. Er verliert den Adel seiner Jugend und wird
unehrlich. Zuletzt geht er ins Grab und lässt Kinder zurück, den-
selben Lebenslauf zu führen. Harford betont den in des Jünglings Stel-
lung sich ausdrückenden ernsten Wunsch und festen Entschluss, in dem
von oben herabstrahlenden Licht transzendenter Glorie zu wandeln.
Holt hielt es für undenkbar, dass Michelangelo nur Laster dar-
gestellt, also die Moral ausgesprochen habe: Alles ist schlecht und
keine Verzeihung ist zu erhoffen. Aus seinem Bilde — das Bron-
zino'sche in Florenz kannte er nicht — entnimmt er, der Meister
habe nicht nur die dunklen, sondern auch die hellen Seiten des
Lebens geschildert. Letztere in den Szenen links: Nahrung und
Schlaf in Einfachheit und Mässigkeit, gesetzmässige Kindererzeugung
unter dem Schutze der Kirche, Freuden der Familie, Freundschaft
und Alter. Rechts: Geiz, Rache, Todtschlag, Gewaltthat, Diebstahl,
Apathie, Gewissensbisse und tödtlicher Schrecken. Der Jüngling
sei der gute Christ, der alle Masken der Heuchelei bei Seite gethan
und so wenig auf die Welt vertraut, dass die Glaskugel ungebrochen
bleibt. Ihm wird das Jüngste Gericht von dem Engel mitgetheilt,
und er ist freudig bereit, dem Rufe zu folgen.
Es ist unnöthig, näher nachzuweisen, wie falsch diese Erklärung
ist. Die Veränderungen in Bronzinos Kopie und in dem Bilde Holts
sind dem Geiste Michelangelos und seiner Komposition zuwider-
laufende Abschwächungen des unerbittlichen Gedankens, der hier
Ausdruck gefunden hat. Die Idee der Darstellung ist aus der Be-
schäftigung mit dem Jüngsten Gerichte, in Sonderheit der Tod-
sünden, hervorgegangen. Sie auf Dante zurückzuführen, wie Stein-
mann will, liegt kein Anhalt vor — ich glaube: auch nicht auf irgend
eine andere unbekannte litterarische Quelle. Wenigstens erklärt
sich die Konzeption vollständig aus Gedanken, die dem Meister