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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Das „Noli me tangere" 1531

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dies kann Michelangelo nur zu Gute kommen." (Frey, Dicht. S. 508,
Reg. 25. Figiovannis unartikulirte Briefe wörtlich zu übersetzen, ist
unmöglich, man kann, will man den Sinn verständlich machen, nur
ungefähr an den Wortlaut sich halten.)
Der Besteller des Gemäldes war Alfonso Davalos, Marchese
di Guasto, einer der Truppenführer im kaiserlichen Heere, der
Vorwurf des Bildes das „Noli me tangere". Dies sagt uns der
folgende Brief, aber auch Vasari im Leben des Michelangelo und
in dem des Pontormo, wo er seinerseits bemerkt, den Vermittler
habe Fra Niccolö da Magna, d. h. Nicolaus von Schomberg, Gouver-
neur von Florenz (Erzbischof von Capua), gespielt. Figiovanni
schreibt im Spätsommer oder Herbst 1531:
„Seine Excellenz von Capua sandte heute Morgen nach mir
und sagte mir: Seine Excellenz der Herr Marchese del Vasto wird
heute Abend oder morgen hier eintreffen. Euer Michelangelo wird
damit einverstanden sein, dass er seines heiligen Werkes Figuren
(offenbar die Medicistatuen) und das Magdalenengemälde sehe.
Ich erwiderte ihm, Ihr wünschtet nicht weniger Seiner Excellenz,
als dem Papste zu Willen zu sein, und würdet dem Befehl, die
Werke zu zeigen und ihm sein geliebtes Bild zu geben, Euch nicht
entziehen. Er beschwor mich mit aller Gewalt, ich solle ihm sagen,
ob ich wüsste, ob die Tafel der Magdalena in Farben ausgeführt
wäre. Worauf ich, bezüglich der Farben und des Geschmackes,
nichts Anderes zu erwidern wusste, als dass der Karton beendet
sei, und Michelangelo habe ein Wunder gethan, ihn so schnell aus-
zuführen und dabei so gut, dass es ein würdiges Werk sei. Ist
das, was ich gesagt, Euch recht, so macht es mir Freude; wenn
nicht, so verzeiht mir." (Frey: Dicht. S. 508. Reg. 27.)
Die direkten Verhandlungen des Künstlers mit dem Marchese
führten dazu, wie Vasari erzählt, dass auf des Ersteren Rath Davalos
den Karton von Pontormo in Farben ausführen liess. Dass dies
in Michelangelos Atelier geschehen sollte, sagt eine Stelle in einem
Briefe Figiovannis (kurz nach dem 27. Okt., Frey S. 509. Reg. 28):
„der ehrwürdigste Erzbischof von Capua freute sich sehr, als ich
ihm sagte, Ihr wünschtet, der Meister Maler solle die von Euch
gemachte Zeichnung in Eurem Hause ausführen."
Derselbe Pontormo fertigte nach dem Karton noch ein zweites
Gemälde an: „als Jacopo das Werk vollendet hatte, wurde es wegen
des grossen Stiles der Michelangelo'schen Zeichnung und des
Kolorites Jacopos für ein seltnes Werk gehalten. Der Herr Alessandro
Vitelli, der damals in Florenz Hauptmann der Garde war, liess sich
daher von Jacopo ein Gemälde nach dem gleichen Karton machen,
das er nach Cittä di Castello sandte und dort in seinem Hause
aufhängen liess." (Vasari VI, 277.)
 
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