Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/thode1908bd2/0501

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Grablegung Christi, Gemälde in der National Gallery zu London 485

von Maria im Rücken aufrecht gehaltenen Christus zeigt. Ich
bespreche sie weiter unten (Kap. XXI, Nr. VIII). Im Gemälde
zeigen sich einige Abweichungen in dem Oberkörper: er ist
senkrechter gehalten und mehr in Verkürzung gesehen, die
rechte Schulter ist mehr erhoben, der linke Arm mehr ge-
senkt, der Kopf in Frontansicht gegeben.
II. Paris, Louvre Nr. 726. Thode 492. Ber. 1742. Phot. Giraudon.
Feder. Studie des Nackten für die links knieende Frau.
Das Haar ist hier in einem breiten Zopf um den Kopf gelegt.
In der Rechten hält sie die Dornenkrone, in der Linken Nägel.
Berenson, der die Beziehung zum Gemälde nicht erkannte,
meinte, es sei eine Zeichnung Passarottis nach einer Studie
für die Sixtinische Decke.
Auf den ersten Blick war auch ich geneigt, die Hand eines
Anderen hier zu finden. Bei einem Vergleiche genauerer Art aber
gelangte ich zur festen Überzeugung, dass es eine ächte Zeichnung
etwa aus dem Ende der florentinischen Periode (1507, 1508) oder
der Zeit der Sixtinischen Deckenmalerei ist. Genau dieselben Eigen-
thümlichkeiten der flotten, breiten Federführung in kräftigen Kreuz-
schraffirungen einerseits und in den der Rundung der Formen
folgenden Faserstrichen andrerseits finden sich
I. in den Studien zur Madonna auf dem Blatte im Berliner Kupfer-
stichkabinet. (s. oben I, S. 112, Nr. 5.)
2. In dem Oxforder Drachen (Nr. 13. II, S. 112, Nr. VI.)
3. In der Prudentia in Chantilly. (II, S. 348.)
4. In den Pariser Studien für einen Sieger des Juliusdenkmales,
Nr. 114. (I, 158, Nr. XX.)
5. In der Studie für den Sieger ebendaselbst Nr. 689. (I, S. 159,
Nr. XXIL)
6. In dem liegenden Mann in der Albertina Nr. 138. (I, S. 148,
Nr. XXXVII a.)
7. Im Kopf eines Mannes in Mütze, Oxford 2 v.
8. In dem bekannten Faunskopf in Paris, Louvre. Nun weiss ich
wohl, dass verschiedene dieser Zeichnungen, zu denen noch
weitere hinzugefügt werden könnten, von Morelli, Wickhoff
und Berenson anderen Künstlern, vornehmlich Bandinelli, zu-
gewiesen werden. Dieser Bandinelli aber scheint mir will-
kürlich konstruirt zu sein. Für die Ächtheit aller Blätter dieser
Gruppe sprechen die unangefochtenen unter 1, 2 und 7 an-
geführten Zeichnungen.
Berensons Behauptung, der herrliche Röthelkopf in der Casa
Buonarroti (I, 7- Thode 16. Ber. 1401. Abb. Ber. pl. CXXIX) sei
eine Studie für diese Frau, muss ich zurückweisen. Er ist, ab-
weichend von dem im Bilde, im Gegensinne und stark gesenkt ge-
 
Annotationen